Frikadellen vom Schwein

Wenn mich jemand nach den Privilegien des Alters fragen würde, fiele mir spontan ein, dass man seine über Jahre gepflegten Vorurteile noch einmal überdenken und zu neuen Einsichten kommen kann. Frikadellen aus Schweinehack sind auch so ein klassischer Fall von jugendlicher Arroganz. Die habe ich ewig und drei Tage für Dreck gehalten, weil sie vom Schwein sind und ich hätte Stein und Bein geschworen, dass sie mit Rind 1000 mal besser wären. Rind hat sicherlich auf einem Hamburger eine Daseinsberechtigung, aber wenn ich ganz ehrlich bin, dann ist eine Frikadelle aus Schweinefleisch deutlich saftiger, zarter, kompakter, homogener und durch den Fettanteil auch geschmackvoller.

Zutaten:

2 Kilo Schweinehack
1 Zwiebel
3 Lauchzwiebeln
3 Knoblauchzehen
Salz
Pfeffer
Zucker
300 Gramm Paniermehl
2 Eier
100 Milliliter Milch
Petersilie

Bei mir war zu diesem Zeitpunkt Sonntag und wir hatten an dem Tag eine Menge auf dem Zettel. Deswegen habe ich die Frikadellen schon gleich gegen Mittag nach dem Aufstehen gemacht, damit ich die zum Abendessen nur noch fertigstellen musste.
Schweinehack in eine Schüssel geben.

Zwei Eier aufschlagen
Lauchzwiebeln zerkleinern. Zwiebel abziehen.
Zwiebel zerkleinern.
Drei Knoblauchzehen hacken

Zucker in die Pfanne geben und die Zwiebeln, Knoblauch und die Lauchzwiebeln anbraten
Ich hatte irgendwie keine Lust auf Fett, deswegen habe ich einfach eine kleine beschichtete Pfanne benutzt und jetzt auch noch Salz und Pfeffer zum Würzen genommen.
Wenn das Gemüse glasig ist, kommt es zum Hackfleisch.
Einen Moment Zeit lassen, das zu kneten, weil das Gemüse knallheiß ist.
Paniermehl zum Hack geben
Milch dazu gießen
1 Teelöffel Salz, Pfeffer nach Geschmack
Petersilie hacken
Petersilie kommt ebenfalls in die Schüssel zu den anderen Zutaten

Alle Zutaten gründlich miteinander verkneten. Gerne noch mal probieren, ob genug Salz und Pfeffer drin sind.
Meine Edition 8 Pfanne von diePfanne.com auf der größten Platte heiß werden lassen und in der Zwischenzeit Frikadellen formen. Ich habe circa 100 Gramm pro Frikadelle genommen.
Weil Schweinehack fett genug ist, nehme ich kein extra Fett zum Anbraten. Wenn die Pfanne so heiß ist, dass das Fleisch richtig zischt, wenn man es hineinlegt, drehe ich den Herd von Vollgas auf 3/4 runter und brate die Frikadellen 3 Minuten pro Seite.
Die müssen nach dem beidseitigen Anbraten noch nicht durch sein, weil ich die Frikadellen erst am Abend brauche und die wegen der größeren Menge, auf einem Backblech im Ofen bei geringer Hitze weiter garen lasse. Bei zwei Kilo Fleisch hat man circa vier Pfannenladungen. Da stellt man, wenn man die Frikadellen sofort essen möchte, einfach den Backofen auf 100 Grad ein und legt die Frikadellen nach sechs Minuten in der Pfanne auf das Blech und lässt sie noch für 15 Minuten im Backofen ziehen.
Hier seht Ihr vorne das Blech mit den Frikadellen, die schon gebraten sind, hinten in der Pfanne liegt die nächste Ladung.
So kann man die Frikadellen auch gut vorbereiten, wenn man mal mehrere Leute zu Gast hat und dann nicht bei Null anfangen möchte, sondern die nur noch mal durchwärmen lässt. Bei 100 Grad im Ofen sollten es mindestens 30 Minuten sein, wenn sie wieder abgekühlt sind, es kann aber auch eine Stunde sein, ohne dass irgendwas kaputt geht, oder zäh wird, wenn man für die anderen Zutaten noch Zeit braucht.
Ein angenehmer Braunton, der nicht verbrannt ist und auch nicht zu blass. Meine Kinder haben die Frikadellen förmlich inhaliert und als lustige Randnotiz, hatte ich wieder mal kurz vergessen, dass meine Kinder Ihre Sprache in Berlin lernen und die kleineren erst rumbockten und keine Frikadellen essen wollten, bis die beiden älteren dann sagten, dass das Buletten wären und keine Frikadellen. Egal, wichtig ist, dass es jemand isst.

Die passen immer und da diskutiert man wegen der Inhaltsstoffe nur mit Moslems und Vegetariern. Super zart und richtig geschmackvoll mit dem frischen verkneteten Gemüse.  Die kann man mit dem Hackfleisch natürlich auch auf Holzkohle grillen. Das ist echt alles andere als Dreck, sondern so erinnern sie mich ein bisschen an meine Kindheit, wenn man sich gute beim Metzger gekauft hat, weil  zuhause keiner einen richtigen Garpunkt gefunden hat.
Ich wünsche viel Spaß beim Nachkochen und einen guten Appetit.

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6 Kommentare

  • kochaddict

    2 Kilo Hack is schon ne Ansage..kann man die easy einfrieren?

  • Sabine

    Hallo Jörg!
    Deine Art zu kochen gefällt mir und inspiriert mich sehr.
    Ich könnte mir vorstellen, dass dir meine Buletten auch taugen/ gefallen:

    Ich mache Buletten (und so nenne ich sie wirklich schon seit jeher, obwohl wir hier in Österreich Faschierte Laberln dazu sagen) immer ganz schnörkellos, ohne Zwiebelanrösterei. Koche etwas Wasser auf, gebe einen Suppenwürfel und die Brösel dazu. Lasse es abkühlen bzw. aufquellen. Dann kommen der gepresste Knoblauch, jede Menge Majoran und (je nach Hackfleischmenge) ein oder zwei Eier dazu und mische das ganz einfach zum Fleisch. Alle Geschmackszutaten sind wunderbar homogen und leicht mit dem Fleisch zu vermischen. Und wichtig ist ganz viel Majoran! Dann nochmals abschmecken, evtl. Salz und natürlich Pfeffer. Flache Leibchen formen, diese In Brösel wälzen (dann werden sie schön knusprig/kross) und ab in die Pfanne ins heiße Fett.

    Und das werde ich bald mal mir Schweinefleisch probieren, Danke für deine Idee und liebe Grüße aus Wien!

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