Russischer Hackfleischtopf

Ich habe von einer meiner Lieblingsleserinnen Michaela eine ganz große Kiste mit Kochkarten bekommen. Ich denke, dass sie irgendwann aus den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts stammen. Irgendwann wird höchstwahrscheinlich niemand mehr Kochkarten kennen, so wie Wählscheibentelefone. Ohne Internet hatte man damals echt nur wenig Chancen an Kochrezepte zu kommen, die nichts mit denen von Mutter, oder Oma zu tun hatten, es sei denn man hatte eine Tageszeitung, die so eine Rubrik hatte, oder man konnte Kochbücher kaufen, mit deren Authentizität es meistens nicht weit her war. Sowas habe ich hier auch noch stehen und es ist echt toll zu sehen, was es in verschiedenen Epochen für Sichtweisen auf die Nahrung gab und was damals Stand der Dinge war. Deswegen habe ich für Euch hier eine Kochkarte nachgekocht mit dem Namen russischer Hackfleischtopf.

Zutaten:

1 Kilo Rinderhack
20 Gramm Butter
2 Knoblauchzehen
4 Zwiebeln
2 Stangen Porree
Tomatenmark
700 Milliliter Brühe selbst gemacht (anklicken)
2 Esslöffel Senf (anklicken)
2 Esslöffel Paprikapulver
1 Teelöffel Salz und dann mal schauen
2 Esslöffel Pfeffer aus der Mühle
saure Sahne oder Schmand

Russischer Weisskohlsalat mit Möhren (anklicken)

Ich nehme an, dass das Russische an dem Rezept der Senf und der Porree sind. Andere würden jetzt schon wieder rumposaunen, dass sie ne Bolognese gemacht haben, für die ganz geilen wäre es sicherlich eine Carbonara. Ich frage nicht mehr, warum die Dummen dumm sind, sondern trinke lieber noch einen Wodka, als Antwort auf die Frage was daran jetzt spezifisch russisch ist. So war das damals eben

Zwiebeln häuten
Die gehäuteten Zwiebeln zerkleinern
Von links bis kurz über den Boden einschneiden
Das gleiche noch einmal von rechts.
Einmal quer schneiden, schon hat man Zwiebelwürfel
Butter im Topf erhitzen, Herd läuft volle Pulle
Zwiebeln hinein geben.
Zwei Knoblauchzehen abziehen.
Knoblauch hacken und ebenfalls in den Topf zu den Zwiebeln geben.
Mein Hackfleisch habe ich aus Rindersuppenfleisch vor meinen Augen beim Mix Markt Marzahn wolfen lassen.
Hackfleisch vor dem Garen ordentlich verkneten, damit es nicht die Regenwürmer im Topf gibt, wie bei den Asis.
Wenn Zwiebeln und Knoblauch glasig gebraten sind, kommt das Hackfleisch hinzu.
Hackfleisch dazu geben. Herd läuft immer noch auf Volldampf Hackfleisch anbraten dauert bei der Menge ca 15 Minuten, bis es Farbe bekommt.
Zwei Stangen Porree häuten und zerkleinern. Erst einmal zur Seite stellen. Wir arbeiten nur vor.
Hier schon zerkleinert.
1 Teelöffel Salz
2 Esslöffel Senf
1/2 Tube Tomatenmark
2 Esslöffel Paprikapulver (gerne scharf)
Alle Zutaten miteinander vermischen.
Geschnittenen Lauch / Porree dazu geben.
Brühe dazu kippen.
Alles verrühren und kurz aufkochen, dann die Temperatur auf Minimum runter.
Wichtig! MIT Deckel 15 Minuten simmern lassen.
Das sieht dann so aus.
Damit das Gericht nicht zu mager wird, habe ich mir extra vom Russenmarkt Schmand mit 30 % Fett geholt. Man kann natürlich auch saure Sahne mit 10 % verwenden.
Ich habe das gleich nach dem Kochen im tiefen Teller mit meinem russchischen Weißkohlsalat mit Möhren serviert und den Schmand an der Seite gereicht. Ich bin im Moment nicht so auf schwere Kohlehydrate die so im Magen rumpeln, aber Reis oder Nudeln werden dazu empfohlen.
Schmeckt saugeil. Richtig deftig, sehr vollmundig vom Senf
Ich habe wieder mal nach Mitternacht gekocht und es am nächsten Abend für die Familie in 30 Minuten auf der kleinsten Platte, kleinste Flamme mit Deckel erhitzt. Ist auch da super angekommen.

Das ist durch die einfache und recht schnelle Art der Zubereitung auch für die Woche gut geeignet. Man kann damit auch mal einen Geburtstag bespielen, oder wenn Gäste kommen. Mir hat das jedenfalls überraschend gut geschmeckt.
Viel Spaß beim Nachkochen und einen guten Appetit.

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23 Kommentare

  • Manuela Löffler

    … die rezepte von den karten sind toll, ich kenn die von meiner mama… da gibt’s auch n rezept für überbackenes kassler… hab ich danach auch nie wieder entdeckt… aber das ist die einzige art, wie ich kassler mag… schau mal ob du das findest, wenn net, schick ich es dir… aber das russische rezept ist toll, schon mehrmals nachgekocht…

  • Claudia

    Grossartig. ? an diese karte kann ich mich noch erinnern, die lag bei oma rum. Und ich kann mich noch an das gericht erinnern. War lecker… ♥

  • Nicole

    Ich habe etwas überlegt warum du zwei Stunden Porree geputzt hast….
    Funde den Fehler ???

  • Sascha Wüstemann

    Alt werden ist nix für Feiglinge!

  • Fabienne

    Hallo,
    Ich hatte mal genau diese Rezeptkarte vor hundert Jahren. Jetzt habe ich nach einem Rezept gegoogelt und das Original hier gefunden. Toll. 👏😀 Ich freue mich, es gleich nach zu kochen. Vielen Dank!

  • Barbara Paschel

    OMG! Das Rezept hab ich gesucht 😄 Meine Mutter hatte auch diesen Kasten und der Russische Hackfleischtopf war so lecker. Den Kasten gibt es nicht mehr und die Karte auch nicht, dass ich das hier finde echt klasse. Jetzt weiß ich, was es am Wochenende zu essen gibt. Liebe Grüße, Barbara

  • Hallo Jörg,

    rate, was wir gerade essen?
    Genau: Russischen Hackfleischtopf nach exakt diesem Kochkartenrezept. Ich habe meine Karten leider irgendwann mal ins Nirwana geschickt, aber dieses Rezept hat überdauert.

    Liebe Grüße und frohe Ostern,

    Britta

  • Das habe ich heute in der Küchenschlacht im ZDF gesehen und mich an meine Kochkarten vor 35 Jahren erinnert. Seitdem nicht mehr gegessen. Damals war das eines meiner studentischen Lieblingsgerichte. Das russische daran ist vor allem die saure Sahne 😉

  • Na super!!!! Bin weit weg von zuhause und hab die Karte nicht gefunden. dachte suchst einfach mal im Netz nach dem Russischen Hackfleischtopf, den ich hin und wieder nach der Karte in den 80er jahren gekocht habe. Und siehe da ich finde ein Bild der Karte und Dein abgedrucktes Rezept. Klasse. Also morgen gibts den Topf. Die Zutaten sind bereits gekauft!!! Danke
    Im übrigen koch ich mittlerweile profesionell im eigenen Restaurant. Aber nicht russisch sondern u.a. schwäbisch
    facebook: http://www.charlys-bar.com

    • Hallo Charly, unverhofft kommt oft ;-). Lustig wie das Leben manchmal so spielt. Tolle Geschichte. Bist Du in Nicaragua? Mein PC Spezialist in Berlin kommt auch von da.
      Gruß
      Jörg

  • Pingback: Russischer Hackfleischtopf | Brittas Kochbuch

    • sehr geil ;-). ich wusste echt nicht was das für ein schatz ist. meine frau hat mich dann irgendwann genötigt diese karten zu entsorgen, weil ich aus dem ganzen kasten nur ein rezept gekocht habe (dieses hier). im moment koche ich gerade die meisterkochkarten durch.

  • Lara

    Ich kenne die Karte noch von meiner Oma! Das Gericht wurde damals immer samstags aufgedeckt wenn alle 6 Enkel bei ihr waren. Wir haben es geliebt und lieben es nach wie vor 😍 schön es hier im Internet wiedergefunden zu haben, die Karten existieren bei uns leider nicht mehr.

    Liebe Grüße und danke fürs teilen

  • Brigitte Leske

    Die Karte und auch das Kassler Rezept haben bei mir überlebt 😊. Koche mehrmals im Jahr danach. Beides super lecker 👍

    • Ach toll, manchmal komme ich mir vor wie auf einer einsamen Insel mit diesen Rezeptkarten. Wie bist Du hier gelandet? Nur aus reiner Neugierde gefragt?

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