Bolognese aus Linsen – mit ohne Fleisch

Die Soße würde mir noch besser schmecken, wenn sie einen anderen Namen hätte. Ragu alla Bolognese hat ein festgelegtes Rezept bei der Handelskammer von Bologna und den Dummheitsgrad anderer Menschen, kann man immer sehr gut daran erkennen, wie sehr sie darauf bestehen, dass das jeder selbst bestimmen kann, was er in seine Bolognese packen kann. Kann er / sie eben nicht, weil es ein verbrieftes Rezept ist. Jeder kann die Soße kochen, die er essen möchte, aber man kann sie eben nicht wahllos Bolognese nennen, wenn sie die Voraussetzungen nicht erfüllt. Ich hatte die ersten fünf Jahre bei meinem Dönermann das gleiche Problem. Erst hieß ich Dirk, dann jahrelang Jens, bis denen mal irgendwer zugeflüstert hat, dass ich Jörg heiße. Bei Bolognese hätte ich denen jedenfalls vorher schon mal was gesagt, da kenne ich nichts. Und die hier kommt auch noch ohne Fleisch daher.

Zutaten:

250 Gramm rote Linsen
1/2 Staudensellerie
2  Möhren
1 Gemüsezwiebel
100 Milliliter  Tomatenmark
400 Milliliter Gemüsebrühe (anklicken)
Petersilie
100 Milliliter trockener Weißwein
100 Milliliter Milch
Hartkäse zum Reiben
Olivenöl
1 Teelöffel Salz
1 Teelöffel Pfeffer
3 Lauchzwiebeln
2 Lorbeerblätter
2 Wacholderbeeren
Staudensellerie zerkleinern
Olivenöl im Topf erhitzen
Am Anfang läuft der Herd volle Pulle auf der größten Platte.
Staudensellerie anschwitzen
Möhren zerkleinern
Längs, quer, würfeln
Zum Staudensellerie in den Topf geben.
Gemüsezwiebel abziehen
Halbieren
Längs einschneiden
Dann quer in kleine Stücke schneiden.
Mit dem restlichen Gemüse unter Volldampf im Topf garen und mit ein paar Röstaromen versorgen
100 Milliliter Tomatenmark.
Untermischen
Lorbeerblätter und Wacholderbeeren
Das gehört zu einem Schmorgericht einfach dazu
1 Teelöffel Salz als Grundwürze. Wem nach dem Einkochen der Soße noch Salz fehlt, der salzt halt noch nach.
Pfeffer und dann reduziert ihr das Gemüse erstmal 30 bis 45 Minuten bei mittlerer Hitze, damit es Wasser und somit Volumen verliert. Der Geschmack tritt hervor. Ich habe ein paar Rezepte für Linsenbolognese gelesen, bei denen ich sofort wusste, dass die Leute, das auch nicht mit Fleisch gescheit gekocht hätten, denn das ist ein Schmorgericht! Das steht nicht in 25 Minuten auf dem Tisch, weil dann ist es nämlich genau so scheiße, wie die es präsentieren. Wässerig, ohne Eigengeschmack, ohne Schmoreigenschaften. So nen Schrott würde ich keinem hinstellen und wenn danach einer sagt, dass es nicht geschmeckt hat, dann weiß ich auch warum, ohne es probiert zu haben. Dinge dauert halt so lange wie sie dauern. Deswegen kocht man so ein Gericht auch schon einen Tag vorher, um nicht unter Zeitdruck zu stehen, damit es im Topf übernachten kann und sich Geschmack bildet und und und.
100 Milliliter trockener Weißwein
Das war jahrelang normal im Rezept aus Bologna. Mittlerweile nehmen sie Rotwein. Da ich mich nicht gerne dem Diktat der Doofen beuge, bleibe ich bei Weißwein. Konnte sich halt keiner vorstellen, dass man zu Tomaten Weißwein nimmt und da hat sich die Masse mit Rotwein durchgesetzt. Ich bin diesbezüglich das gallische Dorf.
Man kann den Weißwein übrigens durch nichts ersetzen, falls Euch die Frage drängt.
100 Milliliter Milch
Die gehört auch in ein Ragu alla Bolognese. Schon immer.
Hier kommt unser Hackfleischersatz, in Form von 250 Gramm roten Linsen
Ist mir deutlich lieber als so ein Industrieschrott aus Eiweißklebepampe mit viel Chemie, von einem der üblichen Verdächtigen, am liebsten noch von Nestlé.
Ab in den Topf damit.
Selbst gemachte Gemüsebrühe
Somit haben die Linsen dann auch genug Flüssigkeit zum Aufgehen
Deckel auf den Topf legen, auf die kleinste Platte umziehen und bei geringster Hitze 30 Minuten köcheln lassen.
Das muss so dick sein, wie eine gute Bolognese. Nicht mehr flüssig, sehr dick, sehr sämig, sehr rund im Geschmack. So übernachten lassen, oder wenn die Zeit drängt auch am gleichen Tag servieren.
Ich habe am nächsten Tag wieder aufgewärmt.
Petersilie hacken und Lauchzwiebeln zerkleinern.
Das mischen wir erst beim Servieren unter und das ist ein super schönes Zusammenspiel vom sehr kompakt verkochten Gemüse und diesen knallfrischen Komponenten
Bolognese wird traditionell in Italien mit Bandnudeln, oder Tagliatelle gegessen.
Ein gutes Stück Hartkäse habe ich auch. Die Soße ist bis zu der Stelle jedenfalls vegetarisch.
Nudeln sind fertig
Frisches Grünkraut in die Soße mischen und noch einmal abschmecken. Das leicht mehlige der Linsen bekommt man am besten mit Salz und Pfeffer weg.
Nudeln und Soße auf einem tiefen Teller anrichten.
Mit Hartkäse, oder Sägespänen, oder was Vegetarier so nehmen bestreuen. Ich glaube geriebene Cashewnüsse sind bei Vegetariern als Parmesanersatz hoch im Kurs
Natürlich waren wieder mal alle skeptisch, wenn es sowas ohne Fleisch gibt, aber da muss meine Kinderbande jetzt durch. Wer große Reden schwingt von Nachhaltigkeit und moderatem Fleischkonsum und gegen Massentierhaltung, muss auch in der Lage sein neue Gerichte zu probieren und bei Gemüsen den Horizont zu erweitern, die man sonst nie so mochte. Das haben meine Kinder aber wirklich gut gemacht. Meine Frau hat das Gericht ausdrücklich gelobt. Mein Fazit, natürlich sind Linsen kein Rinderhack, aber die Anmutung ist schon mal nicht schlecht. Wer sonst keine Schrottbolo aus der Tüte mit mistigen Zutaten verbricht, der wird auch diese Soße zum Klingen bringen. Die schmeckt wirklich gut. Man müsste sie nicht unbedingt Bolognese nennen, weil es eben keine ist, aber hier dient es der Erkennung, dass es schmeckt wie eine Hackfleischsoße, ohne Hackfleisch.
Meine Kinder waren damit rundherum glücklich kamen sogar hinterher noch separat bei mir vorbei und haben sich für das gute Essen bedankt.  Das passiert echt nicht oft. Prinzessin Schnekerliese hat dann auch einen Satz für die Ewigkeit gebracht, den ich Euch unbedingt zitieren muss, “Papa, so schlimm ist das gar nicht, mit dem scheiß Gemüse”.  Ich wünsche viel Spaß beim Nachkochen und einen guten Appetit.

Print Friendly, PDF & Email

10 Kommentare

  • Barbara

    So hie und da mag ich das auch mal gerne. Wobei ich nur die Linsen austausche in “Berglinsen”. Wie du schon schreibst, eine lange Garzeit ist nötig und am nächsten Tag schmeckt sie besser.
    Nachdem du so gerne auch Basics selber herstellst und vegetarische Alternativen suchst: schmackhaft und besser im Biss als Tofu ist Seitan. Den kann man aus Gluten ganz leicht herstellen (das Fertigzeug im Bioladen schmeckt nicht und ist dafür teuer;-) und im Kühlschrank ist es eine Weile haltbar. So kurz gewokt, mit Gemüse dazu schmeckt das ganz prima. Vielleicht findet deine verwöhnte Rasselbande das ja auch.

    • hallo barbara, seitan will ich schon seit fünf jahren machen, aber es ergibt sich irgendwie nie. machst du den selbst? kann man pures gluten kaufen? ich dachte, man muss dafür mehl auswaschen

      • Barbara

        Nix da, ich wasche kein Mehl aus. Gluten bzw. Weizenkleber heißt das jetzt, gibt es in den Spinnrad Läden (auch online natürlich). Ich mache daraus den Teig und lasse den dann im heißen Wasser eine Weile leise köcheln. Die Teigherstellung ist etwas tricky, nicht so einfach Wasser und Pulver miteinander zu vermischen. Daher mache ich den Teigklumpen immer nur in kleineren Mengen. Aber du bist ja geübt in sowas.
        Die Textur von Saitan finde ich gut, die Oberfläche ist etwas rauer und man kann im Grunde fleischähnliche Stückchen daraus schneiden, wodurch deine Kleinen das vielleicht besser akzeptieren.
        Bin schon gespannt, was du für Rezepte daraus machst.

  • kochaddict

    haha der Kommentar von deiner Tochter is saucool 🙂 und find ick jut, dass du nun was mit “echten” Linsen machst..dann können sich ja wieder alle beruhigen 😛

  • Siegrid

    Eine gute Alternative für Fleisch ist übrigens auch geschroteter Grünkern, das ist in der sog. Milchreife, also unreif geernteter Dinkel, der gedarrt wird. Wir essen gern Grünkern-Chili, oder auch Bratlinge mit Grünkern.
    Sehr vielseitig, finde ich. Kommt übrigens auch aus dem Ländle 😉

    • Damit muss ich mal arbeiten. habe ich noch nie gehabt. das haben ja viele Leute, die ich immer ein bisschen zu dogmatisch finde, aber danke für den tipp, daran muss ich mich unbedingt mal wagen.

  • Hannelore

    Du machst sowohl Weißwein, als auch Milch in die Bolognese. In diesem Fall gerinnt bei mir die Milch ,durch die Säure des Weissweines ,umgehend. Passiert das bei dir nicht? Woher kommt das?

    • hallo hannelore, das kann ich nicht bestätigen. die milch macht die bolognese cremig und der weißwein den guten geschmack. kommt auch beides so im original italienischen rezept aus bologna vor. kann also nicht falsch sein. ändere doch mal die reihenfolge.

Schreibe einen Kommentar zu Joerg Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert