Bratkartoffeln, nackt wie 1978

Diese Bratkartoffeln sollten sich die Leute anschauen und antrainieren, bevor sie dazu die Zwiebeln in der Pfanne anbrennen. Bei solchen Komponenten wird mir auch regelmäßig klar, warum die Leute immer beklopptere Ausreden finden, um sich ihren Fertigfraß schön zu quatschen. Gestern der Trottel, der eine Lidl Tiefkühlpizza als “gönnen” bezeichnet, heute einer der für so komisches Essen aus Thermoboxen 21 Euro zahlt und damit flexen will, dass er sich dafür mit Tiefkühlgemüse, hochverarbeitetem Fleisch, Soßen aus dem Asienglutamatbaukasten abspeisen lässt. Was den ganzen Leuten fehlt, ist die Erfahrung mit einfachen Lebensmitteln. Die Staffage weglassen, das selbst in die Hand zu nehmen und von roh bis auf den Teller alle Arbeitsgänge mitnehmen. Nicht immer nur Tüte auf und ohne Garpunkte, irgendwie warm werden lassen. Dieses Rezept habe ich aus dem Kochbuch von Burda Moden “köstlich kochen für jeden Tag”, aus dem Jahr 1978 gefunden und einen gesunden Mix aus zeitgenössischer Authentizität und der Neuzeit umgesetzt.

Zutaten:
1200 Gramm Kartoffeln festkochend
50 Milliliter Rapsöl
1 Teelöffel Salz
ordentlich Pfeffer
2 Esslöffel gehackte Petersilie

Kartoffeln abwiegen. Wir sind sechs Leute am Tisch, ich rechne 200 Gramm pro Person.

Kartoffeln schälen

Kartoffeln kalt abwaschen

Wasser abgießen. Was bei dreimal rüberschälen nicht abgeht, bleibt halt dran, falls sich wie immer jemand über mein schlechtes Schälen unterhalten möchte, weil man noch mal ein Auge an der Kartoffeln sieht.

Kartoffeln halbieren, ich lasse mir von meiner Elisabeth (8) helfen

Rapsöl in der Pfanne erhitzen und dann die Kartoffeln bei mittlerer Hitze in die Pfanne geben. Die sind roh und recht groß, deswegen rechne ich 25 Minuten von roh zu servierfertig auf den Teller. Weil ich nicht nur Kartoffeln zubereite, sind die Kartoffeln meine Uhr für den Rest des Gerichts. In der Zeit muss Fleisch gar sein, das Gemüse fertig usw.

Alle drei Minuten wenden

Hier wird gewendet

Gewürzt ist da noch gar nichts, immer weiter wenden

Nach 25 Minuten hat man dan ein schönes Bräunungsbild, ohne schwarz

Jetzt salzen und den Herd abstellen

Pfeffer oder Chiliflocken und gehackte Petersilie einstreuen

So einfach sind sehr leckere Bratkartoffeln, die nach sich selbst schmecken. Wer DIE kann und kennt weiß jetzt wie Kartoffeln schmecken, die nicht wild verkleidet wurden und hat das Mundgefühl verinnerlich. Wer mit Paprika, Zwiebeln, usw. arbeiten will, macht das nächstes Mal. Die Zwiebeln zehn Minuten vor dem angestrebten Garpunkt in die Pfanne geben, würzen erst direkt vor dem Servieren.

Das war so lecker. Schweinefilet, Bratkartoffeln, Erbsen, Rührei, braune Soße, aus Gemüse eingekocht.

Kein Gericht ist besser als die schlechteste Komponente. Die Kartoffeln sind es schon mal nicht. Guten Appetit und viel Spaß beim Nachkochen.

Kartoffeln sehen lecker aus ; gebongt – aber das Highlight ist mir das fesche Ärmel-
muster von Elisabeth.
Ich kombiniere nur mal so laut vor mich hin:
– der Stoff ist viel zu geil für den üblichen Kinderkonfektions- bullshit.
– deine Arlette verdrückt sich als mal zu Nähwochenenden und ärgert sich über Frittier-
fettdampf-Rückstände auf ihrer Bernina (?).
– Ergo : das möcht’ wohl liebevoll selber gemacht sein…? Falls ja; bravo, sehr hübsch.
Vielleicht liege ich ja auch daneben. das liegt dann daran, dass ich gerade mit nem
gewissen Muffensausen nach gut 10 jahren Pause mal wieder meine Nähmaschine
aufgebaut habe, weil ich mir meine geliebte und mittlerweile zerfallende Segeljacke nachschneidern will… Und Schiss habe ich, weil ich dafür einen verfickt sündhaft
bequemen und abartig erlesenen Cashmerestoff aus einer Londoner Edelschneiderei
verwenden will. ( Ist mal über Ecken aus einer Erbschaft eines reichen Menschen bei
mir gelandet…) Und da der Coupon ja nicht zweimal vererbt werden muss, ist er jetzt
halt mal fällig. Ich habe zwar früher sehr viel genäht, aber beim Schneidern ist es echt
brutal, wieviel man da ratzfatz verkacken kann, wenn man aus der Übung ist.
Also gilt : uffpasse, peter!
Noch ein kleines Schlusswort für die Zotenfraktion:
Der hochgeschätze Frank Zappa hat mal einen rausgehauen:
” Im Leben gibt es genau drei Dinge, die man nie verlernt, wen man’s mal kann:
Fahrradfahren, Ficken und Gitarrespielen.” Wie wahr, wie wahr…
Ich kann leider nicht Gitarrespielen. Stimmt, der Liesenfummel ist aus Mutters Nähmaschine entsprungen. Im neuen Haus gibt es auch keine Fettablagerungen in der Nähmaschine, weil die Küche und das Nähzimmer sogar durch Etagen voneinander getrennt sind.
1. Naja, man muss ja nicht alles können. Die ersten zwei Dinge reichen vollkommen,
obwohl ich meinerseits leider gar nicht Radfahren kann.. Muss aber dufte sein.
2. Richte bitte der Dame an der Nähmaschine meinen Respekt und herzliche
Grüße aus. Ich finde den ” Liesenfummel ” echt ganz schön hip. Echt jetzt.
Die Dame trägt meistens auch nur selbst geschneidert.
Ja dufte, du Glückspilz. Zwei meiner EXen haben auch ihre Klamotten selber genäht, und das waren die Guten..
Und die Allererste EX hat neulich gerade nen Haufen unbenötigter Stoffe von mir abgeholt, weil sie auf die alten Tage auch mit der Chose angefangen hat.
Ich sage mal so: in einer Familie, in der lecker gekocht wird und
man selbst genähte Klamotten trägt, kann für die Gören eigentlich
nix gravierend schieflaufen.
Wir hatten gerade das Thema, weil aktuell wieder ein paar U-Untersuchungen anstehen und Arlette die Bücher der Kinder raussuchen musste. Das was da schon als Kleinkind stand, hat sich bis jetzt so durchgezogen. Da stand bei allen, dass sie kognitiv immer weit waren und ihrem Alter voraus. Die bekommen auch jede Menge zu sehen und nehmen normal am Leben teil und ich erkläre denen alles was sie wissen wollen. Die kann man auch überall aussetzen und die trauen sich mit den Leuten zu sprechen. Ich denke auch, dass die Kinder gut in die Welt passen.
” U – Untersuchungen? Bücher rauskramen ?? ” Hä, wassn das für Krams?
Klingt mir irgendwie übel. Ich war zwar Lehrer, aber sonne Methoden sind mir fremd.
Und falls du damit jetzt echt – meinetwegen wohlmeinende – schulischen Kontroll- maßnahmen meinst: bei sowas bescheuertem wäre ich sofort aus dem Job
verschwunden. Bin ja nicht in die Stasi eingetreten mit meinem Beamteneid……
Aber schön, wenn die ” Schnüffler” euren Kids was feines attestieren…
Ja, sorry; hab gerade überreagiert. Aber mich hat immer rasend gemacht, dass man
formale Maßnahmen einführen muss, damit so Lehrer mal damit beginnen müssen
endlich ihre SchülerInnen wahrzunehmen. Das sollte doch selbstverständlich sein, aber
NÖ – Fehlanzeige. Total irre eigentlich. Und wenn mich mal im Lehrerzimmer der Teufel geritten hatte und ich rausposaunt habe, dass doch alle diese “Unsensibelchen” und
Fachidioten bitteschön vom Schulhof gejagt gehören… na , da hatte ich schön Feinde.
Aber da scheisse ich drauf.
Als Kunstlehrer hatte ich eine besondere Situation, denn wenn die Leute dann endlich so gewurstelt haben konnte ich sehr vieles sehen… auch übles. Und manchmal habe ich
zuverlässige Kollegen darauf hingewiesen, dass mir da was komisch vorkam.
Ab und an war das wohl echt hilfreich, aber einige Male wusste ich echt nicht, wie und wem ich mein mulmiges Bauchgefühl mitteilen könnte. War leider meistens im weiteren
Verlauf richtig gewesen…Blödes Gefühl irgendwie , auch jetzt noch obwohl ich ja
draußen bin…
Nein, Peter, alles ganz anders. Irgendwann haben sie Vorsorgeuntersuchungen für Kinder eingeführt, um rechtzeitig auf Missbrauch, oder zu wenig Wachstum, oder zu viel Körperfülle reagieren zu können. Die erste Untersuchung findet schon im Krankenhaus nach der Geburt statt und dann in festgelegten Abständen, bis die Kinder irgendwann mal ich weiß nicht entweder Teenager sind oder vielleicht auch erwachsen. da werden dann so Fragen gestellt wie viel Beine hat ne Kuh, oder welche Farbe ist das, oder was fehlt da, plus Sehtest hörtest, abmessen und wiegen. Wenn man da nicht hingeht, schreibt einen das Jugendamt an, zumindest in Berlin. Das ist also nicht schulisches, sondern das wird von der Krankenkasse bezahlt und es ist eine verpflichtende Untersuchung, wenn man Kinder hat.
Wenn der untersuchende Doc seinen Job richtig macht ist das auch alles okay und grundsätzlich empfehlenswert. Unserer hat anscheinend eine ausgeprägte Skoliose beim Kind nicht gesehen/erkannt was nur Wochen nach der (zu der Zeit) letzten U-Untersuchung zum Tragen eines sogenannten Cheneau Korsetts und knapp 2,5 Jahre später zu einer begradigenden Skoliose OP führte. Du willst nicht wirklich wissen was das mit einer zum OP Zeitpunkt kurz vor dem 16. Geburtstag stehenden Tochter macht.
Da Peter kinderlos ist, kennt er das ja nicht und da sei ihm die Ahnungslosigkeit verziehen.
Das war auch nicht als Kritik angedacht. Ich könnte jedesmal explodieren wenn ich daran erinnert werde das man Untersuchungen durchführen lässt genau DAMIT etwas bemerkt wird BEVOR etwas schlimmeres draus wird und so etwas will kein Arzt bemerkt haben????
Mein Text hatte nicht ansatzweise etwas mit Kritik an Peter zu tun, es sprudelte gerade eben wieder aus mir heraus.
Nee, Peter hatte das bei mir ja erst falsch eingeordnet, was U untersuchungen sind und es in die Schule verortet.
Hallo Bernd,
wir sind auch betroffen und ich bin noch immer megasauer! Seit Tochter auf der Welt ist, habe ich immer wieder drauf hingewiesen weil familiär stark vorbelastet. Als sie 10 Jahre war und ich den ersten leichten Schulterschiefstand entdeckt habe (wohlgemerkt ich, kein Arzt!), bekamen wir die Empfehlung Osteopathie! Bloß nicht röntgen, oh weh, wegen der Strahlenbelastung; keine Physio, wofür auch? Von Jahr zu Jahr gehangelt und mit 14 dann die Reißleine gezogen und im Skoliosekompetenzzentrum einen Termin gemacht. Elendig lange Anreise mit dem Ergebnis OP-Indikation. Ich hab fürs Korsett gekämpft und wir hangeln uns von Termin zu Termin.
Der Kinderarzt hats absolut verkackt und zwar auf ganzer Linie.
Sorry, das musste grad raus
Hier ist für alles Platz