Tafelspitz – fränkisches Hochzeitsessen

Beim Tafelspitz bin ich mir nicht so sicher, ob das Fleisch ein Abfallprodukt aus der Brühegewinnung ist, oder ob man die Brühe kostenlos zum geilen Fleisch dazu bekommt. Es ist also eine klassische Win Win Situation. Tafelspitz ist jedenfalls eine eierlegende Wollmilchsau, die alles kann. Toll als Braten am Stück, super mit der Fleischfaser als Füllung für Ravioli, oder als Sülze, konkurrenzlos als Brühe. Mal davon abgesehen, dass ich das nicht als Tortenbelag für eine süße Sahnetorte nehmen würde, fallen mir im pikanten Bereich nur wenige Dinge ein, wofür ich den Tafelspitz nicht nutzen würde. 
Zutaten für vier Personen
1,7 Kilo Tafelspitz
Wie man den Tafelspitz zubereitet seht Ihr in meinem Beitrag für die Tafelspitzbrühe, bitte das farblich unterlegte Wort anklicken.
Sauerkraut selbst gemacht
Bandnudeln selbst gemacht
Ich könnt das auch alles als gekaufte Varianten nehmen, aber mein Blog soll dazu dienen, Euch vor Augen zu führen, was mit ganz normalen Mitteln, die in jedem Haushalt vorhanden sind, möglich ist und dass man fast alles selbst herstellen kann. Wer es ausprobiert, merkt sofort den Unterschied und danach müssen wir nie wieder darüber sprechen. 
Die Brühe mit dem Tafelspitz köchelt vier Stunden lang. Das könnt Ihr entweder an dem Tag machen, wenn Ihr das Essen servieren wollt, oder Ihr könnt das auch schon einen Tag vorher vorbereiten. Allerdings wird das beim Aufwärmen nie wieder so schön, wie am ersten Tag und es ist ganz wichtig, dass man beim Aufwärmen, auf jeden Fall eine Stunde auf kleinster Flamme köcheln lässt. Sonst wird die Fleischfaser nicht zart und das ist dann extrem doof. 

Ich gehe jetzt mal davon aus, dass Ihr das auch an dem Tag zubereitet, an dem Ihr den Tafelspitz serviert. Da habt Ihr eine Menge Zeit, in den vier Stunden, in denen der auf dem Herd köchelt. Beim Tafelspitz braucht man traditionell eine Soßenbeilage mit Radi, oder Meerrettich, je nachdem wie es in der Region heißt, in der man wohnt. Davon war ich nie ein Freund, also musste ich mir das wie schon so oft davor, wenn ich irgendwas für meinen Blog koche, für meinen Geschmack passend machen. Ich habe deswegen zwei Versionen gemacht. 

Eine ganz frische, dafür habe ich den frischen Radi, mit der Standreibe in dünne Streifen gehobelt. Salz, Pfeffer, eine Prise Zucker, Pfeffer aus der Mühle und dann mit saurer Sahne und ein wenig Limette mit dem Pürierstab aufschlagen. Danach in den Kühlschrank stellen und vorher noch frische Kresse dazu geben. Pünktlich zum Servieren wieder auf den Tisch bringen. Schmeckt sehr frisch und sehr rund. 

Dann habe ich noch eine warme Meerrettichsoße gekocht. Den Meerrettich in Scheiben schneiden, Salz, Pfeffer, Zucker zum Würzen.

Einen Apfel hobeln, mit ein wenig Tafelspitzbrühe auffüllen und dann 20 Minuten kochen.

Einen Becher Sahne dazu kippen und mit dem Pürierstab pürieren.

Vor dem Servieren noch einmal kurz mit den Pürierstab aufschäumen.

Dazu gibt es mein in drei Tagen eingelegtes Express Sauerkraut.

Und meine selbst gemachten Bandnudeln. Auch die kann man gut vorbereiten und dann aufbraten, wenn man sie servieren möchten.
Olivenöl in der Pfanne erhitzen.

Die Nudeln lösen sich schnell wieder voneinander, wenn sie in der Pfanne im Olivenöl geschwenkt werden. 

Nun geht es ans Anrichten. Das Fleisch habe ich mit dem Keramikmesser in Scheiben geschnitten. Bei dem Fleisch überhaupt keine Hürde. Das war wirklich eine extrem sinnliche Erfahrung, denn das duftete lecker, der Fleischsaft lief noch so raus und eigentlich war es generell zu schade, um es mit irgendwem zu teilen. Gut, wenn man dann keine Banausen am Tisch sitzen hat, die das auch zu schätzen wissen. 

Soße ist am Start

Sauerkraut ist gar

Jetzt schnell auf den Teller mit dem Gericht

Fleisch, dem man ansieht, dass es zart ist.

Leckere Bandnudeln

Das Sauerkraut ist der Oberknaller und das mögen auch Sauerkrautverächter. Da ist nichts von dem drin, was man an gekauftem Kraut nicht mag. 

Hier kommt die gekochte Sahne-Meerrettichsoße zum Einsatz.

Ich habe mich an die frische Version, mit der sauren Sahne gehalten.

Das war meine persönliche positive Überraschung bei meinen Weihnachtsessen, an den verschiedenen Feiertagen und ich hätte nicht gedacht, dass ich daran mehr Freude haben würde, als an der Ente am Heiligabend, die von der Wertigkeit deutlich über einem Tafelspitz liegt. Ich mag aber eben auch gerne Rind. 

Dafür muss natürlich nicht Weihnachten sein, um das zu genießen. 

Ich wünsche viel Spaß beim Nachkochen und einen guten Appetit.

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3 Kommentare

  • Sehr lecker und edel. Ein absoluter Klassiker, insbesondere der Wiener Küche. Allerdings schienst du normalen Rettich (bayrisch Radi) zu benutzen und keinen Meerrettich (österreichisch "Kren"):

    http://de.wikipedia.org/wiki/Meerrettich
    http://de.wikipedia.org/wiki/Rettiche

  • das habe ich mittlerweile schon festgestellt, dass ich mangels wissen einfachen radi statt meerettich gekauft habe. ich habe mich schon gewundert, wieso das nicht scharf wurde, weil alle immer sagen, das wäre sooooooooo scharf. ich habe es darauf geschoben, dass ich sonst immer habaneros konsumiere und dass ich es vielleicht deswegen nicht mehr als scharf empfinde. ich habe extra noch meine aus franken stammende frau gefragt, ob radi das gleiche ist wie meerettich… was soll ich dir sagen? lieber im internet nachschauen, als die frau zu fragen….

  • Radi schmeckt am besten in Scheiben mit Salz zu Bier. Deshalb nennt man den auch Bierrettich – typisch bayrisch dann. Eine andere sinnvolle Verwendung dafür fällt mir nicht ein … Rohkost vielleicht. So wie Radieschen …

    Trotzdem ist der Tafelspitz der Hammer und die Brühe wahrscheinlich auch.

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