Pfannkuchenpizza schönen Gruß von den Neunzigern

Ich verfalle ja immer wieder der Idee schneller kochen zu wollen, damit alle eher am Tisch sitzen können und vielleicht mehr Zeit für Geschlechtsverkehr, oder ein gutes Buch bleibt. Hinterher stelle ich dann immer wieder fest, dass man Zeit nicht schneller oder langsamer laufen lassen kann und dass viele dieser Doofierezepte einfach nur dem Umstand entspringen, dass es früher viel zu wenig Internet gab, aber dafür den Hang zum Surrogat in Ermangelung von Fachkenntnissen.

Zutaten: 

100 Gramm Mehl
125 Milliliter Milch
3 Eier
Salz
Pfeffer
1 Dose Pizzatomaten
1 Kilo mittelgroße Tomaten
Schnittlauch
Oregano
Olivenöl
200 Gramm Käse mit guten Schmelzeigenschaften

Optional:

Salami

Nur so ist es zu erklären, dass es sich bis heute nicht durchgesetzt hat, immer einen Hefeteig für Pizza im Kühlschrank reifen zu haben, dass man einfach nur die Tür öffnet und fertigen Teig in der Hand hält. Jeder Italiener würde die Hand über dem Kopf zusammenschlagen, wenn man ihm erzählen würde, dass man eine Pizza mit Pfannkuchenteig machen kann, denn der Teig hat so überhaupt nichts von Pizza und solche gewollten Namensvermischungen dienen nur dazu, damit ein Rezept gelesen wird. Ich habe so ein Blitzrezeptekochbuch aus den Neunzigern, beim letzten Heimatbesuch in Bremen gefunden. Ich habe mir das nie gekauft. Das muss noch ein letzter Gruß einer ehemaligen Lebensgefährtin sein, die sich nie durch besondere Kochkenntnisse ausgezeichnet hat. Ganz schön fies, dass das von der ansonsten sehr geschätzten Zeitschrift Essen und Trinken kommt, aber die waren halt in den Neunzigern auch nur in den Neunzigern.

Kaum zu glauben, dass zwei Seiten später noch ein Rezept für Pizza mit Mürbeteig kommt. Ich hatte das fast schon vergessen, wie beschissen Essen in der grauen Vorzeit war. Kann das mal jemand verifizieren, ob das auch die Ursprüngszeiten von Pizzasuppe und Gyrossuppe waren? Vor den Zweitausendzehner Jahren hatten viele Leute jedenfalls Angst Zeit in der Küche zu verbringen und das trieb früher so komische Blüten wie Butterkuchen aus Rührteig, statt mit Hefeteig und ähnliche Kostbarkeiten. Hefe war jedenfalls total schwer und fast unter Strafe verboten, wenn man nicht eine alte Oma in der Hinterhand hatte, die einem gesagt hat, dass der neumodische Kram totaler Mumpitz ist. Hatte ich leider nicht.

1/8 Liter Milch abmessen

3 Eier aufschlagen und mit der Milch in eine Rührschüssel geben.

100 Gramm Mehl abwiegen

Salz und Pfeffer aus der Mühle

Milch und Eier verquirlen, dabei nach und nach das Mehl einrieseln lassen.

Den Pfannkuchenteig klumpenfrei rühren und den Ofen auf 200 Grad einstellen, Gasofen Stufe 4

Das große Backblech mit Olivenöl einpinseln

Bei der Gelegenheit ist mir wieder mal aufgefallen, dass Pizza auf Backpapier so richtige Pussyscheiße für Bausparer ist, die Angst haben, Ihr Backblech hinterher richtig zu schrubben. Pizza auf Backpapier wird von unten gar nicht richtig knusprig, also wieso nur so tun, als wenn es Pizza gäbe? Gilt auch für fertig gekauften Pizzateig.

Den Pfannkuchenteig von der Schüssel auf das Backblech kippen.

Den Teig durch neigen des Blechs noch ein wenig verteilen.

Ein paar Gramm mehr Mehl würden nicht schaden, aber ich halte mich ausnahmsweise mal an die Vorgaben des Rezeptes, weil ich von alleine nicht auf die krude Idee gekommen wäre.

Das Backblech mit dem Teig 9 bis 10 Minuten in den Ofen stellen, auf die zweite Schiene von unten, man könnte es auch die mittlere Schiene nennen, die natürlich nie in der Mitte ist.

Während der Boden vorbackt, kümmern wir uns um die Soße und den Belag

1 Dose Pizzatomaten, ein Schuss Olivenöl, Salz, Pfeffer, Oregano, eine Prise Zucker
Soße verrühren.

Tomaten die ausreichen, um als geschnittene Scheiben, das Blech zu bedecken. Ein Kilo sollte reichen. 

Tomaten in der Scheiben schneiden. 

Nach 10 Minuten kommt der Pfannkuchenboden aus dem Ofen.

Mit dem Rücken eines Esslöffels mit der Tomatensoße bestreichen. 

Danach mit den geschnittenen Tomatenscheiben belegen.

Um die Attraktivität bei meinen Kindern zu erhöhen, belege ich auch noch ein Stück mit Salami.

Einmal komplett belegtes Pizzasurrogat auf Pfannkuchenteig.

Für ein wenig Besonderheit nehme ich Meersalz über den Tomaten und Pfeffer aus der Mühle.

Noch ein bisschen Grünkraut darüber verstreuen. In diesem Fall ist es Schnittlauch. Basilikum wäre auch gut. 

Mozzarella habe ich eigentlich nur im Sommer oder über 25 Grad zuhause. Deswegen nehme ich den Käse, den ich immer lagernd habe, falls jemand Hunger auf Pizza hat, nämlich 200 Gramm meines Edamers

Man könnte den reiben, aber mir war gerade mehr nach Stücken. 

200 Gramm Edamer in Stücken. 

Pizza mit dem Käse bestreuen. 

Dann kommt die Pizza laut Rezept noch mal für 5 Minten in den Ofen, was bei mir ohne Oberhitze aber überhaupt nicht klappt, da ist der Käse noch nicht geschmolzen und die Tomaten sind noch viel zu fest. 

Ich habe die Pizza dann noch bei 140 Grad 10 Minuten nachziehen lassen, aber das kann bei Euch mit Oberhitze und 200 Grad schon viel besser klappen.

Die Tomaten waren dann deutlich garer und der Käse ebenfalls geschmolzen.

Meine Frau hatte an dem Abend Ausgang und kam hungrig aus dem Kino zurück. Da war sie froh, dass ich Ihr schon sowas vorbereitet hatte. Ich habe beim Anschneiden auch mal probiert. Schmeckt sicherlich gut, aber man darf das auf keinen Fall Pizza nennen, weil das einfach ganz andere Erwartungen an den Teig weckt, den der nie einlösen kann. Wenn man das “pikanten Pfannkuchenteig überbacken” nennt, dann sieht das schon ganz anders aus. 

Meine Frau war spontan begeistert. Das war so eine komplett unerwartete Reaktion, weil ich von der ollen Pizzapuristin als erstes erwartet hätte, dass sie mir das Backblech um den Hals wickelt.  

Man kann das machen, wenn man spontan sowas ähnliches wie Hunger auf überbackenes Backwerk im Pizzastyle bekommt, aber wer seine Vorräte und Essgewohnheiten im Griff hat, der hat DAS hier im Kühlschrank stehen. Genau so wenig wie man seinen VW Mercedes nennt, sollte man irgendwas Pizza nennen, wo kein richtiger Teig drunter ist, der so ist wie Pizzateig. Das schreibe ich auch diesen ganzen Low Carbvögeln ins Buch, mit Ihren Blumenkohl- und Brokkoliböden. Wer das eine will, muss das andere mögen!

Hier ist die kindertaugliche Version mit Salami. Natürlich die scharfe Salami, falls jemand das Jugendamt rufen möchte. Wer Pfannkuchen mag ist hier gut aufgehoben, aber don’t call this Pizza.

Ich wünsche viel Spaß beim Nachbacken und einen guten Appetit.
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