Dulce de Leche – Energieverschwendung mit Stil

 Manchmal bin ich einfach nur neugierig, wie in diesem Fall. Da laufe ich einem Trend auch gerne mal hinterher, um mitreden zu können. Neugierig bin ich durch ein Video geworden, in dem jemand damit warb, dass man aus einer Dose gezuckerter Kondensmilch, in zwei Stunden, in kochendem Wasser etwas ganz tolles machen könnte. In dem Video war das Resultat am Ende eine karamellartige Masse. Ich wollte mir jedes Wochenende eine Dose gezuckerter Kondensmilch vom Einkaufen mitbringen, habe das aber jedes Mal vergessen. Bis zum letzten Wochenende, als es ein geschätzter Mitkoch aus einem Forum erwähnte, dass er jetzt auch schon Dulce de Leche gemacht hätte. Da dachte ich mir, wenn die das nun schon kurz vor Polen machen, dann musst du jetzt auch endlich mal.


Das ist echt unglaublich und ich habe sowas vorher noch nie probiert oder hergestellt. Auf die Idee, wäre ich in hundert Jahren nicht gekommen. Alles aus Dosen ist mir sowieso suspekt und Dosenmilch habe ich bestimmt fünfundzwanzig Jahre nur mit spitzen Fingern angefasst. Das ist für mich gleichbedeutend mit Zinnaschenbechern und einer Pumpkanne Filterkaffee, auf einem Kacheltisch,  sowie Häkeldeckchen auf den Sofalehnen, vor einer rustikalen Eicheschrankwand. Kurz gesagt, nicht meine Welt. Egal, da lasse ich mal alle meine gut gepflegten Vorurteile beiseite und stelle mich in den Dienst der Wissenschaft und gelesen habe ich auch noch. Dulce de Leche, kommt ursprünglich aus Südamerika und das gibt es da schon seit dem neunzehnten Jahrhundert. Die Argentinier hätten daraus auch gerne ein Weltkulturerbe auf Ihrem Deckel gemacht, aber da waren die Uruguayer dagegen, dass sich die Gauchos das alleine an die Jacke heften. Ich kenne ganz andere Dosen, die ich zu einem Weltkulturerbe machen würde, if any.

Zutaten:
1 Dose gezuckerte Dosenmilch
1 Topf Wasser
2 Stunden Zeit
Ganz schön schmale Zutatenliste, oder? So eine Dose gezuckter Kondensmilch kostet bei Kaufland € 1,79 und enthält 305 Milliliter. Ein Blick auf die Kalorientabelle ist irgendwie ernüchternd. 100 Milliliter 331 Kalorien. Das ist der Vorteil, wenn man etwas selbst herstellt. Das wird genau so heftig sein, es druckt einem aber keiner auf ein Stück Papier. Mir war irgendwie auch nie klar, wofür man überhaupt Dosenmilch braucht und wieso die zu allem Überfluss auch noch gezuckert. Es ist ja nicht so, dass es keine Milch und keinen Zucker einzeln zu kaufen gäbe. Die Zutatenliste ist aber harmlos. Milch und Zucker, fertig
Wasser in einen Topf geben, Milchdose reinlegen und zwei Stunden simmern lassen.

Hier habe ich immer wieder Wasser aufgefüllt, damit die Füllhöhe im Topf höher ist. Das war echt wie Weihnachten darauf zu warten, was nach den zwei Stunden passiert. Ich habe nebenbei noch ein paar andere Sachen in der Küche gemacht. Das lief also nebenbei.

Als die zwei Stunden rum waren, habe ich die Dose aus dem Wasser geholt und wollte die vor Neugierde spontan öffnen. Da fiel mir siedenheiß ein, dass sich in den zwei Stunden höchstwahrscheinlich Druck in der Dose aufgebaut hat. Ich habe mich dann schnell noch mal abgesichert, dass ich das wirklich lieber abkühlen lassen sollte, damit mir der Inhalt nicht gleich stumpf um die Ohren fliegt.

Danke Jens, für die Fernwarnung! Als ich nach einer Stunde die Dose geöffnet habe, kam die Masse trotzdem noch sofort aus der Öffnung, aber nichts schlimmes, nur so wie auf dem Bild zu sehen.

Das sieht schon mal richtig geil aus. Wenn es nur einfach Karamell wäre, würde ich sagen, das kann ich mit meiner Pfanne schneller und dafür brauche ich den Dosentrick nicht, aber das schmeckt noch wieder ganz anders und die Konsistenz ist sehr gleichmäßig und homogen. Das hat so wie es ist auf jeden Fall seine Daseinsberechtigung und das würde ich sofort wieder machen. Das schmeckt sehr süß, mir fehlt jeder Vergleich, aber sehr lecker. Man kann das als Brotaufstrich verwenden, oder zum Befüllen von Kuchen. Das habe ich dann auch noch spontan gemacht.

Mein Karamell schmeckt anders, wenn ich es selbst herstelle, das macht aber nichts. Deswegen ist das hier trotzdem toll und da spritzt kein Fett und da kann nichts anbrennen. Das ist quasi Deppenkaramell mit Gelinggarantie.

Mein erster Gedanke, nach einem puren Test auf dem Löffel war, dass man das toll zu Kaffee nehmen kann. Super Idee Heilemann, schließlich wird es aus Kondensmilch für Kaffee gemacht…


Egal, sieht gut aus.

Schmeckt wirklich toll und dazu passt dann auch noch ein Grappa. Auf Eis muss das auch toll sein, habe ich aber nicht ausprobiert.

Die noch bessere Idee war, dass man damit Kuchen füllen kann. Ich habe auch zwei Rezepte gebacken, die ich Euch noch später zeigen werde, dafür muss aber erst dieser Beitrag da sein, wie man die Füllung macht. Damit die Masse beim Kuchen Füllen auch gut läuft, habe ich sie im Wasserbad wieder ein wenig erwärmt. Dann fliesst sie richtig gut vom Löffel.

Das ist dich mal eine amtliche Füllung! Schmeckt wirklich toll, kann ich sehr empfehlen.

Ich habe Euch damit auch noch einen Schokoladenkuchen gefüllt.

Das kommt jetzt in den nächsten Tagen. Heute ist Dulce de Leche, eine tolle Erfindung, super einfach zu machen, mehr als einen Topf Wasser und zwei Stunden Zeit braucht es nicht. Laßt Euch überraschen. Ich wünsche viel Spaß beim Nachkochen und einen guten Appetit.

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13 Kommentare

  • du bist mir einen Schritt voraus – Die Dose hab ich ja schon gekauft, aber irgendwie hab ich ja immer Bedenken, dass mir die Dose um die Ohren fliegt bei Kochen 😀
    Ich werde es demnächst wohl auch mal wagen…

    lg Kristin

  • echt? du hast dich auch schon eingedeckt? ich fand die idee schon ungewöhnlich. das ist auf jeden fall eine lustige idee, wenn man mal irgendwas abseits vom mainstream machen möchte. wenn du genug wasser im topf hast, kann nix passieren. nach dem kochen einfach warten, bis das nicht mehr heiß ist. dafür brauchst du dich nicht zu fürchten.

  • Mjammie!
    Das sieht aber echt lecker aus!!!
    🙂
    Susanne

    Deppenkaramell *lachmichweg*

  • ja, das ist zwar eigentlich nicht meine preisklasse in sachen zubereitung, aber da hat die neugierde gesiegt. kann man mal machen und toll ist, dass da nichts schief gehen kann und die küche sauber und geruchlos bleibt.

  • hihi… Das habe ich 2005 schon gemacht, als wir Bekannte aus England zu besuch hatten. Sie zeigte mir damit Bonafie Pie ( oder so ähnlich) sehr lecker! Empfehlenswert ist es gleich mehrere Dosen zu kochen. Spart Energie…
    LG

  • Franzi

    kommt auf die To-Do Liste fürs Wochenende 🙂

  • es ist unglaublich, 12:31 Uhr und das Mittagessen für 3 von 4 Kindern noch nicht fertig, weil ich die ganzen Rezepte durchlesen muss, den Kuchen backe ich demnächst, vielleicht muss ein Kindergeburtstag dafür herhalten, mit gesüßter Kondensmilch macht man auch Treleche einen albanischen Kuchen , wo ein Biskuitteig die süße Kondensmilch auf saugt

    • hallo carla, das klingt spannend. ich kann das sicherlich auch irgendwo googlen, aber hast du ein rezept für so einen albaner kuchen? kann ich den auch backen, wenn ich keine erfahrung mit hütchenspielen habe? schönen gruß jörg

  • Trelece, Biscuit teig – 6 Eiweiß, 6 Eigelb, getrennt schlagen , 150gr Zucker und 150gr Mehl, den Biscuit in ein Tortengefäß wo ihr vorher schon 100 ml Sahne reingetan habt dann den Biscuit reinlegen , er saugt sich schnell voll, 100 ml Süße Kondensmilch und 100 ml Milch vermischen und darüber schütten und zuletzt noch 100 ml Karamell oder Schokolade darüber

  • Einfach Genial, klingt voll lecker. Wie gesagt probiere ich für Sonntag. Mein einziges Problem:" wo Krieg ich gesüßt Dosenkondenzmilch her? In der Tube gab's die mal…..ich hoffe ich scheitere nicht deswegen. Na dann…

  • Einfach Genial, klingt voll lecker. Wie gesagt probiere ich für Sonntag. Mein einziges Problem:" wo Krieg ich gesüßt Dosenkondenzmilch her? In der Tube gab's die mal…..ich hoffe ich scheitere nicht deswegen. Na dann…

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