Wie fange ich an, wo höre ich auf? Deine Lieblingspizza ist das subjektive Resultat Deiner Sozialisation! Bombeneinleitung für einen Blog für doofe, kam aber bis zu dieser Stelle, ohne Nebensätze aus 😉
In einfachen Worten, jeder favorisiert seine eigene Lieblingspizza und alle haben sie recht, weil es nichts Subjektiveres gibt, als den persönlichen Geschmack, so abstrus das auch auf andersdenkende wirken mag.
Am Ende kann die Kombination von Zutaten so abenteuerlich sein, wie sie möchte, es muss nur dem schmecken, der es auf dem Teller hat und auch da gilt immer das gleiche, kochen ist Liebe und Leidenschaft, ein paar ordentlich verarbeitete Zutaten und Zeit.
Das was wir hier als Pizza kennen und meistens wohl auch lieben, ist ziemlich eingedeutscht, wenn sich auswärts nicht jemand große Mühe gibt, die Pizza möglichst klassisch italienisch zu servieren.
Ich war noch nicht in jedem Winkel von Italien, aber in einigen und z.B in Mailand backt man den Parma Schinken nicht mit, sondern legt ihn erst nach dem Backen auf die Pizza, die im Normalfall auch nur mit Mozzarella belegt ist und nicht mit Edamer, Gouda und schon zwei mal nicht mit Analogkäse.
Ich mag z.B. Salami nur auf Pizza und niemals auf Brot, weil ich das ganze Fett roh irgendwie ekelig, aber gebacken konkurrenzlos lecker finde. Die Salami würde ich deswegen auch nie erst nach dem Backen auf die Pizza legen, obwohl das der Salami vom Biss bestimmt gut tun würde und sie dann nicht so zerrig wäre. Hat deswegen derjenige Recht, der sie hinterher drauf legt, wenn es mir anders besser schmeckt? Das tolle an Pizza ist ja, dass sie jeder so selbst machen kann, wie er es subjektiv richtig findet.
Natürlich wäre es auch Oberklasse, wenn man den Teig nur mit einem über Stunden eingekochtem Sugo aus sizilianischen Tomaten und nativem Olivenöl aus den besten Lagen einschmieren würde, aber das ist ein Kochblog für doofe und in sofern mehr kulinarischer Alltagschic, mit dem Überraschungsmoment, dass es jeder kann, als Haute Cuisine. Hausmannskost für Jedermann, wie der wahre Gourmet jetzt abwertend einwerfen würde.
Dann an dieser Stelle ein freundlicher Abschiedsgruß an alle selbsternannten “richtigen” Gourmets und für den doofen von Welt, geht es nun weiter mit der besten Pizza, die er je gegessen hat.
Den Teig gibt es hier:
TEIG
Habt Ihr Euch schon mal gefragt, was der Italiener immer aus dem geheimnisvollen Plastikgefäß, auf der Arbeitsplatte löffelt und als tomatige Unterlage auf Eurer Pizza verstreicht? “Äh isse altes Familiengeheimnisse vonne die Mama auf Sicilia”. Ist klar Antonio, das kann keiner nachmachen, weil es soooo ausgefallen ist.
Falls Euch bei Eurer weltbesten Glatzkochpizza mal jemand fragen sollte, wie Ihr das gemacht habt, tut mir den Gefallen und bemüht Euch um eine mögliche italienisch klingende Aussprache, “isse vonne die Glatzekoche, capiche!
Der verrät Euch nämlich justamente, dass es die weltklasse Zutaten, Oregano, Basilikum, Olivenöl, Salz, Pfeffer, Tomatenmark und jetzt kommt es, *Trommelwirbel* Wasser sind. Wer Platz und noch mehr Zeit, als nur zum Kochen hat, sollte die Gewürze frisch im Garten anbauen, aber ich habe weder Platz und eher den braunen, als den grünen Damen und leider auch nicht die Zeit, hätte es aber auch lieber frisch zum Verarbeiten.
Tomatenmark ist handelsüblich zwei bis dreifach konzentriert. das heißt, es wurde die Hälfte bzw. zwei Drittel des Wassers entzogen, bevor es in die Tube kam. Um es schön tomatig zu machen, würde ich aber immer nur maximal die Hälfte dessen, was vorher entzogen wurde, wieder in Form von warmem Wasser hinzu zu fügen. Sonst wird es schnell suppig und geschmacksneutral. Salz, Pfeffer, Zucker, nach nach Geschmack, einen ordentlichen Schuß Olivenöl und nicht geizig mit Basilikum und Oregano sein. Ich bevorzuge diese Variante mit Tomatenmark gegenüber Dosentomaten, weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass das den Pizzaboden relativ schnell aufweicht und auch nach dem Backen labberig ist. Deswegen bin ich ein großer Freund einer konzentrierten Tomatensauce, die beim Backen nicht den Teig zerlabbert und durch den Ölanteil sowohl Geschmacksträger als auch Krossmacher ist.
Auf dem Foto seht Ihr die typische Pizzablech Konstellation bei uns zuhause. Zwei 28 cm Bleche für Frau und Herrn Glatzkoch und ein halbes emailliertes Backblech für die lieben Kleinen am nächsten Tag. Da wird auch das gelebt, was schon weiter oben im Text erwähnt wird. Jeder kann die Pizza so bekommen, wie er sie am liebsten mag, kindgerecht, ehefraulich und für Männer.
Stellvertretend für die ganze Pizzenvielfalt, mache ich hier mal mit der einfachsten und gängigsten Pizza weiter. Das ist bei uns die Salamipizza. Die anderen Kostbarkeiten bekommen noch separate Blogposts. Wie man eine Salami auf eine Pizza legt, muss ich ja keinem erklären, nehme ich an. Falls doch, schreibt mich an. Um den “gesunden” Charakter dieser Pizza zu unterstreichen, werden auch noch Tomaten verwendet.
Den Ofen haben wir natürlich schon vorgeheizt und nun wird es knifflig, denn für mich ist Euer heimischer Herd ein Auswärtsspiel und jeder Herd ist anders. Ich nutze einen Gasherd. Der ist oben auf den Herdplatten ganz toll und da möchte ich mit keinem Tauschen, aber unten im Ofen ist quasi noch die Kreidezeit, eine Stufe über Lehmofen mit Holzbefeuerung, denn da gibt es nur Unterhitze. Keine Oberhitze, keine Umluft, kein spezielles Pizzaprogramm. Es ist nicht wie beim Fuchs und den Trauben, wenn ich Euch sage, dass man diesen “Nachteil” zum Erlangen einer authentischen Pizza extrem gut ausnutzen kann, denn im Steinofen, dem klassischen Backgerät für eine Pizza, wie man sie aus Italien kennt, gibt es auch nicht verschiedene Hitzerichtungen und keine Umluft und derartiges Gedöns.
Der Nachteil von Umluft ist, dass damit alles furztrocken wird, also niemals Pizza mit Umluft backen, es sei denn Ihr esst den Rest des Tages nur Knäckebrot oder Zwieback und steht darauf. Ich würde auch keine Oberhitze für ein perfektes Resultat nehmen, denn dieses Käsebräunen, ist auch so eine deutsche Unsitte, die mit einer original Pizza nichts zu tun hat.
Mein Backtipp schon beim Vorheizen nur auf Unterhitze stellen und volle Lotte den Ofen aufdrehen, bis er knallheiss ist. Diese Pizza wird Eure Lieblingspizza, weil der Boden so ist, wie er sein soll und die Auflage im Gegensatz zur Zubereitung auf Lebensmittelvernichtungsart, eher zufällig mit erwärmt wird und nicht das Hauptopfer der Hitzeattacke ist.
Vorheizen = Vollgas anstellen und mindestens 10 Minuten aufheizen
Bevor die Pizza in den Ofen kommt, noch einmal Salz und Pfeffer auf den Tomaten und Oregano und Basilikum auf der Pizza verteilen, dann mit geriebenem Käse bestreuen. Es gibt da auch kein Gut und kein Schlecht, es ist Euer Geschmack, ob Ihr lieber Tilsiter, Gouda, Edamer nehmt, oder Mozzarella, was Eure Pizza dem Original ein ganzes Stück näher bringt.
Mehr Aroma bringt auf jeden Fall Edamer, deutlich eleganter ist Mozzarella
Backzeit: Je nach dicke und Art der Auflage lasse ich einen dünnen Pizzateig 8 bis 10 Minuten im Gasofen auf höchster Stufe backen. Danach ist der Käse gut verlaufen und der Boden richtig schön kross, wie Ihr den immer schon mal haben wolltet.
Bei Elektroherden mit Pizzaprogramm entweder auf Nummer sicher gehen und das Programm nehmen, oder einfach mal auf gut Glück herausfinden, dass das alles totaler Mumpitz ist und solides Handwerk sowie Erfahrungen zu sammeln, so einen Schnickschnack überflüssig machen und nur dazu dienen, Kochnieten zu suggerieren, dass damit auch Deppen kochen können, ohne etwas dazu lernen zu müssen. Oh Zeiten, oh Sitten, wieso vernetzen sie die Küche nicht gleich mit einem Rufknopf für den nächsten Pizzabringdienst?
Kochen für doofe bedeutet auch, mal eine Pizza zu verbrennen und bei dem Teigansatz aus dem Rezept, könnt Ihr Euch mal einen Fehlversuch leisten, ohne in Not zu geraten. Ich habe aus dem Teig, zwei runde 28 er Pizzen gemacht, ein halbes Kinderblech, ein großes Blech und habe immer noch Teig für zwei Runde 28 er Pizzen im Kühlschrank. Nicht bange machen lassen, den wahrgemutigen erwartet die beste Pizza seines Lebens.
Vor dem Servieren gerne noch ein wenig frisches Basilikum auf die Pizza legen, das gibt eine schöne Optik. Bei uns gibt es dazu auch pflichtmäßig einen frischen Salat, aber darauf kommen wir an einer anderen Stelle. Jetzt heißt es erst einmal guten Appetit beim Verzehr Eurer neuen Lieblingspizza, gutes Gelingen und viel Spaß beim Nachbacken.