Soljanka – Im Westen komplett unbekannt

Davon hatte man im Westen auch noch nie etwas gehört. Soljanka? Ist das eine Krankheit? Ich habe das zum ersten Mal gehört, als ich zwischen Währungsunion und Wiedervereinigung mal in der Zone war und als Unkundiger auf die Frage, was man zu DDR Zeiten häufig gegessen hat, Soljanka als Antwort bekommen habe. Das Klang für mich in der Beschreibung ziemlich abstrus, weil man dafür so ziemlich alles aus den Ecken zusammengefegt hat, was bei vorherigen Mahlzeiten übrig geblieben ist, um es dann in Suppenform der Resteverwertung zu zuführen. Wie man es schon am Namen des Gerichts erkennen kann, ist der Ursprung russischer Natur. 


In Notzeiten mag das für die Soljanka gegolten haben, aber jetzt ist sie eher sowas wie eine leckere, identitätsstiftende Folkoresuppe im Ostteil Deutschlands, die einer ziemlich festen Choreografie folgt. Wenn dann noch der Rotkäppchensekt kreist und die Puhdys aus den Lautsprechern tönen, dann weiß man, dass man jenseits von Helmstedt ist.

Zutaten für 4 hungrige Personen:

200 Fleischwurst
1 Glas Bockwurst
200 Gramm gekochten Schinken
6 Scheiben Salami
5 Zwiebeln
1 Knoblauchknolle
5 selbst eingelegte saure Gurken / oder gekauft
1 Tube Tomatenmark
2 Möhren
Sellerie
3 Paprika
Salz
Pfeffer
Zucker
Wacholderbeeren
Lorbeerblätter
2 Peperoni
Essig
Limette
saure Sahne

Wer tatsächlich noch etwas an Resten im Kühlschrank hat, wie z.B Bratenreste usw. wird die bei der Gelegenheit auch noch mal los, aber ich mache die Soljanka immer ganz frisch und ich habe beim Kochen auch die allerschlimmsten Plastiksünden vermieden, die man bei handelsüblicher Soljanka immer wieder vorfindet. Die lauten: Das Wurstwasser der Bockwürste mit in die Soljanka kippen, die Flüssigkeit der eingemachten Gurken, in die Soljanka kippen, gekörnte Brühe zum Würzen nehmen. Bei soviel Chemie auf einem Haufen, fängt man im Dunkeln höchstwahrscheinlich an zu leuchten, deswegen habe ich das alles aus der Soljanka raus gelassen und mit frischem Gemüse gearbeitet, um eine saubere Basis, für den typischen Soljanka Geschmack zu legen.

Zwiebeln zerkleinern

Eine Knoblauchknolle häuten…

… und in kleine Stücke hacken

Ich habe mir zur Gurkenzeit mal die Mühe gemacht und selbst Gurken eingelegt. Das kann ich nur empfehlen. Sauberer und ohne Gurkendoktor und anderem Aromendreck bekommt Ihr die nirgendwo. Ich habe die im Kühlschrank aufbewahrt und werde mich schwer damit tun, wieder zum Glas greifen zu müssen, wenn die verbraucht sind. Von dem Gurkenwasser meiner eigenen Gurken, habe ich mit gutem Gewissen etwas an die Soljanka gegeben. Bringt Geschmack und man muss weniger Wasser aufkippen, damit sie am Ende nicht zu dick wird.

Die Fleischwurst aus der Pelle holen.

In schmalere Streifen schneiden….

… und dann würfeln

Bockwurst in dünne Scheiben schneiden.

Gekochten Hinterschinken würfeln.

Salamischeiben in kleine, mundgerechte Stücke schneiden. Ihr seid im Prinzip frei bei der Wahl Eurer Wurst. Wenn Ihr Blutwurst, oder irgendwas anderes habt, was mir nie in den Sinn kommen würde, kann man das nach Geschmack und Vorratslage natürlich auch nehmen. 

Ich habe Olivenöl im Topf erhitzt

Darin wird dann als erstes die komplette Fleischeinlage bei mittlerer Hitze angebraten.

In der Zwischenzeit bereiten wir das Gemüse für die Soljanka vor.

Paprika zerkleinern

Möhren in Scheiben schneiden. Da ich Möhren nur für den Geschmack mag, aber eigentlich nicht esse, mache ich die immer so grob, dass ich sie gut erkennen und vermeiden kann. Asche auf mein Haupt.

Vom Sellerie nehmen wir nur das Grün und schneiden es sehr fein. Das ist neben den Möhren, der Hauptgeschmack von künstlicher gekörnter Brühe. Da wir auf die bewusst verzichten, nehmen wir diese Zutaten, um eine geschmackvolle und kräftige Suppe zu bekommen. 

Wenn die Fleischeinlage ein wenig Farbe bekommen hat, werfen wir das komplette Gemüse, das wir bis jetzt geschnitten haben in den Topf. Ich habe auf den Fotos meine Peperoni nicht gesehen, aber weil ich die auf gut Glück genommen hatte, war die Soljanka ganz schön scharf. 

Eine Tube Tomatenmark in den Topf geben,

Tomatenmark macht tolle Röstaromen und es bindet später auch die Suppe ab, damit sie nicht so wässerig ist. Für den Geschmack der Soljanka ist es aber jetzt ganz wichtig, das Tomatenmark mit dem Gemüse und der Fleischeinlage zu rösten, bis eine dunklere Farbe annimmt.

Die eingelegten Gurken werden  in kleine Stücke geschnitten

Die geben wir erst in die Soljanka, wenn das Tomatenmark und der Rest eine schöne Farbe bekommen haben. 

Das ist bislang eine ziemlich trockene Angelegenheit und wir müssen die Soljanka noch mit Wasser angießen. Habt Ihr einen Wasserkocher? ich habe drei Liter kochendes Wasser darin heiß gemacht, damit es gleich kochend weitergehen kann. 

Vorher noch die Gurken in die Soljanka geben

Dann die drei Liter kochendes Wasser in den Topf kippen, Wacholderbeeren und Lorbeerblätter für den guten Geschmack dazu geben.

Nach dem ganzen Geröste mit dem Tomatenmark auch noch kräftig den Topfboden abkratzen, damit sich da nichts Verbranntes festsetzen kann. Röstaromen o.k, aber verbrannt schmeckt scheiße.

Einfach mal eine Geschmacksprobe machen und Essig nach Geschmack zur Soljanka geben. Was uns da zu sauer gerät, können wir nach dem Einkochen, noch mit Salz, Pfeffer und Zucker begradigen. 

Alles was taugt, dauert eine Stunde, ich drehe den Herd dann auf die kleinste Stufe runter, rühre regelmäßig um und lasse die Eieruhr rückwärts laufen, bis die Soljanka schön eingekocht ist.

Traditionell wird die Soljanka mit einer Scheibe Zitrone und einem Schlag saurer Sahne serviert. Ich habe extra mehrere ehemalige Ostbürger befragt, ob es auch zu DDR Zeiten immer Zitrone und saure Sahne gab, was mir aber bisher jeder bestätigt hat.

Soljanka hat die Angewohnheit, dass sie am nächsten Tag noch besser schmeckt, wenn sie eine Nacht im Topf übernachtet hat. Hier kommt sie jetzt aber frisch aus dem Topf, nach dem ersten Einkochen.

Soljanka ist extrem lecker und mit nichts zu vergleichen, wenn man sie noch nie probiert hat. Die kann alles, leichte Süße, ein wenig Säure, salzig und so scharf, wie man sie gerne mag. 
Nun noch den obligaten Klecks saure Sahne auf die Soljanka geben

Als Krönung schließlich eine Limettenscheibe,oder Zitronenscheibe auf die saure Sahne legen.

Dazu passt prima ein frisches Brot

Wer Soljanka schon kennt, wird sich freuen, mal wieder eine alte Bekannte auf dem Teller zu haben, alle anderen haben die einmalige Gelegenheit, sich kulinarisch weiter zu bilden und positiv überraschen zu lassen. Die würde ich für jeden aus dem Westen einmal zur Probierpflicht machen, damit da nicht immer die Blinden über die Farbe dozieren, was wohl in der DDR auf den Tisch gekommen sein mag. 


Ich wünsche viel Spaß beim Nachkochen und einen guten Appetit
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