Ganzes Huhn aus dem Ofen – Die vietnamesischen Momente im Leben

Woran erkennt man einen Stadtmenschen? Wenn der ein doofes Gesicht macht, weil er plötzlich mal ein ganzes totes Tier in der Hand hält und nicht so recht weiß, wie er das anfassen soll. Ist mir genau so passiert bei diesem Rezept. Wir hatten Hochzeitstag und wollten uns mal “was gönnen”. Man neigt dann ja immer zu Symbolik und weil wir vor Jahren unser erstes Date im Vapiano hatten, lag es auf der Hand an so einem Abend dort nach Ewigkeiten wieder einzukehren. Das nehmen wir uns schon bestimmt fünf Jahre lang vor, um es wieder zu verwerfen, weil das eben graue Vorzeit war und wir kulinarisch weiter sind, als vor knapp zehn Jahren. Ob uns das jetzt noch so schmecken würde, wie damals ohne Ahnung und ohne Anhang?

Dieses Mal stand das Vapiano auch kurz zur Disposition bis meine Frau dann zwei Stunden bevor wir mit der ganzen Sippe dort einfallen wollten sagte, ach koche doch zuhause etwas. Mit den Kindern haben wir eh keine Ruhe. Ich hatte gerade Urlaub und dann bin ich noch schnell zum vietnamesischen Supermarkt nach Lichtenberg gefahren, weil ich dort immer Hühner in der Auslage gesehen habe, mit Hinweis auf den Hof wo sie herkommen, in der Nähe Richtung Polen, also nicht Wiesendoof, oder so. Da kostet ein Huhn 11 Euro und weil die eher mager aussehen, habe ich zwei Stück gekauft, für die ganze Bande am Tisch. Zusätzlich habe ich auch noch ein paar Sprossen und Pak Choi mitgenommen, um beim Gemüse mal etwas anderes auf den Tisch zu bringen. 

In der Tüte sieht man nur den Rumpf des Huhns. Beim Auspacken, blieb mir kurz das Herz stehen, denn wenn man genau schaute, waren die Beine hinten in das Huhn gestopft und vorne der Hals unter dem Huhn. Vorne klappte mir dann also der Kopf entgegen und hinten holte ich die Beine inkl. Unterschenkel und Krallen aus dem Huhn, das jetzt noch magerer aussah, nachdem die Füllung raus war. Margarete kam gleich an und sagte, also das esse ich nicht. Was bei meinen Kindern aber immer ganz gut ankommt ist, wenn man denen sagt, dass man das aus Respekt vor dem Tier, das dafür getötet wurde essen muss, damit es nicht umsonst gestorben ist und der Hinweis, dass auch hinter jedem Schnitzel und jeder Hähnchenkeule, immer ein ganzes Tier gesteckt hat. Vielleicht macht sie das irgendwann mal zu Vegetariern, aber im Moment macht sie das noch zu bewussteren Essern. Ich habe die Geschichte mit dem kompletten Huhn natürlich vorher schon mal bei Freunden zum Besten gegeben, bevor ich das jetzt verblogge und alle die sich ein bisschen mit asiatischer Küche auskennen, haben mich ausgelacht, weil die Asiaten diese Unterschenkel mit den Krallen, als ganz besondere Leckerei empfinden. Andere Länder andere Sitten.
Zutaten für 4 Personen:
2 Hühner
Salz
Pfeffer
Paprikapulver
Currypulver
Pflanzenöl
Gemüsebeilage
2 Pak choi
10 cm Staudensellerie
1 Knoblauch
1 Möhre
300 Gramm Sprossen
250 Milliliter Brühe
Salz
Pfeffer
Zucker
Sojasoße

Ich habe ja nur meinen Gasofen mit Unterhitze und war sehr gespannt, wie das darin funktioniert. Gar wird das Huhn ja irgendwie immer, aber da soll die Haut auch knusprig werden und das Fleisch trotzdem zart. Ich habe deswegen versucht, irgendwie schlau vorzugehen. Ofen auf Stufe 5-6 vorheizen. Bei Elektro mit Ober- und Unterhitze werden das im die 200 Grad sein. Die beiden Hähnchen mit Salz, Pfeffer, Paprika und Currypulver bestreuen. Die Hühner lege ich auf den Grillrost auf mittlere Höhe des Backofen. Darunter kommt das Backblech, um austretende Flüssigkeit zu sammeln. 

Was beim Würzen wieder von den Hühnern abfällt, oder auf dem Brett liegen bleibt, fülle ich in eine kleine Schüssel um und vermische das mit ein wenig Pflanzenöl. Damit bepinsel ich die Hähnen dann nach einer halben Stunde Garzeit im Ofen und drehe die Hähnchen um. Dann schon mal Kerntemperatur messen, um zu wissen, wo man sich befindet mit der Kerntemperatur befindet und wie lange man noch braucht. Wenn das Hähnchen um die 70 Grad Kerntemperatur hat, braucht man noch ungefähr 15 Minuten, bis zu den angestrebten 82 Grad. Das erkläre ich Euch weiter unten noch.
Um nicht so komplett ohne Soßenbegleitung zu sein, habe ich noch eine Guacamole mit Dampf gemacht (Rezept kommt)

Einen Krautsalat mit Paprika und Rosinen gibt es auch noch dazu. (Rezept kommt) Wenn das Huhn erstmal im Ofen ist, hat man ja Zeit.

Das Gemüse habe ich in Gruppen aufgeteilt, nämlich wie lange das braucht, bis es al dente, also immer noch bissfest ist und dann nach und nach in den Wok geworfen. Mit dem Gemüse fange ich im Wok an, wenn ich die 70 Grad Kerntemperatur habe und weiß, dass mir noch 15 Minuten bleiben. Schneiden muss man das natürlich vorher schon.

Möhren dauern am längsten, Knoblauch gibt einen guten Geschmack, also fange ich damit an. Zum Anbraten kann man Pflanzenöl, oder Butter, oder Schmalz nehmen. 

Nach drei Minuten habe ich dann Paprika und Sellerie dazu gegeben

Noch einmal drei Minuten später die Sprossen. Schlagt mich tot, ich weiß echt nicht mehr, was es für Sprossen waren. Ich glaube Mungobohnen. 

1 Teelöffel Meersalz

1 Esslöffel Zucker

250 Milliliter Brühe

Den Pak choi nur noch so zwei bis drei Minuten mitdünsten. 

Das Hähnchen ist überraschend knusprig geworden. Bei meinem Ofen dauert das 75 Minuten, bei Euch sicherlich schneller. So gut hätte ich mir das gar nicht vorgestellt mit dem Ofen. Wichtig um die korrekte Temperatur beim Huhn festzustellen ist ein Kernthermometer. Huhn braucht 82 Grad unter der Armbeuge, wo der Flügel angesetzt ist, dann ist das Fleisch perfekt. Lässt sich gut von den Knochen lösen, ist dort nicht mehr blutig und butterzart. Voll getroffen! Ich bin stolz wie Bolle.

So ein krosses, komplettes Huhn sieht immer noch irgendwie komisch aus, oder?
Jetzt zerlege ich die beiden Hühner auf meinem Arbeitsbrett mit einem scharfen Messer.

Da bin ich froh, dass ich Weihnachten gerade die Gans auseinander genommen habe. So bin ich schon ein bisschen im Thema. Mit dem Messer immer direkt an den Karkasse entlang schneiden und mit einem beherzten Ruck den Hals abtrennen.

Hähnchenbrüste und Flügel, und Keulen abtrennen

Das zweite Huhn lasse ich noch im Ofen, damit es warm bleibt

Das Gemüse aus dem Wok, sollte vor dem Servieren noch abgeschmeckt werden. 

Pak Choi kann ich sehr empfehlen. Der ist leicht bitter, aber nicht so wie Chicoree und fühlt sich im Mund gut an. Die Sprossen sind sowieso klasse, wenn sie nicht zu weich gegart werden. 

Das Hähnchenfleisch dazu legen

Noch ein bisschen Sojasoße über den Teller geben.

Das schmeckt total lecker und da hätten sie sich überall ganz schön anstrengen müssen, damit es so nett wird wie zuhause. Zartes Hähnchenfleisch, vom ziemlich mageren Huhn, mit Bildungsaufrag für die lieben Kinder, mit knackigem Gemüse. Wer mag, könnte dazu auch noch Reis servieren. Kohlehydrate kennt dieses Gericht fast nur aus der Ferne. Es schadet nicht, wenn man ein Menü mit Vorspeise und Nachspeise darum konstruiert, sonst wird es mit dem Sättigungsgrad eher dünn, wenn man keine Sättigungsbeilage wie Reis dazu serviert. Das nur als Info, ohne das tolle Gericht schmälern zu wollen. Gut schmecken ist ja das eine, satt zu werden ein anderes Paar Schuhe.
So farbenfroh kenne ich mich eigentlich gar nicht. 

Ich wünsche viel Spaß beim Nachkochen und einen guten Appetit
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