Orangengelee – Basisrezept

Ich hatte niemals vor Orangengelee zu machen. Das ist auch so eine typische Erfahrung aus jungen Jahren, wenn man die als Kind probiert, als zu bitter empfindet und den Gaul dann so lange weiter tot reitet, bis man zufällig vom Gegenteil überzeugt wird. Mein Zufall war meine Leserin Michaela, die mich immer großzügig mit alten Kochbüchern versorgt und am Samstag mit der Idee um die Ecke kam, dass ich unbedingt ein Rezept für Orangengelee machen müsste, weil sie das gerne selbst kochen würde. Meine Lust hielt sich in engen Grenzen, weil ich sowas noch nie mochte und dann auch die Fummelei gefürchtet habe, ein paar Kilo Orangen auf einer kleinen Zitruspresse zu entsaften. Wenn es jemand anders als Michaela gewesen wäre, hätte ich mich auf jeden Fall mehr geziert und die konnte mir deswegen auch schon gleich sagen, Orangen sind im Moment günstig, also sieh zu…
Zutaten:

1,2 Liter Orangensaft (frisch gepresst) aus 4 Kilo Orangen
2 Zitronen
Ingewer
Zesten von 3 bio Orangen
600 Gramm Gelierzucker 2 zu 1
Wie immer kann man mit jeder Marmelade, oder in diesem Fall Gelee ganz viel Zirkus und Zauber machen. Meine Maxime beim ersten Mal, ist aber immer eine möglichst reine und saubere Basis zu haben, von der man im Bedarfsfall weiter spinnen kann. Deswegen habe ich nur Zitrone für die Säure, Ingwer für die Schärfe und Orangenzesten der Schale, für den leicht bitteren Nachgeschmack verwendet. Man kann auch Aperol, Campari, Vanille, Zimt und andere tolldreiste Zutaten verwenden, aber das überlasse ich Euch. Mein Job ist die Basis.
Ich muss 1,2 Liter Orangensaft auspressen. Das sind bei mir locker 4 Kilo Orangen
Wer eine bessere Presse hat, der kommt vielleicht auch mit einer kleineren Menge Orangen aus, aber richtig viel Unterschied wird das nicht machen. Ich erledige das ja gewissenhaft.
Das ist ein ganz schönes Gemuckel, bis man die alle ausgepresst hat.
Um den Verlust gering zu halten, habe ich das Fruchtfleisch erstmal drin gelassen, aber im Geiste markiert, dass mir auch Masse fehlen wird, wenn ich den Saft durch ein Sieb abgieße und das Fruchtfleisch darin verbleibt. Deswegen habe ich die 1,2 Liter gepresst und danach zusätzlich noch die bio Orangen, nachdem ich die Schale abgerieben habe. Das zeige ich Euch noch.

Saft von zwei Zitronen
Der Zitronensaft kommt in den Kochtopf, in dem der Gelee gekocht wird.
Die ganze Fruchtsäure beim Auspressen, ist bei spröden Händen und Minusgraden echt ein Traum, wenn man mit so ner kleinen Zitruspresse arbeitet.
Ich habe erst gedacht, ich nehme so ein kleines Sieb, wenn ich den Orangensaft vom Litermaß in den Topf umfülle, aber das ist vom Fruchtfleisch in Sekundenbruchteilen verstopft. Das muss man entweder in groß haben, oder man nimmt ein Nudelsieb zum Umfüllen.
Also lieber ein Nudelsieb verwenden und ein paar Schwebstoffe mehr im Topf haben.
Den Saft durch die Ritzen rühren und möglichst viel Fruchtfleisch im Sieb behalten. Das klappt ganz gut.
Wenn der Saft im Topf ist, brauchen wir noch die Schale der bio Orangen, weil die den bitteren und charakteristischen Geschmack von Orangengelee, oder auch Marmelade ausmacht. Die nehme in bio Qualität, weil die im Gegensatz zu den Saftorangen nicht gewachst und nicht mit Chemie behandelt wurden.
Dafür kann man einen Zestenreißer, oder die Universalreibe benutzen.
Abrieb der Orangenschale kommt ebenfalls in den Topf. Den Saft der bio Orangen presse ich auch noch in den Topf.
Ein Stück Ingwer schneiden
Ingwer schälen
Ingwer reiben. Der Abrieb kommt ebenfalls in den Topf
600 Gramm Gelierzucker 2 zu 1 in den Topf geben, oder eben 1200 Gramm 1 zu 1 Gelierzucker. Der ist mir zu süß, deswegen verwende ich den Gelierzucker, der nur 500 Gramm Zucker auf ein Kilo Frucht erfordert, in diesem Fall ungefähr die Hälfte der Saftmenge, dünn gerechnet.
Rein mit dem guten Stoff.
Alles verrühren und den Herd anstellen.
Die Gläser bereitstellen und in kochendem Wasser steril machen.
Ich stand gerade auf der Fensterbank und habe geraucht, als meine Frau schon aus der Küche rief, dass der Topf überkocht. Also schnell wieder rein und drei Minuten sprudelnd kochen lassen.
Einen Esslöffel für eine Gelierprobe abnehmen
Löffel 5 Minuten möglichst kalt stellen
Wenn das Gelee dann fest ist, kann der Topfinhalt in Gläser umgefüllt werden. Wenn nicht, braucht ihr noch mehr Gelierzucker.
Den Topfinhalt in ein Litermaß umfüllen.
Gläser befüllen
Gläser fest verschrauben und abkühlen lassen.
Das Orangengelee ist schön fest geworden. Schmeckt echt großartig. Ordentliche Süße, anständige Säure, dezent bitter und mit dem angenehmen Kick des Ingwers.
Die Zeiten haben sich nicht geändert. Meine Kinder finden das natürlich irgendwie bitter und das passt noch nicht so richtig in Ihr Geschmacksschema. Meine Frau findet sie so gut, dass sie meiner Schwiegermutter gleich ein Glas schicken will.
Orangengelee ist ganz toll auf Brot, man kann damit Salatdressing machen, Grillfleisch marinieren und hat eine super Geschmacksbasis für viele Kochideen.
Das hat mich selbst überrascht und da freue ich mich mal wieder, dass mich jemand zu meinem Glück gezwungen hat. Da wäre ich sonst nie von alleine dran gekommen.

Viel Spaß beim Nachkochen und einen guten Appetit.

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12 Kommentare

  • Ute Franz

    Hallo, ich liebe auch Orangengelee, mache es auch selber. Welchen Gelierzucker nimmst Du? Enthält der Palmöl? Liebe Grüße aus Dessau
    Ute

  • Sascha Wüstemann

    Ist dein Gelee ein Gelee geworden oder ein ziemlicher Dicksaft? Ich hatte dieses Jahr Quittengelee gemacht, weil es im Türken-Supimarkt welche gab und auf dem Brot ist das Gelee wie Honig und fließt runter. Ist aber wohl schon lecker 🙂

  • Anke

    Hallo, super Rezept. Ich benutze Orangengelee bzw. -marmelade für Orangen-Chilli-Mayo: Mayo mit Orangengelee, Sambal Oelek, Limettensaft und Süßer Sahne abschmecken. Ergibt eine geniale Burgersoße.
    Gute Besserung!

  • lizu

    Hallo,
    bin durch Zufall hier gelandet auf der Suche nach einem einfachen Rezept für Orangengelee. Nun die Fragen: Könnte man statt frischer Orangen auch Orangensaft verwenden (100% Frucht und Bio und gute qualität)?

    und du schreibst, dass die Schale den bitteren Nachgeschmack macht, heißt das umgekehrt, wenn ich die Schale weglasse, ist sie nicht mehr bitter? Mir gehts nämlich auch so, dass ich das mal probiert habe vor ewigen Zeiten (aber als Erwachsene) und mir das Bittere nicht schmeckte. Da wäre ja das Weglassen von Schale eine lösung ??

    • Hallo Lizu, natürlich kann man Orangensaft nehmen. Ist halt nicht das Gleiche. Man ist ja gottseidank ne ganze Weile erwachsen und selbst da ändert sich beim Geschmack immer noch eine Menge. Für Bitter braucht es ein paar Anläufe mehr.

  • Esther

    Bitter ist doch der Hammer. Pampelmusenmarmelade mit Banane, eine feine Komposition.

    • isso, aber dafür muss man sich da trotzdem erstmal ranschmecken. ich mochte viele geschmacksrichtungen ganz lange gar nicht, bitter, fetakäse, sellerie, kreuzkümmel, koriander. heute kann ich das alles konsumieren, ohne dass es mich schüttelt.

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