Salatschalen selbst gebacken

Selbst gebackene Salatschalen, da werden die Gäste aber Augen machen! Wie kommt man auf so eine Idee? Ich habe eigentlich nur nach einem Rezept für dänische Remoulade gesucht und bin bei der Gelegenheit über einen ganz schrecklichen Hotdogsalat aus lauter Industriepappe gestolpert. Der hat mich durch dieses gedankenlose zusammenkippen von Industrierotz so nachhaltig schockiert, dass ich sofort wusste, diese Lebensmittelsünde muss man einmal mit richtigen Zutaten herstellen, um eine Referenz zu haben, dass man zwar alles machen kann, aber eben mit ein bisschen Blick für die Zutaten und die Liebe zu dem was man isst. Natürlich kann man aus diesen gebackenen Salatschalen auch jeden anderen Salat essen. Die überstehen eine Mahlzeit mühelos und auch das Dressing suppt da nicht sofort durch. Natürlich kann die Salatschüssel auch gegessen werden und das ist auch so gewünscht. Ich würde sagen, dass ist eine meine abgefahrensten Ideen, die ich bislang beim Kochen hatte.

Zutaten für 8 bis 10 Stück:

850 Gramm Mehl
20 Gramm Hefe (1/2 Würfel)
500 Millilter Milch
2 Esslöffel Pflanzenöl
2 Esslöffel Zucker
2 Teelöffel Salz
2 Esslöffel Wasser
Mehl zum Arbeiten
1 Eigelb und ein einen Esslöffel Wasser zum Bepinseln der Salatschüsseln

850 Gramm Mehl abwiegen

1/2 Würfel Hefe in die Rührschüssel geben

2 Esslöffel Wasser dazu geben. 2 Esslöffel Zucker, 2 Teelöffel Salz

500 Milliliter Milch abmessen

Milch auf 40 Grad erwärmen. Nicht wärmer, sonst fällt die Hefe später tot um. 

Wenn man eine Küchenmaschine hat, einen Handrührer mit Knethaken, oder von Hand arbeitet, dann fängt man mit dem Mehl an, kippt dann die lauwarme Milch, die anderen Zutaten und die Hefe in den Teig und verknetet den Teig dann. Ich habe aber einen Esge Zauberstab und da muss man genau andersrum arbeiten, weil der zwar irre schnell kann, aber kein Drehmoment hat.

Hefe verquirlen

Milch in die Schüssel kippen.

Weiter vermischen

Mehl nach und nach in die Schüssel geben und mit der Flüssigkeit verrühren. Jetzt auch die 2 Esslöffel Pflanzenöl an den Teig geben.

Der Zauberstab arbeitet sich durch den Teig. Wie gesagt, wer anderes Equipment verwendet, geht genau andersherum vor.

Den Rest verknete ich mich der Hand. Der Teig hat eine toll gummiartige Struktur, ist schön elastisch und wird für mindestens 90 Minuten warm gehen gelassen.

Nach 90 Minuten ist der Teig richtig in der Schüssel explodiert. Ich bin begeistert.

Bis zu dieser Stelle ist das identisch mit dem Rezept für die klassischen Hotdog Buns (Brötchen). Nun musste ich mir Gedanken machen, wie ich einen Salat á la Hotdog nicht so doof und pappig, mit den gestapelten Zutaten aussehen lassen möchte. Ich entwickel so ein Rezept wie einen Text, wenn man sagt, Einleitung, Hauptteil und Schlußwort. Mir war klar, wie ich die Soßen mache, aber diese großen Brotstücke machten mir Sorgen, weil sie weder gut aussehen, noch schön im Mund sind. Dann habe ich einfach mit meiner Frau darüber gesprochen was ich plane und in dem Gespräch bin ich dann selbst darauf gekommen, dass ich das Brötchen nicht in den Salat reinwerfen darf, sondern es wie eine Metapher in den Salat einbauen muss und so ist aus dem doofen pappigen Industriebrötchen im Salat, eine selbst gebackene Salatschale aus dem Brötchenteig geworden. 

Mir war klar, dass ich die nicht formen und einfach in den Ofen werfen könnte und dass ich die blind backen muss. Ich habe sowas vorher auch noch nie gemacht und musste mir überlegen, wie ich eine Schüsselform bekomme und auch, wie man den Teig hinterher wieder davon trennen kann. 

Die Form und die Größe sind frei wählbar. Wer eine große Schüssel hat, die über 200 Grad verträgt kann auch eine Riesenschüssel backen. Ich habe aber für das Rezept geplant, es möglichst gut aussehen zu lassen und habe deswegen die Salatschalen als Portionsgröße gebacken. Die Müslischalen meiner Kinder haben dafür genau die richtige Größe. Die habe ich einfach mit Alufolie bespannt und hinterher mit Butter eingerieben, in der Hoffnung, dass man die Alufolie dann besser von der Schüssel (das ist sowieso kein Problem) und vom Teig lösen kann. 

Schüsseln mit Alufolie bespannen.

Eine Arbeitsfläche bemehlen und Brötchenteig darauf aufmehlen. Mehl einkneten, bis der Teig nicht mehr an den Fingern kleben bleibt. 

Brötchenteig mit dem Nudelholz rund ausrollen. Je dicker der Teig ausgerollt wird, desto dicker werden die Wände der Schüssel. 

Alufolie mit Butter einschmieren.

Ausgerollten Teig über die Schüssel legen. Beim  ersten Versuch weiß man immer noch nicht so genau, wie groß man ausrollen muss, deswegen bin ich hier ziemlich über den Rand gegangen.

Da habe ich den Rand abgeschnitten und man bekommt so ziemlich die Originalform der Schüssel. Ich habe aber auch Versionen gebacken, wie auf dem Titelfoto, bei denen ich den Rand einfach dran gelassen habe. Das finde ich deutlich uriger, aber das ist wie immer Geschmackssache.

Hier ist der Teigrand abgetrennt. Das geht am besten mit einem Pizzarad, aber ich habe meines nicht gefunden und es deswegen mit dem Messer gemacht.

Wie gemalt!

Die “Salatschüsseln” auf ein Grillrost stellen und dort 45 Minuten gehen lassen.

Ein Eigelb mit ein bis zwei Esslöffeln Wasser vermischen.

Die Salatschüsseln mit der Eigelbmischung bestreichen. Den Ofen 10 Minuten auf 200 Grad vorheizen. Die Salatschüsseln kommt 20 MInuten in den Ofen zum Backen.

Aufgepasst, das war eine meiner Sorgen. Der Teig geht beim Backen auf und ich hatte Angst, dass ich die Salatschüsseln nicht gerade auf den Tisch stellen kann. Deswegen die Salatschüsseln sofort  auf den “Schüsselboden” stellen. Wenn der Teig noch warm ist, nimmt er die Form an und die Schüsseln stehen später gerade und bombenfest auf dem Tisch.

Hier habe ich sie gleich umgedreht. Da kann man auch erkennen, dass ich 2 x Schüssel mit geschnittenem Rand und 2 x mit überlappenden Rändern gemacht habe.

Nun befreie ich die gebackenen Salatschüsseln aus den Müslischalen.

Alufolie hochklappen. Dann rutschen die gebackenen Salatschüssel schon ganz leicht, aus den formgegebenden Müslischalen darunter.

So lange der Teig noch warm ist, lässt sich der Teig auch gut von der Alufolie trennen. Ich habe es nicht mit abgekühltem Teig probiert, aber mein Gefühl sagt mir, dass das so am besten funktioniert. 

Na klar, ich bin eher Grobschmied als Feinbäcker und ich freue mich für jeden, der das optisch schöner kann als ich, allerdings muss man erstmal die Idee haben und es umsetzen. Ich bin in dem Moment einfach nur Stolz, dass mir irgendwas eingefallen ist, womit ich die scheußlichen Industriebuns aus dem Hotdogsalat darstellen, ersetzen und übertreffen kann. Jeder wird sagen, oh Hotdogsalat, das ist ja eine interessante Idee, aber keiner wird mehr sagen können, dass da nur Scheiße vermixt wurde.  

Wenn mich also irgendwann jemand fragen sollte, wann ich mal so richtig zufrieden war? Hier! Ihr könnt damit jeden Salat bespielen, auch wenn Ihr mit Hotdogs nichts am Hut habt. Eure Gäste werden Euch dafür jedenfalls lieben. 

Und hier kommt endlich mal die Katze aus dem Sack. Hotdogsalat ohne Schrott. Alles frisch, Senfdressing, Ketchupdressing, dänische Remoulade, dänischer Gurkensalat, Röstzwiebeln  (Alle Rezepte kommen hier als Link). Endlich raus aus der Schmuddelecke! Das ist natürlich immer noch keine Sterneküche, aber saulecker und explodiert vor Frische im Mund. So viele verschiedene Geschmäcker und Komponenten und alle mit Bedacht und Liebe gemacht. Ich liebe es.
Ich wünsche viel Spaß beim Nachbacken und einen guten Appetit.
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15 Kommentare

  • Was für eine tolle idee und danke für teilene bei der FB Gruppe Kochen mit Passion! lg S. Kelly

  • Sieht megatoll aus! Allein die Vorstellung eines Hot-Dog-Salats lässt mich ja erschaudern (ich mag solche Schicht-Salat-Sachen so GAR nicht), aber das hier stell ich mir mal richtig genial vor. So im Sommer, mit nem 30-Grad-Salat drin, als komplette Mahlzeit … Hut ab!

    Aber pssst, du hast das Verlinken vergessen 😉

    GLG, Luci

  • Chapeau! Ich bin begeistert, und ein weiteres Mal verblüfft von soviel Kreativität! (Das war jetzt wirklich ein ernstzunehmendes Kompliment, echt!)

  • Super Idee, Jörg! Darin kann man auch prima einen Vorspeisesalat machen. Das macht richtig was her!

    Mir kam dann noch spontan die Idee, wenn man dem Teig etwas mehr Zucker verpasst, kann man das Schälchen auch als Dessert verändern. Vielleicht gefüllt mit Apfelkompott, Vanillesauce und Sahne. Mal Kuchen in einer anderen Form! Meinst Du die Schälchen halten das aus?

    Viele Grüße und schönen Sonntag
    Carmen

    • hallo carmen. da hast du recht. mehr zucker würde daraus auch schöne dessertschalen machen. die halten das dressing mühelos aus. guter tipp, vielen dank

  • Das ist ja eine hammergeile Idee 🙂
    Werde ich heute Abend direkt nachmachen…
    Bist echt mein Held am Herd ;-)))

    • danke liebe bunsau, eigentlich wollte ich ja gar nicht, aber dann geht bei mir immer irgendwie der gaul durch und ich komme auf solche ideen. ich kann nix dagegen tun.

  • Und genau dafür, dass so oft der Gaul mit dir durchgeht lieben wir dich :-*
    Hab übrigens anstatt Salat Chilli gemacht… Hammergeil…

  • Einfach nur Geeeeeenial !!!!!!!! LG Agathe

    • danke, dafür musste ich auch ganz schön lange überlegen, bis ich darauf gekommen bin, obwohl ich das rad natürlich nicht neu erfunden haben. ich lesen aber so gut wie nie irgendwo, sondern versuche von alleine darauf zu kommen.

  • Bettina

    Ich lese und koche mich hier ja schon seit Jahren still durch, aber heute kann ich nen Kommentar nicht zurückhalten. Die sind bei der nächsten Gelegenheit dran!!! Gefällt mir mega!

    Mein Mann wundert sich übrigens immer wieder, warum ich beim Lesen von Kochrezepten so oft laut auflache. Die sind so witzig geschrieben, geradeaus, voll aus dem Leben. Wenn es Deinen Blog nicht gäbe, müsste man ihn erfinden.

    Was ich auch noch sagen muss: ich hab noch NIE was von dir nachgekocht was nicht geschmeckt hat. Danke!

    • hallo bettina, vielen dank! ich freue mich immer sehr, wenn sich leserInnen outen und hier kommentieren. dann weiß man wenigstens für wen man sich hier die arbeit macht.
      die salatschalen sind sehr zu empfehlen. gutes gelingen. schönen gruß jörg

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