Tabasco gekocht – ohne fermentieren
Mögt Ihr gerne Tabasco? Ich habe den vor ein paar Jahren schon mal selbst hergestellt. Beeindruckend ist, dass echter Tabasco nur aus drei Zutaten besteht und vier Wochen fermentiert und dann noch eine Woche mit Essig aufgefüllt im Kühlschrank reifen muss. So gut wie mir das Resultat schmeckt, so sehr schreckt mich die Tatsache ab, so lange darauf warten zu müssen und dann immer noch in Gefahr zu laufen, dass irgendwas schief geht und die Masse beim Fermentieren schimmelt. Ich wollte deswegen schauen was passiert, wenn ich die gleichen Zutaten verwende, nur die Anteile verändere und das in einem Zug produziere. Kann das geschmacklich mithalten?
Zutaten:
400 Gramm scharfe Peperoni
1 Liter Branntweinessig (oder Weißweinessig)
3 Esslöffel Meersalz
Die Peperoni sind scharf und vom Vietnamesen. Die schreiben nicht ran, wieviel Scoville die haben, aber um die 30000 Scoville auf jeden Fall.
3 Esslöffel Salz, erschien mit erstmal ziemlich viel zu sein, aber die fermentierte Version hat auch nicht weniger.
Einen Liter Branntweinessig
Essig in den Topf gießen
Peperoni zum Kochen bringen
Deckel auf den Topf legen, mein guter bio green Topf von Carote
Peperoni 15 Minuten köcheln lassen. Die Luft in meiner offenen Küche ist so Capsaicin geschwängert, dass meine Frau, vier Kinder und unsere Lieblingsnachbarin, vor Harry Potter Teil drei auf DVD sitzend, husten wie die Lungenkranken. Da liegt ganz schön Schärfe in der Luft.
Umfüllen in ein Litermaß
Mit einem Pürierstab, oder einem Esge Zauberstab zerschreddern
Schriiiiiiiiiiiiiiiiing
Das wird schnell zerkleinert
Schon erledigt.
Ich habe den Zauberstab zwar unter Wasser gereinigt, aber als lustige Begebenheit hätte ich anschließend noch im Angebot, dass sich meine Frau über die nächste Latte Macchiato beschwert hat, dass die höllisch scharf gewesen wäre. Da war wohl noch Restschärfe am Metall, die sich nicht so einfach entfernen ließ und dann direkt in die geschäumte Milch übergegangen ist.
Tabasco wird gefiltert, damit sich die Flüssigkeit von den Feststoffen, also Fruchtfleisch und Kernen trennt.
Das machen wir hier genauso. Die scharfe Soße durch ein Sieb rühren
Fruchtfleisch und Kerne sammeln wir in einem extra Glas. Wegwerfen wäre zu schade. Wenn man mal irgendwas Scharfes braucht, dann ist das genau richtig. Auf Pizza, oder in Soßen zum Beispiel.
Gabel oder Löffel zum Rühren ist egal
Hier wird der Trester gesammelt
Wenn die komplette Menge Flüssigkeit gefiltert ist, kommt auf die gesammelten Feststoffe oben Olivenöl drüber, das schließt vor Sauerstoff ab und dann wird es nicht so schnell schlecht. Im Kühlschrank sowieso nicht.
Hier ist die Flüssigkeit. Aus einem Liter Essig und 400 Gramm Peperoni sind gute 600 Milliliter Pfeffersoße geworden
Hier kommt Olivenöl auf den Trester
Hier im Bild
Mit einem Trichter wird in die Flaschen umgefüllt
Da geht nichts daneben.
Das ist die komplette Menge
Ihr wollt wissen wie das schmeckt? Es ist echt irre, weil das schmeckt genau wie fermentierter Tabasco, ohne Fermentieren. Das ist schnell erledigt und wenn man Flaschen mit Drehverschluss aus Metall nimmt, kann man die auch im Backofen bei 130 Grad für 30 Minuten einkochen. Wenn man Schärfe mag ist man hier genau richtig. Es schmeckt so wie Tabasco schmecken soll. Scharf mit einer deutlich wahrnehmbaren Säure und ansonsten salzig. Das wird Euch gefallen.
Viel Spaß beim Nachkochen und einen guten Appetit.
Zur Milchkaffee-Anekdote. Capsaicin ist eben nicht wasserlöslich, da kann spülen, so lange man will. Das Zeuch ist fettlöslich und das Milchfett hat dann seine Aufgabe übernommen, es vom Mixstab zu entfernen. 😉
jetzt wo du das sagst 😉
Großer Wurf. Habe ich mit Interesse gelesen, Jörg. Danke dafür.
vielen dank. ist wirklich total einfach. würde mich freuen, wenn das andere ausprobieren und sich selbst einen eindruck verschaffen
Ich denke, das werde ich tun.
Häufig sind es die ganz einfachen Sachen, auf die man nicht kommt.
Weil man im vermeintlichen Supertrouper Erlösung sucht.
Dabei könnte schon eine handgemachte Flasche Tabasco ein Klimax sein.
Apropos Klimax. Genau. 🙂
ich habe eine flasche gerade meinem arbeitskollegen daniel geschenkt. der züchtet Peperoni und muss die immer verwerten. da hilft einem das rezept, dass man gleich zur tat schreiten kann.
Tiptop, wie lange hält sich wohl der Trester im Kühlschrank?
bis zur nächsten eiszeit. da ist das öl drauf und das ist so scharf, das kann gar nicht schlecht werden
Habe heute die kleine Portion gemacht
sehr gut. schmeckt dir der gute stoff?
Endlich hab ich einen Verwendungszweck für meine Ahornflaschen…….Wie lange hält sich die Soße im Kühlschrank?
Hallo Dorothea, die Soße hält ewig. Alles was so scharf ist, kann gar nicht schlecht werden, wenn du es luftdicht lagerst
Blöde Frage: Wenn ich eine Flasche aufmache kommt doch Luft dran…..dann ist doch nix mehr mit Luftdicht?!
Schlaue Frage. Das gilt natürlich nur für die jungfräuliche Verpackung. Danach sollte man es kühlen. Wenn nicht, wird es irgendwann mal schlecht, aber das dauert auch ne Weile
Scharf ist reines Glücksgefühl! Hier verkommt nichts, alles wird verwertet und ist frei von jeglichem Konservierungsscheiß. Danke Jörg, wieder eine Inspiration.
Bei der Verarbeitung verwende ich kondomdünne Handschuhe, denn einmal fasste ich mir gedankenlos ans Auge……….
Wir essen gerne scharf. Unser Inder im Lieblingsrestaurant sagte mal, er kenne keine Frau, die dermaßen scharf nachwürzen läßt.
Sechs Stunden später schwöre ich mir stets, das sein zu lassen. 😉
Höre mir bloß auf. Ich war mal pinkeln nachdem ich Carolina Reaper geschnitten habe, ohne Handschuhe.
Den Rest kannst Du Dir vorstellen. Meine Frau hat sich scheckig gelacht
Oh, oh……Kopfkino….hilfe (!)…Erdbeerfeld, Erdbeerfeld. 😉
So viel Wasser hat Deine Wasserleitung gar nicht.