Möhren für Kaulsdorfer Allerlei

Muss der Heilemann jetzt jedes scheiß Saisongemüse einzeln verwursten und in epischer Breite erklären? JA! Mein Alltag sagt mir nämlich, dass es nur so gefunden wird, falls mal jemand sucht. Keiner wird es finden, wenn man mich vorher fragen müsste, wo haste das noch mal verbloggt, beim Kaulsdorfer Allerlei? Also alles einzeln und für alle Zeiten als Referenz, wie man sich Gemüsesorten, die einem eigentlich nicht so liegen, passend machen kann. Ich mache das schon einen Tag länger und ich freue mich immer wieder über Menschen meines Alters, die mir bestätigen, dass es ihnen selbst auch nicht anders gegangen ist, mit bestimmten Gemüsesorten und dass eigentlich immer Mutter und Oma für die Gemüsekatastrophen der Kindheit verantwortlich gewesen sind. Alles eine Frage des Gargrades und der Würzung in wechselnden Anteilen, aber deswegen finden wir uns hier ja zusammen, um früher hinter uns zu lassen und es mit dem neuen Wissen, ab jetzt irgendwas besser zu machen.
Zutaten:

3 Möhren
1 Prise Salz
1 Prise Pfeffer
1 Prise Zucker
20 Gramm Butter
1 Schuss Zitronensaft
Grünkraut, wie z.B. Kresse

Bèchamel mit Weißwein (anklicken)

Ich habe überlegt, was ich an Möhren immer nicht mochte. Für Gemüse waren sie mir eigentlich zu süß und dann dieses weichgekochte labberlige, bis meine Oma, oder Mutter damit fertig waren. Möhren wurden bestimmt nicht weniger als 20 Minuten, aber gerne auch mal 30 Minuten gekocht. Was beim Schmorgericht o.k. ist, weil da die Möhre irgendwie untergeht, ist bei einer Beilage eine ganze andere Abteilung.
Möhren schälen, soll ja zum Genießen sein.
Möhren halbieren
In der Länge ebenfalls halbieren
Und die Möhre immer weiter halbieren, bis man handliche Gemüsestifte übrig hat.

Das ist eine sehr meditative Tätigkeit
Ihr bestimmt die Länge selbst.
Für mein Kaulsdorfer Allerlei habe ich eine Menge Gemüsesorten benutzt von denen ich nie Fan war, einfach um zu dokumentieren, dass man aus jeden Gemüse etwas machen kann, wenn man es mit Liebe tut und dem Gemüse gibt, was es braucht es sich selbst so passend macht, dass es einem schmeckt.

Die Béchamel mit Weißwein hatte ich am Ende sechs Stunden auf dem Herd stehen, weil ich einfach Zeit hatte. Die kann man auch in 20 Minuten herstellen, aber in sechs Stunden schmeckt sie eben besser, wie alles was Zeit bekommt. Die sollte schon weiß sein, deswegen ist das Mehl nicht angeschwitzt, sondern dient nur der Bindung.
Butter schmelzen
Möhren 5 Minuten volle Pulle auf der große Platte durchknistern
Nach fünf Minuten, Salz, Pfeffer und Zucker dazu geben.
Zitronensaft
Herd abstellen, alles vermischen und nachwürzen. Ich denke Salz und Pfeffer? Sollte noch schönen Biss haben und schmeckt toll nach Karotte, mit dezenter Säure, Salz und Pfeffer. Der Zucker ist nur ein Counterpart und zieht das Salz geschmacklich nach oben. Da nutzt Ihr die Kochphysik vom Feinsten, das Eine mit dem Anderen zu betonen.
Das weiß man natürlich nicht, wenn man sein Gemüse auf der Dose, oder dem Tiefkühler holt. Dose ist eh tot, und wer zu faul zum Putzen und Schneiden ist, hat am Ende auch keine Ahnung und kein Interesse daran, was man aus den Zutaten machen kann? Besser ist saisonal und regional frisch wenn es zu kaufen ist und nicht aus der Tüte und dem Frost, weil man nicht mit den Jahreszeiten isst.

Leckere Möhren
Béchamel mit Weißwein
Grünkraut kann alles sein, Petersilie, Dill, Schnittlauch, aber Kresse finde ich an der Stelle schon seht stimmig, weil die so schön nussig ist und sich teurer anfühlt, als die anderen Kräuter.
Sehr geil!


So muss Gemüse schmecken, damit es nicht nur eine Pflichtbeilage ist, um weniger Fleisch zu essen, oder am Ende satt zu werden. Das ist so gut, dass man auch auf Fleisch verzichten würde, ohne irgendwas zu vermissen.
Viel Spaß beim Nachkochen und einen guten Appetit.

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2 Kommentare

  • Ursula

    Mh, an die Möhren würde ich noch ein bisschen Muskat geben…nur Salz und Pfeffer finde ich auf Dauer ein wenig eintönig. Das mit dem Spritzer Zitrone muss ich mal probieren, das mach ich standardmäßig nicht ran…

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