Damentoast – Toast Madame

Das ist ein Klassiker aus den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Damals kam es irgendwie auf, dass man pikante Komponenten mit Früchten kombinierte. Zeitgenössisch war das anschließend auf Toastbrot im Ofen zu überbacken. Da kamen viele Neuerungen zusammen. Menschen hatten Öfen zuhause, die man mit Gas oder Strom betrieb. Man kaufte mehr Fleisch, weil es mehr Angebot und mehr Einkommen gab. Tropische und exotische Früchte eroberten den Markt. Durch schnellere Transportwege, wurden sie günstiger und immer verfügbar. Diese komischen “Käseabwandlungen”, wie z.B Schmelzkäse grassierten im Handel und statt auf die fragwürdigen Zutaten hinzuweisen, wurden die Schmelzeigenschaften in den Vordergrund gestellt. Diesen damals neuen Kreationen, wurden entsprechende Namen verpaßt, bei denen man dann durch die Bezeichnung wusste worum es sich handelt, wie Toast Hawaii mit gekochtem Schinken und Ananas, oder Herrentoast und in diesem Fall dem Damentoast. Ich bin eher zufällig in einer Kochgruppe darüber gestolpert, weil jemand diese ganz ordinäre Lebensmittelschändung abfeierte, mit tot gebratenem Schweinefilet, Tetrapac hollandaise, Dosenpfirsich, Scheiblettenkäse und Industrietoast. Ich habe mich dazu hinreißen lassen, das dahingehend zu kommentieren, dass das mit frischen Zutaten bestimmt der Knaller wäre, worauf es die übliche “wir mögen es aber so” Replik der Faulen und Dummen gab. Danach wusste ich, was es an dem Tag zu essen gäbe. Genuß und Bildungsauftrag in einem.

Zutaten für 12 Damentoasts:

Toastbrot (anklicken)
Sauce hollandaise zum Überbacken (anklicken)
1,2 Kilo Schweinefilet
6 Nektarinen / Pfirsiche
600 Gramm Käse Grünländer Chili Paprika
grobes Salz
Chiliflocken
Rapsöl zum Braten

Weil es am längsten dauert fange ich mit dem Teig für das Toastbrot an

Die Nektarinen hatte ich von Bananen Fred auf dem Cuxhavener Wochenmarkt. 12 Kilo für 8 Euro. Wenn man gescheite Vorratshaltung hat, kann man auch mal spontan auf Kochideen reagieren. Ich gehe davon aus, dass alle von Euch den Unterschied zwischen frischem und konserviertem Obst kennen? Ich liebe den Sommer, wenn man alles frisch bekommen kann. Da zeige ich Euch gleich, wie man bei Pfirsischen, oder Nektarinen die Haut abziehen kann.

Die Sauce hollandaise machen wir ebenfalls selbst. Die muss aushalten, dass man sie im Ofen überbackt, also müssen wir uns vom Originalrezept entfernen und imitieren eine geschlagene hollaindaise, mit einer Soße auf Mehlschwitzebasis, die geschmacklich das einfängt, was man von einer Sauce hollandaise erwartet. Salzig, dezente Würze, sehr cremig, mit einem gut wahrnehmbaren Geschmack von trockenem Weißwein.

Toastbrot backen

Nun ziehen wir die Haut der Nektarinen ab

Nektarinen auf dem Rücken, über Kreuz einschneiden

Wasser zum Kochen bringen

Nektarinen mit kochendem Wasser übergießen

Ein bis zwei Minuten, je nach Dicke der Schale im heißen Wasser liegen lassen.

Ich achte auf die Einschnitte am Rücken

An der Schnittstelle, hebt sich die Haut an.

Die Haut lässt sich mühelos abziehen

So machen wir es auch mit den anderen sechs Nektarinen

Die müssen jetzt nur noch halbiert und entsteint werden, aber das hat Zeit bis die Nektarinen wieder vollkommen abgekühlt sind. Dann sind sie stabiler.

Toastbrot ist fertig gebacken

Toastbrot auskühlen lassen

Toastbrot in zwölf Scheiben schneiden

Toastbrotscheiben auf einem großen Backblech ablegen

Toastbrot mit Sauce hollandaise zum Überbacken (anklicken) bestreichen.

Da ist der gute Stoff aus der Nähe

Das ist mein Schweinefilet, jedes Stück soll circa 100 Gramm wiegen und bevor Ihr es schneidet, sollen eventuell vorhandene Sehnen pariert werden. Das Schweinefilet gab es im Angebot bei Metro.

Ich schneide die Stücke extra dick und halbiere sie anschließend mit dem Schmetterlingsschnitt

Da verdoppelt man die Fläche und schneidet nicht bis unten durch, sondern läßt ungefähr ein Viertel der Höhe stehen und klappt das Fleisch anschließend einfach aus, wie unten zu sehen

Die Vorfreude steigt

Rapsöl bei Vollgas in der Pfanne erhitzen. Mit zwei Pfannen zu arbeiten wäre jetzt auch gut.

Drei Minuten bei Vollgas pro Seite anbraten und nicht mehr als 500. maximal 600 Gramm Fleisch pro Pfannenladung nehmen. Sonst sinkt die Pfannentemperatur zu stark ab.

Nektarinen halbieren und Steine entnehmen

Nach drei Minuten werden die Filets gewendet. Der Backofen sollte jetzt schon aufheizen. 220 Grad Umluft.

Nektarinen am Start

600 Gramm Käse. Das ist Grünländer Paprika Chilikäse, der kostet normal bei knapp unter 20 Euro pro Kilo und ich habe mich immer noch ziemlich auf den Arsch gesetzt, als ich immer noch 25 Euro für knapp drei Kilo bezahlt habe, wegen Ablauf des Haltbarkeitsdatums.

Das Fleisch ist nach insgesamt 6 Minuten in der Pfanne rechtschaffend medium und kommt aus der Pfanne, weil es noch überbacken wird.

Käse habe ich erst in Scheiben geschnitten und dann festgestellt, dass es eine doofe Idee ist, weil der sich nicht auf den halben Nektarinen hält. Also habe ich den noch grob auf der Standreibe gerieben

Fleisch auf die Toastscheiben drapieren und mit grobem Meersalz salzen, evtl. Chiliflocken

Von oben auch noch einen Schlag hollandaise drüber geben

Nektarine aufsetzen

Mit dem geriebenen Käse bestreuen. Jetzt kommt es auf Euren Ofen an. Meiner braucht 8 Minuten, bis der Käse geschmolzen ist und ich habe dann noch die Gratinfunktion eingestellt, dann bekommt das Toast von oben nochmal kurz einen auf den Kopf.

Und hier kommt das Damentoast aus dem Ofen.

Leider verlassen mich bei der Gelegenheit wieder mal meine Fotofähigkeiten, das passende Licht und ein guter Ort, wo man zwischen aus dem Ofen holen und zum Tisch schleppen, schnell Bilder machen kann. Ich bekomme es leider nicht hin, das so geil zu fotografieren, wie es schmeckt und es ärgert mich sehr.

Die einzelnen Komponenten sind ein Traum und harmonieren as fuck zusammen. Toastbrot ist super, zartes Schweinefilet, die hollandaise schmiert besser als WD40 und schmeckt wie eine echte, sowas mit einer frischen Frucht zu machen, statt mit Dosenfrüchten, schmeckt unterschiedlich wie die Distanz zwischen der Erde und dem Mond. Diese Frische springt einen einfach an und explodiert förmlich im Mund. Der würzige Käse ist über jeden Zweifel erhaben.

Wer bei dieser Option sagt, er wolle aber lieber die Dosen- und Industrieversion haben, ist komplett ahnungslos und hat sich im Laufe der Jahre wohl die Geschmacksnerven dumm gemacht. Vor allem ist es immer diese scheiß Faulheit, die Leute davon abhält es überhaupt erstmal zu lernen, wie das geht. Zumindest kann ab jetzt keiner mehr sagen, er hätte es nicht wissen können. Dankt mir später.

Hier noch mal ein Blick ins rosa Innere des Filets

Das ist nach Hause kommen für alle älteren Menschen und eine interessante Zeitreise für die jüngeren Leute. Meine Kinder haben das sehr gespannt aufgenommen und fanden die Kombination toll.

Ich wünsche viel Spaß beim Nachkochen und einen guten Appetit.

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29 Kommentare

  • peter eitel

    Jetzt hab ich’s ! Die beiden letzten “Gruppenfotos” erinnern mich ziemlich exakt an so
    Standbilder aus einem legendären trashigen B-Movie aus der Zeit.
    Hieß ” Attack of the mutant-peaches #2 – INFERNO ”
    Da haben so Außerirdische die Erde besucht und sich massenhaft vermehrt. Nachts
    kamen sie aus ihren unteririschen Gängen raus und haben hübsch fotogen vorzugsweise weiße, blonde, vollausgereifte Jungfrauen gar garstig aufgefressen…
    Superhero Healermän kam auf den Plan um die Gefahr abzuwenden. Ratzfatz hat der
    die fiesen Dinger einfach alle aufgegessen. Das macht den nullkommanix, denn er ist ja
    komplett Feuer- Gift- und Säureresistent. Der muss davon noch nicht mal furzen oder
    rülpsen; ok, der Ranzen hat bissele gespannt -aber ansonsten: Happy End – Erde
    und Menschheit gerettet, alles wieder bestens. Publikum applaudiert…..

    Dieses köstliche Gericht kann man sicher als kleenen Snack reichen, wenn man sich
    gediegen mit Gleichgesinnten einen feinen Retro-Splatter-Filmabend reinpfeift.
    Ich sag mal: ganz großes Kino.. Applaus.

  • Kochaddict

    Mich erinnerts eher an diesen Louis de Funes Film, wo er einen Restauranttester spielt und dann in dieser obskuren “Lebensmittel”-Fabrik landet 🙂 Aber bestimmt total lecker ….

  • peter eitel

    Ei da schau her; jetzt kommen hier auf einmal alle cineastischen und sonstwie- Fein-
    schmecker aus ihren Erdlöchern rausgekrabbelt. Witzig!
    Ich glaube aber, ich muss mal was klarstellen:

    1. ‘Nen regulären Splatter Movie mag wohl keiner von euch harten Burschen gerne gucken. to splatter = deutsch: verspritzen, vermatschen. Wenn man bedenkt. dass zumindest kurzzeitig menschliche Schauspieler auftreten, wisst ihr, wohin die Reise geht… Manchmal finde ich es besser, Dinge nur vom Hörensagen zu kennen.
    2. In der momentanen Konstellation kann so ein Filmabend selbstverständlich nur zu viert stattfinden. Schon alleine deshalb, weil natürlich der Jörg die lecker Toasts zu-
    bereiten muss, während die drei fleißigen Kommentatoren schon mal gemütlich die
    ersten Biere zischen…
    3. Könnte beispielsweise so gehen:
    Kochaddict bringt ne olle durchgeknallte französische Komödie mit.
    Bern M ‘nen ( Für mich bittschön eher moderaten) Bad taste Film mit. Wie wär’s mit
    ” Das große Fressen” ??
    Jörg soll meinetwegen die Geschichte mit den 2 x Mousse au chocolat in einer Tasse
    darbieten ( ich gehe derweil mal kurz raus, paar Verdauungskippen rauchen …)
    Und ich muss mich darum kümmern, dass mir der Titel von einem grandiosen Film aus
    Island / Finnland oder so durchgeknallte Nordlichter halt wieder einfällt.
    War sowas derb melancholisches, trostloses mit 1A brachialem Humor. – geile Kombi.
    Spielt auf nem runtergekommenen Fischfabriktrawler in der Nordsee. Da werden bei der
    Arbeit beherzt die Arme in riesen Bottiche voller Fischköpfe, Schwanzflossen und
    sonstigem Gekröse reingesteckt. Das sollte unserem geschätzen Chef de Cuisine doch eigentlich ganz gut rein- ( bzw. raus-) laufen, oder??

  • peter eitel

    Wenn nun aber der Jörg ne zugefrorene Hölle zur Bedingung macht, werden wir wohl
    etliche Zig-Jahrtausende abwarten müssen. So wie’s ausschaut wird es jetzt erstmal
    eher eine Zeit lang ordentlich warm bis bullenheiß…
    Und in so 10 bis allerspätestens 15 Jahren weiß eh keine Sau mehr, was eine DVD ist.
    da tragen dann alle so Virtual-Reality- Ganzkörperanzüge und die ganz verwirrten
    Gesellen können sich Kraft ihrer Gedanken simulieren lassen, wie sie ganz nackig mit
    nem Eimerchen wohltemperierter Hollandaise oder sowas übergossen werden, die
    ihnen dann weiche pfirsichfarbene Wesen vom Bauch abschlecken. Pfuideibel !!
    Ohne mich. Da gucke ich lieber nach ‘nem Weg, wie ich nochmal den Planeten wechsle.

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