Hähnchen auf der Bierdose

Das Rezept hat mich schon ein paar Jahre angeschaut, aber mein Gasofen ist ja eher das Modell Garkatastrophe, wenn irgendwas kross und braun und hübsch werden soll. Dachte ich mir bislang jedenfalls.  Die Wahrheit ist wie immer, dass der Ofen nicht schlauer sein kann, als der Depp, der ihn bedient und da muss man eben anders rangehen, als wenn man einen neumodischen Ofen mit Heißluft von allen Seiten, oder Ober- und Unterhitze hat. Das findet man nur heraus, wenn man es riskiert. Meine Familie ist im Urlaub und ich hatte nicht den Druck, dass es gelingen muss, weil alle Hunger haben, oder ins Bett müssen und auch keine Bedenkenträgerin an den Hacken, die mir berichtet, dass Getränkedosen gar nicht gehen und so. Es gibt nicht Gutes, außer man tut es!


Zutaten:

1 Maishähnchen 2 Kilo
Salz
Pfeffer
Paprikapulver scharf
1 Dose Bier
Daumenhoch Wasser für die Form

Das Huhn ist mir am Samstag quasi beim Mix Markt zugelaufen. Ich hatte keine Ahnung, was ich damit machen würde, aber es sah so gut aus, dass ich es da auch nicht in der Auslage liegen lassen konnte.
Die Getränkedose ist Gösser Radler. Bier in Dosen habe ich tatsächlich nicht zuhause und das war eine Konzession an meine Frau, die dieses Radler sehr gerne mag. Bei Kaufland gab es das aber nur in Dosen und da habe ich dann wieder mal voll was gekonnt. Nun war es aber mal da und dementsprechend auch verbraucht werden. Der Sinn der Getränkedose im Huhn ist, dass das Fleisch total zart wird. Ich hätte das auch auf einer Dose Fanta probiert, nur um es zu testen, ob es einen Einfluss auf das Fleisch hat.

Dose öffnen
Huhn von allen Seiten mit Salz, Pfeffer und Paprikapulver bestreuen und das auch gerne ein bisschen einmassieren.  Ich nehme keine fertigen Gewürzmischungen. Ich brauche keinen, der mir vorschreibt, wie es hinterher schmecken soll und was ich noch viel schlimmer finde ist, dass in ganz vielen, wenn nicht sogar in den meisten Fertigmischungen Glutamat verwendet wird. Falls Ihr sowas lagernd habt, meistens sind es Hähnchensalz, oder Spießbratengewürz, dann ist da Hefeextrakt, oder Mononatriumglutamat drin. Ein Stoff der das Fleisch zart machen soll und für Geschmack sorgt.  Braucht keiner, der schon mal was von einem Garpunkt gehört hat und der weiß wie Salz und Pfeffer schmecken.
Während Ihr das Huhn würzt, stellt schon mal den Ofen auf 160 Grad ein / Gasofen Stufe 3
Nun das Huhn auf die Bierdose, also generell eine Getränkedose setzen und in eine Ofenform stellen.
Ich habe das Fleisch 1 3/4 Stunden so garen lassen, da war die Haut noch ziemlich schlapp und dann eine halbe Stunde auf 220 Grad / Gasofen Stufe 6 gestellt. Ich habe ansonsten gar nichts mit dem Huhn angestellt. Mit einem gescheiten Ofen seid Ihr viel schneller, aber da ich keine Oberhitze habe, muss ich das Fleisch erstmal durchgaren (optimal sind im Endprodrukt 82 Grad Kerntemperatur da wo die Flügel am Rumpf anliegen. Könnt Ihr mit einem Bratenthermometer ablesen, wie beim Fiebermessen.). Um zu wissen, wie lange man noch braucht, würde ich an Eurer Stelle immer mal die Temperatur messen und wenn die bei gut 70 Grad ist, den Ofen richtig anheizen damit die Haut knusprig wird und Ihr dann die 82 Grad Kerntemperatur hat. Saftiger geht nicht bei Huhn.So kommt das Huhn bei mir nach 2 Stunden und 15 Minuten aus dem Ofen. Der Ofen war einfach nur zu, ich habe nix gemacht, außer nach 1 3/4 Stunden die Temperatur auf 220 Grad zu erhöhen.
Für meine Verhältnisse eine sensationelle Haut, toll knusprig und super saftiges Fleisch.
Die Getränkedose aus dem Huhn ziehen (Handtuch nehmen, damit man sich nicht die Hände verbrennt) und dann aufschneiden.

Da ich alleine war und mit dem Huhn nichts großartiges geplant hatte, außer es mal für meinen Blog zu zeigen, habe ich nur eine Keule gegessen, damit ich Euch darüber berichten kann und das Huhn ansonsten zerlegt, um damit hinterher noch andere Dinge damit zu machen.
Das Fleisch ist echt ein Traum. So zart und so saftig, gut gewürzt. Fällt ohne Probleme vom Knochen, schmeckt toll und die Haut ist der Knaller. Die Flüssigkeit schmecke ich im Endprodukt nicht sonderlich raus, aber Radler eben auch kein herbes Bier, von dem man höchstwahrscheinlich mehr schmecken würde. Vom handwerklichen Resultat, nämlich wie zart es geworden ist, im Vergleich mit einem normal auf dem Grill, oder auf dem Rost gegarten Huhn, ist das meilenweit entfernt. Ganz große Klasse.

Ich habe die Flügel, Die Hühnerbrust, das Rückenstück und die Keulen einfach nur auf einer kleinen Platte angerichtet. Das könntet Ihr auch so machen, wenn Ihr das gleich servieren möchtet. So lecker war Huhn irgendwo zwischen selten und nie. Ich bin jedenfalls begeistert.
Meine Familie war zwischen einem Verwandtenbesuch und dem eigentlichen Urlaub drei Tage zurück in Berlin. Da habe ich dann mit dem verbliebenen Fleisch, das ich im Kühlschrank gelagert habe,  einen Geflügelsalat gemacht. Den zeige ich Euch natürlich auch noch.
Für die Kinder habe ich die Haut extra aufgebraten, um sie schon mal neugierig auf das Huhn zu machen. Die haben hinterher gemeckert, dass so ein Huhn nicht nur aus Haut besteht.
Das Fleisch habe ich dann kurz mit Speck in der Pfanne geschwenkt
Und bei wenig Temperatur abgedeckt im Wok schonend erwärmt, damit die Fleischfaser weich wird, ohne dass das Fleisch zerbröselt.

Abgedeckt ist wichtig, damit sich die Wärme fängt und die heiße Luft das Fleisch erwärmt, wenn es nicht den Wokboden berührt.
Aus den Resten wurde dann der Geflügelsalat. Ich finde das wichtig, weil viele kommentieren, dass sie alleine oder zu zweit sind und gar nicht eine bestimmte Menge essen können, die ich zeige. Deswegen zeige ich gerne, wie es hinterher weiter geht und warum man sich die Arbeit machen soll und warum das nicht vergebens ist. Erstens macht man es für sich selbst und zweitens bleibt auch nichts übrig, außer dem subjektiven Eindruck, dass man das nirgendwo anders so schön für Geld hätte kaufen können.
Viel Spaß beim Nachkochen und einen guten Appetit.

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11 Kommentare

  • Irgendwoher hat mal die Info meine Wahrnehmungsschwelle überwunden, dass bei dieser Art der Zubereitung die Flüssigkeit in der Dose kaum aromatischen Einfluss nehmen kann, da sie ja nicht rauskommt. Wenn die Flüssigkeit anfangen würde zu kochen, dann wäre vielleicht was gewonnen. Aber das tut sie wohl nicht, oder nicht in dem Maße, dass da sinnvoll was bei rauskommt. Vielleicht kann man jemand beim nächsten Test das Bratenthermometer ins Bier stecken und drauf achten, ob und wann da Kochtemperaturen erreicht werden.

  • kochaddict

    Ich glaube das mit der Dose ist auch einfach nur deswegen praktisch weil dann quasi das Hähnchen keinen Kontakt mit der Ofenform hat und also eigtl nix anbrennen kann 🙂

  • Möglich. Ich kenne da ein Karpfengericht, da stellt man den Karpfen auf das Backblech, und damit der stehen bleibt, kommt eine hinreichend große Kartoffel in den Bauch, auf der er dann steht. Die Kartoffel wird nicht mal gar bei dem Vorgang, aber der Karpfen ist dann im Präsentiermodus. Und die warme Luft des Ofens kommt überall gut hin. Wahrscheinlich ähnliches Prinzip

  • Nadja

    huhhh?? Jetzt hab ich 3 x gelesen weil ich gesucht habe, was denn mit dem Bier passiert. Kapiert. Bleibt in der Dose. Na sowas! (Hab zwar schon öfter drüber gelesen, aber noch nicht wirklich, was damit gemacht wird.)

    Muss ich mal probieren. Hab noch ein glücklich gewesenes ganzes Huhn im Tiefkühler liegen. Und – Ofen auf, Huhn rein, Ofen zu, klinkt gut.

    Aber sach mal: habt Ihr in Berlin grad ‘ne Kältewelle? Weil, bei mir geht hier mit 30 C Aussentemperatur kein Ofen an.

    (P.S. Hast Du ein Rezept für Deinen Geflügelsalat? Aber nur wenn er ohne 3 kg Mayo ist. Mayo kommt bei mir nur auf die Pommes.)

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