Schweinefilet mit Möhren, Röstkartoffeln und Sauce béarnaise, gerührt und nicht geschüttelt.

So stelle ich mir Feiertagsessen für die warme Jahreszeit vor. Einfach und gut selbst zu erledigen und vor allem sehr frisch und lecker und auf den Punkt zubereitet. Wir wohnen ja noch in der Zone und ziehen erst in ein paar Tagen nach Cuxhaven um. Jetzt hat es uns auf den Rest doch noch erwischt und unsere älteste Tochter hat im Klassenverband Jugendweihe gefeiert. Das haben früher in Bremen nur die zwei Lehrerkinder gemacht, deren Eltern heimlich in der DKP waren, während 23 Konfirmation, sowie vier Kommunion und Firmung hatten. Wir wollten so nen Ostgotenscheiß eigentlich nicht machen, aber auf der anderen Seite sind unsere vier Kinder, bis jetzt hier aufgewachsen und die würden sich selbst niemals als Ossis bezeichnen und haben auch nicht diese Jammerattitüde, weil ihnen zuhause niemand erzählt, wie schön kuschelig es im untergangenen Unrechtsstaat war. Jugendweihe ist total aus der Zeit gefallen , denn die staatliche Indoktrination entfällt, man muss keinen Unterricht mehr dafür machen, man wechselt auch nicht mehr die Organisation der Einheitspartei und die Farbe des Halstuchs. Es geht nach der achten Klasse auch niemand mehr arbeiten und keiner macht einen Führerschein für eine Simson und trinkt ab sofort Bier und Schnaps. Das ist nur noch Folklore für die Eltern, bei denen wenn man mal nachrechnet die jüngsten schon 47 Jahre alt sind (Stand 2023), wenn sie die Veranstaltung noch in der DDR miterlebt haben wollen. Das ist im Prinzip noch aus der Großelterngeneration, die diese Veranstaltung noch ernst nehmen. Geschenkt, deswegen gibt es bei uns aus besonderem Anlass auch für unsere Verhältnisse ein besonderes Essen.

Zutaten:

Möhren:

500 Gramm Möhren
80 Gramm Butter
1/2 Teelöffel Salz
gehackte Petersilie

Röstkartoffeln:

1 Kilo Kartoffeln festkochend
Rapsöl
1 Zwiebel
gehackte Petersilie
1 Teelöffel Salz
1/2 Teelöffel Pfeffer

Schweinefilet:

1,2 Kilo Schweinefilet
Rapsöl
1 Prise Salz
1 Prise Chiliflocken

Soße béarnaise:

150 Milliliter Weißwein trocken
3 Eier
150 Milliliter trockener Weißwein
30 Milliliter Essig
1 Prise Salz
1 Prise Pfeffer
2 Esslöffel Kerbel
2 Esslöffel Estragon
1 Teelöffel Senf
70 Gramm Butter

Kartoffeln schälen, Möhren schälen und längs, grob zerkleinern.

Schweinefilet abziehen, also die Silberhäute entfernen

Ich bereite schon einmal die Soße béarnaise vor. Was man jetzt schon macht, hat man später bereit. Wir benutzen einen Schlagkessel. Wer das nicht hat, nimmt einfach eine Schüssel, die man auf ein Wasserbad stellen kann.

Eier aufschlagen

Trockener Weißwein kommt dazu

Senf (anklicken)

Butter

Butter kommt ebenfalls in die Schlagschale

Salz

Pfeffer aus der Mühle

Frischer Kerbel, wenn erhältlich

Frischer Estragon

Frisch ist das wirklich nicht zu übertreffen, aber wenn es bei Euch sowas nicht gibt, es getrocknetes Kraut auch o.k, bevor man die Soße fertig aus der Packung kauft.

Kräuter hacken

Wasser daumenhoch in den Topf geben. Den stellen wir aber erst viel später an.

Möhren längs geschnitten in Form bringen

Meine Grillpfanne ist perfekt für den Fleischjob. Die Rippen muss man erstmal mit Butter oder Öl einreiben

Für die Röstkartoffeln kommt Rapsöl in die Pfanne, die steht bei Vollgas auf der mittelgroßen Platte

Da fangen wir mit richtig Feuer an und gehen dann runter mit der Temperatur, je länger die Kartoffeln in der Pfanne sind. Bei der größten Herdplatte würde ich anders vorgehen, aber die brauche ich für mein Fleisch. Die Kartoffeln sind roh und ich rechne bei festkochenden Kartoffeln 25 Minuten. Da muss man dann schon ein bisschen darauf achten, einen guten Kompromiss zwischen Röstaromen und nicht zu dunkel zu finden. Gewürzt wird erst direkt vor dem Servieren. Die Kartoffeln sind mein Taktgeber für den Rest, weil sie am längsten dauern.

Grillpfanne ist jetzt geölt und knallheiß, auf der größten Platte bei Volldampf.

Schweinefilets im 3 Minutentakt wenden

Gehackter Kerbel und Estragon.

Möhren mit Butter in den Topf geben und ebenfalls bei Volldampf erhitzen. Wenn die Butter sprudelt, auf geringe Temperatur reduzieren.

Fleisch nach drei Minuten bei Vollgas weiter drehen. Das ändert sich auch nicht mehr, dass der Herd immer volle Pulle unter dem Fleisch brennt.

Hier geht alles seinen Gang. Möhren, Röstkartoffeln und Fleisch einträchtig auf dem Herd.

Fleisch immer weiter drehen und den Backofen auf 100 Grad aufheizen, damit wir gleich eine Gelegenheit zum Warmhalten haben.

Eine Zwiebel für die Bratkartoffeln in Ringe schneiden

Hier wird ordentlich gedreht

Möhren jetzt auf mittlere Temperatur reduzieren und zehn Minuten so laufen lassen

Kartoffeln ebenfalls im Auge behalten.

Wenn das Fleisch einmal rum ist, kommt es in eine Ofenform

Zehn Minuten zum Nachziehen in den Ofen stellen. Innen ist es noch ziemlich roh

Kartoffeln haben auch noch 10 Minuten, jetzt die Zwiebel dazu geben

Möhren sind gut, abgedeckt stehenlassen.

Kartoffeln brauchen noch ein bisschen

Jetzt das Wasserbad für die Sauce béarnaise erhitzen

Kartoffeln sind jetzt auch gut.

Gehackte Petersilie

Kerbel und Estragon

Mit dem ESGE Zauberstab, oder einem Stabmixer in einer Schlagschale alle Zutaten mit der Schlagscheibe aufschäumen und möglichst nach an die 70 Grad kommen, bis die Soße zu Rührei wird. Das ist natürlich nicht gewünscht.

Man erkennt das mit dem Auge an der hellen Farbe und dass es immer schaumiger wird. Dann ist man auf einem guten Weg.

Dauert auf dem Wasserbad bei Volldampf circa 3 bis 4 Minuten

Kerbel und Estragon hinzu streuen

Kräuter unterheben. Evtl. mit Salz und Pfeffer abschmecken.

Jetzt wird serviert

Möhren

Röstkartoffeln mit Salz und Pfeffer in Form bringen

Petersilie

Möhren ebenfalls mit Petersilie auffrischen. Salzen nicht vergessen

Das ist mein Filet. Alter, ich freue mich so, das sieht so geil aus.

Gegen die Fleischfaser aufschneiden. Fleisch ist schön rosa. Für dieses Erlebnis braucht man kein Rind und nichts weit gereistes, sondern einfach nur ein Schweinefilet. Wenn man das nicht in der Pfanne tötet, dann bekommt man so ein schönes Resulat. Da ist nix trocken, oder zäher als es muss. Hier spürt man fast keine Faser. Ein Gedicht.

Meersalz und Pfeffer aus der Mühle

Sauce béarnaise

Röstkartoffeln

Pornöse Möhren

Für mich ist es jedenfalls besonders und ich liebe diese Kombination. Meine Frau und die Kinder haben das gottseidank auch so verstanden.

Kein Essen für das man seine Eltern schon mal auf den Pflichtteil des Erbes verklagen müsste, aber auch nicht Montag bis Freitag an normalen Tagen

Das fällt für mich in die Rubrik sich etwas gönnen, ohne hinterher auf irgendwas verzichten zu müssen, aber das merkt man sich trotzdem. Gönnt Euch!

Viel Spaß beim Nachkochen und einen guten Appetit.

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