Mühsam nährt sich das Eichhörnchen. Ich bin immer noch dabei, meine angestrebten hundert Kilo Obst, zu Marmelade zu verarbeiten. Ich habe jetzt zehn Kilo Mirabellen, sechs Kilo Erbeeren, achteinhalb Kilo Zwetschgen, ein Kilo Brombeeren und nun kommt noch mal ein Kilo Johannisbeeren hinzu. Das ist Marmeladekochen nach der reinen Lehre, kein Schnick und kein Schnack. Nur Frucht, Säure und Gelierzucker. Die Mission ist klar. Es soll nur nach der eigentlichen Frucht schmecken, weil eigentlich keiner mehr weiß, wie Früchte schmecken, weil unser aller Geschmacksnerven auf Industriegeschmack geeicht sind.
Zutaten:
1 Kilo Johannisbeeren
500 Gramm Gelierzucker 1 zu 2
1 Schuss Zitronensaft
Als erstes die Johannisbeeren von den Strunken lösen. Das ist der fummeligste Teil der ganzen Aktion.
500 Gramm Gelierzucker in den Topf zu den Früchten geben und auch einen Spritzer Zitronensaft, nach eigenem Gusto, hinzu fügen. Dann die ganze Masse erhitzen.
Ich mag überhaupt keinen Gelee, deswegen lasse ich die Schalen und Kerne auch in der Marmelade. Damit sich Früchte auch sicher zerkleinert werden, nehme ich meinen Kartoffelstampfer und zerstampfe die Früchte, bevor die Masse kocht.
Wenn die Masse fünf Minuten sprudelnd gekocht hat, dann fängt die Masse an zu gelieren
Nun wird es Zeit, die Marmeladengläser zu sterilisieren, damit die Marmelade nicht vorschnell schlecht wird, sondern lange hält.
In einem größeren Topf wird Wasser zum Kochen gebracht und da werden dann die Marmeladengläser und die Deckel reingelegt. Durch das kochende Wasser werden Keime und Bakterien getötet. Deswegen auch nicht mit einem Probierlöffel in die Marmelade gehen, wenn man den vorher im Mund hatte. Immer indirekt umfüllen. Mit einem Löffel in die Marmelade gehen und dann auf einen Probierlöffel umfüllen.
Um zu schauen, ob die Marmelade ordentlich geliert, einen Löffel mit Marmelade füllen, auf ein Arbeitsbrett legen und schauen, ob die Masse fest wird. Wenn die nach fünf Minuten nicht fest ist, muss noch Gelierzucken zugegeben werden. Dann aber auch immer probieren, ob noch genug Säure da ist, damit es nicht so pappsüß wird.
Bei uns stimmt jetzt der Geliergrad und wir können eines der sterilisierten Gläser befüllen
Ein Satz mit X, das war wohl nix. Ich hatte mir die Versuchsanordnung leider nicht für Linkshänder hingestellt und dann ist mir das blöde Glas beim Deckel zuschrauben, aus der Hand gerutscht. Ich wollte mal zeigen, dass hier auch nichts in dem Topf bleibt, in dem es gekocht wird und sowieso auch gründlich schief gehen kann.
Nach dem Umbau auf Linkshänder, ging die Arbeit dann aber doch noch ganz gut von der Hand. Die befüllten Gläser werden über Kopf zum Abkühlen gestellt. Damit soll erreicht werden, dass die Gläser ein Vakuum ziehen und die Marmelade lange hält. Neben unbedingter Hygiene und Keimfreiheit ist das ein weiterer Faktor, der für Haltbarkeit sorgt.
Und hier haben wir einen Sonntag, den einzigen Tag in der Woche, an dem ich “Frühstücke”, also irgendwann nach 11 Uhr. Die Johannisbeer Marmelade habe ich mit meinen
selbst gebackenen Ciabatta Brötchen genossen.
Das ist schon eine andere Preisklasse, als Backshopbrötchen, mit tausend Triebmitteln und dem ganzen allergenen Dreck und dann dazu auch noch eigene Marmelade. Da wird schon das Frühstück zu einem Fest.
Da man Dinge, die einen umgeben, immer als normal empfindet, überlasse ich das Eurem subjektivem Urteil, ob ich mich nahrungstechnisch immer mehr talibanisiere, oder ob das der einzige Weg ist, um möglichst alt zu werden und sich nicht von seinem Alltag kaputt machen zu lassen.
Ich habe das Gefühl, dass es mich widerstandsfähiger macht, mir mein Essen nicht vorsetzen zu lassen, sondern es so sauber und rein selbst zu bereiten, wie es unter den gegebenen Umständen, mit gekauften und teilweise gesammelten Zutaten, möglich ist.
Und nun wünsche ich Euch viel Spaß beim Nachkochen.