Strindberg vom Putenschnitzel
Kennt jemand von Euch Schnitzel oder Steaks nach Strindberg Art? Das ist eigentlich ein verbrieftes Rezept aus Frankfurt am Main von 1959, danach ging es dann mit dem Koch nach Schweden, aber so richtig heiß ist das bis zuletzt vor allem in der DDR gewesen. Das hat bis heute immer noch jedes traditionelle Restaurant in Neufünfland auf der Speisekarte und alle Nichtmehrganzsoneubundesbürger würden das als klassisches DDR Gericht deklarieren. Ich habe das auch zum ersten Mal im Hotel Stadt Suhl 1996 beim 100 jährigen Jubiläum von Simson gegessen.
Zutaten für 2 kleine Schnitzel:
200 Gramm Putenbrust
1 mittelgroße Zwiebel
Senf
1 tiefer Teller Mehl
2 Eier
Salz
Pfeffer
Das klassische Strindberg wird mit Rind gemacht, Entrecote, Rinderhüfte, oder irgendwas zum Kurzbraten. Meistens bekommt man es in Lokalen aber als Schweinerücken. Dann wird es auch häufig als Schnitzel Pilsener Art bezeichnet. Ich bin noch einen Schritt weiter bei der Rezeptverwässerung gegangen und habe Putenbrust verwendet. Eigentlich ist die Fleischsorte auch egal, weil mit “Strindberg” eine besondere Zubereitungsart der Umhüllung gemeint wird, die man zur Not auch mit Gemüsescheiben wie Sellerie, oder mit Fisch machen könnte, wenn man will. Ich habe das schon ganz lange auf dem Schirm gehabt, aber dann immer Fracksausen bekommen, dass es nicht halten könnte und es dann immer lieber bleiben lassen. Schön doof wie meistens, wenn ich mich vor irgendwas ziere. Ist wirklich nicht schlimm und schmeckt vor allem ganz toll, als vorgezogenes Fazit für die geneigte LeserInnenschaft.
Ich habe nur einen kleinen Ansatz mit zwei kleinen Schnitzeln gemacht, um die Technik zu prüfen und ob das meiner Frau schmeckt. Die hat nämlich schon bei der Vorankündigung ein Schweppesgesicht gemacht, als ich von einer Eihülle gesprochen habe. Deswegen habe ich das Projekt bestimmt zwei Jahre vor mir hergeschoben. Mit Laien über Gerichte zu sprechen, die sie sich nicht vorstellen können, ist wirklich wie das Praktizieren ausgefallener Sexualtechniken. Den einen stellt man am besten kommentarlos den Teller vor die Nase und im anderen Fall ist eine Augenbinde und ein Knebel ganz hilfreich. Sonst kommt man zu nix. Wo waren wir? Ach ja, Zwiebel nackig machen.
Damit die Zwiebel besser am Fleisch haften bleibt, hobel ich sie ganz fein.
Zwei Eier aufschlagen und mit Salz und Pfeffer würzen.
Ein tiefer Teller mit Mehl
Hier sind die gehobelten Zwiebelteile
Das ist die Putenbrust am Stück. Gefällt mir subjektiv besser, als sich die Schnitzel schon fertig geschnitten zu kaufen.
Scheiben abschneiden. Wichtig, gegen die Fleischfaser schneiden.
Fleisch plattieren. Ich weiß, lieber zwischen Frischhaltefolie legen und mit dem Boden einer Pfanne platt hauen, aber ich habe nie Frischhaltefolie und nehme deswegen immer ganz old school meinen Fleischklopfer.
Das Fleisch von einer Seite mit Senf bestreichen.
Ich habe immer noch meinen aus Rumänien mitgebrachten Senf im Anbruch. Nachdem ich jetzt weiß wie lecker und einfach die Strindberg Schnitzel sind, würde ich dafür auch selbst einen Senf anrühren. Mache ich sonst ja auch.
Auf die mit Senf bestrichene Schnitzelseite kommen Zwiebelstücke. Die sollte man ordentlich andrücken.
Danach die mit Zwiebeln bestückte Seite des Schnitzels in Mehl drücken, damit hinterher das verquirlte Ei besser hält
Nun das Schnitzel auch von der anderen Seite mit Senf bestreichen
Mit Zwiebeln belegen
Die andere Seite ebenfalls im Mehl wenden.
Eine Pfanne auf dem Herd so hoch mit Öl befüllen, dass die Schnitzel zur Hälfte im Öl liegen. So werden die gleichmäßig braun und garen auf gleichmäßig. So muss man das Fleisch während des Bratvorgangs nur einmalig gewendet werden. Das Öl hat dann die richtige Temperatur, wenn am Pfannenwender Blasen aufsteigen.
Mit dem Fleisch sind wir noch nicht am Ende.
Das Fleisch vom Mehl in das verquirlte Ei umlagern und von beiden Seiten durchziehen. Das wird die charakterische Eihülle, die das Strindberg von anderen Schnitzeln unterscheidet.
Wenn das Ei nicht so recht haften will, notfalls mit dem Esslöffel nachhelfen und das Schnitzel an den hartnäckigen Stellen mit Ei belöffeln.
Das Fleisch direkt aus dem Ei in die Pfanne geben. Das ist der einzig heikle Moment des Rezepts. Stellt schon mal Euren Ofen auf 70 Grad ein, damit das Fleisch dort nach dem Braten noch ruhen kann, bis es auf den Teller kommt.
Mit der Hitze eher auf mittlere Temperatur runtergehen. Die Zwiebeln werden sonst ziemlich schnell dunkel. Das ist auch nur mein Erfahrungswert, nachdem ich das beim Braten selbst anders gemacht habe und mich so an der oberen Grenze von geht noch so befinde. .
Fleisch nach drei Minuten wenden und dann auch die Rückseite drei Minuten ausbacken.
Danach im Ofen warmhalten und gehen lassen. Man braucht immer etwas Zeit, um die Teller anzurichten, evtl. für eine Soße, oder die Beilagen auf den Teller zu schaffen. Ich habe nur die Schnitzel gebraten, um zu schauen, wie das mit der Eihülle klappt und mein eigentliches Gericht an dem Tag sind Piccata milanese mit Nudeln. Deswegen habe ich dazu keine Pommes, oder eine andere Kartoffelbeilage gemacht.
Noch ein bisschen Grünkraut als Deko
Hier habe ich Euch das Fleisch angeschnitten. Total saftig und zart. Ein ganz anderer Schnack als in der Polizeikantine Marzahn, oder im Hotel Stadt Suhl. Sogar meine Frau war begeistert und hat das Stück gleich vom Probierteller inhaliert. Nix mehr mit Schweppesgesicht wegen Eihülle. Oh wie lecker!
Ich wünsche viel Spaß beim Nachkochen und einen guten Appetit.
Der zweite Eingangstext ist einfach nur geil 😉
wassn? 😉