Rapszüchtung zum Anfassen

Den Vatertag habe ich genutzt, um mal etwas für mein Allgemeinwissen zu tun. Die UFOP (meine liebste Rapsöllobby mit dem unaussprechlichen Namen) hatte eingeladen, sich vor Ort bei der Norddeutschen Pflanzenzucht auf der Insel Poel anzuschauen, wie Rapssorten entstehen und immer weiter entwickelt werden. Da ich in 80 % meiner Rezepte mit Rapsöl arbeite, interessierte es mich natürlich, wie einer meiner wichtigsten Rohstoffe entsteht. 


Eigentlich müsste hier noch ein Bericht über die Fahrt mit einer nachgebauten Hansekogge stehen, die am Mittwoch ab 18 Uhr stattgefunden hat, aber da habe ich noch in Berlin an meinem Schreibtisch gesessen und bin erst um 19 Uhr losgekommen. Ich bin stattdessen noch durch das nächtliche Wismar gejoggt. Sehr zu empfehlen. 

Am nächsten Morgen ging es dann gleich zu relativ früher Stunde auf die Insel Poel nach Malchow zur Norddeutschen Pflanzenzucht. 

Zuerst wurde das Unternehmen durch einen der Gesellschafter, Dietmar Brauer vorgestellt und allgemein wissenswertes zum Thema Raps berichtet, was ich so auch nicht wusste. Der Raps den man hier gerade auf den Feldern sieht, ist elf Monate auf dem Feld. Wird im August ausgesät und im Juli geerntet. Das kann sich mal verschieben nach Wetterlage. Deswegen ist das Zeitfenster zwischen Ernte und neuer Aussaat relativ kurz. Diesen Raps nennt man Winterraps. In Ländern die einen langen kalten Winter haben, verwendet man deswegen Sommerraps, der erst im April ausgesät wird und im August schon wieder geerntet wird. Russland, Ukraine, Skandinavien, sind Beispiele für Sommerrapsgegenden. Eine neue Rapssorte zu züchten dauert ungefähr 12 Jahre.

Raps hat männliche Pflanzen und weibliche Pflanzen und die Bestäubung übernehmen in der Natur zum Beispiel die Bienen. Im Labor taugen die aber nicht so viel, weil sich die Bienenvölker zu viel miteinander unterhalten und dann auch schon mal kollektiv Ihren Platz wechseln. Hummeln machen das nicht, sondern bleiben immer an der Stelle, an der sie gerade mit dem Bestäuben beschäftigt sind. Deswegen werden die im Rapslabor bevorzugt zum Bestäuben benutzt. 

Damit da nicht jeder Doof reinrennt, oder die Türen offen lässt, wird darauf hingewiesen, dass im Labor Hummeln fliegen. 

Im Labor werden auch verschiedene Temperaturen und Luftfeuchtigkeiten simuliert. So bekommt man am Ende Rapssorten, die einen optimalen Ölgehalt haben und die dann je nach Sorte schneller wachsen, resistent gegen Schädlinge sind, sich in einer bestimmten Klimazone besonders gut entwickeln. Das ist ungefähr so, wie der richtige Wein auf das Menü abgestimmt. 

Ich weiß nicht, ob Ihr das noch im Hinterkopf habt, als irgendwann mal dieser Genwahn bei der Pflanzenzucht Einzug halten sollte und die Landwirte dann Angst hatten, dass Ihr genetisch nicht verändertes Saatgut, durch Fremdbestäubung durch Genraps verunreinigt werden könnte. Da reicht es ja schon einen Nachbarn zu haben, der mit so nem Scheiß sein Geld verdient, damit das von dort auf das eigene Feld rüberweht, oder die Bienen schleppen das ein. Es ist bei der Entwicklung von neuem Saatgut auch enorm wichtig, dass die Sorte immer rein gehalten wird und nicht durch irgendwelche anderen Saaten verunreinigt wird, wenn man bestimmte Eigenschaften einzüchten möchte.

Ich war vorher noch nie in so einem Betrieb und deswegen fand ich das total interessant. Durch das Ausleseverfahren kann man Eigenschaften, die man haben möchte, hervorzüchten und das was man nicht wünscht wegzüchten. Das hat aber nichts mit Genmanipulation zu tun, sondern das ist echtes Handwerk. 

Wenn die Pflanzen reif sind, wird das Saatgut entnommen und der Rest wird kompostiert.

Das Saatgut wird dann eingescannt und genau beschrieben, mit Herkunft und allem drum und dran. Wichtig ist bei Saatgut auch, dass es später beim Landwirt auf dem Acker auch aufgeht. Deswegen wird immer wieder getestet, wie hoch die Quote ist, bei der aus dem Saatgut auch eine Pflanze wird. Angestrebt werden möglichst 90 %.

Das ist oben im Laborbereich, wo die Rapsproben analysiert werden. Dort werden pro Jahr über 20000 Laborproben gemacht

Es gibt ca 7000 Testfeldzellen auf der Insel Poel, auf denen das Saatgut ausprobiert wird.

Jede Rapssorte bekommt einen Namen

Und hier eine Horde BloggerInnen, bei der Arbeit 😉

Raps ist seht vielseitig, weil davon am Ende nicht viel übrig bleibt, also außer dem Öl, auch aus den Pflanzenfasern noch viele Dinge hergestellt werden können. Daraus können Speiseöle, technische Öle, Treibstoff, Additive, Lebensmittelzusätze die zum Beispiel schaumhemmend wirken, wie bei Gelierzucker, Innenverkleidungen in der Automobilproduktion und ganz viele andere Dinge hergestellt werden. 

Auch dafür gibt es je nach Verwendungszweck optimale Sorten. 

Wie immer wenn Foodblogger unterwegs sind, gibt es auch noch etwas zu essen. Immerhin hatten wir einen Feiertag und da waren trotzdem eine Menge Leute auf den Beinen, um uns zu zeigen, wie die Rapszüchtung funktioniert und um uns kulinarisch auch noch bei Laune zu halten. Das war echt ganz toll und mit viel Liebe gemacht.

Hier konnte man quasi seine eigene Rapssorte “erfinden”.

Das funktioniert immer noch nach den Mendelschen Gesetzen, vielleicht erinnert Ihr Euch noch an den Biologieunterricht? Ich habe mich selbst gewundert, dass ich das noch irgendwo hervor gekramt habe. 

Von den kleinen Testparzellen, sind wir dann noch auf ein größeres Rapsfeld gefahren. 

Frauen im Raps. Ein Klassiker

Und noch mehr BloggerInnen, die sich dabei fotografieren, wie sie andere Bloggerinnen im Raps fotografieren. 

Wenn man schon auf einer Ostseeinsel ist, dann machen zehn Minuten am Strand auf jeden Fall Sinn.

Zwischen lauter Badegästen und Vatertagsbekifften wirkt so eine Horde BloggerInnen ohne Badekleidung ziemlich alienesk
Danach ging es dann weiter nach Ventschow zu Küchen direkt. 

Dort gab es dann noch ein Vier Gänge Menü von einem echten Sternekoch. Robin Pietsch aus Wernigerode im Harz. Sehr cool, erst 29 Jahre alt und schon eine eigenen Stern erkocht, als einziges Restaurant in Sachsen-Anhalt. Ok, da gibt es auch nur zwei 😉

Ganz bodenständig, raffiniert und sehr sympathisch präsentiert. Eine tolle Kochphilosophie aus einfachen, aber hochwertigen Zutaten etwas zu zaubern. Ich bekomme noch die Rezepte des Menüs und außer den Fisch, werde ich das für Euch auch nachkochen. 

Meine Rapsöltanten denken sich echt immer schöne Sachen aus. Tolle Locations, super interessante Themen und das gute Essen kommt auch nie zu kurz. 

Hier noch ein Blick in die Menükarte.

Und dann in geselliger Runde essen. Ich fühle mich dort immer irgendwo zwischen uralt und total oldschool, wenn die jungen Hüpfer gleich vor Ort irgendwas zu Instagram mit irgendwelchen Programmen posten, von denen ich noch nie etwas gehört habe. Ich werde daran arbeiten

Die obligaten Rapsöle zum Verkosten und testen.

Grüner Spargel mit Waldmeisterpesto

Schweinefilet auf Patinakenpüree

Beerensorbet mit Baiser

Den Gang mit dem Dorsch habe ich Euch unterschlagen.

Das war wieder mal eine super runde Veranstaltung der Union für Öl- und Proteinpflanzen und deutlich wertvoller, als sich an Christi Himmelfahrt mit schlechtem Alkohol die Birne wegzuknallen. Vielen Dank für das schöne Event.
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