Schmorgurken Basisversion

Sind Schmorgurken so ein Ostding? Ich kenne die aus meiner Kindheit im Westen überhaupt nicht. Dazu muss man aber auch wissen, dass meine ganze weibliche Verwandtschaft, also Mutter, Oma, Tante Anna, die mich kulinarisch sozialisieren wollten, alle echt schlechte Köchinnen waren, die alles scheiße gewürzt und grundsätzlich mit einem falschen Gargrad versehen haben und null Ambitionen hatten irgendwas zu kochen, dessen Ursprung außerhalb des Verbreitungsgebietes der Rotenburger Kreiszeitung lag. Bei meinen Eltern kam noch hinzu, dass mein Vater als Flüchtling aus den Ostgebieten nie wieder irgendwas essen wollte, was er auf der Flucht und “in der schlechten Zeit” essen musste. Deswegen gab es vor allem immer irgendwas mit Fleisch und die Gemüsebeilage bewegte sich irgendwo aus dem eigenen Garten und Bonduelle Dosengemüse. Gurken hatten wir aber nie, warum auch immer.  Jetzt sitze ich halt im Osten, sehe überall Schmorgurken und wollte mal sehen, wie die auf einfachste Art geschmort schmecken.

Zutaten:

1 Schmorgurke (schon ziemlich groß)
2 Zwiebeln
2 Knoblauchzehen
2 Esslöffel Honig
2 Esslöffel Weißweinessig (plus was Ihr mögt)
1 Teelöffel Salz als Grundwürze
ordentlich Pfeffer
1 Schuss Rapsöl
1/2 Bund Dill (frisch)

Ich habe keinen Garten, aber mit Mario einen wohlmeinenden Arbeitskollegen, der selbst auch vier mittlerweile erwachsene Kinder hat und mich immer mal wieder mit Gemüse aus seinem Garten erfreut. Ich quäle ihn im Gegenzug dafür mit meiner selbst gekochten Marmelade.  Im Moment bekomme ich deswegen immer Zucchini und Schmorgurken. Ich habe mich in das Thema nicht großartig eingelesen, aber habe immer nur Schmorgurke mit Hack, oder mit Schinken gesehen, in irgendwelchen Soßen ertränkt. Mir stand der Sinn aber nach einer recht ursprünglichen Version, auf die man aufbauen kann und die natürlich gut schmeckt und ein gutes Mundgefühl vermittelt. Wenn sie warm und kalt schmeckt, umso besser.
Gurke halbieren.
Kerne und den Glibber mit einem Löffel auskratzen.
Das könnte man auch vorher schon machen, aber ich habe erst an der Stelle Zweifel bekommen, ob Schale an der Gurke gut oder schlecht ist?  Deswegen schnell noch mit dem Sparschäler die Schale entfernen.
Die entkernten und geschälte Schmorgurke in Streifen schneiden.
Die Gurkenstreifen in kleine Würfel hacken.
Die Würfel zur Seite stellen.
Zwei Zwiebeln häuten
Zwiebeln in Ringe schneiden, Knoblauch abziehen und hacken.
Ihr könnt einen Topf, eine Pfanne, oder einen Wok verwenden. Ich nehme meinen Wok von diePfanne.com
Rapsöl erhitzen
Zwiebeln und Knoblauch bei Volldampf anschwitzen
Dill hacken
Wenn Zwiebeln und Knoblauch glasig sind, würzen wir schon mal vor.
Zwei Esslöffel Honig
Zwei Esslöffel Weißweinessig (für den Anfang). Meine Erfahrung ist, dass man immer gut liegt, wenn man eine Pariät einhält, zwischen Süße und Säure. Zwei Esslöffel Honig, gehen meistens gut mit der gleichen Menge Säure. Wenn einem das am Ende zu süß, oder zu sauer erscheint, weiß man dann jedenfalls, wovon man noch etwas dazugeben muss.
Die Zwiebeln und Knoblauch bekommen jetzt langsam Farbe, also den Herd auf halbe Kraft runterdrehen.
Gurkenwürfel in den Wok geben.
1 Teelöffel Meersalz oder Salz
Pfeffer aus der Mühle
Alle Zutaten verrühren.
Deckel auf den Wok legen und auf die kleinste Temperatur runtergehen.
Schmorzeit 8 bis 10 Minuten
Danach den Deckel abnehmen, Herd abstellen.
Gehackten Dill dazu geben. Alles verrühren und Geschmacksprobe machen, ob genug Salz, Pfeffer, Süße, oder Säure für Euren Geschmack dran ist. Ich brauchte noch ein wenig Salz, Pfeffer und Säure, aber das fällt unter persönliche Vorlieben.
Die Schmorgurken haben noch einen leichten Biss, sind saulecker und schmecken natürlich besser als gekaufte aus dem Glas. Mir gefallen sie richtig gut
Ich habe die zu einem Gericht vereint, das ich noch nicht verbloggt habe, aber das bei mir im Moment noch unter dem Projektnamen Spreewaldteller läuft.

Schmorgurke schmeckt warm, lauwarm, oder auch am nächsten Tag kalt. Ich würde halt laffes würzen und die Konsistenz von Altenheimkost vermeiden, dann hat das als Beilage, oder Vorspeise echt Klasse aufzuweisen. Saisonal und regional muss ich bei der Herkunft nicht extra betonen.
Niemand braucht für sowas eine Gewürzmischung und es strengt wirklich nicht an. Muss man irgendwie überall dazu schreiben, für die Hardcoremitglieder der Freizeitgesellschaft. Allen anderen wünsche ich viel Spaß beim Nachkochen und einen guten Appetit.