Maiskolben mit Butter und Salz, aus dem Ofen.
Es ist mal wieder Zeit Eure Intelligenz zu beleidigen, aber haben ist besser als zu brauchen. Beim Bananen Fred habe ich gleich zwei Kisten vakuumierte Maiskolben, für jeweils 5 Euro gekauft. Ich habe nicht gezählt, aber es werden total locker acht bis zehn Kilo sein. Bei dem Preis konnte ich nicht nein sagen, weil die einzelne Packung sich meistens schon um zwei Euro bewegt und der hält ewig und sieht immer so pittoresk aus, wenn man ihn auf dem Teller auf Fotos dabei hat. Mexikanische Stimmung verbreiten leicht gemacht, Lagerfeuerfeeling, den Sommer unendlich verlängern, rustikales Essen mit Pfiff, Kinderherzen schneller schlagen lassen, dafür taugen Maiskolben, mal davon abgesehen, dass ich die sehr gerne mag.
Zutaten für 2 bis 4 Personen:
800 Gramm Mais
100 Gramm Butter
4 große Prisen grobes Meersalz
Gehackte Petersilie aus dem Handgelenk
Je nach Menge braucht man unterschiedlich große Ofenformen
Reichlich Butter darauf ablegen
Grobes Meersalz
Ab in den Ofen bei 150 Grad und dann 15 bis 20 Minuten garen, sonst nichts damit machen. Super, oder?
Ein bisschen Grün schadet nur dem, der keines hat.
Mit Zahnstochern auf beiden Seiten aufspießen und dann mit diversen anderen Komponenten genießen. Pommes, Ofenkartoffeln, Salate, Fleisch, Salat, fallen mir spontan ein. Das ist jetzt die grundsätzliche Fingerübung. Es kann passieren, dass ich Euch noch mit ein paar Weiterentwicklungen und Abwandlungen belästigen werde.
Viel Spaß beim Nachkochen und einen guten Appetit.
Als ich mir genüsslich deinen fetten Haufen Maiskolben vorgestellt habe, musste ich
an meine Kindheit in Rumänien denken.
In meinem siebenbürgischen Geburtsort Kronstadt ( Brasov) sind immer anfang bis
mitte Dezember mit dem ersten Schnee die Bauern aus dem Umland in die Stadt
gekommen. Das waren bitterarme Leute, deren Winterkluft häufig einfach nur aus
zusammengewickelten Lumpen bestand. Im Zentrum standen an allen Ecken und Enden
riesige olle Blechkanister auf einem Holzfeuer, in denen bergeweise Maiskolben
gekocht wurden. Die konnte man dann mit ner Prise Salz und nem klacks Butter so
auf die Hand kaufen. Extremst köstlich war das.
Wie an jedem anderen Tag standen die Leute in Schlangen an, aber diesmal war es
anders: Alle hatten ein Lächeln im Gesicht und die Augen funkelten aus Vorfreude.
Bei den brodelnden und duftenden Kesseln war zehnmal mehr Weihnachten als
beim tristen Weihnachtsessen in den tristen Wohnungen….
Da haben sich sogar die erzchauvinistischen Siebenbürger artig bei den ansonsten
verhassten Sinti und Roma artig bedankt und ihnen ein gutes neues Jahr gewünscht.
Viele aus dieser alten, stolzen und freien Tradition als Reisende haben sich nämlich
schon in den 60-ern irgendwo an verschwiegenen Orten angesiedelt, weil sie eh
überall verjagt wurden und so wenigstens unbehelligt ihr Leben fristen konnten.
Nach Brasov würde ich gerne mal wieder fahren. Alleine die Strecke über die Landstraße, quer durch Rumänien ist ein Traum. https://glatzkoch.de/2016/10/14/berlin-brasov-1660-km-nach-rumanien/
Klaro kenne ich schon seit beginn meines hier Mitlesens diesen Post, weil ich
schon beim ersten Stöbern auf diese Rumäniendinger gestoßen bin und alles
genau durchgelesen habe.
Vorhin habe ich es mir zugunsten einer weihnachtlichen Stimmung verkniffen,
darauf hinzuweisen, dass Rumänien wahrscheinlich das rein landschaftlich gesegnetste Land der EU ist mit all seinen uralten Naturschätzen und dem
fruchtbarsten Land in den Ebenen, aber wenn man mal die grauenhafte Entstehungsgeschichte dieses relativ jungen Staatsgebildes studiert, muss
man erkennen, dass diese eine absolut brutale, blutige und skrupellos
gewalttätige ist. Und das schon seit dem Mittelalter.
Als wäre das nicht schon übel genug, hat nach dem zweiten Weltkrieg der
grausame stalinistisch / kommunistische Diktator Ceaucescu ein perfides
System aus Unterdrückung, Bespitzelung, Günstlingswirtschaft und brachialer
Korruption errichtet, das bis in die heutige Tage weiterhin besteht.
Vor etwas über 15 Jahren war ich mit meiner Mutter und ihrem Bruder auf ihrer
“Abschiedstournee “zum ersten mal seit unserer Flucht wieder dort und das
war ganz schön bitter.
In den hübsch touristisch aufgepufften und ja tatsächlich schönen Altstadt-
zentren der siebenbürgischen Städte war es wie überall auf der Welt:
da standen dannn MC Doof Filialen neben Cafes , GUCCI Shops und Läden
mit Touritrash. Aber vor jedem eizelnen standen mindestens 2 in schwarzem
Leder-Wichs gekleidete Ex- Securitate Mäner mit enormen Schlagstöcken, die sich jeden, der nur irgendwie dunkelhäutig war oder sonstwie verdächtig
erschien gleich mal in den verlumpten Nebenstrassen zur Brust genommen
haben. Scheissescheisse.
Einmal haben wir einen Ausflug zu einem nahegelegenen Schigebiet gemacht,
das auch für einfache Leute damals gut zu erreichen war. Als wir die Serpentien
hochgefahren sind haben wir fassungslos gesehen, dass in den hohen und
sehr attraktiv gelegenen Lagen des Stadtgebietes eine an der anderen riesige Multimillionärs Villa entweder bereits gebaut war oder gerade hergestellt wurde.
Die fettesten Prachtexeplare waren rundum komplett abgeschottet und hatten
sogar eigene Hubschrauberlandeplätze auf dem Dach..
Soviel dazu:
Auch wenn ich es ungerne sage, aber mein Heimatland ist ein absolutes
Drecksloch und wird es leider wohl auf lange Zeit noch bleiben.
Schrecklich hierbei ist die Tatsache , dass es das Potential dazu hätte ein
regelrechtes multikulturelles gesegnetes Paradies zu sein.
Für eine mal kurz friedliche Zeit in 18 Jahrhundert war es genau genau das.
Was meinst du, wieso meine Mutter genausogut alte deutsche Gerichte kochen
konnte wie ungarisches Gulasch, Österreichische Süßspeisen, Bulgarisches und
Jugoslawisches essen und sogar wusste, wie man griechisches Baklava oder
türkisches Halva und ordentliche Auberginen zubereitet….
Auch wenn ich mich eigentlich gar nicht mehr genau erinnern kann, finde ich das
was dort nach wie vor abgeht trotzdem sehr traurig.
Ja, die Balkanküche ist großartig und ich muss da unbedingt wieder hinfahren. Entweder mit dem VW Bus, oder mit der Schwalbe, oder einer Vespa, ich schwanke noch.
oh Mann, Peter. Danke für den Bericht.
es ist so traurig was Du schreibst.