„Griene Fratzn“- [grüne Fratzen] Original aus dem Erzgebirge

Na nu abor,
nu giehts lus hior.
Mooooment, falscher
Dialekt, denkt ihr? Der gute Glatzkoch ist ja eigentlich ein Berliner. Nee, kee
Pfannkuhng, sondern der wuhnt bluß dort.

Fakt ist,
Jörg, also der Glatzkoch, den kennt ihr ja alle. Hat sich einen Gastbeitrag von
mir gewünscht. Grischd dor freilich itze. Und da er sich in regelmäßigen
Abständen über meine Wurzeln amüsiert, versuche ich diesen Beitrag uff
säggs’sch (arzgebirgsch) zu schreim.
Ach klar, ich
habe mich noch gar nicht vorgestellt, ich bin ebenfalls Foodbloggerin. „Kochen
für Doofe“ ist nicht ganz mein Motto sondern eher „Schnell, Einfach, Raffiniert
ohne viel Zauberei“ und zwar hier auf >>Kochglück<<  kennste
ni, nu abor wenn de dos hier glesn hast guggn giehn, abor zaggsch!
Eigentlich
ist dieser ganze Vorspann den ich hier schreibe überhaupt nicht meine Art. Denn
wer >>Kochglück<<kennt,
oder sich dann später anschaut, wird feststellen, dass es bei mit zackig,
knackig losgeht und ich euch munter mit Zutaten und Fakten bewerfe, natürlich
auf hochdeutsch. Abor nu, hier habsch mich ä bill agebassd un red‘ wie mior de
Gusch g’wachsn is.
Nu abor fang
mor mol ah.
Was ihr
brauchd‘ is ni viel, da mor hior bei „kochn fir dabbsche“ sei. Abor, wenn de
schu‘ bill längor hior bist, dann weeste ja wie de dos olles noch bill mehr
hibschn kahst, sunst kahste ah frahgn.
Nu, is dos
Rezept abor su eehfach, dos ich ni mal ä n Haffn Bildor gemacht hab, sundern
nur eens. Muss rehgn, mir missn sparn.
Erschd mol
muss ich euch noch bill wos zu’n grien Fratzn erzähln. Das werde ich aber auf
Hochdeutsch machen. Auch werde ich unklare Worte in Klammern in der kompletten
Rezeptbeschreibung übersetzen. Also keine Panik, dos griegn mor schu‘ hie‘.
Zu beginn, „Grüne Fratzen“, die ihr
auf dem Bild erkennen könnt, sind nichts anderes als mehr oder weniger klassische
Reibekuchen. Die je nach Region einen anderen Namen tragen. Und Grün ist das da
auf dem Bild auch nicht.
Dazu muss man wissen, dass „grün“ im
sächsischen Sprachgebrauch auf für „roh“ stehen kann. Bis dahin ganz einfach.
Etwas komplizierter wird es bei dem Begriff der „Fratzn“. Denn das umschreibt
eine Kartoffelmasse ohne Ei und ohne Zusatz von Getreidemehl. Wenn ihr doch ein
Ei dazugeben wollt, dann werden aus den „Fratzn“ ganz einfach „grüne Klitscher“.
Aber was wir
jetzt hier zaubern ist vegan und glutenfrei, ich weiß, interessiert euch nicht,
aber in der neumodischen Zeit… naja führt zu weit.
So nu genuch
gered‘, fang mor mol ah.
Wos mor
bauchn:
          Griene
Ährbor [rohe Kartoffeln]
          Ährbormehl
[Kartoffelmehl]
          Salz
          Kimml
[Kümmel]
         Musgad
[Muskatnuss]
          Eehl
zum ahbruzln [Öl zum Anbraten]
          optional
Zimt und Zucker
       optional
>>Äbblmus<< [Apfelmus]
Nu zuerschd
duhn mor dä Ährbor [Kartoffeln] schähln un dann missen se geriehm [gerieben]
wern. Ob nu gruhß, glee, grub oder fein mussde selbor entscheidn. Ah ob de su ä
neimodsches elekdrisches Ding nimmsd wie dos dor Jörg immer machd. Ich ha’s mid
dor Hand geriehm. Aber bass uff, ni das de Finger noch bludsch wern!
Herzlichn
Glickwunsch, nu hahste schu de greeßde Orb‘ [Arbeit] geschaffd. Nu duhste dos
Ährbormehl [Kartoffelmehl] dorzu. Un risch‘ knedn musste nu, ‘s soll ä rischer
Deeg [Teig] wern, der zamm babbt [zusammenklebt]. Wenns noch ni risch uff dor
Reihe is, mussde noch bill Ährbormehl dorzu gähm [geben] oder de Händ‘ biss nass
machen. Uff jeden Fall mussde weidor knedn, bis de dortmid zefriedn bisd.
Hasde dos
ferdsch, duhste noch bill Salz, gemohln‘ Kimml [gemahlenen Kümmel] un Musgad
[Muskat] nei.
Nu stellde n
Dieschl [Pfanne] uffs Feier [Herd] midm rischn Schwabb Eehl [guter Schuss Öl]
un machsd dos heeß [erhitzen] . Bass mir uff de Finger uff, ‘s kennt disch heeß sei!
Dorweiln duhn
mor ausm Deeg Fratzn form‘, wie gruhß oder glee dos mussde selbor endscheidn.
Nu sei mor
glei ferdsch,mir legn de Fratzn indn Dieschl un duhn se ahbruzln, aber wendn
musste die ah, sodass die von alln Seidn bill schie‘ goldsch [goldfarben] sei.
Bass‘ uff, ne das se schwarz wern, dos kah dorwagn fix gieh‘!
Ferdsch. 
Dorzu ass‘ mor nu bill Zimt un Zucker oder bill frischn >>Äbblmus<<. Jah, frischor haste risch gelesen, hier gibts nischt mit Plaste und Elaste, gieht ah ganz fluggs [schnell].
So liebe
„Kochen für Doofe“-Leser, dass war mein Gastbeitrag. Es war mir eine Ehre für
euch schreiben zu dürfen und dann auch noch ein traditionelles Rezept aus
meiner Heimat. Ich hoffe es hat euch gefallen und ich konnte euch etwas
erheitern.
Liebe
Sachsen, verzeiht mir bitte die Fehler, über dem Schreiben ist mir erst
aufgefallen wie sehr ich aus der Übung bin, mich in Mundart auszudrücken. Auch
würde ich mich sehr freuen wenn ihr meinen >>Blog <<auf hochdeutsch mal besucht 🙂

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4 Kommentare

  • Ahhhhhh, oh Nein, ich bin ja nicht gebürtige Sächsin, aber wohne dort, ist ja schon fast eine Beleidigung wie du geschrieben hast 😉

    Meine Schwiegermutter macht Fratzen ja immer aus Kloßteig und ganz fein geriebener Zwiebel, also zumindest nennt sie das Fratzen.

    • das ist ein gastbeitrag von steffi walther, die den tollen kochblog kochglück betreibt. damit habe ich ausnahmsweise mal nichts zu tun. der blog ist auch verlinkt, wenn du mal anklicken möchtest. sie hat mir den beitrag zum geburtstag geschenkt. ich bin also nicht schuld, aber begeistert. schönen gruß jörg

    • elfchen

      😉 ich vermisse auch die Zwiebel! so ein bischen muss da mit rein!
      Sonst hat se racht…

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