Paprika süßsauer geschmort – ein Traum!

Das ist Abendessen wie schmutziger Sex! Total derbe und einfach, irgendwie rüde und trotzdem geil! So richtig viel Lust zum Kochen hatte ich nicht, aber Hunger und ich wollte mich nach einem echt bescheidenen Tag im Laden, mit lauter Geronten am Telefon, irgendwie entschädigen und mir den Geist wieder frisch machen. Das vergessen ja leider immer viele Menschen, dass Nahrung ihr Benzin ist. Die Sippe ist auch gerade mal wieder im Urlaub und ich muss auf nichts Rücksicht nehmen. Volle Kraft voraus, zum maximalen Gemüsegenuss.

Zutaten für vier Personen als Vorspeise:

8 Paprika
4 Zwiebeln
1 Knoblauch
3 Peperoni
1 Handvoll Backpflaumen
1 Teelöffel Meersalz
Pfeffer aus der Mühle
3 bis 4 Esslöffel Zucker
1 Teelöffel Senfkörner
1 ordentlicher Schuss Sherryessig 
Olivenöl

Wenn ich so richtig alle bin und mir so ein richtiges Wohlfühlgefühl wünsche, dann ist ein kräftiges Gemüse mit viel Eigengeschmack genau richtig. Irgendwas zu schmoren hat auch viel mit Wohlfühlen zu tun, so wie bei einem Braten. Aber das Fleisch ist dann auch schon wieder so schwer, dass man hinterher wohl eher auf dem Sofa einschläft. Gemüse ist vital, das versprüht auch geschmort noch Frische und Energie.  Deswegen kommt hier jetzt der vegetarische wakeup call aus Paprika, Zwiebeln, Knoblauch, Peperoni mit allem was lustig macht, Süße, Säure und Schärfe.

Oilvenöl in einer Pfanne, oder im Wok erhitzen und die Pfanne erstmal auf Volldampf laufen lassen. Ich bin ja überhaupt kein Asienfan, aber ich habe für so sperrige Sachen einen Wok von diePfanne.com, der ist zum Schmoren echt toll, wenn man auch einen passenden Glasdeckel hat.

Knoblauch häuten. Ich mache es mir ganz einfach und nehme nur die Schale weg und verplempere nicht viel Zeit mit Schnippelei

Die Zwiebeln enthäuten und halbieren.

Zwiebeln und den Knoblauch furchtlos anbraten

Peperoni in die Pfanne geben, damit es am Ende auch knallt

Paprika entkernen und das weiße Innenleben so gut es geht, mit den Fingern aus der Schote holen. Ist am Ende aber auch sekundär, weil man das nach dem Schmoren nicht mehr sieht. Wenn die Zwiebel und Knoblauch schon Farbe bekommen haben, kommen die Paprika in das Schmorgefäß

Jetzt noch 1 Teelöffel Senfkörner und reichlich Pfeffer aus der Mühle

Zucker über das Gemüse geben. Ich mache das aus der Hand, aber geschätzt werden es so drei Esslöffel sein.

Einen Teelöffel Meersalz

Ich wiederhole mich da gerne. Pur und roh ist dieser Sherryessig von Hengstenberg wirklich eine geschmackliche Vollkatastrophe vor dem Herren, aber zum Schmoren und wenn man den irgendwie verkocht, ist er auf den zweiten Blick echt geil. Hätte auch nicht gedacht, dass ich das über ein Produkt dieser viel zu sauer Bude mal sagen würde.

1 Teelöffel Senfkörner

Eine Handvoll Trockenpflaumen. Wer von sich weiß, dass er die mag, kann auch mehr davon nehmen, aber für die Relation ist eine Handvoll zu empfehlen.

Wichtig ist beim Schmoren, dass man einen Deckel auf den Topf legt und vor allem mit der Temperatur runter geht. Ich habe den Wok auf der größten Platte stehen und gehe auf niedrigste Stufe runter. 

 

Wie ich eingangs schon berichtet habe, hatte ich eigentlich gar keine Lust zum Kochen und die schiere Not trieb mich dazu. Deswegen stelle ich mir einen Kurzzeitwecker auf 15 Minuten ein und mache in der Zeit wozu ich Lust habe. Lesen, Fernsehen, am Rechner daddeln.

Immer wenn es klingelt gehe ich zum Herd, rühre um und lege den Deckel wieder auf den Wok. Das mache ich insgesamt DREImal. Dann sind die Paprika schön weich geschmort, aber noch ganz und nicht zerfallen. Es hat sich eine leckere Soße in der Pfanne gebildet. Die Küche duftet total lecker und macht Vorfreude auf das Essen. Die Paprika in eine Schüssel umfüllen.

Noch ein wenig Olivenöl in den Wok geben und auf Vollgas drehen.

Baguette oder Ciabatta im Öl und den Bratrückständen der Paprika anrösten

Die geschmorten Paprika sind toll. Das Wasser ist raus und man schmeckt den vollen Geschmack des Gemüses. Olivenöl und die Säure halten sich die Waage das ist ein totaler Wachmacher. Die Schärfe muss man mögen, kann sie zur Not auch weglassen, aber das ist für mich das was mich spontan wieder anknipst, nach zehn oder elf Stunden Arbeit. Die Zwiebeln und Knoblauch runden das Geschmacksbild ab und was das ganze Gericht dann zur Rakete werden lässt, sind die Trockenpflaumen. Die sind so, als wenn man noch nie vorher Paprika ohne Pflaumen gegessen hätte, weil man sich nicht vorstellen kann, dass die da nicht hingehören würden. Echt irres Zeug

Dazu passt ein trockener Wein aus dem 13 oder 14 % Land. Ich habe einen französischen Chardonnay in bio Qualität mit 14 Prozent, den ich zu besonderen Anlässen trinke. Der ist gut gekühlt eine Offenbarung und bringt die Paprika richtig zum Knallen. 

Die Paprika sind eine schöne Vorspeise, eine Beilage, ein Zwischengang, oder wenn die Dosis stimmt auch ein traumhaftes Hauptgericht. Damit macht man auch größeren Menschenansammlungen eine reichliche Gaumenfreude, versprochen. 

Gutes Essen kann so einfach sein und ich verstehe die ganzen Kochschimpansen nicht, die an alles immer noch eine Tüte Geschmacksverstärker der üblichen Verdächtigen kippen müssen, weil es sonst angeblich nicht schmeckt. Die Wahrheit ist, es schmeckt dann nicht alles gleich.. Fuck it!. 

Ich wünsche guten Appetit und viel Spaß beim Nachkochen.

Print Friendly, PDF & Email

5 Kommentare

  • Klingt nach ausprobieren! Und das Baguette im Bratfett anrösten, darauf hätte ich ja auch selber mal kommen können…

  • Heute zu Cevapccicci und Reis ausprobiert und für gut befunden. Darf ich wieder machen 😉 Trotz Backpflaumen. Ich liebe sie, mein Mann fand die Vorstellung gruselig "Was Süßes im Essen, brrrrr", deshalb haben wir den Zucker weggelassen und den Sherryessig von Maille verdoppelt 😉

    • siehste geht doch! war gut mit den pflaumen? das gleicht sich beim kochen aus, wenn man auf der einen seite die süße und auf der anderen seite die säure hat. deswegen geht es genau so.

  • jaaa, ich find die Pflaumen echt klasse dazu, mag aber eh Backpflaumen 😉

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert