Als gebürtiger Bremer kenne ich Schmalzkuchen schon als Kleinkind vom Freimarkt, einem traditionellem Volksfest, das es seit 1035 jedes Jahr gibt. Ich war natürlich nicht von Anfang an dabei. Ich hatte das schon lange auf dem Zettel, dieses Schmalzgebäck für die kalte Jahreszeit selbst zu machen, aber ich habe das ein paar Jahre vor mir hergeschoben, weil ich davor irgendwie Bammel hatte. Hinterher weiß wieder niemand warum, weil es am Ende so einfach ist. Natürlich gibt es Schmalzkuchen auch überall anders in der Republik. Teilweise werden sie auch Mutzen genannt und es wird noch andere Bezeichnungen dafür geben.
Zutaten:
600 Gramm Mehl
250 Milliliter Milch
20 Gramm Hefe
100 Gramm Zucker
Vanille
100 Gramm Butter
2 Eier
1 Prise Salz
1 Liter Pflanzenöl
Puderzucker zum Bestäuben
Ich war mit meinen Kinder gerade letztes Wochenende in Potsdam auf dem Weihnachtsmarkt. Meine Freundin Katja hat dort immer mehrere Stände mit Schmalzkuchen, Quarkbällen, gebrannten Mandeln und allem, was so zum Weihnachtsmarkt gehört. Die Kinder platzen dann regelrecht, gezuckert bis unter die Haarwurzeln, wenn wir wieder nach Berlin zurück fahren und bei mir hat das den jährlichen Ehrgeiz geweckt, es doch einmal selbst zu probieren. Meine Initialzündung war bei dieser Gelegenheit, dass ich meiner Frau gerade die Milch für den spätabendlichen Latte Macchiato geschäumt und noch Milch übrig hatte. Da bin ich dann nahtlos in die Schmalzkuchenproduktion übergegangen, wenn mich schon mal nicht der Mut verlässt. Immer das Eisen schmieden, so lange es noch heiß ist. Ich habe Befürchtungen gehabt, dass der Teig nichts wird, entweder nicht aufgeht, dass die Schmalzkuchen keine schöne Form bekommen, dass sie zu dunkel werden, dass meine Frau wegen des Geruchs des Öls mit mir rummosert. Alles was einem in so einem Moment passieren kann.
Weil das nur ein Test war und die Kinder zu der Zeit schon lange geschlafen haben, habe ich nur die halben Mengen aus dem Rezept verwendet. Wenn aber alle sechs Familienmitglieder, oder richtige Esser bei Euch zugegen sind, würde ich auf jeden Fall mit dem vollen Rezept arbeiten. Die Milch soll unter 40 Grad warm sein, also besser irgendwas um die Mitte 30 Grad, weil die Hefe durch die Wärme besser arbeiten soll, aber eben nicht absterben, was die ab 40 Grad Milchtemperatur definitiv tun würde.
250 Milliliter Milch abmessen. Darauf achten, dass sie über 30 Grad, aber unter 40 Grad Temperatur hat.
20 Gramm Hefe abwiegen
600 Gramm Mehl abwiegen
100 Gramm Zucker
2 Eier
Alle Zutaten in eine Rührschüssel geben und im Hinterkopf behalten, dass ich nur das halbe Rezept ausprobiert habe.
1 Prise Salz
Ich nehme Vanille aus der Mühle, aber Ihr könnt auch eine Schote auskratzen, Plastikvanille (puäh), Vanilleöl oder irgendwas anderes verwenden, was nach Vanille schmeckt und am besten auch Vanille und nicht nur das Geschmack danach ist.
Hefe in die Milch geben und auflösen. Eine Prise Zucker dazu, damit sie besser arbeitet.
Ich lasse die Hefe 5 Minuten mit der Milch stehen.
In der Rührschüssel eine Mulde ausformen
Milch-Hefemischung einfüllen und einfach nur 25 Minuten doof rumstehen lassen.
100 Gramm zimmerwarme Butter in kleine Stücke schneiden.
Die Butterstücke an den Rand der Schüssel legen, nicht in die Milch
Man kann den Teig dann mit der Hand kneten, so wie ich, oder man benutzt ein Handrührgerät.
Ich noch ein wenig Mehl nachgegeben, damit mir der Teig nicht so an den Händen klebt. Wenn man den noch weiter gehen lässt, dann wird der sowieso wieder feuchter.
Den Teig zu einer Kugel kneten und erneut 30 Minuten gehen lassen.
Nach einer halben Stunde ist der Teig dann aufgegangen.
Teig auf eine bemehlte Arbeitsfläche geben.
Teig 1 cm dick ausrollen.
Jetzt müssen wir noch die Schmalzkuchen ausschneiden.
Ich nehme mein allerbestes
Universalmesser vom
diepfanne.com. Das hat eine glatte Schneide und ist nicht geriffelt. Damit kann man schneiden und reißt den Teig nicht so auseinander. Dabei rüttel ich den Teig schein ein bisschen auseinander, damit der nicht zu eng aneinander liegt. Dann der geht ja jetzt immer noch weiter auf. Das erleichtert dann später die Arbeit, wenn man den Teig ins Fett heben möchte.
Die traditionelle Schmalzkuchenform in Bremen sind so ähnlich wie Romben. Da komme ich mit meinen gestalterischen Fähigkeiten schon an meine Grenzen
Das geht trotzdem gut von der Hand, wenn man ein wenig Formfreiheit walten lässt..
Ihr könntet jetzt auch schon das Fett erhitzen, aber ich hatte keine Ahnung wie lange das Schneiden dauert und wie es klappt, deswegen habe ich mir bei dem Erstversuch gedacht, schneide das erstmal alles und vielleicht brauchst du hinterher gar kein Fett mehr, weil es es gleich entnervt entsorgst.
Nachdem das alles geklappt hat, stelle ich einen Liter Pfanzenöl in einem Topf auf den Herd. Wir brauchen zum Ausbacken 160 Grad, falls Ihr eine Fritteuse benutzt. Wenn Ihr keine habt, kein Problem. Ein Topf macht das auch problemlos. Herd volle Pulle anstellen und einen Gegenstand aus Holz ins Fett legen.
Der Pfannenwender ist unser Thermometer. Wenn daran die Blasen sprudelnd aufsteigen, stimmt die Temperatur des Öl und wir können mit dem Ausbacken der Schmalzkuchen anfangen.
Wenn die Schmalzkuchen im Fett sind, kann die Temperatur runtergestellt werden auf 1/2 bis 1/4. Das merkt Ihr daran, wenn der Teig zu schnell dunkel wird. Die Kunst ist ja, dass es ein angenehmes braun wird und dass der Teig gleichzeitig innen durchgebacken ist. Ein Probestück zu machen schadet nie.
Schmalzkuchen einzeln, oder auf einem Schaumlöffel ins Fett gleiten lassen.
Beim Ausbacken zuschauen, wie sich die Farbe verändert. Wenn die Ränder braun werden, ist es Zeit zum Wenden.
Die Schmalzkuchen sollen eine schöne braune Farbe haben.
Die Schmalzkuchen wieder mit dem Schaumlöffel aus dem Topf holen und entfetten, bzw. in einem Sieb abtropfen lassen.
Vor dem Servieren mit Puderzucker bestäuben.
Dann geht es an den Tisch. Meine Frau hat mir seit Jahren erzählt, dass sie kein Schmalzgebäck mag, aber die wird ja auch älter und vernünftiger und ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass sie Ihren Geschmack noch mal ändert, bzw durch neue Erkenntnisse neu justiert. Das ging mir auch nicht anders und jetzt esse ich viel mehr, als vor fünf Jahren, weil ich mir das durch meinen Blog alles selbst erkocht habe. Jedenfalls raunte sie mir quer durch den Raum zu, wie lecker die wären und dass sie gar nicht mehr wüsste, wieso sie sowas nie gemocht hat. Ach nee…!!!
Das ist eine leckere Sauerei um Mitternacht, oder auch zu den üblichen Essenszeiten. Meine Kinder haben die Schmalzkuchen schon gleich zum Frühstück gegessen und waren begeistert.
Das ist ein ganz einfaches Basisrezept. Ich meine, dass ich sowas auch schon mal mit Rosinen gesehen habe, was ich mir auch total lecker vorstellen könnte. Man kann auch noch mit Ölen aromatisieren, Mandelöl, Vanilleöl, Orangenöl. Mir ging es bei diesem Versuch aber nur darum, meine Schmalzkuchenblockade zu beseitigen und mir den Mut für weitere Projekte zu holen. Es gibt noch so viele Dinge, die man in Fett ausbacken kann.
Unterm Strich fand ich das gut zu bewältigen. Der Teig war einfach, ausrollen und schneiden einfach, die Nummer mit dem heißen Öl im Topf ging auf einem Bein und das Ausbacken war auch schnell erledigt. Kann also jeder. Ich wünsche viel Spaß beim Nachbacken und einen guten Appetit.
Ich mag ja deine "Für Doofe/geiles Zeug"-Rubriken! 😉
Und ich liiiieeeebe Schmalzkuchen!! Bisher hatte ich eine leichte Phobie vorm Ich-frittier-das, aber das hier klingt so geil, dass ich das definitiv ausprobieren werde!! Bin demnächst zum Freundinnen-Kaffee verabredet und werde das hier dann austesten. 🙂 Danke!
ich habe schon wieder gedacht, dass ich der letzte wäre, der das selbst macht. du auch noch nicht? gut!