Nudelbeef

Nudelbeef ist ein echtes Husarenstück aus dem Kochbuch “Köstlichkeiten schnell gezaubert” von 1976, aus dem Tumus Verlag. Damals meinte Beef tatsächlich Rind und keine Streitereien zwischen meistens jungen und häufig dummen Menschen. Ich kenne jedenfalls kaum eine intelligente Person, die Beef dazu sagt, wenn sie sich streitet. Der besondere Wert dieses Rezeptes in der Jetztzeit ist, dass bei aller Einfachheit sogar noch Kochtechniken dabei sind. Interessant finde ich die Verwendung von corned Beef. Mir ist nicht bekannt, was es damals mit dem doch etwas verrufenen Grundstoff corned Beef auf sich hatte, aber bei vielen Kochbüchern zwischen 1960 und 1990, läuft es mir immer wieder über den Weg. Falls jemand 1976 schon als Erwachsener dabei war, nähme ich gerne noch ein paar Wortmeldungen von Euch, ob es daran lag, dass Rind knapp und teuer war, oder ob das nur Verwendung fand, weil es schon fertig und zur sofortigen Verarbeitung geeignet ist?

Zutaten:

400 Gramm corned Beef
1 Gemüsezwiebel 300 Gramm
40 Gramm Butter
1 Knoblauchzehe
250 Milliliter Wasser
gehackte Petersilie
2 Dosen gehackte Tomaten (Insgesamt 800 Milliliter)
1 Teelöffel Salz
Chiliflocken nach Geschmack
Oregano
(optional 2 Gewürzgurken)

500 Gramm Nudeln

Zum Binden der Soße:

100 Milliliter Wasser
1 Teelöffel Tomatenmark
2 Teelöffel Mehl

Hartkäse zum Bereiben

Ich habe das Rezept an ein paar Stellen in die Neuzeit überführt. Butter statt Margarine verwendet, kein Knoblauchgranulat sondern frischen Knoblauch benutzt. Das eigentliche Rezept nimmt Tomatensaft bei der Flüssigkeit zum Binden der Soße. Würde ich in 100 kalten Wintern nicht trinken, deswegen habe ich mir mit Wasser und Tomatenmark beholfen. Gewürzgurke hatte ich schon bei meinem Rumänischen Lauch drin, da wollte ich mich nicht wiederholen, weil ich die Gerichte mal eben hintereinander gekocht habe. Das werdet Ihr sicherlich nicht machen, also könnt Ihr das gerne probieren.

Butter im Topf erhitzen

Gemüsezwiebel abziehen

Topf mit Nudelwasser füllen. 4 Liter Wasser 2 Esslöffel Meersalz und schon mal zum Kochen bringen.

Zwiebel zerkleinern. Persilie zerkleinern. Ich nehme auch die hinteren Enden und kann Petersilie von Schnittlauch unterscheiden.

100 Milliliter Wasser in ein Glas füllen

1 Teelöffel Tomatenmark

Tomatenmark einrühren und auflösen

Wenn die Butter heiß ist, kommt die Zwiebel in den Topf

Ich lasse mir 10 bis 15 Minuten Zeit, um das Wasser aus der Zwiebel zu bekommen und um sie dezent zu bräunen. Ich reduziere die Tempertur in dem Maße, wie die Zwiebeln glasiger und danach brauner werden, damit nichts anbrennt.

1 frische Knoblauchziehe abziehen

Knoblauch hacken

Knoblauch zur Zwiebel geben

Wenn die Zwiebel so braun ist, dann gebe ich 40 Milliliter meines Wassers mit Tomatenmark in den Topf

Also bleiben 60 Milliliter im Glas

Das nehmen wir zum Ablöschen.

Sofort 250 Milliliter Wasser dazu gießen

Wieder aufkochen lassen.

Zum Abbinden der Soße nehmen wir 2 Teelöffel Mehl

Die kommen ins Glas zum “Tomatensaft”

Alles verrühren

Das ist quasi Euer Soßenbinder. Weil wir noch über 20 Minuten haben, verschwindet der Mehlgeschmack volllkommen aus der Soße und Ihr bekommt nur den guten Geschmack

Glasinhalt in den Topf kippen

Zwei Dosen gehackte Tomaten

Alles verrühren und 15 Minuten mit Deckel, auf kleinster Flamme köcheln lassen.

Jetzt würzen

Salz

Chiliflocken

Oregano

Nun kommt das corned Beef zum Einsatz. Ich war übrigens darauf eingestellt, dass ich mir für dieses Gericht eine Blechdose corned Beef kaufen muss. Mein nächstentfernter Supermarkt ist Aldi, die haben aber fest im Sortiment kein Dosen corned Beef. Mir ist dann aber noch eingefallen, dass es das auch “frisch” im Kühlregal gibt und das habe ich dann spontan mitgenommen, bevor ich dafür noch mehr Supermärkte abfahren muss. Das ist Deutsches corned Beef, die Dosen sind meistens aus Brasilien, oder anderweitig in Südamerika.

Corned Beed schneiden. Ich glaube damals wurde das wirklich deswegen verwendet, weil es schon gegart und gewürzt ist und man es sofort verwenden kann.

Corned beef in den Topf geben, unterrühren und 5 Minuten ganz leicht köcheln lassen, dann zerfällt es in 3049324 Einzelteile.

Bei Nudeln sollen bekanntlich immer die Soße auf die Nudeln warten. Wenn Ihr parallel gearbeitet hättet, könnten die Nudeln jetzt auch schon fertig sein.

Ich nehme kurze Nudeln, die sich Zöpfli nennen, aber Ihr könnt auch lange Nudeln verwenden. Die brauchen auch nur 6-7 Minuten.

Petersilie ist am Start

Hartkäse zum Reiben

Die garen Nudeln abgießen

Wieder in den Topf, damit sie nicht auskühlen und Deckel auf den Topf legen, bis zum Servieren.

Soße ist fertig

Petersilie einstreuen

Nudeln im tiefen Teller servieren

Soße darüber geben

Mit geriebenem Hartkäse bestreuen

Noch ein bisschen Petersilie für das Auge und dann kann es losgehen.

Die Beefnudeln sind wirklich lecker und schmecken nicht so asi, wie die Zutatenliste vermuten lassen könnte. Die sind ein echtes Wohlfühlessen für Familien und Singles. Das war an dem Abend schon unser drittes Gericht aus dem Kochbuch, nachdem ich mit der Tomatensuppe angefangen habe, danach das Lauchgemüse und nun die Nudeln präsentiert habe. Deswegen haben alle nur noch kleine Portionen gegessen und vom Rest der Nudeln gab es am Folgetag, mit der schönen Soße, noch einen Nudelauflauf mit Cheddar berieben. Das kam auch super an. Die Soße ist tomatig, nice mit den Zwiebeln, würzig vom Rind und falls Ihr die sauren Gurken einsetzt, die ich weggelassen habe, habt Ihr noch mehr Säure, die ich nicht vermisst habe.

Das ist kein Gericht für Heiratsanträge und Hochzeitstage, aber ganz solide Kost, besser als Bringdienst, oder schlechtes Restaurantessen. Da weiß ich jetzt schon, dass die Kinder mich demnächst wieder fragen werden, wann es das mal wieder gibt. Wer sich beeilt und nicht fotografiert soll das unter 30 Minuten auf dem Tisch haben, sagt das Buch.

Euch wird das auch gefallen. Viel Spaß beim Nachkochen und einen guten Appetit.

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15 Kommentare

  • kochaddict

    Ich war da noch nich erwachsen, aber meine Oma hat Corned Beef öfter benutzt..ich fand das immer etwas in Richtung Hundefutter :O

    • ja, der geruch erinnert einen daran. das stimmt wohl. normal machen die leute ja auch nur scheiß damit, wenn ich an labskaus denke. sowas phantasievolles mit style ist da selten dabei.

  • Jessica

    Mir ist Corned Beef oft auf Segeltörns begegnet, das fand sich früher oft beim Proviant. Das habe ich dann auch so ähnlich verarbeitet, man machte irgendwas Grundlegendes in der Pfanne, Gemüse oder so, warf das Corned Beef am Ende dazu und irgendwie war das Ergebnis immer ok und sättigend und kam gut an bei den Leuten. Richtig handfestes Segleressen 😉

    • so einen ursprung hat das ganze gepökelte fleisch. pastrami und corned beef wurden häufig mit auf seereise genommen, weil es nicht gleich schlecht wurde.

  • Peter Eitel

    Ahoi,
    als ich in den 80er 90ern noch ein Jungspund war, gab es südamerikanisches
    Corned Beef in Dosen. Das war köstlich, sehr dunkel und hat richtig intensiv geschmeckt.
    Nix mit Fett und der “lappigen” Konsiszenz , die man mittlerweile bekommt.
    Das konnte mann hauchdünn aufschneiden und ordentlich Pfeffer drauf. Geil!

    Keine Ahnung, warum es das so nicht mehr gibt – vielleicht böseböse Zusatzstoffe,
    die mittlerweile verboten sind?

    Falls irgendwer versteht, was ich meine und ne Quelle dafür hat: 1000 Dank.

  • Abba Hallo… Corned Beef dürfte seinen Ursprung in Amerika haben und diente bereits zu Kriegszeiten als dauerhaft haltbare Vollkonserve. In meinen Kindertagen hielten die ‘Ami’s’ regelmäßig Manöver und diese Vollkonserven (goldene Dosen, nicht Weissblech) wurden im Wald in der Erde vergraben. War das Manöver beendet, liefen wir Kinder in diesen Wald und Gruben die vergessenen Vorräte aus! Diese Konserven dürften 10 Jahre und länger haltbar sein!

  • onocco

    Seit Ewigkeiten habe ich nichts mehr mit Corned Beef gemacht und musste im Laden erst einmal schauen, wo diese Dosen zu finden sind. Das Öffnen ist herrlich altmodisch. Mit einem kleinen Öffner fädelt man eine Blechlasche ein und dreht quasi den Boden der Dose ab.
    Danach steht einem unkomplizierten und schmackhaften Essen nichts mehr im Weg – allen hat es geschmeckt. Es war richtig schön würzig mit einer Prise Retro.
    Ich lege mir zukünftig ein Paar Dosen für solche Gerichte in die Vorratskammer.
    Danke für die Anregung!

    • bitte gerne. es freut mich sehr, wie diese retrorezepte gerade angenommen und kommentiert werden. dafür macht man das schließlich, um andere zum mit- und nachkochen zu animieren. ich habe das buch gestern abend nach meiner rückkehr aus bayern, von der arbeit noch einmal gesichtet und habe mir ganz viele rezepte zum nachkochen markiert. ich freue mich schon darauf. schönen gruß jörg

  • Dirk H

    Hallo Glatzkoch, habe das heute nachgekocht. Wäre selbst nie auf die Idee gekommen. War schwer lecker. Für die flotte Küche unter der Woche super geeignet. Danke! Grüße

    • da kannst du mal sehen! ich hätte das aber ehrlich gesagt auch nicht erwartet, dass es so gut schmeckt. war für mich in dem moment eher eine zeitreise, um meinen kindern zu zeigen, wie man früher gekocht hat. fühlte sich dann aber an, wie ein treffen mit alten bekannten.

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