Unser täglich Brot in einer Stunde

Die optimale Geschäftsidee ist doch, etwas total einfaches, ganz schwierig aussehen zu lassen, damit niemand mehr versucht, es selbst zu machen. Wenn niemand mehr weiß, wie es eigentlich richtig schmecken und aussehen muss, ändere ich die Rezeptur zu meinen Gunsten, nämlich so, dass ich mehr daran verdiene, dass es länger hält, damit ich es einmal um den Erdball fliegen lassen kann, weil ich da noch billiger produzieren kann, dass ich es schmecken lassen kann, wie ich will, ohne das rein zu geben, was so schmeckt, wie das wonach es schmeckt und wenn ich das Produkt an sich, komplett entwertet habe, dann ersetze ich auch noch den letzten Faktor, der das ursprüngliche Handwerk mal ausgemacht hat, nämlich den Menschen, durch eine Maschine. 
Nun bin ich fast am Ziel, denn wenn man eine ganze Fabrik braucht, um es herzustellen, kann es doch niemand zuhause selbst machen, denn da hat man ja keine Fabrik!
Fick Dich! 
Hier ist das kleine gallische Dorf, wo Dinge wieder selbst gemacht werden. Den Anbau des Getreides werde ich nicht mehr schaffen, aber die Produktion des Lebensmittels und ich staune, wie leicht es von der Hand geht und ich nehme Euch mit und Ihr werdet mit mir staunen und Euch am Ende sagen, wieso bin ich da nicht von selbst drauf gekommen? Vielleicht weil es von der Lebensmittellobby nicht so vorgesehen war?
Brot ist wohl seit ewig und drei Tagen das Grundnahrungsmittel schlechthin gewesen, sonst würde es sicherlich nicht schon in der Bibel stehen. Wenn unser täglich Brot bereits in der Schrift der Schriften in Gebetsform erwähnt wird, dann bin ich ziemlich verwundert, womit sich der normal sterbliche, gegenwärtig zufrieden gibt, denn die Basis ist nicht mehr als Mehl, Wasser, Hefe und Salz.
Weder die Bibel, noch alte Handwerksbücher erwähnen, chemische Konservierungsstoffe, Geschmacksverstärker, Backtriebmittel, Farbstoffe und das ganze Gruselkabinett. Also weg mit dem ganzen Industriemüll und sich wieder Zeit nehmen, für unsere Grundbedürfnisse und unser tägliches Brot!  Fangen wir also klein an, mit dem einfachsten, was der unendliche Brotbaukasten zu bieten hat. Mein Ziel war es dieses Mal innerhalb einer Stunde ein Brot auf dem Tisch zu haben. Je mehr Zeit Ihr habt, desto besser wird das Brot, aber auch das schnellste selbstgemachte ist besser als JEDES gekaufte.
Zutaten für ein rustikales Weißbrot

300 Gramm mehl
250 ml Wasser
1 Teelöffel Salz
1 EL Öl
1 WÜRFEL Hefe (für AkademikerInnen)
Mehl zum Arbeiten

300 gramm Mehl und 150 ml warmes Wasser mit einem Löffeln in den Teig einrühren. Die anderen 100 ml Wasser nehmen wir zum Hefe Auflösen. Nicht wärmer als 40 Grad nehmen, weil sonst die Hefe umkippt. Um es einfach zu machen, knete ich den Teig nicht, sondern rühre ihn mit dem Löffel. Von Hände schmutzig machen, hat je niemand etwas gesagt, als wir uns für die reine Lehre entschieden haben. Der Teig wird deswegen recht flüssig.

Kann man machen, muss man aber nicht. Weil ich die Hefe gerne ein wenig anschiebe, gebe ich noch einen Schuss Zucker in die aufgelöste Hefe. Die ernährt sich quasi vom Zucker und was gut gefüttert wird, geht halt richtig ab.

Dann die aufgelöste Hefe unterrühren und den Teig mit einem Tuch abdecken und 25 Minuten ruhen lassen

Mein Ziel ist das Brot in einer Stunde auf dem Tisch zu haben, deswegen ist es für den Teig nun mit der Ruhe vorbei, und ich bearbeite ihn weiter. Zehn Minuten vor Ende der Ruhezeit, könnt Ihr schon mal den Ofen vorheizen. Ich habe nur einen Gasofen mit Unterhitze und backe auf Stufe 5. Bei neumodischen Elektrobacköfen würde ich 200 grad nehmen Ober- und Unterhitze. 

Der Teig wird noch einmal bemehlt, damit er von außen nicht so klebrig ist.

Die Backform wird auch bemehlt, damit das Brot nach dem Backen wieder leicht aus der Form geht.

Wenn Zeit nicht das Thema ist, dann lasse ich den Teig in der Schüssel eine Stunde ruhen und nach dem Einfüllen in die Form noch einmal eine Stunde aufgehen, aber dieses Mal ist die Zeit das Ziel und da muss alles mit Teig und ruhen und backen in einer Stunde über die Bühne gegangen sein.
Beim Elektrobackofen mit Ober- und Unterhitze, könnt Ihr einfach 30 Minuten abwarten und müsst nichts machen. Bei meinem Gasofen, habe ich die letzten 10 Minuten das Brot einmal auf den Kopf gestellt, damit auch die Oberseite Farbe bekommt. Dank der bemehlten Form, ist es auch ganz hervorragend aus der Backform gefallen. Wenn Ihr sicher sein wollt, das das Brot durchgebacken ist, einfach mit einem Zahnstocher ins Brot stechen. Wenn kein Teig daran hängen bleibt, dann ist es gut. Ihr werdet erstaunt sein, wie toll sich die Kruste anfühlt, wie gut das duftet und wenn Ihr erstmal wisst, wie es schmeckt, ein Traum!

Natürlich kann man das nicht drei Wochen im Brotkorb lagern, denn Ihr habt ja den ganzen Dreck nicht im Teig, den Euch die Industrie antut. 

Das schmeckt perfekt, wenn es aus dem Ofen kommt und auch den ganzen Tag, an dem es gebacken wurde. Harte Kruste, zarte Krume, wie man das seit Jahren nicht mehr aus einem Bäckereiregal gezogen hat, es sei denn man kauft bei einem Biobäcker, der sein Handwerk ernst nimmt. Am nächsten Tag, kann man das Brot auch noch gut essen und danach kommt es wieder auf Eure Kreativität an, daraus Bruschetta zu machen, es zu toasten, oder noch ein wenig zu warten und Paniermehl, oder Brotstrudel zu machen. Wegwerfen müsst Ihr jedenfalls nichts, wenn Ihr ein wenig Euer Kochen auf das einrichtet, was da ist und was weg muss.

Mit dem Brot wird auch ein selbstgemachter Quark zur Sensation: Kräuterquark in drei Minuten
oder eine selbstgemachte Aioli Aioli in drei Minuten
oder zu leckerem Gemüse: Wettrennen zum Mittelmeer in sechzig Minuten


Dieses Brot ist sowas wie Eure Einstiegsdroge ins Brotbacken. Nach dem gleichen Prinzip könnt Ihr auch jedes andere Brot backen, die Mehlsorten wechseln, Körner, Müsli oder was Euch gerade einfällt in den Teig werfen. Wenn Ihr das Grundrezept könnt, dann kann Euch die Industrie mal an die Füsse fassen.
Der Grundstein ist gelegt und damit wünsche ich Euch viel Spaß beim Backen, gutes Gelingen und einen noch besseren Appetit.
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6 Kommentare

  • Hallo Paulas Glatzkoch :-)))
    Sehr schöner Blog, tolle Rezepte und eine Haltung die mir aus der Seele spricht, Dankööö.
    Aber bitte, ich wäre nicht ich, wenn ich nicht gleich was zu meckern hätte.
    Wieviel Hefe bitte kommt ins Brot? Steht nicht da und für einen Anleitungshonk wie mich ist das eine Ka-tas-tro-phe. Echt.
    Ich habe ein Übernacht-Pizzateigrezept mit 3 Gramm Hefe auf 500 g Mehl aber ich vermute mal, hier sollte es ein ganzer Würfel sein?
    Das Raviolirezept juckt mich sehr, an Nudelteig traue ich mich bisher nicht ran, weil ich nicht DÜNN ausrollen kann. Liegt vermutlich an der Erdanziehungskraft im Taunus. Die ist hier anders als in Balin.
    Schönen Tag! :-))
    Doro

  • hallo doro, in berlin arbeiten wir nur mit GANZEN verpackungseinheiten, schließlich sind wir keine chemiker und biologInnen. Wer wiegen möchte, soll eine wissenschaft studieren, bei der auch elektronenmikroskope zum einsatz kommen. hier wird einfach nur gekocht und es darf immer eine persönliche note behalten. hefe immer volle lotte rein, soll ja auch richtig aufgehen! vor nudelteig solltest du keine angst haben, da scheint es sowas wie eine gelinggarantie zu geben. ich habe da jedenfalls immer alle neune. auch du kannst dünn ausrollen, versprochen. notfalls ein ei mehr in den teig werfen, dann wird der teig elastischer und du kannst es beim bemehlen der unterlagen wieder ausgleichen, dass es im gegenzug nicht an der rolle und an der unterlage kleben bleibt. selbstgemachte nudeln machen ,wie jedes andere gelungene lebensmittel auch, extrem glücklich und bleiben im kopf. meine kinderterroristen, haben sich schon ganz viele gerichte bei mir nachbestellt, die wir im rahmen des kochblogs schon einmal gemacht haben. das sind momente extremen vaterglücks, wenn die lieben kleinen jetzt auch schon zuhause mit der kinderküche spielen "wir haben einen kochblog" und wir kochen keinen "chemie dreck".

  • Moin Herr Glatzkoch!
    Erstmal…ich bin ziemlich begeistert von deinem Blog! Da muss man sich echt von einer Seite zur nächsten sabbern!!!
    Heute hab ich dann endlich mal dein Brotrezept getestet…mein erster Versuch mit Hefe *schäm*…hat wunderbar funktioniert und war saulecker!!! Besten Dank dafür!
    Ich finde allerdings den Hefegeschmack schon sehr dominant…meinste das könnte auch mit 'nem halben Würfel klappen?

    Aber jetzt hab ich auch noch was zu mäkeln (…typisch Frau, oder?! ;o) )!
    Ich hatte heute meinen 10jährigen Sohn beim backen zur Hilfe…und er war es auch der nochmal die einzelnen Schritte nachgelesen hat!!! (…ahnst du was kommt???)
    Plötzlich stockt er einen Moment…und sagt dann: "ÄÄÄHHMMM…Mama…hier steht FICK DICH!!!" Ich mir mit der Hand vor den Kopp gehaun und gedacht:" Mensch Muttern…du hast das hier doch gestern schon gelesen und dir einen gegrinst…WIE KONNTEST DU DAS VERGESSEN?!???"
    Herr Glatzkopf…sach ma:" HAST DU 'NEN FISCH IM ARSCH???" :o)))
    Na ja…zum Glück meinte Sohnemann dann (wohl um Muttern zu beruhigen):"…is kein Problem für mich…das sagen die in der Schule dauernd!"
    Puh…nochmal Glück gehabt…war doch nur die Schule die das Kind versaut hat!

    So, zum Abschluss hätte ich als talentfreier Doofie in Sachen Brot backen gerne noch ein paar Denkanstöße was ich in dieses leckere Backwerk noch so alles reinmischen könnte…da haste doch bestimmt schon einiges getestet, oder?!

    Schönen Gruß (auch an die Frau Gemahlin ;o) !),Doris!

  • hallo druetken, ich war jetzt natürlich ein wenig peinlich belustigt, bei dem gedanken, dass dein sohn beim lesen des rezepts, über meine launige aussage über die brotindustrie gestolpert ist. an den habe ich beim verfassen meines blogs natürlich nicht gedacht. bei mir gibt es fick dich auch in verschiedenen abstufungen. fick fick dich zur industrie ist fick dich!, fick dich zu menschen in meiner umgebung, die ich mag ist, hallo guten tag, wie geht es dir, schön dich zu sehen, einen schönen tag noch und einen guten weg, eben fick dich. dann gibt es auch kollegen, die mich mit fick dich begrüssen, oder kollegen die zu anderen kollegen sagen, geh mal zu fick dich und frag ihn, ob er bla bla bla kann. glatzkoch = fick dich, in guten wie in schlechten zeiten und nein, ich habe sicher alles mögliche im arsch, aber unter garantie keinen FISCH! 😉 Ich mag den dominanten geschmack von hefe, in sofern experimentiere ich damit nicht herum. alle sparen sie an irgendwelchen zutaten herum, ich nicht. viel kann viel! in das backwerk kannst du alles reinkippen was du willst, aber dann bin ich persönlich eher bei dinkel-, roggen- und dunkleren mehlen. dann finde ich körner aller art, haferflocken, nüsse, karotten, zwiebeln und auch mal einen schuss essig toll im brot. in diesem sinne freut es mich total, wenn dir der blog gefällt und du auch mal etwas nachkochst, oder backst. ich verbleibe mit einem freundlichen fick dich und auf bald in diesem blog.
    gruß
    jörg

  • Super Blog, werde hier wohl Dauergast werden. Danke

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