Mirabellenmarmelade ohne Zipp und Zapp

Was für ein Ritt! Sonntag Mittag, dreißig Grad und dann bis abends achtzehn Uhr, durch irgendwelche Mirabellenbäume klettern und gute zehn Kilo pflücken. Ich bin zwischendrin schon mal nach Hause gefahren und habe ca sieben Kilo von den Kernen befreit und mit Gelierzucker und Zitronensaft angesetzt, bevor ich mich wieder durch die Bäume gequält habe.

Zutaten:
7 Kilo Mirabellen
4 Kilo Gelierzucker 1 zu 2
1 Flasche 0,75 Zitronensaft

Da ich nur so einen total unnützen Plastikentsteiner habe, mußte ich jeden einzelnen Kern, mit der Hand aus den Mirabellen rausholen. Ich muss Euch nicht sagen, wieviel einzelne Mirabellen 7 Kilo sind, oder? Nach drei Kilo hat man das Gefühl, als wenn sich die Nagelhaut so langsam ablösen würde. Da lernt man die persönlichen Grenzen noch mal ganz neu kennen, weiter immer weiter, um einen Torwartphilosophen zu bemühen.

An den Kernen klebte noch jede Menge Fruchtfleisch, das wollte ich natürlich nicht verschenken. Deswegen habe ich die Kerne, mit einem Pfund Gelierzucker aufgekocht, damit sich das Fruchtfleisch löst.

Um die Kerne von der Fruchtmasse zu trennen, habe ich die Masse, durch ein Sieb in den Topf abgegossen, in dem die Marmelade gekocht wurde.

Ich liebe es, wenn ein Plan gelingt. Hier sind die Kerne, die nun entsorgt werden können.

Jetzt ist alles im Topf, was man von den Mirabellen für Marmelade gebrauchen kann und das wird nun erhitzt, bis es dann irgendwann mal kocht.

Gelierzucker hat die Angewohnheit nach dem Erkalten der Masse, dafür zu sorgen, dass eine feste Marmelade entsteht. Dafür muss das Mischungsverhältnis stimmen und vor allem, muss alles einmal 5 Minuten gekocht haben, damit der Prozess in Gang gesetzt wird.

Hier kocht es dann und es wird Zeit die Marmeladengläser zu präparieren. Es ist wichtig keimfrei zu arbeiten, damit die Marmelade haltbar und nicht schnell schlecht wird.

Deswegen habe ich einen großen Topf mit kochendem Wasser aufgesetzt und da sterilisiere ich die Gläser und Deckel

Ich habe über das Jahr selbst Olivengläser gesammelt und ein paar nette Freunde haben auch Ihr Altglas für mich gesammelt, weil wir gar nicht soviel aus dem Glas verwenden, damit die Gläser reichen würden, um große Mengen Marmelade einkochen zu können.

Ich stelle das zu befüllende Glas in einen kleineren Kochtopf. Falls beim Befüllen irgendwas daneben läuft, kann man es hinterher besser reinigen.

Danach den Deckel auf das Glas drehen und das Glas über Kopf stehend abkühlen lassen. Damit soll sich ein Vakuum bilden. Wo keine Luft ist, halten Lebensmittel länger. Der Zucker und die Zitrone sollen auch konvervieren. Wenn alles richtig dicht ist, hält das auf jeden Fall, bis zur nächsten Mirabellenernte.

Das ist schon mit Arbeit verbunden, aber ich finde, dass es dadurch aufgewogen wird, dass man ein einzigartiges Resultat hat und sich hinterher jedes mal freuen kann, wenn man sein Unikat auf Brot, für Kuchen, zu Joghurt, oder wo immer man einen Einsatzzweck erahnt, verwenden und geniessen kann. Es schadet einem ja auch nicht, statt auf dem Sofa zu lümmeln, seine Knochen mal in die Natur zu schaffen und da zu klettern und Action zu machen. Ich finde das nicht anstrengend, sondern eher erdend und meditativ. In dem Moment habe ich es auch schon fast als Kompliment empfunden als meine Frau zu mir gesagt hat, dass ich wie ein polnischer Erntehelfer aussehen würde.

Mittlerweile habe ich die Marmelade auch probiert

Wie man an dem rumpeligen Hintergrund sieht, war ich da noch vor dem ersten Kaffee

Die Mirabellenmarmelade schmeckt jedenfalls total lecker. Sehr zu empfehlen für den geneigten Leser. Da war keine Sekunde verschenkt, das alles selbst zu machen.
 

Ich wünsche viel Spaß beim Nachmachen und würde mich freuen, wenn Ihr auch diese bewußtseinserweiternden Momente dabei erlebt.

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Ein Kommentar

  • Hast Du die Mirabellen irgendwie zerkleinert? Oder doch bloß so weit dass Du den Kern entfernen konntest? Das Endresultat sieht nicht so aus als ob da noch Stücke oder Schale drin wären? An Flüssigkeit tatsächlich 3/4 l Zitronensaft? Meine Oma hat früher Marmelade nur mit Gelierzucker (1:1) gemacht und ohne Zitrone, aber vorher die Früchte mit der Küchenmaschine püriert … oder hängt das vom Obst ab?

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