Hähnchen indisch

Ich habe noch einen echten Rezeptschatz in meinem Fundus gefunden. Ein Kochbuch aus den sechziger Jahren, es heißt “Gutbürgerlich kochen”, besteht fast nur aus Text und wenn es mal Fotos gibt, sind die so gutbürgerlich, dass meine bescheidenen Fotos dagegen schon fast Avantgarde sind. Ich liebe solche alten Wälzer, bei denen jedes zweite Rezept mit “man nehme eine Dose Champignons” anfängt und bei denen hemmungslos mit Brühwürfeln und Brühepulver rumgesaut wird.  Da kann man herrlich den Zeitgeist erkennen und die Versorgungslage, was es zu kaufen gab. Natürlich entmülle ich die Rezepts von dem ganzen Fertigkram, aber ich finde es total spannend solche Retrogerichte zu kochen und zu adaptieren was früher angesagt war. Indisch ist immer Currypulver und eine Frucht im pikanten Hauptgericht. Diese ganzen indischen Gewürzmischungen, die es heute überall zu kaufen gibt, waren damals sehr speziell und nur wie die Stecknadel im Heuhaufen zu finden. Internet gab es auch nicht und da musste man einfach Glück haben, wenn man irgendwas anderes zu sehen bekommen wollte, das mehr Reichweite als die lokale Zeitung, oder das erste, oder zweite Fernsehprogramm hatten. Das dritte gab es ja auch erst ab Anfang der siebziger Jahre. Viele sprachen kein Englisch, Schule ging oft nur acht Jahre und die Welt war ingesamt viel weiter weg, wenn es vom Norden in den Süden der Republik schon einen Tag dauerte und viele noch eine Übernachtung eingelegt haben, weil die Autos nur halb so schnell waren und es viel weniger Autobahnen gab. Willkommen im Wirtschaftswunder, Hähnchen indisch…

 

Zutaten für vier Personen:

2 Hähnchen ja 1300 Gramm
Salz
Currypulver
Öl (Rapsöl)

Soße:

0,5 Liter Weißwein
3 Esslöffel Tomatenmark
2 Knoblauchzehen
Butter
1 Topf Schlagsahne 200 gramm
0,5 Liter Brühe
2 Esslöffel aufgelösteSpeisestärke
2 Äpfel
Eventuell Mehl, wenn das Huhn sehr viel Fett in die Soße abgegeben hat.

Beilage:
300 Gramm Reis
1 Esslöffel Zucker
Currypulver
4 Zwiebeln
2 Knoblauchzehen
Öl (Rapsöl)
Salz

1 Apfel pro Nase
Zucker
Butter

Petersilie als Deko

Auf das Gericht habe ich mich richtig gefreut, weil es sich schon im Buch gut gelesen hat. Ich hatte jedenfalls spontan ein Bild davon vor Augen. Wir waren am Sonntag mit drei Erwachsenen und 6 Kindern. Die Kinder haben ja immer was zu ningeln und was der Eine mehr isst, kompensiert die Nächste mit einer Scheibe Knäckebrot. Deswegen bin ich mit meinem Essen mengenmäßig hingekommen. Wenn aber vier ernsthafte Esser am Tisch sitzen, würde ich pro Nase ein halbes Hähnchen rechnen. Nur wenn es Vorspeise und auch noch eine Nachspeise gäbe würde ich ein viertel Hähnchen pro Nase kalkulieren. Ihr kennt Eure Gäste, aber bevor einer hungrig aufstehen muss, macht liebe ein halbes pro Nase.

Hähnchen mit einem scharfen Messer in Viertel schneiden.
Mein Messer von diePfanne.com kann das jedenfalls hervorragend.
Das kann quer und längs.
Hähnchen zerteilen leicht gemacht.
Mit Salz und Currypulver würzen. Natürlich von beiden Seiten
Öl in einer Pfanne erhitzen und dann das Hähnchen in die Pfanne legen. Das ist eine 28 cm Pfanne Edition 8.
20 Minuten von allen Seiten anbraten und ehefrauenfreundlich mit einem Glasdeckel abdecken, damit kein Fett spritzt, auch wenn man die Sauerei hinterher wieder selbst entfernt. Es reicht wenn Mutti das sieht, wie es spritzt.
Äpfel aus Mandys Garten
Äpfel schälen
Äpfel in Wasser legen, damit sie nicht braun werden.
Fleisch wenden nicht vergessen.
Geschälte Äpfel halbieren
Kerngehäuse ausheben.
Das soll dann so aussehen.
Wieder in Wasser legen und wer es ganz gut machen will, gibt noch einen Spritzer Zitrone dazu
Einen flachen Teller mit Zucker bedecken
Äpfel von beiden Seiten hinein drücken, damit eine Art Zuckerrand entsteht.
Es ist Sonntag, stellt Euch nicht so an.
Fleisch ist jetzt Angebraten, aber noch nicht bis auf den Knochen durch.
Wir machen jetzt die Soße und darin soll das Hähnchen dann am Ende gar ziehen. So lange stellen wir es bei 100 Grad in den Backofen.
Tomatenmark in die Pfanne geben und Herd auf volle Pulle andrehen, damit die Soße gleich richtig Feuer bekommt.
Brühe dazu geben.
Knoblauch häuten und zerkleinern.
Ich habe noch die beiden Äpfel für die Soße zum Zerkleinern, die könnt Ihr auch gleich noch hacken.
Knoblauch in die Soße
Meine Soße ist irre Fett, deswegen streue ich 2 Esslöffel Mehl dazu. Das kann bei Eurem Huhn schon ganz anders sein. Ich zeige das nur für den Fall der Fälle.
Mehl klumpenfrei verrühren.
trockener Weißwein.
Immer schön unter Feuer halten, damit die Soße andickt und reduziert, dann zieht sie keinen Saft aus dem Fleisch, was sie tun würde, wenn sie zu dünn wäre.
Ein Topf Sahne
Aufkochen und einrühren.
Eine Ladung Curry uns Pfeffer in die Soße geben. Salz machen wir am Ende vor dem Servieren.
Apfel ist auch gehackt.
Der kommt jetzt in die Soße
Fleisch wieder aus dem Ofen holen.
Das kommt jetzt zur Soße zurück in die Pfanne.
Deckel drauf und auf kleinster Falle schmoren lassen
4 Zwiebeln häuten und zerkleinern.
Butter oder Öl in einen Topf geben und erhitzen.
Zerkleinerte Zwiebeln
Knoblauch
Zwiebel und Knoblauch mit Zucker karamellisieren.
Ordentlich Currypulver dazu geben.
Glasig schwitzen
Den Reis in den Topf geben und unter Hitze mit allen Zutaten vermischen.
1 Teelöffel Salz (nachwürzen geht immer)
Mit Wasser auffüllen, ca doppelt so hoch wie der Reis im Topf steht und volle Pulle aufkochen. Wenn die Flüssigkeit kocht auf kleinste Stufe mit Deckel runtergehen.
Äpfel bei 220 Grad in den Ofen schieben und noch jeweils ein wenig Butter auflegen. Braucht je nach Ofen zwischen 15 bis 20 Minuten. Wenn Ihr im Gegensatz zu mir Oberhitze habe, bekommt es auch Farbe.
Petersilie für die Deko hacken.
Der Reis gut, wenn er die von Euch angestrebte Bissfestigkeit hat.
Dann ist das Wasser weg. Vor dem Servieren Petersilie untermischen Hartgesottene nehmen Koriander.
Servieren ist ja immer mein Schönstes…
Reis auf den Teller


Oder die Äpfel ebenfalls gleich auf den Tellern drapieren

Die Äpfel werden dann unter dem Reis versteckt.
Mir war das mit den Kindern aber zu doof, dass dann wieder irgendwer das Gericht nicht versteht wenn noch ein Apfel zum Huhn dabei ist und meine Frau ist auch so ne Kandidatin. Deswegen habe ich das Huhn erstmal mit ohne Apfel serviert und das dann zur freien Verfügung auf den Tisch gestellt. Es war wie immer. Erst haben alle gefragt was die Äpfel da sollen, am Ende haben sie sich um den letzten fast gekloppt.
Also Huhn dazu auf den Teller und ein wenig von der total leckeren Soße

Noch ein bisschen Petersilie dazu

Für Prinz Protz und die anderen, die noch nicht zur Schule gehen, habe ich das Fleisch von den Knochen geholt

Das ist ein sensationelles Familienessen, oder wenn Gäste kommen. Super zartes Fleisch, eine tolle dicke Soße in der man Baden möchte, super runder Geschmack, so exotisch dass außer dem Besten keiner sagt, dass er das schon tausend Mal gegessen hat, aber nicht so fremd gewürzt, dass wieder irgendwer eine Aversion gegen alles was jenseits des Mittelmeeres gekocht wurde, zum Ausdruck bringen könnte. Das ist so perfekt, dass es auch die Oma gegessen hätte, ohne zu zucken.

Merke, wenn einen am nächsten Tag noch die Kinder auf das Essen ansprechen, dann war es ganz toll, oder total scheiße.

Viel Spaß beim Nachkochen und einen guten Appetit.

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2 Kommentare

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