Chili nach Teutonenart
Ja, ich weiß das alles schon. Richtiges Chili ist ohne Paprika und ohne Mais und maximal mit Bohnen. Bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt, mit viel Regen und Sturm, hatte ich einfach Lust auf ein wärmendes Gericht, dem es natürlich nicht untersagt war, dabei auch noch gut zu schmecken und nostalgische Erinnerungen zu wecken. Irgendwann in den Endachtzigern und auch noch in den Neunzigern war Chili schwer in Mode. Da machten auch überall mexikanische Restaurants auf. Wenn irgendwo eine Party, Wohnungseinweihung, oder Richtfest auf dem Schuldenhügel am Rande der Stadt stattfand, dann war der große Suppentopf mit dem Chili aus dem Landfrauenkochbuch nicht weit, gerne auch noch mit einer Fertigsoßencuvee aus der Hölle inkl. Tomatenketchup verbrochen. Ich habe den ganz schrecklichen Teil weggelassen und hier ist quasi der Teil des Pornofilms, den man sonst nie zu sehen bekommen, da wird dann nämlich am Ende geheiratet
Zutaten:
800 Gramm Bio Rinderhack
50 Milliliter Olivenöl für den Topf
1 Kilo Gemüsezwiebeln
200 MIlliliter Tomatenmark
4 Lorbeerblätter
5 Knoblauchzehen
5 Paprikaschoten
2 Dosen Kidneybohnen
1 Dose weiße Bohnen
2 Dosen Genmais
1 Esslöffel grobes Meersalz
1/2 Teelöffel Chiliflocken
1 teelöffel Kreuzkümmel
1 Teelöffel Koriander
Gemüsezwiebeln häuten
Gemüsezwiebeln grob zerkleinern
Olivenöl im Topf erhitzen und das Rinderhack anbraten
Fleisch alle drei Minuten wenden. Der Herd läuft auf Vollgas
Wenn das Fleisch Farbe bekommt, kommen die Zwiebeln in den Topf.
Lorbeerblätter
100 Millililiter Tomateneuro, oder 200 Milliliter Tomatenmark
Dringend fehlt noch Knoblauch
Herd läuft Vollgas bis ich etwas anderes erzählen
Knoblauch pressen
Würzen mit 1 Esslöffel Salz, 1/2 Teelöffel Chiliflocken, 1 Teelöffel Achselschweiß (Kreuzkümmel), 1 Teelöffel Seifenpulver (Koriander)
Tomatenmark anrösten
Paprika zerkleinern
Paprika in den Topf geben
Alles vermischen
Wir sind bis jetzt ungefähr 45 Minuten am Herd
Die gesammelten Dosenköstlichkeiten kommen in den Topf
Aufkochen lassen und wenn es kocht, den Herd so runterreduzieren, dass der Topf inhalt nur noch leicht simmert. Minimum eine Stunde mit Deckel simmern lassen. Lasst Euch nicht von den immer wieder auftretenden Minderköchinnen bequatschen, die immer behaupten dass “Chili so praktisch für die Familie ist, weil man da nach 35 Minuten am Tisch sitzt”. Das ist ein richtiges Schmorgericht, das mit jeder Minute noch besser wird und am nächsten Tag noch besser schmeckt, als am ersten Tag.
Jetzt läuft der Topf nur noch auf Stufe 5 (von 10)
Deckel druff
Selbst gebackenes Brot ist dazu immer gut
Nach einer Stunde unter dem Deckel, kocht man es dann noch mindestens eine Stunde ein, damit die Flüssigkeit reduziert wird.
Reis ist auch eine schöne Beilage, wenn man ein Tellergericht davon macht.
Petersilie hacken
Hier sieht man gut, dass das Chili durch Kochphysik angedickt ist.
Saure Sahne erwartet meine Sippe von mir
Dann geht es an den Tisch
Chili einfüllen
Petersilie für die Frische
Saure Sahne
Weil das Chili eine eher spontane Eingebung war, gab es dazu auch noch Tortilla Chips. Am nächsten Abend kam mein Cousin Ingo und wir haben dann aus einem Kilo Mehl Teigfladen gebacken.
Kein Jahrhundertgericht für einen Heiratsantrag, aber ein extrem geselliges Familienessen. Dabei fällt mir ein, dass ich meiner Frau den Heiratsantrag auch beim Mexikaner gestellt habe.
Ich wünsche viel Spaß beim Nachkochen und einen guten Appetit.
So retro ist das gar nicht..
grade heute hat meine Tochter das gestern gekochte Chili
bei ihrer Fete verfüttert.
Von mir aus auch Party, Fete sagt ja keiner mehr.
Und mal ehrlich, mir egal wie Chili “korrekt” gemacht wird.
Jedes Dorf hat sein eigenes Spezialrezept.
Das einzig Wahre. Alles andere ist Müll.
Auf diese Weise habe ich inzwischen
gefühlt 20 wahre Varianten kennengelernt.
Und die schmecken alle,
solang kein Fix-Pulver oder sowas drin ist.
Meine Variante:
1 Teil Hackfleisch (1:1, oder auch nicht)
1 Teil Zwiebeln und so 3-5 Knoblauchzehen.
1 Teil Tomaten oder Tomatenmark und etwas Zucker.
Paprika soviel man mag, ich mag gern viele drin.
2 Dosen Chilibohnen, oder Selbstgekochte, äquivalent.
Mais nur bei Party, zum Strecken.
Gewürze: was man mag. Meist Salz und Pfeffer und Chili.
Koriander und Kreuzkümmel in meiner Variante nicht.
Ich kann mir das aber gut vorstellen.
Die saure Sahne finde ich gut.
Das kenne ich auch,
aber es ist eine der 20 wahren Varianten 😉
Tja, das waren noch Zeiten..
.. auf dem Schuldenhügel am Rande der Stadt ….
🙂 🙂 🙂
Kreuzkümmel und Koriander sind die einzig echten mexikanischen Anleihen. Das nimmt die deutsche Hausfrau nicht.
Jetzt hab ich extra gegoogelt,
weil ich das nicht glauben konnte.
Okay, Kreuzkümmel kennen die wohl.
Ich dachte, das gehört den Indern und Arabern.
Dass das Zeug auch schon immer in Südamerika wächst, okay, was dazugelernt.
Koriander ist doch was anderes.
Gemäss Internet ein getrocknetes Grünzeug,
das wohl nur Koriander heisst, aber keiner ist.
Das wäre schon mal gut,
dieses Kraut, das nach Läusen schmeckt..
Aber ja, beide Gewürze sind im Internet als mexikanisch benannt.
Hätte ich nie geglaubt, und fasse es immer noch nicht.
Hat das Zeug irgendwie in Asien und Südamerika seine Heimat.
Das finde ich noch genauer heraus,
weil ich es immer noch nicht glauben kann 🙂
ein kopfschüttelnder Haifisch mit Brille beim Recherchieren
Nachtrag:
Kreuzkümmel / Koriander:
kommt beides aus Asien / Mittelmeer, laut wiki.
Hat sich von dort nach Südamerika ausgebreitet.
Und der “falsche” Koriander ist ein rein südamerikanisches Gewächs,
das wegen seinem Geruch so heisst, aber eigentlich etwas anderes ist.
Na, jetzt bin ich aber beruhigt..
Haifisch mit weggelegter Brille
Das ist im Grunde genau meine Art und Weise, wie ich mal eben Chili bastel. Nur dass bei mir noch eine frische Peperoni mit verarbeitet wird. Frischen Koriander mag ich seltsamerdings nicht, Koriander aus der Trocken-Gewürz-Abteilung schon. Mehrfach getestet, aber isso. What shall‘s. Gerne übrigens auch noch einen Löffel Bensdorp-Kakaopulver dazu. 😉
Ich find das insgesamt ein flottes Essen, denn eigentlich macht ja der Herd die Arbeit. Und das Gemüse wird bei uns sowieso möglichst gemeinsam geschnibbelt.
Dazu ein frisches Baguette – feddich ist das Abendessen. Und weil wir ja nicht doof sind, wird das direkt für zwei Tage gezaubert. DAS ist die eigentliche Ersparnis – zeitlich und finanziell. 🤩
Maaahlzeit!