Kohlrouladen

Ich erwähne gelegentlich, dass ich mit dem Kochen angefangen habe, weil meine Oma, Tante Anna und meine Mutter nicht kochen konnten, oder können. Das stimmt zu 99 % und dann gibt es noch Kohlrouladen. Wenn ich wirklich mal gut bei meiner Mutter essen wollte, habe ich mir auch als Erwachsener Kohlrouladen gewünscht. Jetzt ist meine Mutter schon so tüdelig im Kopf, dass sie hinterher gar nicht mehr weiß, dass sie Kohlrouladen zubereiten wollte, wenn wieder irgendwas kohlrabenschwarz im Edelstahltopf eingebrannt ist. Deswegen nutze ich die Gelegenheiten, wenn ich unregelmäßig zuhause bin, um bei und mit ihr zu kochen. Ich weiß nicht, ob Ihr das kennt. Man kocht die Dinge nicht selbst, die Mütter besonders gut können. So verhielt es sich immer mit den Kohlrouladen und so war es auch immer mit dem Backen. Das Backen mache ich erst, seit uns 430 Kilometer trennen und Kohlrouladen habe ich bis heute nicht selbst gemacht. Diese offene Flanke habe ich jetzt geschlossen.

Zutaten für 4 Personen

1 x türkischen Kohlkopf, oder Weißkohl, circa 2 Kilo
600 Gramm Rinderhack
1 rote Zwiebel
1 Ei
1 Brötchen
1/2 Teelöffel Salz für die Fleischfüllung
1 Esslöffel Salz für das Wasser zum Blanchieren der Kohlblätter
1 Prise Pfeffer
5 Esslöffel Rapsöl
2 Teelöffel Mehl

Beilage
1Kilo Salzkartoffeln

Ich habe einen türkischen Weißkohl verwendet, aber man kann auch einen guten deutschen Weißkohl benutzen

Kohl oben vom Strunk schneiden

Bevor man die Kohlrouladen wickeln kann, müssen die Kohlblätter blanchiert werden. Wasser in einen großen Topf geben und salzen.

Die dicken Strunke aus den Kohlblättern raustrennen

Die hätte man hinterher nicht biegen können

Hier sind die puren Kohlblätter

Wasser kocht

Kohlblätter ins kochende Wasser legen

Ein Sieb holen

Kohlblätter ins Wasser legen und von oben runterdrücken. 1 bis 2 Minuten blanchieren.

Anschließend den Kohl mit dem Schaumlöffel aus dem kochenden Wasser holen. Das Kochwasser nicht wegkippen, sondern aufbewahren. Da sitzt jetzt schon richtiger Kohlgeschmack drin.

Nun machen wir die Fleischfüllung, erstmal ein altes Brötchen reiben

Fleisch und Paniermehl in eine Schüssel füllen

Ein Ei aufschlagen

Salzen nach Geschmack, aber so circa in halber Teelöffel wäre es bei mir auf die Menge

Eine rote Zwiebel zerkleinern

Pfeffer

Fleisch verkneten

Nun werden die blanchieren Weißkohlblätter mit dem Rinderhack gefüllt. Man kann auch halb und halb nehmen, oder Schwein, aber wenn ich Rind haben kann, nehme ich Rind.

Circa 80 Gramm Rinderhack nehmen. Je nachdem wie groß die Kohlrouladen sein sollen, könnt Ihr natürlich auch mehr oder weniger nehmen. Mich hat die Größe der Pfanne eingeschränkt, da war bei sieben Stück Feierabend, aber für meine Mutter und mich, reichte das natürlich total. Mit meiner Familie hätte ich die doppelte Menge genommen.

Blanchierte Kohlblätter auf ein Brett legen und darauf das Rinderhack platzieren. Die Seiten links und rechts nach oben hochziehen und über das Fleisch legen

Dann wie eine Zigarre aufrollen.

Das Rollen wird mit jeder weiteren Kohlroulade besser, aber bestätigt mich in der immer gültigen Aussage, dass es nicht meine Kernkompetenz ist, Dinge gleich aussehen zu lassen. Jedes Stück ein Unikat.

Ich habe kein Küchengarn, deswegen habe ich aus Mutters Nähkasten Garn genommen und das doppelt gelegt

Rapsöl in einer Edelstahlpfanne, oder einem Bräter erhitzen

Kohlrouladen in das heiße Öl legen

Erst einmal scharf anbraten

Ein bisschen Gefühl wie lange man pro Seite braucht muss man entwickeln, aber alles was nicht nach schwarz verbrannt riecht, ist noch o.k. Ich sage mal circa 8 Minuten bei mittlerer Hitze pro Seite.

Mehl damit die Soße hinterher anzieht

Nun kommt das Kohlwasser wieder zum Einsatz

Kohlrouladen bis zur Hälfte in Flüssigkeit schmoren lassen. Was dann noch an Flüssigkeit im Topf ist, behalten wir als Reserve zurück, falls die Flüssigkeit bei den Rouladen zu dick wird.

Einmal kurz zum Kochen bringen

Dann mit Deckel eine Stunde schmoren lassen

Die Soße ist mir noch zu dünn. Ich fülle die in einen Topf um und lasse die Rouladen im Backofen bei 150 Grad weitgehend trocken im Bräter weiter garen. Ist ja nicht für lange.

Die Soße im Topf aufkochen

Wenn die Soße nicht von alleine einkocht, kann man noch mit aufgelöster Speisestärke, oder Mehl andicken.

Die angedickte Soße wieder in die Pfanne geben

Parallel kochen wir Kartoffeln als Beilage, Petersilie hacken

Nun wird serviert.

Kohlroulade auf einem Teller anrichten. Ich habe mich gewundert, wie gut meine Mutter davon gegessen und nichts zu bemängeln hatte.

Dazu gibt es traditionell Salzkartoffeln. Das ist wirklich ganz großartige Hausmannsküche, wie bei Oma, oder bei der Mutter. Zartes, würziges Hackfleisch, leckerer Kohl. Das ist ein richtiger Klassiker, den man unbedingt gekocht haben sollte, damit solche Rezepte nicht untergehen. Ich wünsche viel Spaß beim Nachkochen und einen guten Appetit.

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12 Kommentare

  • Ute Franz

    Geht auch mit Wirsingkohl!

  • kochaddict

    Ein Klassiker von Oma der immer geht! Ich finde ja in der Brühe etwas Kümmel noch sehr nice.

  • Markus

    Hier streiten sich immer die Geister, ob nun vorher anbraten, oder hinterher^^
    Von meiner Oma hab ich es so, das der Topfboden vorher mit Öl benetzt und aus ausgerissenen Blättern belegt wird, dann die “Päckle” schön im Topf eingeschichtet werden.
    Nu erst mal volle Pulle Dampf und dann beim anfangen vom aufsteigen eines “Brandgeruchs” mit Brühe ablöschen, Temperatur sofort runter.
    45 min köcheln lassen, dabei immer mal auf die Brühe achten.
    Alle Päckle rausholen, auch die Blätter, dann davon eine Soße zaubern.

    Je nach Gusto wurden dann einige noch angebraten und dann serviert.

    Meine und deine Variante unterscheiden sich in dem Sinne von der meiner Oma, das sie das Hackfleisch bis ins hohe Alter, immer noch mit Reis gestreckt hat.

    • klingt toll. meine mutter ist aus norddeutschland. da können die leute traditionell aber deutlich schlechter kochen als im süden. du klingst eher nach süden und dementsprechend hast du auf jeden fall recht, dass das besser schmeckt.

      • Markus

        Dem muss ich leider widersprechen^^
        Meine Frau kommt 30km von mir und bevorzugt leider eher die Variante mit vorher anbraten :-))
        Deswegen komm ich mit ihr sicher nicht mehr auf einen Nenner^^
        Ansonsten würde ich nu sagen eher Mitteldeutschland^^

  • Katrin

    Hallo Joerg,

    bin heute auf eines deiner Rezepte gestoßen, die basic Tomatensoße zu den entbeinten Hühnerschenkeln hat mich spontan überzeugt, gleich nachgekocht! Und nun habe ich direkt weitergestöbert. Gefällt mir sehr gut, die Schreibe, die Struktur, der Inhalt. Warum antworte ich auf speziell diesen Beitrag? Auch ich musste mir kochen im eigentlichen Sinne erst beibringen, meine Erziehungsberechtigte kann bis heute in meinen Augen nur erhitzen und ohne Maggitüten keine Mahlzeit zubereiten. Würg. Ich sag ihr nicht wie dämlich ich das finde und sie sagt mir nicht wie verschwenderisch sie findet, dass ich in Lebensmittel “investiere” und zwar Geld und Zeit! Da prallen Welten aufeinander. Sie Abteilung Schnellkochtopf, ich Fraktion slowcooker 🙂 Eins kann Sie allerdings hervorragend, die Mayo für ihren Kartoffelsalat macht sie glatt selbst. Hab ich noch nicht so hingekriegt. Also, großes Lob für deinen blog, ich komm bestimmt noch öfter vorbei!

    • hallo katrin, vielen lieben dank für die rückmeldung. das freut mich total, wenn du bei mir fündig geworden bist. im moment habe ich gerade beruflich viel um die ohren und arbeite von früh bis spät, schaffe gerade keine rezepte zu schreiben, aber es geht natürlich weiter. bis jetzt sind es aber schon über 2300 rezepte. da haste lange zu kochen. wenn fragen sind, kannste immer gerne fragen. meinung wird auch gerne genommen.

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