Pilzsoße mit Spaghetti – Angeberversion

Da hat mir mein “Einkaufsparadies” erzählt, was es abends zu essen gibt. Eigentlich gehe ich nur am Samstag einkaufen, aber wenn es die Umstände erfordern, auch mal in der Woche, wenn ich nach 20 Uhr Feierabend habe. Mein Nachteil ist, dass ich dann noch später nach Hause komme und es noch später etwas zu essen gibt. Allerdings erkauft man sich damit auch häufig den Vorteil, dass man Zutaten, die am Wochenende nicht ins Budget passen, plötzlich zu total zivilen Preisen bekommt, wenn sie nur genug Leute, zu den regulären Preisen, nicht haben wollten. 

Meine Beute waren Pilze, die man normal in Gold aufwiegen kann, mit Kilopreisen auf dem Niveau einer Liebesnacht im Flatratepuff (die ich natürlich nur vom Hörensagen kenne 😉 ). 

Zutatenliste

200 Gramm Bio Champignons
50 Gramm Kräuterseitlinge
50 Gramm Shiitake Pilze
Schnittlauch
2 Zwiebeln
1 TL Speisestärke
Salz
Pfeffer
Zucker
Essig
Spaghetti

Die Pilze haben jeweils 99 Cent gekostet. Teuer kaufen kann ja jeder. Deswegen sind das die Momente, wo ich dann mal zuschlage und Dinge verarbeite, die ich nicht jeden Tag nehme, weil ich keine Lust habe, ab dem zwanzigsten eines Monats, nur noch Nudeln mit Ketchup zu servieren. Das Budget ist immer das gleiche und dann wird eben danach eingekauft, was dazu passt. Also merken, auch mal einkaufen gehen, wenn es andere nicht tun und mal einen Schnapper dabei machen. Das Rezept schreit eigentlich förmlich danach, dass man vor den Pilzen noch Speck in der Pfanne auslässt, aber irgendwie habe ich häufig gar keine Lust mehr auf Fleisch in meinem Essen, wenn es nicht unbedingt sein muss. Einen Braten ohne Braten kann ich nicht machen, aber Pilze ohne Speck, hinterlassen zumindest eine bessere Kalorienbilanz und schärfen den Blick für das Wesentliche. Ich möchte einfach mal wieder wissen, wie einzelne Zutaten schmecken und die nicht immer mit irgendwas verkleiden. 

Ich habe meinen Kühlschrank eigentlich ganz gut im Gedächtnis, aber ich war am Wochenende nicht da und meine Frau hatte sich in meiner Abwesenheit irgendwas abstruses mit Sahne gekocht, also stand ich beim Kochen vor einem Kühlschrank, ohne Sahne. Ist aber auch egal, das sind alles Kalorien, die man sich auch sparen kann. Ich bekomme eine Soße auch so angedickt. Soviel zum Thema, Kochen ist viel Improvisation. 

Die Bio Champignons in Scheiben schneiden. Hier schon gleich die Anmerkung, dass man das wirklich merkt, ob man die in Bio Qualität nimmt, oder normal von der Stange. Die schmeckten deutlich frischer und nach dem Zubereiten fester, als das was, man sich normal kauft, wenn man nicht auf Bio achtet, oder nicht für Bio bezahlt.

Nun die Kräuterseitlinge zerkleinern. Ich habe mir extra die Folien mit den Namen aufbewahrt, weil ich Euch nichts von Saiblingen erzählen wollte und nicht aus dem Kopf wusste, wie viele i in Shiitake versteckt sind.

Das wäre mal was für den Pisa Test, die ganzen Rotzgören Shiitake Pilze und Kräuterseitlinge mit Saiblingen schreiben zu lassen. 

Hier sind dann auch noch die besagten Shiitake Pilze.

Zwiebel schneiden

Pflanzenöl in der Pfanne erhitzen

Zwiebeln mag ich gerne karmamellisiert, also einen ordentlichen Hieb Zucker dazu geben und anschwitzen lassen. 

Wenn die Zwiebeln angeschwitzt sind, die gesammelten Pilze in die Pfanne geben und auf mittlere Temperatur gehen.

Wenn die Pilze schon ein wenig Farbe bekommen haben, mit Salz und Pfeffer würzen.

Durch das Salz, geben die Pilze vermehrt Flüssigkeit ab.

Wacholderbeeren und Lorbeerblätter in die Pfanne geben und mit Flüssigkeit auffüllen. Ich habe Wasser genommen, aber man kann natürlich auch Wein, oder jede andere Form von Alkohol nehmen.

Ich habe in meinem Leben höchstwahrscheinlich schon einen ganzen Weinberg verkocht und deswegen ist das für mich im Moment so eine Phase, wo ich zurück zum ursprünglichen Geschmack komme.

Um die Soße anzudicken, nehme ich einen Esslöffel Speisestärke, den ich in warmem Wasser auflöse. Diese Masse gebe ich dann löffelweise in die Soße und lasse die Soße kräftig aufkochen.

Damit die Soße nicht zu flach schmeckt, gebe ich nun noch einen ordentlichen Schuss Essig hinzu. Sowas immer Stück für Stück und nach dem eigenen Geschmack machen. Zwischendurch probieren, merke Säure geht leichter in die Pfanne, als wieder raus, wenn man übertreibt.

Schnittlauch war auch gerade im Angebot. Leider habe ich keinen Garten und auch im Blumentopf eher den braunen Daumen, deswegen ist das für mich schon besonders, wenn ich das nicht gefriergetrocknet verwende. Geschmacklich kann man das frisch mit nichts aus dem Glas vergleichen, also wenn es irgendwie geht, frisch nehmen!

Jetzt ist die Pilzsoße ordentlich eingekocht und schmeckt ausgewogen und kräftig. Wenn wir da vor dem Servieren noch den frischen Schnittlauch drüber geben, ist es ein echter Killer. Das hat ein bisschen was von der Nobelpreisträgerschwester, der klassischen Jägersoße aus der Packung, die man in jedem Supermarkt bekommt, aber eben mit der Goldkante.


So ein Essen braucht natürlich auch einen Salat. Ich habe versucht den Salat mit der Pilzsoße korrespondieren zu lassen und weil die Soße ohne Sahne ist, habe ich das Dressing im Gegenzug, mit saurer Sahne gemacht.

Heute kommen mal die ganzen Schätze auf den Tisch. Beim letzten Polen Besuch mit den KinderterroristInnen, waren wir zum ersten Mal bei Lidl in Slubice. Das ist die andere Seite von Frankfurt/Oder und dort kann man auch am Sonntag nachmittag einkaufen. Das kommt mir mit meinen kruden Arbeitszeiten gerade recht, um auch mal einen anderen Laden geöffnet vorzufinden und nicht in Eile zu sein.

Da gab es unter anderem Cheddar Käse, der auf der Pilzsoße zu Ehren gekommen ist. Wer gerade keinen Cheddar hat, kann natürlich auch Parmesan, Grana Padano, oder anderen Hartkäse nehmen. Ich freue mich halt, wenn es bezahlbar, mal eine Alternative zu dem gibt, was man sowieso jeden Tag benutzt.

Zum Anrichten kommen die Spaghetti auf den Teller, dann die Pilzsoße mit einer Schöpfkelle darüber gehen.

Mit der Käsereibe, den Cheddar über die Nudeln reiben

Wer Lust hat, kann auch noch Preisselbeeren dazu reichen. Bei mir mag das aber außer mir niemand, deswegen habe ich darauf verzichtet. Mit der Pilzsoße hat es den Charakter, wie ein Wildgericht ohne Wild und ab diesem Moment, ist es nur noch vegetarisch und nicht mehr vegan. 

Ist natürlich wie immer subjektiv, aber das ist auf meiner Skala der bevorzugten Speisen, ganz weit vorne.

Ich wünsche viel Spaß beim Nachkochen und einen guten Appetit.
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3 Kommentare

  • Das liest sich wieder mal total geil. Wahrscheinlich werde ich aber diese verschiedenen Pilzsorten hier nicht bekommen. Schmeckt es denn auch gut, wenn ich nur Champignons nehme?
    Lieben Gruss
    Alexandra

    • klar, du kannst auch nur champignons nehmen. gibt es bei dir irgendwas, was es hier nicht gibt? liest sich für mich immer so, als wenn es da nicht viel gibt, aber das was es gibt ist richtig gut. passt die einschätzung?

  • Ja, so ungefähr stimmt das schon. Hier im Dorf gibt es eh nur einen kleinen Laden. Magazini heissen die hier. Das nächste Städtchen ist Toshevo. Da bekommt man schon so einiges. Ist halt auch saisonbedingt. Importiert wird in Bulgarien nicht viel. Das können sich die wenigsten leisten. In Dobrich z.B. (ist gute 30km entfernt) gibt es einen Lidl und Kaufland. Da gehen wir ab und zu mal einkaufen. Da ist das Angebot schon viel grösser. Dieses Ljutenitza bekommst du hier in 100 Variationen. Hab ich in Deutschland noch nie gesehen. Und die weissen Bohnen haben sie hier auch in den verschiedensten Sorten.

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