Fertigschnitzel aus der Kühlung!
Ich war beim Handelshof einkaufen, der ist für Gewerbetreibende und gehört zu Edeka. Dort gibt es auch die Edeka Eigenmarke “Gut und günstig”. Neben lauter guten Produkten, findet man dort auch die obligaten Fertigschnitzel aus der Packung. Diese Exemplare waren aus dem MHD Verkauf und ich habe sie mitgenommen, weil locker 80 % der in Kochgruppen gezeigten Schnitzel solche Lebensmittellügen sind, die da immer stolz präsentiert werden, in der Annahme, dass die anderen Leute das sowieso nicht erkennen, dass es Fertigschnitzel sind, dass die selbst auch nichts selbst paniertes zeigen und sich darüber gar keine Gedanken machen, weil es für die normal ist. Sowas kommt höchstwahrscheinlich immer aus der gleichen Tönnies Fleischbude, der damit Aldi, Lidl, Netto und Hastenichtgesehen beliefert und als wenn das noch nicht reichen würde, solche Produkte auch an die Gastronomie verkauft und damit das Schnitzel immer mehr entwertet und verkommen lässt, bis irgendwann keiner mehr weiß, wie ein gutes Schnitzel schmeckt und erst recht nicht, wie man das selbst macht. Da diese Schnitzel nur noch € 1,50 gekostet haben, war ich bereit, mich für die Wissenschaft zu opfern.
Zutaten:
300 Gramm Schweineschnitzel
30 Milliliter Öl für die Heißluftfritteuse
Ich erkenne Fertigschnitzel auf Fotos immer an der Körnung, der Farbe und häufig auch an der Form. Alles Eigenschaften, die man nicht so vorfindet wenn man selbst paniert. Bei mir dauert immer die Tatsache, dass ich für sechs Leute koche, aber wenn ich nur zwei Schnitzel zubereiten würde, dann würde das drei Teller System mit einem Teller Mehl, 2 Eier, und einem Teller Paniermehl, nur drei Minuten dauern, wenn man sich Zeit lässt.
Man erkennt Fertigschnitzelverwender auch immer daran, dass sie nicht in der Lage sind, die Schnitzel ordentlich zu garen. Ein Schnitzel wird korrekt schwimmend ausgebacken und ist gleichmäßig braun. Der Fertigschnitzelanwender hat aber Angst, Zeit in der Küche zu verbringen und weiß deswegen gar nicht, was schwimmend ausbacken ist und argumentiert dann häufig mit der Ölmenge die das erfordert und dass sich ja das Fleisch damit vollsaugen würde. Ahnungslose reden über die Farbe, denn wenn das Fett so heiß ist, wie es muss, dann schwimmt das Schnitzel auf dem Öl und wird gleichmäßig braun und knusprig, wenn es selbst paniert ist. Der Conveniencefreund nimmt immer zu wenig Fett und die falsche Temperatur und erzeugt grundsätzlich ein ungleichmäßiges Bräunungsbild, zwischen zu hell und zu dunkel am gleichen Stück Fleisch. Wenn ich es in Öl ausbacke, bleibt das Fleisch vier bis sechs Minuten im Öl und ist danach so wie, man sich ein Schnitzel wünscht.
Ich nehme die Heißluftfritteuse, weil die gleichmäßig gart und sowieso wenig Fett braucht
Wenig Öl über über das Fleisch geben und in die Heißluftfritteuse
200 Grad Temperatur
10 Minuten Garzeit bei 200 Grad. dann ist das Fleisch auf jeden Fall durch und hoffentlich mit einer krossen Panierung. Der Schnitzelfrevler nennt das grundsätzlich Panade, obwohl das eine Füllung ist und Panierung eine Umhüllung. Schaut halt mal genau hin, ob das von Außen, oder von Innen auf dem Schnitzel aufgetragen ist? PANIERUNG!!!!
Erster Aufruf, 10 Minuten bei 200 Grad.
Hier ein Blick auf den Giftzettel
Nach zehn Minuten war die Flüssigpanierung immer noch wabbelig, also habe ich insgesamt 15 Minuten bei 200 Grad in der Heißluftfritteuse gegart.
In der Zeit panierte ich zwei Schnitzel und backe sie frisch in Öl aus. Das weiß aber keiner, der immer solche Fertigschnitzel verwendet, sonst würden sie es ja nicht tun. Ich habe mich auch gewundert, warum bei meiner Mutter immer die Panierung vom Fleisch gefallen ist, wenn sie die in der Pfanne (mit zu wenig Öl und zu wenig Hitze) gebraten hat. Wenn ich keinen Blog schreiben würde, bei dem mir tausende auf die Finger schauen, würde ich das vielleicht auch immer noch nicht wissen, aber Ihr habt den Vorteil, dass ich es jeden Wissen lasse und das meistens ungefragt.
Nach fünfzehn Minuten ist die Panierung immer noch nicht so kross wie die sein sollte. Ist halt eine Flüssigpanierung aus “besten” Zutaten. Mononatriumglutamat und Palmöl und was einem die “Freunde” zur Gewinnmaximierung sonst noch so ins Schnitzel hauen.
Jetzt kommt der Gabeltest. Das Fleisch ist viel zu dick und die sollten es dringend halb so dick schneiden und aus 300 Gramm vier Schnitzel machen. Geschmacklich ist es belanglos, aber das Mundgefühl ist sowas von zum Kotzen, weil das Fleisch im Mund immer mehr wird und man beim Beißen nicht so richtig voran kommt. Ich habe komplett neue Kronen und Brücken auf eigenen Zahnwurzeln im Mund und wohl noch nie so gute Zähne gehabt, aber da weiß man gar nicht, wo man hinbeißen soll. Das ist eine Unverschämtheit.
Mir ist es ein Rätsel, wie man sowas freiwillig kaufen, vorzeigen und essen kann und zu den abenteuerlichsten Ausreden greifen kann, um sowas zu rechtfertigen. Ich habe Kinder, ich war arbeiten, irgendwer ist krank, die Preise für Nahrungsmittel, bla bla bla. Es bedeutet immer nur, ich weiß gar nicht, wie man das selbst macht und habe es noch nie gemacht und kann mir auch nicht vorstellen, wie man das selbst macht und bin tödlich beleidigt, wenn man darauf hingewiesen wird. Nur weil so ein Schrott zuhause gegessen wird, können es auch Balkanbuden, Imbisse, irgendwelche Hähnchenapachen auf der Sonnenallee wagen, Kunden für viel Geld so einen Dreck zu verkaufen. Ich habe das gar nicht gewusst, woran man es haptisch erkennt, wenn das Schnitzel aus der Trühe, oder Kühlung kommt. Wenn man Schnitzel selbst paniert, gibt es eine andere Konsistenz zwischen dem Fleisch und der Panierung. Bei Fertigschnitzeln ist die Fleischfaser fester, weil es durch das Vorgaren zu durch ist, bis die Panierung immer noch nicht kross ist. Die wenigen Ausnahmen in der Gastro bei denen richtigen Paniermehl bei Tiefkühlschnitzel verwendet wird sind zu vernachlässigen, weil es meistens nur dieses Elend auf den Tellern gibt.
Niemand hat das verdient und jeder sollte es sich wert sein, seine Nahrung ernst zu nehmen und sich nicht mit sinnlosen Kalorien zu quälen. Essen ist sinnlich und keine Strafe. Ich weiß jetzt jedenfalls das sowas vorsätzlich schlechtes Essen ist und wer das isst und verteidigt, macht das mangels besserem Wissens. Wer weiß wie es geht, würde das so nicht essen. Unwissenheit und Faulheit sind die einzigen Gründe.
Als Anzahlung habt Ihr hier alle panierten Schnitzel aus meinem Blog, ich frage das ab. Viel Spaß beim Nachkochen und einen guten Appetit.
Die “Umhüllung” wör mir ja noch egal, aber wenn ich das Fleisch da so sehe, och nö lass mal 😛
Gell, diese pickelige Industrie Presspappe sieht doch mal so richtig scheisse aus.
Das sehe ja sogar ich als Schnitzelbanause, aber ansonsten muss man mal sagen:
Hut ab, Jörg: das nenne ich mir Hardcore – Bloggen.
Sich mit vollem Körpereinsatz und maximaler Todesverachtung so ein fieses
Teil reinzuziehen ist schon ein respektabler Service für die geneigte Leserschaft…
Die Frage ist, was zuerst da war? Das Ei, oder das Huhn? Mussten die Leute in der Küche erst so doof werden, dass sie sowas akzeptieren?
Ja, das ist wirklich Körperverletzung und ist mir wirklich nicht klar, wie man Leuten sowas verkaufen kann.
Das Innere der Schnitzel finde ich noch halbwegs in Ordnung. Das scheint ja wenigstens noch aus dem Ganzen geschnittenes Fleisch zu sein. Ich hatte mal in einer Autobahnraststätte ein Schnitzel, das ein weißes, strukturfreies Kontinuum in der Panade hatte, ich würde da mal auf zusammengepresstes Fleisch tippen.
Ja, darauf habe ich auch geachtet und kam zum gleichen Schluss, dass es kein Formfleisch ist.
Hallo Jörg, bei der Gelegenheit würde ich gerne mal fragen, wie viel Zeit du denn so in der Küche verbringst. Nur mal so aus Interesse.
Und dann kommt ja das Einkaufen noch hinzu. Und die Planung…
Ich mache auch alles selbst, aber manchmal wächst es mir über den Kopf. So ein Fertig-Schnitzel käme mir trotzdem nicht in die Tüte.
Das kommt ganz darauf an. Eigentlich läuft immer irgendwas nebenbei. Teig geknetet, Ruhezeit, irgendwas anbraten, danach schmoren lassen. Dann gibt’s Sachen, bei denen man einfach anwesend sein muss wie schneiden, oder scharf anbraten. Ich würde sagen, dass ich es nie unter 2 Stunden in der Küche mache Plus das was so nebenher läuft, während man den Blog schreibt oder so
Hi Jörg,
ich hab noch keine Fertigschnitzel gekauft und frittiert / gebraten,
aber ich kenn die aus der Theke der Autobahnraststätten.
Fertig gebraten und im Brötchen.
Unter Rotlicht sehen die immer so lecker aus,
und riechen auch gut.
Bis man in das Baguettebrötchen beisst.
Salatblatt und Majo hin oder her,
es hängt alles zwischen den Zähnen,
lässt sich nicht beissen,
der Geschmack ist irgendwie tot, faulig und fischig,
bis man den Kotzreiz unterdrücken muss.
Und die Panade ist weich.
Ich habs mehrfach versucht.
Ich kanns nicht leiden.
Und mehrfach in den Mülleimer geworfen,
mit dem schlechtem Gewissen, Essen wegzuwerfen.
Wie Du sagst, es ist nicht wirklich schwer,
sowas selber zu machen. Und das Putzen hinterher,
nun, weniger lustig, aber die Sache wert.
Auch wenn 1.50 schon ein unglaublicher Preis ist,
wenn Du das nicht weiterverarbeiten kannst, bis es hochwertiger wird,
dann ist auch diese kleine Geldmenge wirklich zu schade.
Und, verdammt – wieso lassen sich alle diesen Frass gefallen….
Genau das wollte ich für € 1,50 herausfinden. Hätte ja auch sein können, dass ich plötzlich rausfinde, dass ich immer ein Idiot war und die ganze Mühe umsonst war und dass die Doofen eigentlich recht haben. Hätte sein können. Aber dann wäre die Welt auch eine Scheibe.
.👍👍👍👍👍
Herz, Herz, Herz 😉
Herzlichen Danke für deinen Selbstversuch, genauso habe ich das auch vor über 40 Jahren kennengelernt in der Schulklasse. unserer Tochter. Eine jede schwärmte von diesen “Dingern”, das Wort Schnitzel haben die ja echt nicht verdient. Irgendwie dachte ich auch, die können ja nicht alle verblödet oder geschmacksgestört sein. Doch, sind sie. 1 x probiert, in die Biotonne entsorgt und nie mehr angerührt. Wir essen nie auf Autobahnen, fahren immer ab und suchen drumherum eine Gaststätte wo man das Klopfen noch in der Küche hört und das Zischen des heißen Fettes. Ich erkenne ein solches “Ding” auch sofort und bin immer wieder überrascht im Net wer einem da so was unterjubeln will. Nix geht über ein frisch plattiertes Stückchen Schweinelachse mit dann ordentlicher Würze und Panierung. Für uns ist das immer ein kleines Fest, wenn wir Schnitzelchen essen. Die sind bei uns so dünn, daß jede Seite nur 2 Minuten benötigt und dei Panierung hebt sich schön hoch. Am besten schmeckt dann noch das gebratene “Schmutzei” hinterher. Natürlich gibt es dazu einen meiner zahlreichen selbst entworfenen Kartoffelsalate, dabei gibt es auch ca. 3 Favoriten. Nein, sowas kommt auch nicht bei größtem Hunger oder gebrochenen Armen hier auf den Tisch, never ever.
isso