Windbeutel mit Muttern – Brandteig total einfach.

Ich war am letzten Wochenende in Bremen und habe meiner Mutter wieder eines Ihrer Backgeheimnisse entlockt. Eigentlich ist es nicht wirklich geheim, aber wenn ich irgendwas noch nie gemacht habe, stelle ich mich gerne mal ein bisschen mädchenhaft an und lasse das jemanden erledigen, der weiß wie es geht, schaue aus sicherer Entfernung zu und sauge die Informationen für das nächste Mal auf. Das Rezept hat sie aus einem Dr Oetker Backbuch von 1957 und ich habe geschaut, es ist immer noch da… 
 

Zutaten:

250 Milliliter Wasser
50 Gramm Butter
1 Prise Salz
150 Gramm Mehl
30 Gramm Speisestärke
6 Eier
1 Teelöffel Backpulver

Puderzucker zum Bestäuben

Füllung 1 Pudding

0,5 Liter Milch
3 Esslöffel Zucker
2 Eier
2 Esslöffel Speisestärke
Vanille aus der Mühle
optional 50 Gramm Butter nach dem Abkühlen.

Füllung 2 Früchte

1 großes Glas Sauerkirschen
Zucker nach Geschmack
Saft einer Zitrone/Limette
2 Esslöffel Speisestärke

Mein Problem bei dem Rezept ist der Brandteig gewesen. Das wollte sich mir nicht so richtig erschliessen, wieso und warum und ich hatte Befürchtungen, dass mir der Teig gleich am Topf festbrennt, oder sowas. Hier gleich mal die Entwarnung, davor muss man keine Angst haben. Meine Mutter ist und bleibt aber meine Mutter, weil sie sowieso nie macht, was man vorher abgesprochen hat. Ich habe ihr gesagt, mache nix, wenn ich nicht dabei bin. Ich muss jeden Arbeitsschritt festhalten. Ja, ja… das Ende vom Lied war dann wieder, dass sie den Teig ohne mein Beisein gemacht hat und ich erst dazu kam, als schon alles im Topf war. Deswegen habt Ihr in diesem Beitrag ein Rezept und zwei Locations. Den Anfang habe ich für Euch noch einmal in meiner Küche in Berlin nachgestellt und dann noch mal Windbeutel in Berlin gebacken. Das könnt Ihr im Beitrag am Licht und am Herd erkennen, wo Bremen einsetzt. Aber lest selbst…

50 Gramm Butter abwiegen

250 Milliliter Wasser mit der Butter erhitzen. 

1 Prise Salz

Parallel 150 Gramm Mehl abwiegen. 

30 Gramm Speisestärke abwiegen und mit dem Mehl vermischen. 

Wenn sich die Butter aufgelöst hat und das Wasser kurz gekocht hat, den Topf vom Herd nehmen. 

Mehl und Speisestärke in den Topf kippen. 

Alle Zutaten miteinander verrühren. 

Dafür reicht ein Esslöffel

Am Ende habt Ihr recht kompakten Teig. Jetzt den Topf wieder auf die Herdplatte stellen und bei Hitze immer weiter mit dem Löffel den Teig durchrühren und eine Kugel formen

Der Teig ist gut, wenn man am Topfboden diese weiße Schicht sieht. Das nennt sich dann Brandteig. Das hätte ich mir viel schwerer vorgestellt und deswegen habe ich mich da nicht rangetraut. 

Den Teig in eine Rührschüssel umziehen lassen und nach und nach die 6 Eier einzeln unter den Teig rühren.

Eines nach dem anderen. 

Der Teig wird erst ein bisschen stückig und nach dem letzten Ei, wird er wieder homogen

Hier kann man sehen, dass der Teig beim Rühren erstmal das Ei aufnehmen muss. 

So soll der Teig am Ende aussehen. 

Das Backpulver darf erst zum Teig, wenn der Teig wieder abgekühlt ist, sonst fängt es gleich an zu arbeiten und nicht erst im Ofen. Das wäre doof. 

Also einen Teelöffel Backpulver in den erkalteten Teig rühren. 

Ein Backblech mit Backpapier auslegen. 

Ich springe jetzt mal zurück in die Küche nach Bremen. Windbeutel kann man mit dem Spritzbeutel auf das Backblech spritzen, oder mit zwei Teelöffeln auf das mit Backpapier ausgelegte Backblech legen. Ich könnte Euch auch zeigen, wie ich das gestern zuhause bei mir gemacht habe, aber mit meiner Mutter ist das natürlich viel cooler. Da kann man sich mal wieder ein bisschen erden, was alt und neu bedeutet. Wie gesagt, Ihr Backbuch ist von 1957… 

Meine Eltern hatten 30 Jahre lang ein Geschäft, da gab es alles zu kaufen, bis auf Lebensmittel, auch Haushaltswaren. Meine Mutter ist so eine richtige Buchhalterseele und hat von allem auch noch die Originalpackung und darauf ist noch das Preisschild, bei dem auch das Jahr ersehen kann, wann sie sich selbst den Artikel verkauft hat. Meine Mutter meint, oh der Spritzbeutel ist gar nicht alt, den habe ich erst 1990 bei uns aus dem Laden…. 

Das Ding sah aus wie ein alter Socken und deswegen habe ich oben rechts mal drei Windbeutel damit auf das Blech gesetzt, bevor der Teig aus allen Ritzen quoll, weil das Material so alt und morsch war. Ich habe dann mit einem Teelöffel weiter gemacht. Das alte Teil habe ich natürlich sofort entsorgt und könnte wetten, dass meine Mutter es wieder aus dem Müll geholt hat, nachdem wir Sonntag wieder weg waren. Mach was dran.

Backofen auf 200 Grad vorheizen und das Blech mit Ober- und Unterhitze in den Ofen schieben. Dann 25 Minuten im Ofen backen und auf keinen Fall den Ofen öffnen, weil die Windbeutel sonst gleich wieder zusammenfallen. 

So kommen die Windbeutel wieder aus dem Ofen. Man soll sie auf einem Grillrost abkühlen lassen und auch gleich warm die Deckel abschneiden. Bei der Füllung bin ich sicher, weil ich sowas selbst zuhause erledige, da kann ich meiner Mutter noch was zeigen. 

Ich mache jetzt noch schnell die Füllung für die Windbeutel. Viele nehmen ja klassisch Schlagsahne, aber das mochte ich als Kind schon nicht. Aber ich mochte schon immer eine Füllung mit Sauerkirschen. Ein großes Glas Sauerkirschen auf dem Herd erhitzen.

2 Esslöffel Speisestärke mit warmem Wasser verflüssigen

Speisestärke zu den Sauerkirschen gießen. 

Zucker nach Geschmack, Saft einer Zitrone, oder Limette

Durch die Stärke werden die Kirschen erst so milchig, aber wenn die heiß werden, wird die Masse wieder klar und zieht sofort an. Runter vom Herd abkühlen lassen, probieren ob es Euch so schmeckt und ansonsten mehr Zucker, oder Säure dazu geben.

Jetzt machen wir noch einen schnellen Pudding

Gleich alles in den Topf werfen und den Herd auf Vollgas stellen. 

2 Eier

2 Esslöffel Speisestärke

Drei Esslöffel Zucker, Vanille aus der Mühle, oder weglassen, wenn Ihr die nicht frisch und Original habt. 

Immer mit dem Schneebesen rühren, damit nix klumpt oder anbrennt.

Man merkt das schon beim Rühren, wie der Pudding in dem Maße fester wird, wie die Milch heißer wird. 

Wenn der Pudding fest ist und ein Mal Blubb gemacht hat auf kleinste Temperatur gehen und eine Minute weiter rühren, dann Herd abstellen und Pudding auskühlen lassen. Wenn der Pudding ausgekühlt ist, wird er besonders gut, wenn Ihr noch 50 Gramm zimmerwarme Butter unterrührt. Muss aber nicht. Das klappt aber nicht mit warmem Pudding, dann fällt Euch der Pudding zusammen und wird wieder flüssig. Also kalter Pudding mit zimmerwarmer Butter.

So, jetzt ist alles am Start, die Windbeutel sind aufgeschnitten, der Pudding ist kalt und die Sauerkirschen können auch noch lauwarm sein, damit sie sich besser am Pudding haften. 
Unterteile der Windbeutel mit Pudding füllen. 

Darüber die Sauerkirschen stapeln

Deckel drauf

Nun noch eine Schicht Puderzucker darüber stäuben. 

Ich bin echt begeistert!

Und hier kommen meine kleinen Windbeutel. Die sind saulecker. Der Teig ist ein Brandteig, gefüllt mit Pudding und Sauerkirschen, getoppt von Puderzucker. Da ist richtig Karneval im Mund. Das ist genau mein Geschmack und meine Welt. 

Selbst meine kritische Brut hat die am Sonntag schon zum Frühstück gegessen. Meine Mutter hat gefragt, ob wir den Rest (???) mit nach Berlin mitnehmen wollen. Ich habe die Frage nicht verstanden. 

Natürlich gab es gar keinen Rest! 

Die Herstellung ist deutlich einfacher, als ich mir das vorgestellt habe und deswegen werte ich das in Zukunft als unfreundlichen Akt, wenn man irgendwo auswärts für Geld so fertige Windbeutel aus der Kühltruhe vorgesetzt bekommt. Ging mir irgendwann dieses Jahr mal bei einem echt teuren Italiener so. Wieso kaufen, wenn sogar ich das selbst herstellen kann?

Ich gehe ja immer davon aus, dass Ihr das schon ganz lange selbst macht und nur ich bisher nicht wusste, wie man es backt. Falls es noch Windbeutelneulinge vor dem Bildschirm gibt, die gute Nachricht, dass es total einfach ist. 

Viel Spaß beim Nachbacken und einen guten Appetit. 

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