Die Königsklasse für doofe, Nudeln selber machen

Ich oute mich mal in der ersten Zeile, davor habe ich lange Bammel gehabt und ich hätte das für einen total komplizierten Vorgang gehalten, nur von den besten der besten zu erlernen, nur mit dem ausgefallensten aller Werkzeuge zu schaffen, garantiert nur in mondfinsteren Nächten, wenn Merkur im vierten Haus steht, unter aufsagen von Zaubersprüchen zu bewältigen. Um es kurz zu machen, alles Bullshit! 

Der Blog heißt schließlich nicht umsonst “kochen für doofe”. Ich kann es, also könnt Ihr es auch. Vielleicht habe ich sie noch nicht ausreichend gewürdigt, aber am Ende ist unsere wichtigste Zutat die Zeit, die wir investieren, um uns unseren täglichen Treibstoff zu bereiten. Liebe schadet dabei auch nicht, denn dann empfindet man es nicht als lästig, sich mit so profanen Dingen, wie der Zubereitung von Essen  zu beschäftigen. 

Nudelteig ist nach Brotteig so ziemlich das einfachste, das man zubereiten kann. Die Liste der Zutaten, für ein Grundrezept, ist überschaubar. 
Ich habe es für vier Personen berechnet.
-600 gramm Nudel und Pastamehl (im gut sortierten Einzelhandel zu kaufen, Kilo ca 1 Euro). 
-7 Eier
-1 TL Salz
Zum Abmessen des Mehls benutze ich ein Litermaß, bloß keine Wissenschaft daraus machen und eine Digitalwaage hinzu ziehen.
Dann in eine Rührschüssel umfüllen und die sieben Eier aufschlagen und hinzu geben. Das Salz einstreuen und ganz simpel mit einem Rührutensil umrühren. Menschen, die viel Spaß am Reinigen Ihrer Haushaltsgeräte haben, können auch einen Handmixer nehmen, aber den benutze ich fast nur, an christlichen Feiertagen in Schaltjahren. Ich habe gute Erfahrungen mit Holz Pfannenwendern gemacht, wie man sie bei Ikea oder auch in Supermärkten, zwischen 99 Cent und drei Euro kaufen kann. Damit so lange rühren, bis das Mehl sich gut mit dem Ei vermischt hat. Der Teig ist relativ fest und wenn man dann noch mit den Händen weiter knetet, bleibt nicht viel Teig an den Händen kleben. Das ganze dann zu einer Kugel, oder einer Wurst formen, in Alu- oder Frischhaltefolie einschlagen und mindestens eine halbe Stunde in den Kühlschrank stellen. Das Resultat sieht dann so aus, wie oben auf dem Foto.
Ich gebe es nicht gerne zu, aber auch ich unterstütze Weltkonzerne, um genau zu sein, bringt mir die beste aller möglichen Ehefrauen, immer mal wieder sowas von Ikea mit. Ein massives, überdimensioniertes Buchenbrett, handgeölt, dazu Ikea Keramikmesser und höchstwahrscheinlich auch noch das Nudelholz, bei dem ich im Nachhinein nicht mehr sicher bin, ob es Beutekunst aus einer früheren Beziehung, Aussteuer meiner Herzdame, oder irgendwann mal selbstgekauft wurde.  Wo waren wir? Ach ja Nudelteig ausrollen, here we go…
Eine Scheibe Nudelteig von der Kugel/Rolle abschneiden, auf das gut mit dem Pastamehl bestäubte Arbeitsbrett /es geht auch aus Plastik, oder einfach die Arbeitsplatte einer Küche, auslegen, von beiden Seiten bemehlen und unter leichten Druck mit dem Nudelholz auswalzen. Dabei immer mal wieder von links auf rechts drehen. So lange Walzen, bis der Teig schön dünn ist, dann schmeckt es nach dem Kochen besonders zart und hat einen einmaligen Biss, den man als Industrienudelesser noch niemals vorher im Mund gespürt hat.
Das geht noch dünner und länger auszurollen. An dieser Stelle der Hinweis auf die meditative Wirkung des Ausrollens und die spontane Freude, etwas mit seinen eigenen Händen zu schaffen, was andere nur vom Hörensagen kennen und somit auch nicht im Zirkel der selbstmachenden mitreden können. Du darfst Dich an dieser Stelle privilegiert fühlen. Da fliegen sie alle um die halbe Welt und haben immer die neuesten Telefone, kennen aber nicht eines der simpelsten und ursprünglichsten Lebensmittel der Zivilisation.
Eine italienische Mutter, oder eine schwäbische Hausfrau, können das bestimmt noch gleichmäßiger, aber durch den Teig kann man jetzt fast Zeitung lesen. Für den Freund der dünnen Bandnudel ist das genau richtig und Handarbeit darf auch nach Handarbeit aussehen, finde ich, gerade wenn es auch die mit den zwei linken Daumen selbst machen können. 
Dann wird der ausgerollte Nudelteig aufgerollt, dabei ist es wichtig, dass er von beiden Seiten gut bemehlt ist, damit er jetzt nicht verklebt. 
Dann mit dem Messer den Teig in Streifen schneiden, je nachdem wie breit man seine Nudeln am liebsten mag. Nicht vergessen, Nudelteig geht beim Kochen noch etwas in alle Richtungen auf, wird also dicker und breiter, als er auf dem Brett vor Euch liegt.
In der Schüssel macht das jedenfalls schon einen ziemlich schlanken Fuß, komplett ohne Maschineneinsatz.
Und jetzt der Clou, was man beim Zubereiten länger braucht, holt man sich beim Kochen teilweise wieder zurück. So eine Bandnudel ist in zwei Minuten gar. Zur Zubereitung am besten pro 100 gramm Nudelmenge einen Liter kochendes Salzwasser nehmen, dann verkleben die Nudeln nicht. Jetzt wisst Ihr wieso jeder zumindest einen großen Kochtopf sein Eigen nennen sollte. Bei der Menge wäre ein Topf mit mindestens sechs Litern Volumen schon nicht schlecht, aber es geht natürlich auch weniger, wenn ihr die Nudeln etappenweise kocht und dann vor dem Servieren nochmal in Fett schwenkt, was wegen der angeblichen Einschränkung der möglichen Soßenaufnahme, in Nudelliebhaberkreisen umstritten ist. Meine Meinung, alles kann nichts muss. Damit mich hinterher keiner verklagt, der Hinweis, dass die Nudeln nach dem Kochen durch ein Nudelsieb abgegossen werden sollten.
Hier habe ich sie noch kurz in Butter geschwenkt, hat ja niemand gesehen und dann mit einer frisch eingekochten Bolognese, Parmesan und frischen Lauchzwiebeln serviert. Wie die geht, demnächst auf diesem Bildschirm und bis dahin viel Spaß, gutes Gelingen und das zufriedene Gefühl wieder mal eine Kochhürde genommen zu haben, vor der man stand, wie der Ochs vorm Berg.

 

    

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16 Kommentare

  • Anonym

    nicht schlecht.muss ich mal probieren

  • Nicole

    Hallo,
    wollte das Bandnudelrezept erst gar nicht anklicken, weil ich dachte: "Na toll, Nudelmaschine hab ich nicht…". Aber es geht ja auch ganz ohne…! Genial, werde ich nachmachen.
    LG, Nicole

  • hallo nicole, alles was ich koche, darfst du gerne anklicken. ich bin bekennender maschinenverweigerer. das höchste was ich benutze, ist ein pürierstab. deswegen nenne ich den blog im untertitel auch augenzwinkernd "kochen für doofe", weil man dafür keine vorkenntnisse und kein besonderes werkzeug braucht.

  • Hallo,
    tolles Rezept! ! Kann ich die Nudeln (am Vortag machen und erst am nächsten Tag)kochen?
    LG Monika

    • hallo monika, das habe ich noch nie gemacht, weil die nudeln ziemlich schnell feucht werden und verkleben. ich mache das genau anders herum und koche die nudeln gleich nach dem ausrollen. dann packe ich sie in eine gefrierdose und stelle sie in den kühlschrank, bis zum nächsten tag. dann brate ich die in der pfanne in fett auf.

  • Anonym

    Bei uns gibt es kein Pastamehl was kann ich nehmen? Geht Spätzlmehl auch.

    • bist du sicher, dass es kein pastamehl gibt? das gibt es bei kaufland, rewe, edeka. die gibt es doch überall. mein pastamehl ist ja nur weizenmehl mit hartweizenanteil. richtige spezies schwören ja auf gremola, reinen hartweizen. haste keine italienischen lebensmittelläden, um die ecke? du könntest natürlich auch selbst mischen weizenmehl 75 % und 25 % hartweizengries

    • Semola de Grano Duro heißt der italienische Hartweizengries und man schmeckt den Unterschied wirklich sehr, wenn man kein Mehl, sondern nur Semola für die Nudeln verwendet. Man kann diese auch trocknen z.B. in Nester gelegt und Semolateig klebt auch nicht so wie Teig mit Mehl, trotzdem den Teig immer gut mit Semola bemehlen (dieser fällt allerdings, anders wie Mehl, beim Kochen dann ab wieder)

      hat man keinen Italiener in der Nähe zum Einkaufen, dann kann man auch den Hartweizengries vom Aldi nehmen, sollte ihn aber dann in einem Mixer oder ähnlich geeigneten noch feiner schreddern dann

    • cordula, ich weiß ja, dass du eine begeisterte und begnadete maschinenfee bist. deswegen erst einmal herzlich bekommen bei den handwerkern ;-). ich freue mich sehr, wenn du hier mal gegenbesuche machst und du bist ja ne nudelfachkraft, deswegen bist du hier immer gerne gesehen

  • Alex

    Cool – selbst mischen wenn man kein Nudelmehl daheim hat muss ich nächstes mal ausprobieren. Ich habe es gerade einmal mit normalem Weizenmehl versucht und schon das hat mir sehr gut geschmeckt. Allerdings braucht mal anscheinend etwas mehr Ei bei reinem Weizenmehl, damit der Teig kein Steinklumpen wird 😉

    So oder so – werde ich öfter mal machen. Vielen dank für's Rezept.

  • Hallo Glatzkoch,
    Kann ich diese Nudeln auch einfach trocknen? Lg m

    • natürlich kannst du die nudeln auch trocknen, wenn du sie wie wäsche zum trocknen aufhängst, dann verlieren sie für mich aber ihren reiz. Ich finde die gerade geil, wenn sie so richtig frisch sind. ich koche die lieber vor und lagere sie dann im kühlschrank und brate sie dann auf, wenn ich servieren will.

    • Dankeschön!!
      Ich will sie auch nicht für mich trocknen, sondern als Weihnachtsgeschenke nehmen 😉 aber ich werd sicher auch gleich welche frisch für uns kochen 🙂

    • dann kannst du die nudeln natürlich auch trocknen

  • Katrin H.

    Hallo Glatzkoch,
    ich habe gestern das erste Mal Nudeln selbst gemacht. Mit diesem Rezept. Ausschlaggebend war das Schlagwort ‘für doofe’
    Eigentlich nicht ich, sondern mein Sohn (14) wollte es mal probieren. Hat er auch prima gemacht. Ist eher die etwas “rustikalere” Variante geworden, aber sehr gut. Kombiniert mit der selbstgemachten Pilzsoße…ein Gedicht.
    Wir haben allerdings normales Mehl genommen. Ging auch. Es wird nicht das letzte Mal gewesen sein, da wir es nun noch perfektionieren müssen 😉 es sollen ja eher feine Bandnudeln werden und nicht ganz so rustikal.

    • hallo katrin,
      je höher der Grießanteil in der Nudel, desto fester wird sie. Ich mache mittlerweile beides. Normales Mehl, oder Grieß beimengen. Alles kann nix muss. Freut mich sehr, wenn Ihr das Essen genossen habt. Ich habe danach noch ein paar Nudelrezepte mehr veröffentlicht. Sehr zu empfehlen.

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