Rinderbeinscheiben mit Aprikosen geschmort
Gutes Essen hat keine Wochentage, wenn man den Herd bzw den Ofen für sich die Arbeit machen lässt. Hier kommt echtes Feiertagsgericht, von Montag bis Sonntag. Die einzige Konzession ist, einen Tag vorher anzufangen, wenn man nicht drei Stunden warten möchte. Bei mir war es in der Woche und wir hatten Kindergeburtstag zu feiern. Deswegen wollte ich trotzdem ein Gericht servieren, das sich vom üblichen Wochenangebot unterscheidet und ins Zeitmanagement passt, damit alle pünktlich ins Bett kommen. Die Jahreszeit sollte man trotz Schmorgericht erkennen können. Weil bei mir zuhause alle gerne Rind mögen, habe ich mich für Rinderbeinscheiben entschieden. Die sind mir am Vorabend noch über den Weg gelaufen, als ich Obst für die diversen Geburtstagskuchen gekauft habe und das war dann eine spontane Idee.
Zutaten für 4 Personen:
2,1 Kilo Rinderbeinscheiben
1 Esslöffel Meersalz
Pfeffer aus der Mühle oder Chiliflocken
3 Lorbeerblätter
5 Wacholderbeeren
Wasser bis das Fleisch halb bedeckt ist (besser Weißwein)
1 Kilo Aprikosen zum Schmoren
Aprikosen zum Zeigen (lieber mehr als weniger)
1 paar Zweige Lavendel
3 Knoblauchzehen
8 – 10 Zwiebeln
3 – 5 Möhren
1 tiefer Teller Mehl
30 Gramm Schmalz
1 gehäufter Esslöffel Speisestärke / Kartoffelmehl Schmalz im Bräter erhitzen. Ihr könnt auch einen großen Topf, oder eine Pfanne benutzen. Wichtig, dazu muss es einen Deckel geben, sonst kann man nicht schmoren.Fleisch bemehlen, damit es beim Anbraten besser bräunt.
Fleisch ins Mehl drücken
Natürlich von beiden Seiten.
Wenn das Schmalz heiß ist, kommt das Fleisch für 3 bis 4 Minuten pro Seiten in den Bräter
Dann wenden und ebenfalls von der anderen Seite anbraten
Bei der Fleischmenge muss man das in zwei Durchgängen machen und lagert das bereits angebratene Fleisch so lange im Deckel zwischen. Der Herd läuft auf Volldampf
Geschmort wird auf einem Gemüsebett. Der Herd läuft immer noch Vollgas, aber da müsst Ihr schauen, dass nix verbrennt. Deswegen habe ich an dieser Stelle auf 1/4 Kraft runtergedreht, weil ich das Gemüse noch vorbereiten musste.
Zwiebeln häuten und ab in den Bräter damit.
Möhren schälen
Optimal wäre Weißwein als Flüssigkeit, oder selbst eingekochte Brühe. In den Zutaten sitzt aber so viel Geschmack, dass man auch mit purem Wasser arbeiten kann. Ich habe das Gericht ja für einen Kindergeburtstag gekocht, sonst hätte ich Weißwein verwendet.
Herd wieder auf Vollgas stellen und Wasser einfüllen, bis das Gemüse bedeckt ist.
Das angebratene Fleisch in den Bräter stapeln
Einen Esslöffel Meersalz in den Bräter geben
Chiliflocken, oder Pfeffer, eigentlich keine Frag von entweder oder
3 Lorbeerblätter
5 Wacholderbeeren
Grünkraut ist immer gut. Ich habe Lavendel auf der Fensterbank stehen, weil meine Frau den gerne mag. Ich würde auch Rosmarin nehmen, oder was sonst gerade weg muss.
Hier kommt der Sommer. Aprikosen. Die haben dem Gericht eine sommerliche Noten. Halbieren, Kern raus und ab in den Bräter damit.
Drei Knoblauchzehen häuten und ebenfalls in den Bräter legen.
Jetzt noch weiter mit Wasser oder Wein auffüllen, bis die untere Fleischschicht mit Flüssigkeit bedeckt ist. Das sinkt beim Schmoren alles eine Etage tiefer und dann passt der Flüssigkeitsstand
Jetzt habt Ihr die freie Auwahl, ob Ihr den Bräter auf dem Herd stehen lasst und auf kleiner Flamme drei Stunden simmern lasst. Jede Stunde einmal durchrührern, oder Ihr stellt den Bräter bei 130 Grad drei Stunden in den Backofen.
Hier wird nach einer Stunde umgerührt.
Man kann den Herd, oder den Ofen nach drei Stunden abstellen und am nächsten Tag braucht man dann wieder eine Stunde zum Erwärmen auf kleinster Flamme, damit das Fleisch zart bleibt, oder man isst eben nach drei Stunden schmoren gleich frisch aus dem Bräter.
Die charakteristischen Knochen fallen jedenfalls so aus dem Fleisch raus. Das ist ein gutes Zeichen, dass das Fleisch zart ist. Jetzt machen wir noch schnell eine Soße
Ich sortiere das Fleisch kurz aus der Flüssigkeit, um die Soße zu machen. Dafür erhitze ich die Flüssigkeit höher, als ich das Fleisch temperieren würde. Herd auf volle Pulle
Kartoffelmehl mit Wasser auflösen
Alles klumpenfrei verrühren.
Wenn die Flüssigkeit sprudelnd kocht, wird die Speisestärke eingerührt
Wenn die Flüssigkeit anzieht, den Herd wieder auf kleinste Flamme runterdrehen und das Fleisch zurück in den Bräter geben. Probiert die Soße jetzt mal. Wir haben ja nicht nicht viel Salz in dem Gericht. Nun wäre ein gute Gelegenheit zum Nachlegen, wenn Euch Salz fehlt, oder Pfeffer.
Die Aprikosen vom Schmoren haben sich ziemlich in Wohlgefallen aufgelöst. Damit man die später auf dem Teller sieht, würde ich jetzt noch ein paar neue Aprikosen in den Bräter legen. Ob Ihr vier oder zehn nehmt ist egal. Ich hätte mal lieber zehn genommen, weil auf die sind meine Kinder richtig abgegangen.
halbieren, Steine raus.
In den Bräter geben
Deckel auf den Bräter legen. Es reicht, wenn Ihr die Aprikosen in den letzten 10 Minuten oben im Bräter ziehen lasst.
Als Beilage gibt es in 20 Minuten gekochte Pellkartoffeln
Butter dazu geben und mit Meersalz bestreuen
Dann kann es ja losgehen. Mit meinem gemischten Salat will ich Euch nicht weiter nerven, den meine Frau dazu eingefordert hatte. Angerichtet wird auf einem großen flachen Teller.
Fleisch auf dem Teller drapieren, noch ein bisschen Lavendel für das Auge und mindestens eine halbe Aprikose, damit man auch optisch weiß, woher der tolle Geschmack kommt.
Sieht irgendwie auf dem Bild aus wie tote Schildkröte, aber das erkennt man immer erst hinterher auf den Bildern, nicht wenn man das Essen auf den Tisch bringen möchte.
Kartoffeln für die Kohlehydratejunkies
Das ist echt saugeil, obwohl vom Rind. Das Fleisch ist zart wie verrückt, schmeckt irre, weil es in viel gutem Gemüse geschmort wurde, mit sensationell stimmigen Aprikosen, die hier passen wie die Faust aufs Auge. Ich könnte mich vor Begeisterung selbst beschlafen, um es mal vornehm auszudrücken.
Ich wünsche viel Spaß beim Nachkochen und einen guten Appetit.
Manchmal denke ich, das Rinderbeinscheiben eine verkannte Fleischart sind, aber gerade an diesem Wochenende ist dies schon das 3. Gericht, dass mir damit unterkommt. Leider alle nur in Blogs oder Tweet und keins in mündlicher Reichweite. 😉
Aber in einem kleinen Punkt, der natürlich nicht zu Lasten des Rezeptes geht, möchte ich trotzdem mäkeln. Wenn man das Fleisch vor dem Anbraten mehliert, dann bräunt eher das Mehl als das Fleisch. Beides hat seine Berechtigung, aber ein paar leichte Unterschiede gibts schon … Es ist also eher eine Formulierungskritik. 😉
ich habe das mit dem mehlerieren vor dem anbraten auch nur irgendwann mal als kochtechnik übernommen. gefühlt würde ich dem gebräunten mehl die Eigenschaft andichten, dass es das fleisch vor flüssigkeitsverlust schützt und dem Endresultat dient.
was zu beweisen wäre. Es dient auf jeden Fall dazu, die Soße am ende etwas sämiger zu machen. Ist ja fast eine braune Mehlschwitze. 😉
das stimmt. die soße ist am ende echt gut.
Ich möchte seit langem schon mal was mit Rinderbeinscheiben machen, traue mich aber bisher noch nicht dran. Frage: Wie ist das denn mit dem Knochenmark? Geht das durch das Schmoren in den Gesamtsubsch über oder ist das nach dem Schmorvorgang noch immer vorhanden und kann einzeln entnommen werden?
Also, bei den ganz langen Garzeiten kann schon mal ein Knochenmark reißaus nehmen und in der Soße aufgehen. Da kommt es ganz drauf an, was Du damit machen willst. Soll es nur ein kleiner exquisiter Happen für den Koch werden, würde ich schon nach einer halben Stunde Garzeit mal gucken, ob es gut ist. Spätestens nach einer Stunde sollte es bei einem normalen Schmorgericht aber so sein. Ich mach mein Gulasch gern aus Beinfleisch, da schmeiße ich dann die Markknochen mit rein und klaue mir die kleine “Auster des Fleischers” zwischendurch raus.
Nebenbei: “Meine” Fleischtheke bietet gelegentlich Beinscheiben vom Lamm zum Kurzbraten an. Die haben auch einen kleinen Knochen drin, dessen Mark allein durchs Braten weich wird.
schmeckt das? ich bin ja überhaupt nicht auf lamm
Wenn das Lamm wirklich Lamm war (und noch nicht Schaf oder Ziege) ist es recht fein im Geschmack, dem man mit einer Marinade (Knofi, Rosmarin, …) noch etwas mitgeben kann. Aber auch natür ist es gut, kann dann aber auch zarte fleischarteigene Aromen ausbilden. Ich habe da vor Ewigkeiten mal was gebloggt (https://herdnerd.de/3723/hurz/), mit Bild.
bei mir geht das nach stunden immer verloren
Deswegen ist es die kleine Nascherei für den Koch zwischendurch. 😉