Chili con Carne (Texas Style)

Chili zu kochen und hinterher irgendwo zu zeigen, ist immer ganz dünnes Eis. Vorsichtig sein mit dem Begriff “Original”.  Chili ist nämlich ein ganz verkommenes Gericht, wenn es bei uns auf den Teller kommt und ich wusste schon immer, dass meine vorherigen Versionen irgendwie abmahnfähig waren, aber so richtigen Durchblick hatte ich noch nicht, was geht und was nicht geht. Erstes Vorurteil Chili ist ein mexikanisches Gericht. Da streiten sich die Gelehrten wie bei der Currywurst, ob die aus dem Ruhrgebiet, oder aus Berlin kommt. Bei Chili streitet man sich, ob das aus Mexiko, oder aus dem USA kommt und vor allem welches die originale Rezeptur ist.  Unser übliches Chili mit Mais, Bohnen und Hackfleisch ist jedenfalls eine totale Vollkatastrophe für jeden wirklichen Chilikenner und Liebhaber. Das hat sich teilweise aber schon so bis nach Mexico durchgesetzt, dass man es an schlechten Tagen eben genau so bekommt, wie wir das als Chilinixblicker denken, dass es sein müsste, obwohl es original weder Bohnen, noch Mais, noch Hackfleisch enthält. Ach lest doch einfach:

Zutaten:

1 Kilo Rinderwade oder Schulter
1 große Zwiebel 500 Gramm
6 Chilischoten gerne rot, noch lieber scharf
5 Esslöffel Olivenöl zum Anbraten
4 Zehen Knoblauch
400 Milliliter Rinderbrühe (anklicken)
1 Teelöffel brauner Zucker
1 Lorbeerblatt
2 Teelöffel getrockneten Oregano
1/2 Teelöffel Kreuzkümmel
1/2 Teelöffel Cayennepfeffer
1/2 Teelöffel Salz

Teigfladen zum Servieren:

500 Gramm Mehl
250 Milliliter Wasser
1 Teelöffel Salz
90 Milliliter Pflanzenöl

Beilagen:

Koriander
Tomaten
Guacamole (anklicken)
Geriebener Käse

Ich hatte wie gesagt keine Ahnung, was einem relativ authentischen Chili nahe kommt und habe “Rezept Chili original” bei Google gesucht. Wikipedia fand ich interessant, da wusste ich schon ungefähr, bei wem ich vorsichtig sein muss, wenn da jemand bei einer Variante mit bunten Erbsen und Möhren, sowie Dosenananas  irgendwas von  “Original” schreibt. Ich habe mich dann für das Rezept aus dem Stern als Grundlage gehalten und wäre gleich fast schon wieder aus dem Fenster gefallen, weil das erste Bild, das mich angrinste mit dicken Bohnen war, versehen mit dem Zusatz, dass Bohnen dort nicht hinein gehören. Verrückt oder? Jeder Teutone denkt, dass mexikanisches Essen ohne Mais und Bohnen gar nicht stattgefunden hat und dann kommt das auch noch aus Texas… Alter!
Ich bin ja schon seit drei Bildern am Muckeln, dann erzähle ich Euch an dieser Stelle mal, dass es sich um ein Stück Rinderwade handelt. Schulter wäre auch o.k. Das gab es im Mix Markt Berlin Marzahn im Angebot. Das wird erst in Scheiben und anschließend in Streifen und danach in Würfel geschnitten.
Was leider immer sehr unterschätzt wird, ist das Anbraten. Gerade bei der Chili mit Hackfleischfraktion dominieren ja Regenwürmer im Topf, weil die grundsätzlich das Hackfleisch nicht kneten, bevor sie es braten. Wir nehmen hier stilecht Fleischwürfel vom Rind. und geben 5 Esslöffel Olivenöl in meinen Wok von diePfanne,com
Den Wok auf der größten Platte, mit größter Flamme anheizen
Für das Anbraten kann man locker 20 Minuten rechnen. Wenn man das Kilo Fleischwürfel in zwei Ladungen aufteilen würde, wie man es eigentlich tun sollte, dann hat man schon 40 Minuten auf der Uhr, bevor das Fleisch angebraten ist. Da hat der Tütenkoch mit Regenwurmhack und Maggifick für Chili, sich schon die Serviette aus dem Kragen gezogen und geht wieder Onlinespiele zocken, oder sich die Gelnägel lackieren. Ich habe es aus Gründen der Einfachheit, mit dem kompletten Kilo Fleisch in einem Rutsch im Wok gemacht. 

 

Alle 4 oder 5 Minuten wenden. Röstaromen sind erwünscht. Das ist das Ziel beim Schmorgericht und das gab es noch nie in 20 Minuten.
Währenddessen auf dem Schneidebrett rechts vom Herd.
Eine Gemüsezwiebel, Ihr könnt auch zwei kleine nehmen, häuten und zerkleinern.
Bämm, kleine Zwiebelstücke
Chilischoten, da haben wir auch wieder so ein Thema. Eigentlich sollen das scharfe rote Schoten sein. Jetzt gibt es die ganzen Schärfemädchen die sagen, dass sie nicht scharf können, oder man könnte auch Jalapenos nehmen, die grün UND scharf sind. Ich habe weder noch, nämlich recht milde grüne Peperoni, weil ich vier kleine Kinder zwischen 3 und 9, plus ne Frau am Tisch sitzen habe. Es soll also für alle essbar bleiben. Wenn es nach mir ginge, wären das schärfere Peperoni. aber ich habe für alle Fälle meinen selbst gemachten scharfen Tabasco und kann später in jeder Hinsicht bei der Schärfe nachlegen.
Peperoni halbieren
Kerne entnehmen und klein hacken

Das angebratene Fleisch aus dem Wok holen und in einer Schüssel zwischenlagern.


Zwiebeln und Peperoni im Wok anbraten
Vier Knoblauchzehen abziehen
Knoblauch hacken
Knoblauch ebenfalls in den Wok geben.
Wenn das Gemüse angeschwitzt ist und Farbe bekommen hat, kommt das Fleisch wieder in den Wok.
Jetzt kommen wir zum Würzen, denn bislang holen wir den ganzen Geschmack nur durch das Anbraten und den Eigengeschmack der Zutaten.
Hier zweifele ich ernsthaft an der Authentizität, aber wenn es der Stern sagt.
1 Esslöffel brauner Zucker
1/2 Teelöffel Salz
Ganz übel aus meiner persönlichen Warte, weil es schmeckt wie Eselschweiß, 1/2 Teelöffel Kreuzkümmel. Das ist dieses muffige Zeug, das der Mexikaner, äh Texaner unbedingt in seinem Chili haben will. Ich mache einfach mal mit.
Wenn mir das vor einen Jahr jemand gesagt hätte, dass ich das mal freiwillig irgendwo verwende. Ich weiß auch gar nicht, wo das Gewürz eigentlich herkommt. Das habe ich in 100 kalten Wintern nicht selbst gekauft.
2 Esslöffel Oregano

Angeblich gibt es sogar mexikanischen Oregano.
1 Lorbeerblatt. Das hatte in Texas jeder Cowboy in der Satteltasche. Das ist ja unser Maßstab.
Brühe, spätestens bei der stationären Zubereitung ab den achtzehnhundertsechziger Jahren, wäre das kausal. Seit dem ist das Rezept für Texas Chili verbrieft und zu dem Zeitpunkt soll es schon 50 Jahre Vorlauf gehabt haben.
Brühe in den Wok geben
Deckel auf den Wok legen, kleinste Platte, kleinste Flamme und 2 bis 3 Stunden schmoren. Alle halbe Stunde umrühren.
Wenn die rum sind, gehe ich ins Bett und vertage das Servieren auf den nächsten Tag. Sowas schmeckt immer am besten, wenn es im Wok übernachtet hat. Bei den aktuellen Außentemperaturen kann man das auch gut draußen auf der Fensterbank lassen.
Anwärmen wieder auf der kleinsten Platte, mit der kleinsten Flamme.
Erstmal Deckel darauf lassen, dann nach 20 Minuten Deckel abnehmen.
Wenn nicht mehr viel Flüssigkeit im Wok ist, gegebenenfalls noch ein wenig Brühe nachgießen.
Ich weiß nicht, ob das Texas, oder Mexiko ist, aber so richtig leckere und vor allem frische Teigfladen sind dazu genau richtig, zumindest nach dem Original Rezept aus Berlin Kaulsdorf, nähe El Paso / Texas, früher mal Mexiko
500 Gramm Mehl
250 Milliliter Wasser
1 Teelöffel Salz
90 Milliliter Öl
Alles in der Schüssel
Mit dem Löffel verrühren, bis es nicht mehr weiter geht.
Den Rest mit der Hand verkneten, der Teig kann gleich benutzt werden.
Chili läuft…
Teigfladen nach Größe der Pfanne ausrollen, Ich habe eine kleine 18 cm Pfanne benutzt, die passt dafür gut, wenn man nicht so riesige Tortillas machen will.
Ohne Fett in der knallheißen Pfanne circa eine Minute pro Seite garen, bis sie Blasen schlagen.
Dann wenden und wieder eine Minute warten.
Das geht ziemlich schnell und wir legen uns einen Vorrat an. Damit die Teigfladen vor dem Servieren wieder weich und biegsam werden, packen wir sie später noch einmal kurz in einen Dampfgareraufsatz, oder Dämpfer.
Das Fleisch soll total zart sein, einfach mal probieren.
Ihr könntet das Texas Chili jetzt mit Reis, oder mit Salat, oder Pommes frites, oder ich mag es gar nicht sagen, Bohnen servieren.  Ist ja Euer Chili und im Gegensatz zu mir, zeigt Ihr es auch keinem anderen, wenn Ihr schlau seid.
Koriander ist total wichtig, weil das ist Urtexikanisch
Schnell noch eine Guacamole rühren
Ist bestimmt nicht original Texas Chili, sondern eher californian Style
Ich sage es keinem wenn Ihr das so serviert, ich schwör. Käse reiben, Tomaten klein würfeln
Die gesammelten Teigfladen kommen jetzt noch mal in den Dampfgarer
Von unten brodelt das Wasser und Wasserdampf  steigt auf.
Teigfladen rein
Deckel darauf legen und ein paar Minuten bei kleiner Flamme wieder warm werden lassen.
Koriander hacken
Ich weiß, der schmeckt wie Seife, muss aber sein und man gewöhnt sich auch daran. Ich kämpfe jedes mal auf ein Neues mit mir.
Jetzt geht es auf den Tisch und jeder kann sich selbst nach Wunsch die Teigfladen füllen.
Ich nehme mir noch einen Schuss Tabasco, ansonsten Guacamole, Tomaten und geriebenen Käse
Das Chili ist der absolute Kracher. Sooooo zart und so würzig und schmeckt so richtig dreckig und pur nach dem was es ist, nicht in Soße ertränkt. Wirklich der Hammer und weit weg von diesem komisch pampigen Zeug, das bei den meisten nicht weiß, ob es ne schlechte Bolognese, oder ein Hackfleischtopf sein soll. Das ist Chili Texas Style, bis mir einer sagt, dass alles ganz anders ist. Mir doch egal.
Viel Spaß beim Nachkochen und einen guten Appetit.

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17 Kommentare

  • Das mit der Currywurst ist wirklich eine gute Frage, zumal ich neulich erst las: “Vater der Currywurst könnte der Küchenmeister Ludwig Dinslage aus dem Sauerland sein.” Zeitpunkt: “ein Tag im September 1946”. Mit Herta Heuwer wird ja der 4. September 1949 als Tag der Erfindung verbunden. 😉
    Ansonsten ist deinen philosophischen Bemerkungen eingangs nicht viel hinzuzufügen. Außer natürlich, dass das Ur-Chili natürlich nicht aus frischem Fleisch sondern aus Dörrfleisch hergestellt wurde. Das könnte natürlich trotzdem Wade gewesen sein, wurde aber erstmal unter den Sätteln der Cowboys weich geritten. Eine schöne urbane Legende. Aber, wer weiß. Dörrfleisch, etwas Wasser, ein paar Chilies, und das ganze über Nacht auf einem einsamen Präriefeuer geschmort … Westernlegende. Wie die aus den Italowestern bekannten Bohnen mit Speck.
    Aber, apropos Wade: Ein wundervolles Stück Fleisch, um daraus ein schönes Gulasch zu kochen. Nicht so 08/15 wie das, was einem unter dem Namen Gulaschfleisch in den Supermärkten angeboten wird. Allerdings dauert das Schmoren ein wenig länger.

  • Ellen

    was noch fehlt etwas Schokolade mit mindestens 70 % Kakao . Ist genauso wie ein Glas Marnelade im Gulasch

    • mag sein dass das schmeckt, aber das wäre so original wie toffifee auf ner pizza margherita.

      • Schokolade habe ich auch schon mal rangemacht, dabei aber wohl die falsche erwischt. Sie war zwar recht hochprozentig, aber auch irgendwie “parfümiert”. Das ganze Chili roch nur nach dieser Schokolade. Geschmeckt hat es übrigens trotzdem, aber der Duft musste sich erst verziehen. Danke Schokolade.

        • ich würde freiwillig keine schokolade für pikante gerichte verwenden. da habe ich echt ne beisshemmung

          • Schokolade, beziehungsweise gerieben Kakaobohne, kommt eher in mexikanische Mole-Saucen. In Texas eher unüblich.

            Entstanden ist Chili als Gericht irgendwo zwischen dem heutigen Nord-Mexiko und Süd-Texas, deshalb ist es immer schwer zu sagen, wo genau es herkommt, zumal Texas ja auch lange Zeit Teil Mexikos war (remember the Alamo!). Ursprünglich wurden die Zutaten getrocknet oder gedörrt und zu Blöcken gepresst. So konnten sie von den Cowboys unterwegs mit kochendem Wasser zum “Leben” erweckt werden.

            Gutes Rezept, übrigens, Jörg. Gefällt mir.

          • dankeschön, ich weiß nicht wie oft ich beim schreiben gedacht habe, pass bloß auf, dass der westerhausen nicht das original pergament aus alamo aus der tasche zieht ;-). Freut mich sehr, wenn das rezept deinen wohlwollen findet

          • Herrliche Antworten! ROFL

          • deswegen mag ich meine leser und besonders die, die sich hier auch mal zeigen so gerne

        • Jürgen

          Nur gute Zartbitterschokolade nehmen, wenn es denn sein muss.

          • schokolade habe ich letztens auch gemacht. ist o.k, aber irgendwie gehört die nicht für mich an ein pikantes essen, aus prinzip nicht

  • kochaddict

    interessante Variante 🙂

  • Jürgen

    Ich habe das auch schon mehrmals nachgekocht und finde das ist einfach eines der besten Chili-Rezepte. Ich wandle es nur etwas leicht ab indem ich noch 1-2 doppelte Espresso, vor dem Schmoren, dazugebe. Ich finde das es einfach den Geschmack noch etwas Intensiver macht. Aber wie immer, alles Geschmackssache. Auf jeden Fall ist das Rezept, auch ohne Espresso richtig gut und lecker. Wenn man bedenkt wie einfach das zu machen ist, verstehe ich nicht wie man das noch mit teuren Fix-Produkten machen kann.

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