Champignon-Eierragout von 1976

Das Originalrezept beginnt mit “man nehme eine Dose Champigoncremesuppe” und als nächste Zutat wird eine Dose Champognons genannt. Das ist genau meine Welt. Solche “fleischlosen” Gerichte, in denen auch noch Eier verbastelt werden, sieht man auch häufig in DDR Gruppen und das wird dort meistens als DDR Gericht gefeiert. Mein Buch ist aber aus dem Westen und 1976 erschienen. Im Osten muss auch grundsätzlich die Soße schwappen und es sieht meistens ugly as fuck aus und ich habe dazu schon 17 Millionen dumme ausreden gehört, die immer den Tenor haben, dass Optik egal, sondern Geschmack wichtig ist. Es gibt nur nichts, was wirklich gut schmeckt, wenn es nicht gut aussieht und es wird halt jemand anderen geben, der es gut aussehen lassen kann und bei dem schmeckt es dann auch. Nur eben nicht bei dem, wer es optisch auf Niveau eines Schweineeimers präsentiert. Deswegen hatte ich hier zwei Ziele, nämlich ein handwerklich einwandfreies Gericht zu kochen, ohne beschissene Zutaten und es auch noch möglichst einigermaßen aussehen zu lassen.

Zutaten für 4 Personen:

400 Gramm Champignons
50 Milliliter Rapsöl
2 Esslöffel Mehl
1 Eisbeinbrühe 800 Milliliter (anklicken)
200 Gramm Sahne
1 Teelöffel Pfeffer
1 Esslöffel Basilikum
4 Eier
Petersilie

Beilage:

Reis

Pilze in Scheiben schneiden

Öl im Wok erhitzen

Herd läuft volle Pulle und die Champignons kommen in den Wok, den Topf, die Pfanne, je nachdem was Ihr zur Verfügung habt.

Nach 5 Minuten kommen 2 Esslöffel Mehl in den Wok

Ich habe Eisbeinbrühe genommen. Gemüsebrühe ist auch egal, dann wäre das Gericht vegetarisch

Eisbein hat halt mehr Fettgehalt und da waren Knochen in der Brühe. Da ist richtig Bums drin.

Wir haben da nur Pilze, Mehl und die Brühe drin. Da ist so viel Geschmack in der Pfanne, dass man nicht mehr braucht und trotzdem wird das gut. Das weiß ich jetzt schon

Die Soße zieht jetzt schon an, nur vom Mehl, das kann man schon sehen mit jedem Grad mehr im Wok.

Nach zehn weiteren Minuten, kommt ein Becher Schlagsahne in den Wok

Die Sahne gibt eine schöne Farbe und einen feinen Geschmack.

Auf die kleinste Platte umziehen und die Soße 30 Minuten simmern lassen

4 Eier acht Minuten lang kochen

Dann ist die Soße schön eingekocht, das kann man auch an der Farbe erkennen. Man kann das immer an der Farbe der Soße erkennen, ob sie schmeckt. Kann natürlich nur der, der es kann. Wer es kann, dem reicht aber schon ein Blick auf die Farbe und die Konsistenz. Diese Soße schmeckt richtig voll nach der Brühe und den Champignons, ist cremig eingekocht. Unter dem sollte man es echt nicht machen.

Salz fehlt keins, aber Pfeffer schadet nicht.

1 Esslöffel Basilikum

Beides unter die Soße rühren

4 Eier pellen

Soße für das Ragout ist fertig

Reis ist auf dem Weg zum Kochen.

Eier achteln

Eier zum Ragout geben

Eier untermischen

Ein bisschen Petersilie für die Frische

Reis ist fertig

Ich bin ja nun auch kein Anrichtewunder und das ist für mich auch nicht leicht, das halbwegs attraktiv zu zeigen. Also versuche ich mich an ein paar Grundsätze zu halten. Den Teller nicht so vollballern

Reis auf dem Teller ausbringen. Ein Loch in dem das Ragout Platz findet, fand ich als Stilmittel o.k.

Das Champignon-Eierragout darin und etwas darauf platzieren und mit ein bisschen Petersilie dekorieren.

Das ist mein Referenzteller und den habe ich meiner Familie gezeigt. Bei sowas weiß ich, dass meine Frau das auf jeden Fall mag, bei den Kindern muss ich um jeden einzelnen Kämpfen.

Meine Frau sagt nach dem ersten Bissen, dass es toll schmeckt, Friedrich mag gerne Reis, meckert erst über den Wildreis, aber ist dann mit dem Gericht einverstanden. Margarete möchte eigentlich lieber Risotto mit Pilzen, findet das dann auch o.k. Emma ist aus Prinzip raus, weil Reis nicht schmeckt und Pilze auch nicht und Sahne sowieso nicht. Elisabeth isst ein Toast.

Fazit, es ist kein DDR Gericht, es kommt natürlich ohne eine Dose Champignoncremesuppe und ohne Dosenpilze aus. Die Suppe habe ich aus Brühe, Mehl und Sahne imitiert und die Dosenpilze durch frische Champignons ersetzt. Da ist 1976 aber nicht wirklich schuldig, wie Leute die heute noch Dosenpilze aus Faulheit und Dummheit benutzen, sondern damals gab es nur dann frische Pilze, wenn die gerade im Wald gewachsen sind und den Rest des Jahres Dosenware. Heute ist es wirklich Gold, dass man jeden Tag frische Pilze kaufen kann, die irgendwo vor der Gro´ßstadt in großen Hallen auf Strohballen wachsen. Frisch schmeckt ja auch viel besser.

Ein schönes einfaches Gericht, mit Bedacht zusammengestellt und auch ohne sichtbares Fleisch zum darauf Rumkauen, eine vollwertige und sättigende Mahlzeit von Montag bis Sonntag. Viel Spaß beim Nachkochen und einen guten Appetit.

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10 Kommentare

  • Vivian

    Ich muss da mal energisch widersprechen. Ich kann z.b. ganz anständig kochen, bin aber nicht gut beim Anrichten. Und doch schmeckt es meistens ganz ausgezeichnet. Natürlich wäre es schöner, wenn es auch noch gut aussehen könnte aber ich fürchte, das kriege ich in diesem Leben nicht mehr hin.
    Du hast dir hier aber mal besonders viel Mühe gegeben, so ordentlich und aufgeräumt sieht das aus. Auch wenn die Portion etwas für den hohlen Zahn ist. 😀

    • du kommst doch aus der gastro, das ist bei dir etwas anderes. natürlich macht man keine bauarbeiterteller für das foto. das ist immer wieder thema, wenn die teller so überbordend gefüllt werden, als wenn man sich nichts nachnehmen könnte. finde ich total unangenehm.

  • Peter Eitel

    Hi, Glatzkoch,
    schon klar, dass du nicht der “Anrichteking ” bist, aber das ist mir eigentlich egal.
    Im Magen mischt sich eh alles… und später sowieso… Hauptsache lecker, oder?.

    Der Trick mit dem hippen Reisring ist garantiert auch nicht neu, weil eigentlich keiner beim Kochen irgendwas komplett neu erfinden kann, aber er hat mir gut gefallen,
    und es macht für mich Sinn, weil man den Reis da separat nachsalzen kann, ohne das gesamte zu versauen.
    Werds heute mit leckerer Ratatouille ausprobieren..

    Und: Hut ab vor deiner Konstanz.
    Ich gucke echt jeden Tag, was du da neues abfeuerst.
    Das macht wirklich viel Spaß zu lesen und ist oft anregend. Njam.

    Allzeit gesegneten Appetit.

  • Peter Eitel

    Ich auch !

  • Peter Eitel

    Aha, klingt schon mal beruhigend. Wie jung “bistn” du?

    Nur mal so neugierdehalber gefragt..
    Also ich bin gerade 60 geworden.

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