Spaghetti mit Pesto – 1986

Stellt Euch das mal nicht so leicht vor, wie es vor 30 und noch mehr Jahren war. Da war Deutschland vor allem deutsche Küche. Wenn man ausländisch essen wollte, ist man essen gegangen und es gab kein Internet, keine Kochshows im Fernsehen, die mal einen Blick nach draußen beschert hätten und auch die Einkaufsquellen waren sehr limitiert. Da gab es nicht in jedem Supermarkt Töpfe mit Kräutern, Parmesan nur gerieben in der Dose, viele heute selbstverständliche Käsesorten, gab es ebenfalls nicht überall. Viele Zutaten gab es nicht frisch und vieles hatte man noch nie gehört. Das gab es dann maximal bei Karstadt in der Lebensmittelabteilung zu Puffpreisen, oder man musste von Bremen nach Hamburg fahren, um es überhaupt zu bekommen. So selbstverständlich wie 2022 jeder Lidl, Aldi, Netto ein rapsölbasiertes Pesto mit Sägespänen anbietet, damit NichtköchInnen sich bloß nicht 10 Minuten Arbeit machen müssen, kann ich Euch nachträglich leider auch nicht sagen, wo es damals Pinienkerne zu kaufen gab. Da hat man sicherlich meistens Hasel- oder Walnüsse verwendet. Hier zeige ich Euch, wie man sich Nudeln mit Pesto 1986 vorgestellt hat. Aus dem Kochbuch, “Das Beste aus italienischer Küche” aus dem Prisma Verlag. Sowas musste man damals haben und vor allem musste man es lesen und daraus kochen. Das Schicksal der meisten Kochbücher ist erfahrungsgemäß dass sie nur gelesen werden, wenn man sie sich selbst gekauft und nicht wohlmeinend geschenkt bekommen hat. Fazit, die stauben 40 Jahre vor sich hin, bevor sie mir jemand schenkt, weil sie Eltern tot sind, oder ins Heim kommen.

Zutaten für 6 Personen:

4 Knoblauchzehen
50 Gramm Pinienkerne
6 Esslöffel getrocknetes Basilikum (frisch geht heute ja auch)
2 Esslöffel getrockneter Majoran
60 Milliliter Olivenöl
60 Milliliter Wasser
200 Gramm Fetakäse
80 Milliliter Sahne
1 Kilo Spaghetti (Trockenmasse)
Hartkäse wie Parmesan

Basilikum, ich wusste wo der im Schrank liegt, aber ich wusste nicht, dass das schon über drei Jahre abgelaufen ist. Was soll daran in einer Vakuumpackung schlecht werden, außer vielleicht ein bisschen Aromaverlust (war nicht einmal das)?

Pinienkerne und Knoblauchzehen

Ich weiß, die Pinienkerne kann man ohne Öl anrösten und dann schmecken sie noch nussiger und intensiver. Das war 1986 aber noch nicht so elementar, wie überhaupt Pinienkerne zu bekommen.

Ich mahle die Pinienkerne grob in meiner Gewürzmühle. Die kommen auch in den Mixbecher, wie alle anderen Zutaten in der Aufzählung.

Basilikum in einen Mixbecher geben.

Majoran ebenfalls dazu geben. Ich schicke das schon einmal voraus, ich bin ein umerzogener Linkshänder beim Schreiben und damit hat man mir mein räumliches Denken komplett bekloppt gemacht. Ich scheitere deswegen immer wieder daran, von Anfang an das richtige Gefäß zu nehmen, weil ich mir nicht vorstellen kann, was passt und was nicht passt. Ich neige dazu, zu kleine Mixbecher, oder zu kleine Töpfe zu nehmen und muss die dann während des Rezeptes wechseln.

Fetakäse. Ich habe mich gefragt wieso in dem Rezept Schafskäse, oder Feta nach dem Muster drin ist. Der kann ja auch aus Kuhmilch sein. Ich denke es liegt daran, dass man in Deutschland keinen Provolone bekommen konnte. Der ist auch aus Schafsmilch und das hat man mit dem Feta quasi nachgeahmt.

Olivenöl

Es wird schon langsam eng im Litermaß, ich denke mir nichts dabei 😉

Sahne

Einer geht noch

Wasser

Nicht vergessen, da muss man noch mit dem Mixer rein und bei Vollgas alles vermischen und zerkleinern.

Knoblauchzehen passen bestimmt noch

Läuft

Und wenn man den Mixer in den Becher stellen, dann tritt das Öl schon fast über den Rand. Ähm, schnell den großen Mixbecher in der Spüle abwaschen und dann alles umfüllen

Also nochmal mit dem Pürierstab in den Mixbecher gehen. Schriiiiiiiiiiiing

Schon fertig. Mit Pfeffer und Salz abschmecken.

Gekochte Spaghetti ,vor dem Servieren in einer Schüssel mit dem Pesto vermischen und noch ein bisschen frische Petersilie einstreuen.

Servieren und mit Parmesan, oder anderem Hartkäse bestreuen.

So wie man heute das Pesto mit frischem Basilikum aus dem Topf, mit gerösteten Pinienkernen und selbst geriebenem Parmesan machen würde, finde ich es extrem erstaunlich, wie gut diese Version schmeckt. Ich würde das als eine sehr gute Alternative betrachten, die einem unter Umständen die Vorratslage im Kühlschrank vorgibt. Schmeckt durch die frischen Knoblauchzehen sehr frisch und selbst mit den getrockneten Kräutern, ist es total aromatisch. Ich bin wirklich erstaunt und habe es mir nicht so gut vorgestellt.

Meine Frau findet es total lecker, die Kinder bocken rum, Feta ist halt keinem in die Wiege gelegt worden. Das muss man sich erarbeiten.

Ich wünsche viel Spaß beim Nachkochen und einen guten Appetit.

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