Carott Hot Dog mit Umamimöhren und schneller Remoulade

Das ist eigentlich ein schnelles Rezept aus Stevan Pauls Buch “simple & clever cooking”, aber ich habe den Anker geworfen und die Rolls (Brötchen) aus Wunderteig selbst gebacken. Das dauert zwar länger, aber ist natürlich leckerer als gekaufte Hotdogbrötchen, oder Teigfladen aus der Plastikverpackung. Dazu gibt es eine selbst gemachte Remoulade und Ihr habt die freie Auswahl, ob Ihr richtige Bockwürste, oder wie in diesem Fall Möhren als Wurstersatz verwendet. Das ist total spannend, denn die Möhren sind Umami. Darauf gehe ich später noch ein, den Begriff wird nicht jeder kennen, so wie auch 32 Jahre nach Wiedervereinigung immer noch jeden Tag einer aufsteht, der nix von Jägerschnitzel Ost, oder Soljanka gehört hat.

Zutaten:

Wunderteig für Buns und Rolls (Brötchen) (anklicken)
Schnelle Remoulade (anklicken)
6 Bockwürste, oder 6 Möhren

Umamizutaten für die Möhren:
2 Knoblauchzehen
700 Milliliter Wasser
50 Milliliter helle Sojasoße
50 Milliliter Ahornsirup
2 Teelöffel Paprikapulver edelsüß
1 Teelöffel geräuchertes Paprikapulver

3 Esslöffel Öl
1 rote Zwiebel

Weil es am längsten dauert, fangen wir mit dem Wunderteig an. Ich habe auch noch ein paar Hamburger für meine Familie zubereitet, weil sie aus dem Urlaub zurück gekommen sind. Die sollen ja auch wissen, dass ich mich darüber freue.

Wie der Teig und die Ruhezeiten funktionieren, steht im Rezept, einfach anklicken

Sechs Teigbälle für die Hotdog Rolls.

Teiglinge formen

Mit Eigelb bestreichen

Mit Sesam bestreuen

Backofen aufheizen, lest das Rezept

Dann die Rolls backen

Nun ersetzen wir Bockwürste durch Möhren. Ich sehe jetzt schon wieder die üblichen Verdächtigen hetzen, dass sie sich auch keinen Salat aus Hackfleisch bauen und dass man ne Möhre nicht Wurst nennen darf und es schmeckt sowieso nicht und niemals würden sie das essen. Ehrlich gesagt ist mir das komplett egal, weil ich das Rezept für die Leute ohne Brett vorm Kopf schreibe.

So wie Ihr Euch schon auf 19 Grad im Winter freuen könnt, wird es in 10 Jahren auch nicht mehr ein Selbstläufer sein, dass man so wahllos Fleisch in sich reinschaufeln kann, wie in den letzten 50 Jahren. Wenn es nicht die Gicht ist, die Euch das erzählt, dann ist es der Fleischpreis, die Industrie, die Woken, die Veganer und irgendeine schwäbische Geisteswissenschaftlerin, die bis dahin dem Bundesvegetarierministerium vorsteht. Im Zweifel bevorzuge ich dann die Möhre, statt Kunstfleisch aus der Fabrik.

Die Möhren sollen Umami schmecken. Umami ist aktuell der heiße Scheiß. Früher kannte man in Westeuropa nur süß, sauer, salzig und bitter. Aus Japan kommt dieser Trend, dessen Geschmack man als herzhaft intensiv und fleischig beschreibt, obwohl gar kein Fleisch dabei ist. Hier kommen wir dann auch zum eigentlichen Zweck, nämlich Fleischgefühl ohne Fleisch zu erzeugen und da bietet sich die Möhre als Wurstersatz, optisch natürlich total an.

Möhren schälen

Zwei Knoblauchzehen abziehen

Sojasoße und Ahornsirup

Geräucherte Paprika

Paprika edelsüß

700 Milliliter Wasser

Paprika edelsüß

geräucherte Paprika

Knoblauch in das Wasser pressen

Pfanne aufkochen

Ahornsirup

Sojasoße

Immer rein in die gute Stube

Wenn der Pfanneninhalt kocht, kommen die Möhren in die Pfanne

Deckel auf die Pfanne legen

Mit Deckel und bei wenig Temperatur 25 Minuten in der Pfanne ziehen lassen.

Nach 25 Minuten kommen die Möhren aus der Pfanne.

Gut sehen sie aus

Schnelle Remoulade (anklicken)

Mayonnaise schlagen

Rezept anklicken

Mayonnaise mit den Remouladezutaten vermischen

Schon fertig

Die Umamibrühe zehn Minuten lang reduzieren

Eine Grillpfanne, oder Bratpfanne mit Butter ausreiben und volle Pulle erhitzen

In der Tasse habe ich einen Teil der Umamibrühe gesammelt, damit bestreiche ich dann die Möhren, wenn sie in der Pfanne angebraten werden.

Möhren in die Pfanne legen

6 – 8 Minuten in der Pfanne lassen und mit der Umamibrühe bestreichen.

Mit dem Rest der Umamibrühe habe ich Asianudeln, mit dieser hochwertigen Brühe gekocht.

Hotdogrolls kommen idealerweise aus dem 80 Grad warmen Backofen

Aufschneiden und mit Remoulade bestreichen

Möhre ins Brötchen legen

Zwiebelringe aus einer roten Zwiebel darauf drapieren

Weil die Möhre so mager ist, im Gegensatz zu einer Bockwurst, kommt noch ein Schlag Remoulade drauf, die soll ja auch gut rutschen.

Schmeckt verdammt gut, weil eine Menge Liebe darin steckt. Wenn man nicht immer die Bockwurst sucht, ist das sehr eigenständig und total lecker. Auch Fleischesser fallen nicht durch einen Biss in diesen Carrot Dog tot um.

Meine Kinder haben es einfach gelöst und “richtige” Würste von mir verlangt (und bekommen). Meine Frau und ich fanden es toll, genau so wie es hier auf den Bildern zu sehen ist.

Viel Spaß beim Nachkochen und einen guten Appetit.

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8 Kommentare

  • Michl

    Umami ist Glutamat, egal ob natürlich oder aus der Raffinerie, alles dasselbe.

    Wer’s nicht glauben mag, bitteschön:
    ‘Die Wahrnehmung eines Umami-Geschmacks kann durch die
    Aminosäureionen Glutamat und Aspartat sowie durch die Nukleinsäureionen
    Inosinat und Guanosinat hervorgerufen werden’

    https://de.wikipedia.org/wiki/Umami

    Seit 1985 offiziell als fünfter Geschmack auf der Zunge anerkannt und seit Jahrtausenden verwendet; in Pulverform von der Nahrungsmittelindustrie mißbraucht, um Billigfraß billigst aufzupeppen.
    In Maßen und kleinen Prisen aber eigentlich unproblematisch, solange nicht alles hemmungslos mit Aromat Fondor Vegeta Dreck überwürzt wird bis die Geschmackssinne abgestumpft sind.

    Sorry, aber ist nunmal so.

    Die gute Nachricht: demnächst wird Fett zur eigenständigen Sensorik gekört, aber das wissen wir ja eigentlich schon ewig 😉

    • aber selbst erzeugt, kann es doch nix schlechtes sein?

      • Michl

        @Joerg 21:49
        Das ist ja erstmal das Hauptargument. Glutamat ist zunächst einmal völlig unproblematisch, egal woher und wie: durch langes Garen, gereifte Produkte und klassische Zutaten oder eben auch die reine Pulverform ist exakt dasselbe und macht dasselbe Umami. Die englischsprachige Wikipedia hat wie so oft mehr u bessere Info:
        https://en.wikipedia.org/wiki/Umami

        Dass das reine MSG in Pulverform nix schadet beweisen die Milliarden Ostasiaten, die seit Jahrzehnten eine Schippe davon aus dem Kilobeutel an fast jedes Gericht beitun, und somit wäre gelegentlich eine Prise davon zur geschmacklichen Unterstützung zunächst mal durchaus akzeptabel.

        Das Problem ist eher ein moralisches: daß Industrie, Kantinenköche und Hausfrauen die geschmackverstärkende Wirkung ständig missbraucht haben, um ihren Schlopp billig und primitiv geniessbarer zu machen und deswegen das MSG Zeugs immer und überall hineinmusste; in Brühwürfel, Salatdressing, Würzpülverchen, Mikrowellenfraß, Fertigfutter, Dosenware und für zuhause aus dem Streuer.
        Anstatt durch bessere Garmethoden und Zutaten mehr und komplexeren Geschmack zu erzeugen als das eindimensionale MSG jemals könnte. Ugh.

        Der Missbrauch stumpft die Geschmacksnerven ab und dann schmeckt alles ohne MSG öde und leer, weil Aroma und Geschmack der Grundzutaten gar nicht mehr richtig wahrgenommen werden können (ähnlich wie bei den Profi Köchen im TV, oft Berufstrinker mit dadurch abgestumpftem Geruchssinn, die deswegen gerne ziemlich heftig würzen). Oder immer extra Maggi Fondor usw bei Tisch für Papi zum Nachwürzen, weil Muttis echte Küche dem Freizeitalkoholiker im Vergleich zum MSG-gepimpten Kantinenfraß zu fad ist: Ehestreit vorprogrammiert.

        Glutamat für sich allein kann ja erstmal garnix, erst zusammen mit anderen Aromen verstärkt es deren Wahrnehmung, und die Reinform als Pulver zugesetzt täuscht dadurch mehr Substanz vor als eigentlich vorhanden ist.
        Das Üble ist ja nicht das Glutamat an sich, sondern dessen missbräuchliche Verwendung im Übermaß zur Imitation von Qualität anstatt erstmal ordentlich zu kochen. Und wer sich erstmal an das Zuviel gewöhnt hat, mag nicht mehr ohne sein. MSG Junkies.
        IMO allerhöchstens vielleicht gelegentlich mal gezielt etwas Sojasoße oder Nam Pla für bissl extra, aber MSG verdirbt den Charakter echt wahr. Dann lieber besser Kochen für authentischen Geschmack, so wie hier im Blog.
        Ende der Vorlesung.

  • Michl

    Ups, vor lauter Schlaumeiern und Herumlehrern hab ich ganz vergessen, das Rezept zu loben. Sehr empfehlenswert, pervers gut im Rosinenbrötchen.

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