Allergien und Intoleranzen – Leute beschäftigen auf hohem Niveau

Früher war alles besser, habe ich das schon erwähnt? 
Da ging es in erster Linie darum satt zu werden und es wurde gegessen, was auf den Tisch kam. In dem Maße wie es Nahrung, zumindest in unseren Breiten, im Überfluss gibt, zog dann auch die Mäkelei an den Tisch. Da wurde dann dies nicht und das nicht nicht gemocht, auf dem Teller aussortiert, oder der Teller erst gar nicht angerührt. Schwierig für den Koch zu ertragen, aber Kindergarten gegen die modernen Auswüchse beim Essen.
Die ganzen Suppenkasper, die sich gemäß meines subjektiven Erfahrungswertes, zu achtzig Prozent aus Frauen und zu zwanzig Prozent aus Männern rekrutieren, haben dann von der Medizin und ihrer Lobby, noch ein neues Werkzeug in die Hand bekommen, Allergien und Intoleranzen. Jedes Jahr kommt noch irgendwas dazu, mit dem man als Totschlagsargument eine ganze Tafelrunde sprengen kann. Es wertet einen selbst ja auch deutlich auf, wenn man statt einem überzogenen Hang zur Selbstdarstellung, Schutzwürdigkeit und Bemitleidungswürdigkeit attestiert bekommt.
Ist Euch schon mal aufgefallen, dass eigentlich niemand, dem man aus dem Elfenbeinturm herab, das Prädikat “bildungsfern” um den Hals hängen würde, solche Intoleranzen hat? Nee, das haben immer nur alle, ab OberstufenabsolventInnen aufwärts und sie werden höchstwahrscheinlich alle auf der Stelle tot umfallen, wenn sie aus Versehen einen Schluck Milch trinken, ein Nussatom inhalieren, etwas aus Weißmehl essen und sich dabei vielleicht noch ein Stück Fleisch anschauen müssen.
Davon leben ganze Industrien hervorragend, dass sie den Leuten einreden, sie können dies und das nicht ab und sie müssen sich unbedingt so und nicht anders ernähren. Die Ärzte und Allergologen frohlocken, denn das Wartezimmer ist immer voll. Die Pharmaindustrie schlägt sich jeden Tag auf die Schenkel, weil sie immer einen Grund zum “Forschen” hat und irgendwas unters das Volk werfen kann, wenn nur genug Nutzen dafür erfunden wird. 
Die Lebensmittelindustrie kommt aus dem Lachen kaum noch heraus. Nun können sie morgens ihre 0815 Industriedreck Pappe für das einfache Volk herstellen und auf dem gleichen Band, hinterher noch ihr, für sich selbst mehrwertiges Zeug, für Allergiker und den Rest der dies nicht und das nicht Fraktion, durchlaufen lassen. Das finde ich obendrein noch ziemlich paradox, dass diese eigentlich durch die Bank weg Gesinnungslinken, dann bei der Substitutionsnahrung, genau den Wirt wählen, den sie eigentlich bekämpfen wollen und den sie für Ihre ganze Verweigerungshaltung und vorgeschobenen Ausschlüsse verantwortlich machen, nämlich die Industrie. 
Da stellt sich keiner hin und bastelt sein ganzes Sortiment an, ich tue jetzt mal wie Fleisch Tofurotze, selbst zusammen, sondern das wird schön im Supermarkt gekauft. Ich hätte ja noch Verständnis, wenn jemand sagt, ich esse nur frisch gekocht und nicht aus der Tüte, dem Glas und aus der Dose, aber sich als avantgardistischer Sonderling auszugrenzen und dann vom nur vordergründig aufgehübschten Mainstream zu ernähren, ist irgendwie nicht bis zum Ende durchdacht.
Habt Ihr schon mal versucht, für zehn oder fünfzehn Leute zu kochen? Herzlichen Glückwunsch! Da steht man dann mit seinem Talent und addiert im Geiste die ganzen Schnerzchen und Marotten durch. Die eine will keine Tomaten, die nächste mag keinen Käse, aber doch wenn er gebacken ist, aber nicht wenn es die Sorte XYZ ist und dann hast Du noch diese ganzen hardcore Verwirrten am Tisch, die low carb, low fat, mit ohne, keine Zwiebeln, kein Knoblauch, kein Olivenöl, kein Fleisch, kein Schwein, kein Rind, kein Lamm, kein Geflügel, nur roh, nur medium, nur durch, nur gedünstet, nur bio, nur vegetarisch und ganz schlimm, nur vegan essen wollen.
Das sind ganz schlimme Auswüchse der Überflussgesellschaft an bei und in Symbiose mit, Leute immer für sich tanzen zu lassen und ihnen immer neue Hürden zu errichten und Ihnen immer wieder wie dem Esel, die Möhre an der Angel vor die Nase zu halten, die der Esel am Herd nie erreicht, weil er nie die Quadratur des Kreises trifft. 
Mit “normalen” Kostgängern, die man heutzutage am Tisch hat, bedeutet ein geselliger Abend entweder Buffet, oder eine á la Carte Veranstaltung und immer hoffen, dass man nicht doch irgendwas übersehen hat, denn meistens ist es ja nur eine kleine Zutat, die darüber entscheidet, ob die Schnerzchenprinzessin tot umfällt, oder mitessen kann. Nach gewissen Veranstaltungen, wünscht man sich als Besuch, höchstwahrscheinlich eine Runde aus fünfzehn sächsischen Bauarbeitern.
Ich würde jede Wette eingehen, dass kleinere oder größere Nöte dieses Kartenhaus aus Intoleranzen und Allergien zum Einstürzen bringen würden, wenn es wieder darum gehen würde, einfach nur satt zu werden und nicht vor lauter Luxus, in einem Wettbewerb bestehen zu wollen, wer die größere Prinzessin auf der Erbse ist.
Bei allem anderen wird der Finger in die Wunde gelegt, für Menschenrechte, für Mindestlohn, für faire Produktion, für politische Korrektheit, nur beim eigenen Benehmen nicht und bei der Wertschätzung dessen, was andere Menschen für einen tun, sowieso nicht, man ist ja schließlich ein Individuum und eigentlich die Erdachse, um die sich alles dreht. Sollen sich andere doch quälen, um den perfekten Garpunkt und die schonendste Zubereitung für ein Produkt zu finden, das Haar in der Suppe findet sich deutlich einfacher.
Guten Appetit und viel Spaß beim Kochen für Gäste, egal ob für Geld, oder zur “Freude” 😉 
Print Friendly, PDF & Email

57 Kommentare

  • Wahre Worte werter Glatzkoch. Viele meiner Kollegen entwickeln eifrig vegetarische und vegane Produkte und verkaufen diese sehr erfolgreich. Ganz ehrlich: gucken die Käufer denn gar nicht auf die EV-Nummer??? Das geht mir nicht in die Birne. Mein Opa käme wohl auf die Erde zurück, würde solch Tofu unsere Pforten durchfahren. *g*

    Aber was anderes: darf ich Dich zum Fisch essen einladen? 😀

    Liebste Grüße aus dem fernen Fleischparadies von der Muddi

  • fick dich, wurstprinzessin ;-)! . wegen dir esse ich sogar schon kohlrabi, was willst du noch von mir?.
    gruß
    jörg

  • paula, du hast das sowieso ganz schwer zuhause, was? musst immer nur warmen nusskuchen mit ahornsirup essen und so, oder… 😉 wer war gleich die letzte, die mich übernehmen wollte, falls du mich nicht mehr willst?

  • Irgendwas wollte ich zu dem Post sagen, aber nach den vorhergehenden Kommentaren ists mir vor lauter Lachen im Hals stecken geblieben. Hmpf.
    *grübel* Ach so: Stimmt!
    Ich hab sicher auch eine Dingsbums-Intoleranz, ich weiß nur noch nicht welche. Vorerst bin ich mal komplett intolerant was Peperoni und Chili betrifft *feuerspei* Sicherheitshalber… *gacker*

  • gegen vegetarier ist nix zu sagen. danach kann man ja kochen. schlimmer empfinde ich das andere gepienze.

  • Jetzt hab ich gerade gelesen, du kochst GEGEN Vegetarier *prust*

  • Anonym

    Hallo Glatzkoch,

    erst heute habe ich deine Seite Entdeckt und sie gefällt mir wirklich sehr gut! Tolle Rezepte und das ein oder andere werde ich sicher nachkochen. An deinem Artikel hier ist sehr viel wahres dran, aber dennoch muss ich kurz für die Allergiker und Intoleranten in die Bresche springen… Ich gehöre nämlich selbst zu denen :-/ und wir sind nicht alle so furchtbar! Mein Manko sind eine Allergie gegen Nüsse, sowie Kern und Steinobst in rohem Zustand (schon immer eigentlich), seit 10 Jahren Laktoseintoleranz (eigentlich länger, abei seit dem offiziell) und eine Glutensensitivität. Aber das heißt noch lange nicht, dass ich ein schwieriger Gast bin! Nicht alle sind so… ich liebe Essen und Kochen und für mich ist Essen auch Genuss, nicht nur satt werden. Klar, zuhause versuche ich weitestgehend auf die unverträglichen Dinge zu verzichten, aber noch nie hab eich das von meinen Gastgebern verlangt! Gerade Laktose kann man wunderbar mit Laktasetabletten kombinieren und genießen. Wenn ich etwas wirklich nicht essen sollte, dann lasse ich es eben einfach liegen. Wo du aber absolut Recht hast, ist die liebe industrie, die das ganze ausnutzt und sich gut bezahlen lässt… da steht plötzlich auf einem Käse Laktosefrei, obwohl er das sowieso ist… Das sind nämlich alle Käse die länger als 6 Monate gereift sind. Aber mit dem Zusatz kann man ja einen Eure mehr kassieren… Genauso Blödsinnig: Laktosefreie Butter… Der laktosegehalt liegt hier bei 0,7g auf 100g…. wie bei fast jeder "normalen" Butter auch!

    Ich glaube das Problem sind nicht die Allergien und Intoleranzen, sondern die Menschen die sich damit einfach nicht richtig auseinandersetzten, obwohl sie betroffen sind…. Da wird lieber gejammert wie wenig man noch essen darf und wie teuer alles ist, statt sich einmal die Mühe zu machen und sich richtig zu informieren… Dann darf man nämlich fast alles essen und zur not gibt es eben die liebe Laktase…

    • hallo anonym, du bist die toleranteste intolerante, von der ich je gehört habe. willkommen im club, oder soll ich sagen auf dem blog. klar gibt es immer jede schattierung bei allen dingen und ich weiß auch gerade gar nicht mehr, wer mich da als gast gefoppt hat, oder ob es nur eine generelle abrechnung nach 1000 leuten bei mir am tisch war, die dringend mal raus musste. wenn aus dingen die eigentlich spaß machen, so anstrengende aktionen werden, nervt es irgendwie.

  • Wahre Worte 🙂
    Lieben Gruss
    Alexandra

  • Anonym

    schon mal darüber nachgedacht, dass die unverträglichkeiten etc als zivilisatorische krankheiten aus der hiesigen nahrungsindustrie und damit dem übermäßigen konsum mancher – speziell tierischer – produkte resultieren? 😉

    • ähm… nein ;-). habe ich nicht. hast du schon mal drüber nachgedacht, wenn man sich viel bewegt, gescheit vögelt und sich mal einen auf die lampe kippt, ein deutlich fröhlicherer mensch ist?
      schönen gruß
      jörg

    • so.. erst mal vorne weg,liebe dein Blog ,deine Antworten und und AND vorneweg, bewege mich viel ,voegel gern und viel und hab auch so am leben jede menge spass aber muss ich sagen das ich eine der vielen bin die auch an der intoleranz erkrankt bin, was Milch,Tierische und pflanzliche eiweise betrifft.Bin ich ein Kind das gross wurde mit MIlch direkt vom Bauer und die noch am besten warm und frisch von der Titte oder aus der Kanne, so over the Years … irgendwas aenderte meine innere vertraeglichkeit fuer Milch produkte,nicht nur das allein,betrifft auch Huehnchen Reis and alles was viel mit Oel gebacken geraten wird (pflanzlich oder nicht)…. in meinem essen plan nur noch alles was ich weiss was vertraeglcih ist und oder mit viel IMODIUM AKUT

    • hallo sylv, hauptsache du hast spaß am leben und vögelst ordentlich. so schlimm ist keine intoleranz ;-). dann bleiben die mundwinkel auch immer schön oben. mit dem essen muss man wirklich unterscheiden, ob jemand irgendwas wirklich nicht verträgt, oder einfach ne pienzliese ist. weitermachen und schönen gruß jörg

  • Ich lese Deinen Blog gerne. Habe ihn schon so manchen Kochneuling empfohlen. Aber so ganz kann ich deiner Meinung zu diesem Thema nicht folgen. Intoleranzen gibt es, sehr viele Menschen leiden tatsächlich, auch ohne ein Pinzesschen zu sein. "ungebildeten" ist halt übel, furzen , haben nen Flotten, … Nur denken Sie nicht drüber nach,… Leider kommen viele Intolerante nicht raus aus Ihrer Endlosschleife an sich selber beobachten, das führt dann zu Dein beschriebenen Phänomen. Dein BLOG. IST WUNDERBAR für Intoleranzen, den ganzen. Fructose aufgemotzten Kram in Geschäft stehen zu lassen, die Dosis macht ja bekanntlich das Gift. Wenn jetzt noch wieder die Saison berücksichtigt wird, und nicht eine Obstsorte. Kilometer geschaufelt wird, das Miscbungsverhältnis Fleisch und Grünzeug passt, kann sich auch ein Intoleranter gesund ernähren…. Und mit Deinem Blog von der Pike auf kochen lernen

    • danke für deine rückmeldung. vielen dank, wenn du meinen blog an andere menschen weitergibst, weil er dir gefällt. leider gelingt aber auch mir nicht der spagat es allen in jeder situation recht zu machen und sicherlich habe ich manchmal auch einfach nicht recht, sondern nur eine meinung, die diskutabel ist. dann bin ich höchstwahrscheinlich der dumme, der auch mal nen flotten hat und nicht darüber nachdenkt. warum auch? ich finde das leben ist sowieso schon sowas von anstrengend, dass man es sich nicht selbst noch extra schwer machen muss, weil das schon immer andere für einen erledigen. wichtig ist, dass es einem schmeckt, dann schadet es einem auch nicht. wenn man mal durchfall hat, um bei dem beispiel zu bleiben, dann wird der körper mal richtig durchgereinigt und kann hinterher wieder bei null anfangen. wo ist das problem? wenn ich trotzdem irgendwas richtig mache, weil ich vielleicht den ganzen scheiß vermeide, der leute erst intolerant macht, dann kann ich echt nix dafür, sondern das ist nur gesunder menschenverstand. ich möchte einfach nur zeigen, dass man aus wenig etwas machen kann, dass dinge nicht teuer sein müssen, dass es jeder kann und dass essen mehr ist, als nur satt zu werden. schön, dass du bei mir liest und ich finde es auch toll, wenn du mit mitteilst, wenn ich mal daneben liege. schönen gruß jörg

    • … das gelingt Dir gut 😉 schöne Feiertage im Kreise Deiner Lieben

    • … das gelingt Dir gut 😉 schöne Feiertage im Kreise Deiner Lieben

    • vielen dank für die guten wünsche. ich wünsche dir auch schöne weihnachten und ein gutes neues jahr 2016

  • haha, jedes Jahr zu Ostern habe ich diese Probleme, Mann ist Moslem gleich kein Schwein, Schwester, Bruder und Mutter Adventist gleich kein Alkohol, kein Schwein, kein Kaninchen nur Fische mit Schuppen ect.Schwägerin gleich vegan, desweiteren noch Lactoseunverträglichkeiten und meine 4 Kinder die auch das eine oder andere nicht mögen, aber zum glück, sind bei dir genug Rezepte um was passendes zu finden

  • Stephan

    Naja,
    mein Schwiegervater war nicht das was man hochgebildet nennen würde, und bei dem es aus der anderen Richtung:
    Keine Tomaten, Paprika kann er nicht essen weil “scharf”, Schlesischer Kartoffelsalat- “wenn er sieht was da alles reinkommt”, kurzgebratenes “kann er nicht essen”, etc. etc.
    Probiert hat er nix, nur immer so getan, als ob man ihn vergiften will.
    Das gibt’s also auch ohne “gelistete” Unverträglichkeiten und Allergien.
    Da hat man ein paar Stunden ein wirklich gutes Essen zubereitet und der Herr tut, als ob er gleich kotzen müßte.
    Das hat mir auch immer gereicht, und er war eher das Modell “sächsischer Bauarbeiter” – schwäbischer Bauern-und Metzgerssohn.
    Grüße
    Stephan

  • kochaddict

    man kann den Salat auch ohne Fisch machen..für mich ist der CLou eher der Apfel

  • kochaddict

    krass,, ich mag ja auch diverse Weichteile/Fisch nich wie Garnelen, Tintenfisch, Scampis und so weiter..aber ein schöner Kabeljau oder so is einfach ein Gedicht …

  • Lotta

    Hm, schade! Koche gerade mit großer Begeisterung den gelbe Erbsen/Sellerie-Salat und bin beim “Warten-bis-die-Erbsen-fertig-sind” auf dieses Thema hier gestoßen.
    Leider löst deine Art zu denken und zu schreiben bei mir Unbehagen aus. Das ist für mich zu abfällig und zu ordinär, gelinde gesagt. Und wenn du deinen Gästen Respektlosigkeit vorwirft, dann lies doch mal den ein oder anderen Kommentar hier von dir selbst: DAS ist respektlos!

  • Lotta

    Aber: Kompliment für deine ausführlichen Beschreibungen. Damit könnte man auch Kochlegasthenikern das Kochen beibringen

    • hallo lotta, so soll es auch sein. ich finde ist gibt nichts dooferes, als wenn ein rezept nicht klappt.

      • Lotta

        Genau, und deshalb habe ich deine Seite auch direkt mit meinem Freund geteilt, der bisher schrottgenervt von ALLEN Rezepten ist (spätestens dann, wenn da steht “Zwiebeln glasig anbraten”…dann steht er mit glasigen Augen da und fängt an zu fluchen, weil einfach bisher niemand gezeigt hat, wie glasig angebratene Zwiebeln aussehen….). Er kocht bisher so: 5 Dosen aufmachen, alles vermischen und mit Käse überbacken. Ich hoffe, dein Blog bringt eine Wende. Dann kann ich auch mal bei ihm essen…

        • Super ;-). das scheint mittlerweile echt ein problem zu werden, irgendwo gut essen zu können, weil das über drei generationen so vernachlässigt wurde. die schritt für schrtt beschreibungen sind mein pfund. hat sich von alleine so ergeben und einfach als gut rausgestellt, so wie in diesem fall

  • Daniela

    Hallo Joerg,

    ich weiß das der Text schon 6 Jahre auf den Buckel hat. Wie denkst du denn jetzt über dieses Thema?
    Ich möchte meine Gedanken darüber mit dir teilen.
    Allergien und Intoleranzen sind zwei Paar Schuhe und besonders Glutenintoleranz wird gerne für Mode mißbraucht. Ich kenne eine Familie, die hat zwei ihrer Kinder mit Zöliakie. Jedes Minibisschen Gluten wird dabei eingelagert was früher oder später zum Tod führt. Und meine Tochter ist hochgradig allergisch auf fast alle Arten von Nüssen. Woher ich das weiß? Sie erlitt nachts einen anaphylaktischen Schock, übergab sich, lief blau an und kippte um. Zum Glück hatte ich ihr davor ein Antihistaminikum von mir gegeben und den ersten Anfall abgemildert. In der Notaufnahme brach ihr Kreislauf dann komplett zusammen. Anaphylaxie III.
    Du bist selber Vater, so ein Erlebnis ist kein Spaß.
    Vorher hatte sie körperliche lokale Reaktionen auf Nüsse, etwas mit dem man bequem umgehen konnte. Und von jetzt auf gleich waren alle Spuren von Nüssen tabu. Dadurch fand ich eine nette FB Gruppe und bekam Einblick in ein Thema was man als Nicht-Betroffener nie mitkriegt. Wie richtet man sich ein Leben mit einer Nuss-Anaphylaxie ein? Zum Glück haben wir jetzt wieder die Freigabe für Spuren und können damit wieder relativ Normal leben, aber viele haben diese Erleichterung nicht.

    Ich würde mich also freuen, wenn du deinen Beitrag reflektieren und aktualisieren könntest.

    • hallo daniela,
      du hast recht. der text hat schon ein paar jahre auf dem buckel.
      dieses gerede über allergien hat ein bisschen nachgelassen, dafür gibt es mehr
      veganerinnen und vegetarierinnen. diese ersatzprodukte finde ich ganz scheußlich,
      wenn man sie nicht selbst herstellt. dann finde ich, dass es auch immer mehr frauen gibt,
      die sich damit rühmen ihre zeit nicht mehr in der küche zu verbringen, als wenn das eine
      strafe wäre. wenn du mich fragst, ist es immer noch scheiße, nur anders scheiße.

  • Haifisch

    Hi,
    nun auch noch ein Wort vom Haifisch,
    auch wenn Dein Beitrag 6 Jahre alt ist.

    Dein erster Beitrag oben spricht mir voll aus der Seele.
    Da spricht die Wut eines begeisterten Hobby(?)-Kochs,
    der grade von den Pinzen platt gemacht wurde.

    Ich versteh das so gut.
    Mit der ach so strapazierten Toleranz der Individualität kann man jedes Essen sprengen.
    Die Antworten auf den Beitrag zeigen die Facetten recht gut.
    Und es deckt sich mit meiner Erfahrung. Was war ich da teilweise wütend.
    Lecker gekocht, und dann “Ach tut mir soooo leid, ist da xx drin?”
    1) Hätte man vorher sagen können.
    2) Man darf auch sagen, “Schmeckt mir nicht” – statt lügen.
    3) 3 Wochen vorher alles noch normal. Aha. Diese xx-blabla fällt vom Himmel?

    Aber an sich: es gibt echte Intoleranzen.
    Und die sind tödlich, im Gegensatz zu den life-style-Pinzereien.
    Auf so jemanden mit echtem Problem nehme ich GERNE Rücksicht.

    Wenn einer vom Brot Durchfall kriegt, und das jeden Tag, dann stirbt der/die.
    Das hat mit “Durchmarsch und dann alles gut” nichts zu tun.
    So jemand stirbt am Essen. Und das ist um 1900 noch gängig gewesen,
    da wusste man nix zum Thema. An Zöliakie sind die Leute reihenweise gestorben.
    (War damals recht häufig, warum weiss ich nicht).
    Diese Menschen leben heute mit Diät normal. Und werden so alt wie jeder andere auch.

    Aber recht hast Du trotzdem:
    Wenn so jemand 1x Brot isst, leidet er eine Woche, aber dann ist es wieder gut.
    Derjenige sollte halt nicht täglich Brot / Gluten essen, oder sich von Dir einladen lassen.
    Auf Dich bezogen: 1x Essen gehen und das Gluten nicht explizit meiden, das geht schon.
    Und schon ist der Koch glücklicher..
    Ich selber nehme gern Rücksicht, wenns geht.
    Und es geht meistens, sogar ohne Geschmacksverlust.

    Und Du hast doppelt recht bezogen auf Lebensmittelindustrie:
    Ohne dem Gepinze gäbe es ganze Reihen im Supermarkt nicht.
    Und ohne Lebensmittelindustrie gäbe es kein Life-style,
    teuer und ernährungstechnisch wertlos.
    Ohne Nestle und Co. würden mehr Leute selber kochen.
    Vermutlich würde es auch der Welt besser gehen..

    Intoleranz-blabla ist doch die perfekte Nische
    für die klassischen Pinzen (statt ich mag nicht = ich vertrage nicht).
    Ich mag nicht = iss es, wenn du nett bist. Ich vertrage nicht = Killer des Abends.
    Das Beispiel von @Stephan trifft das genau 🙂
    Was für ein Arschloch hat er da beschrieben,
    sächsischer oder bayrischer Bauarbeiter oder nicht,
    solche Arschlöcher gibt und gab es schon immer.
    Ob mit geschliffener Konversation oder mit “bäh, eklig”,
    solche Leute haben schon immer den/die KochIn terrorisiert.

    All diese Pinzen sind doch, wenn man genau hinguckt,
    (ausser den echten Intoleranten) auch im Alltag Arschlöcher der feinsten Sorte.
    Das macht doch nicht bei Essen Halt.
    Und da hast Du ja den Finger in die Wunde gelegt mit Deiner Wut.

    Was ein Beitrag anmerkte, das denk ich auch:
    Wenn man die ganze Convenience-Food aus den Regalen schmeisst,
    mit all den E und was weiss ich, und nur normales Essen, auch konventionell,
    zum Selberkochen in die Regale legt, dann würde ein grosser Teil der Pinzen aufhören zu existieren.

    Pinzen Teil1) nix besonderes mehr zu Kaufen da. “Ich habe blabla, hach ist das teuer”, das entfällt.
    Alternative: Geh zur Feinkost, und gib mit Stopfleber an, “hach ist die teuer.”
    Oh, Mist, nicht erlaubt, Scheisse, welche Besonderheit muss ich jetzt rausstellten, damit ich auffalle?
    Was auch immer es sein wird, es wird vielleicht den Hobbykoch nicht mehr nerven.

    Pinzen Teil2) die, die auf den Beifood (E und so) wirklich reagieren, sind endlich wieder normal.
    Weil das Zeug nicht mehr im Essen ist. Und ich fürchte, das ist (ich warte auf den Aufschrei der entsprechenden Fraktionen) das ist sogar mit konventionellem Zeug noch gesünder als das,
    was da jetzt abgeht, mit all den bunten Packungen und PseudoBio.

    Nachteil (Vorteil für Dich): die Leute müssen wieder kochen.
    Nix mehr mit völlig unbrauchbaren Edel-Küchen, die nur leer schön sind.
    Mit einer dekorativen Tomate auf der Arbeitsfläche, idealerweise nie benutzt.
    (Weder die Tomate, noch die Arbeitsfläche).

    Wer nicht kochen will, muss halt teuer essen gehen.
    In der Summe vermutlich genauso teuer wie dieser Pinzen-Food.

    Jetzt hab ichs mir aber von der Seele getippt.
    Schönes Regenwochenende, ohne Überschwemmung,

    der Haifisch

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert