Mach es gut Carlos! 08.12.2005 – 01.09.2014

Glatzkochs Welt, ist Glatzkochs Welt.
Die findet nicht nur im Netz statt, sondern vor allem im Alltag und in Fleisch und Blut. Heute ist es halt mal total scheiße, denn ich musste meinen treuen Freund Carlos viel zu früh und irgendwie befürchtet, aber nicht so richtig erwartet, einschläfern lassen.
Das habe ich heute morgen noch nicht gewusst, als ich aus dem Haus gegangen bin. In den letzten fünf Jahren war es immer so, dass Herr und Hund zum Ende der Saison im Oktober total platt waren, aber dann über den Winter doch wieder irgendwie auf die Beine gekommen sind, wenn wir nur 50 statt 60 Stunden in der Woche, bei der Arbeit verbracht haben.
Gerade mal zwei Wochen her und doch wie eine Ewigkeit erscheinend
Darauf hatte ich jetzt auch gehofft, dass wir uns noch bis Ende September durchmogeln und dann im Winter wieder ein bisschen auftanken können. Es war schon in jungen Jahren ziemlich schnell klar, dass Carlos kein Leichtathlet ist und schnell laufen und hoch springen, waren nie seine bevorzugten Beschäftigungen.

Mit dem zwielichtigen Fidi im Mai
Dafür hatte er das Gemüt eines Waldorfschülers und sowas von die Ruhe weg, dass man bei ihm nie Angst haben musste, dass es mit irgendwem Streit gibt. Er war so entspannt, mit kleinen Kindern, mit Menschen überhaupt und auch mit allen anderen Tieren. Die Zahl der Menschen mit Hundeangst, die er auf seine Weise kuriert hat, kann ich über die Jahre nicht mehr zählen, aber ein paar Reisebusse voll werden es sein, bei dem Kundenverkehr den er über die Jahre über sich ergehen lassen hat.
Mit der kleinen Emma 2010
Nachdem ich vieles vorher auf das Alter, die Zucht und die Saison geschoben habe, änderte sich vor ein paar Wochen alles mit einer Durchfallerkrankung, wegen der ich mit Carlos zur Tierärztin gegangen bin. Das konnte für den Moment mit Cortison und Antibiotikum behoben werden, aber die Ärztin tippte in dem Moment schon auf einen Tumor, weil der Bauch total hart war. Danach ging es erstmal besser und auf einen Schlag ab letzten Freitag wieder schlechter. Ich hatte bei Carlos am letzten Wochenende das Gefühl, dass er sich verabschieden würde, denn wir sind total komische Ecken gelaufen, in die er mich die ganze Zeit gezogen hat, wo wir aber in den letzten Jahren schon einmal waren. 

Sorry Carlos, von dir gibt es irgendwie nur total bescheuerte Fotos in minderer Qualität, hier beim Ytong Gummisitefeltest
Samstag Abend bin ich dann noch einmal mit Carlos am Biesdorfer See gewesen und wir haben mitten in der Nacht Stöcke holen aus dem Wasser gespielt. Ich habe ihn schon vier Mal wieder an der Leine gehabt, weil ich dachte das reicht ihm, aber er wollte immer wieder ins Wasser und am Ende hat er bestimmt dreißig Stöcke aus dem Wasser geholt und ich habe gedacht, kann einer todkrank sein, der dreißig mal ins Wasser geht und schwimmt wie ein junger Hund?

Gestern wollte er nicht mehr aus seinen Näpfen essen und ich musste die immer auf einen Ikea Kinderstuhl stellen, damit er sich nicht so tief bücken musste und die paar Treppenstufen zuhause, waren eine echte Herausforderung. Dazu noch der wackelige Gang und diese allgemeine Mattheit, haben mich dazu bewogen, heute sofort zur Tierärztin zu gehen und den Hund röntgen zu lassen. Das Ergebnis war niederschmetternd, weil der ganze Körper voll Krebs war. Das war mein letzter Gefallen, den ich ihm tun konnte, ihn davon auf der Stelle erlösen zu lassen. Das ganze passierte mit Würde und in einem angemessenen Rahmen, wenn man das in so einem Moment überhaupt sagen kann. Es macht mich so unendlich traurig, meinen besten Freund so schnell zu verlieren. Natürlich weiß man schon, wenn man einen Welpen bekommt, dass das irgendwann passiert, aber wenn es dann passiert, ist es als wenn einem jemand das Herz raus reißt.

Ich hoffe Carlos ist jetzt an einem (noch) besseren Platz und hoffentlich trifft er dort meinen Vater wieder. 
Auf der Straße nach Nirgendwo
Carlos, mach es gut, danke für die letzten achteinhalb Jahre mit Dir und bestelle einen schönen Gruß. Wir vermissen Dich alle wie verrückt, obwohl du gerade erst um die Ecke gebogen bist und werden Dich immer als den carlossigsten aller Flat Coated Retriever in Erinnerung behalten.
Deine
 

Jörg, Arlette, Emma, Margarete, Fidi und alle die Dich kannten und deswegen zwangsläufig mochten.
Ganz frisch aus der Kamera, wir stossen alle noch einmal auf Carlos an und sind dankbar, dass er unser Hund war.

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7 Kommentare

  • Och menno. *schnief* Das tut mir leid! Klar weiß man das dass irgendwann passiert, aber locker wegstecken kann mans deshalb trotzdem nicht. Und achteinhalb ist ja nun auch kein Alter für einen Hund.
    Ich stoß mit einem Glas Rotwein an auf Carlos. Dein Herrchen hat das toll geschrieben für dich!

  • Carlos, ich fand dich auch immer toll ??! Du warst der netteste riesengroße Schwarze Hund den ich kannte.

    Jörg, ich drück euch aus der Ferne ganz feste.

    Liebe Grüße
    Julia

  • Ich hebe mein Glas auf deinen besten Freund, den ich nicht kannte, aber von dem ich viel gehört hatte. Möge er im Hundehimmel über grüne Wiesen rennen und jede Nacht Stöckchen aus dem See holen.

    Ich drück dich
    Luci

  • Sehr sehr schön geschrieben, schnüff, es tut mir Leid für euch! Carlos wird es nun gut gehen!

    Herzlichst,
    Frau Mena.

  • Jörg, ich lese es gerade und es macht mich tatsächlich traurig. Wenn der treue Weggefährte wegbleibt entsteht eine andere Leere. Wit hatten nach langer Zeit in Bremen ja kurz die Zeit gefunden gemeinsam mit unseren Hunden zu spazieren. Er ist jetzt im Hundehimmel.

  • Wie traurig! Ich hoffe Deine Kinder nehmen es nicht so schwer. Als die Nachbarskatze gestorben ist (die fast mehr bei uns war, als bei den Nachbarn), hat meine 5-jährige viele Abende geweint (und ich mit ihr).

    Er ist nun ein Stern am Sternenhimmel, wie Lizzy es auch ist!

    LG, Kirsten

  • vielen dank, für die vielen netten worte. wir sind natürlich alle traurig, dass carlos nicht mehr da ist, aber er hatte dabei echt das glück, dass er bis zum letzten moment, mitten im leben stand. keine operationen, keine nervigen behandlungen, kein stress und kein zirkus. da war der zeitpunkt als es von jetzt auf gleich nicht mehr weiter ging und dann war sofort feierabend. mehr kann man nicht verlangen und so wünscht man jedem von der welt zu kommen, ohne sch zu quälen. carlos geht es dabei sicher gut und deswegen sind wir auch im unglück damit zufrieden.

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