Rosenkohl wie in der DDR

Ich kenne kaum ein Gemüse, das so kontrovers gemocht, oder gehasst wird wie Rosenkohl. Vielleicht noch Sellerie, aber das war es dann auch schon. Ich mochte auch lange Zeit keinen Rosenkohl. Wenn man ehrlich ist, liegt es eigentlich immer an dem ersten Erlebnis, das man mit einer Gemüsesorte hat und da ist dann meistens die Mutter, oder die Oma schuld. Hinzu kommt die Tatsache, dass sich die Geschmacksnerven an vieles erst einmal gewöhnen müssen, oder für komplizierte Geschmäcker ein paar Anläufe brauchen.  Ich kann für mich aber behaupten, dass es bei mir an der schlechten Zubereitung lag, Gemüse immer brutal tot zu kochen, mies zu würzen und vielleicht auch noch unter einer lieblos gemachten Soße zu verstecken. Deswegen habe ich mich sehr gefreut, in meinem DDR Kochbuch “Wir kochen gut” ein ganz schlichtes Rezept für die Zubereitung von Rosenkohl zu finden, mit dem sich jeder erstmal wieder auf null bringen kann. Danach darf jeder noch einmal neu beurteilen, ob Rosenkohl schmeckt, oder nicht.


Zutaten für 4 Personen:

1 Kilo Rosenkohl
1/2 Teelöffel Salz
1 Prise Muskatnuss
50 Gramm Butter
heißes Wasser zum Bedecken des Topfboden
(Pfeffer)
Wir sind 6 Leute zuhause, aber davon sind eben auch 4 kleine Kinder von 3 bis 9 dabei. Deswegen rechne ich das Rezept für 4 Erwachsene als Beilage.
Rosenkohl unten abschneiden und die dunkelgrünen Blätter abziehen.
Ich finde das Rezept spannend, weil es total anders ist, als ich das bisher kannte. Die Zubereitungsart meiner Oma war den Rosenkohl in schlecht gewürztem Wasser (mit Maggi Fondor) so lange zu kochen, bis er in 1000 Teile zerfallen ist. Meine Mutter hat dann später einen Dampfgarereinsatz mit weniger Wasser benutzt, aber auch viel zu lange und genau so schlecht gewürzt.
Topf auf den Herd stellen, Platte volle Pulle anstellen und 50 Gramm Butter schmelzen. Das DDR Kochbuch sagt Margarine, aber die benutze ich nicht, weil man sie normal nicht ohne Palmöl bekommt. Da bei mir aber möglichst schonend für den Regenwald gekocht wird, vermeide ich Palmöl, wo es nur irgendwie geht. Butter erhitzen
Den Rosenkohl in den Topf geben und in der Butter schwenken. NIEMALS umrühren, nur den Topf hochnehmen und schütteln. Setzt schon mal heißes Wasser auf, mit dem Wasserkocher. Das brauchen wir später. Nicht viel, nur so dass man den Topfboden bedecken kann.

Der Rosenkohl fängt dann an von der Butter zu glänzen.
Wenn der Rosenkohl nicht mehr roh aussieht, mit Salz (nach Gefühl und Geschmack, sowie einer Prise Muskatnuss würzen. Ich weiß nicht warum, aber das DDR Rezept hat wie bei allen Rezepten, die ich aus dem Kochbuch nachgekocht habe, von Haus aus keinen Pfeffer als Gewürz aufgeführt. Trotzdem nehme ich natürlich ein paar Umdrehungen Pfeffer aus der Mühle zum Würzen. Wäre mir sonst zu langweilig.
Nun kommt das heiße Wasser aus dem Wasserkocher, oder wie immer Ihr heißes Wasser macht, in den Topf.
Der Rosenkohl soll nicht bedeckt sein, nur der Topfboden
Danach wieder den Rosenkohl kurz durch den Topf schütteln, damit alle Stellen mal drankommen.
Hitze auf mittlere Hitze reduzieren und einen Deckel auf den Topf legen.
Je nachdem wie weich Ihr den Rosenkohl mögt, dauert nun die Garzeit. Ich habe 6 Minuten gewählt, weil ich gerne noch ein wenig Biss habe. Früher total undenkbar. Meine Oma hat den Rosenkohl bestimmt so lange gekocht, wie Ihre Kartoffeln.
Zum Servieren den Rosenkohl, inklusive der Flüssigkeit aus dem Topf, in eine Schüssel umfüllen und mit gehackter Petersilie bestreuen.
Der Rosenkohl sieht immer noch schön grün und frisch aus. Prinzessin Schnekerliese wusste sowieso schon ganz genau, dass man den unmöglich essen kann (nur den miesen in der Schule), die anderen drei Blagen wollten erstmal abwarten. Meine Frau sagte, sie mag mal Rosenkohl und mal nicht. Ich habe schon Jahre vorher meinen Frieden damit gemacht und es ging mir nur darum zu wissen, ob er mir der so auch schmeckt.
Der Rosenkohl schmeckt total lecker. Gut gesalzen, schön gebuttert, schön definiert zwischen den Blättern. Ich finde den so schlicht richtig gut und der ist auch gar nicht wirklich schlicht, sondern genau auf den Punkt. Unter dem sollte man es nicht machen. Nicht aus der Kühltruhe, nicht schwimmend in Wasser gegart, nicht übergart.
Das DDR Rezept aus “Wir kochen gut” verweist als begleitende Soße noch auf eine Tomatenbechamelsoße, die ich in vorauseilendem Gehorsam natürlich ebenfalls gemacht habe und Euch auch noch zeige. Dagegen können alle halbherzigen Mehlschwitzen einpacken.
Gar nicht schlecht für einen Mittwoch, oder? Das erfahrt Ihr auch noch.


Egal wie, ist das eine total leckere Art sich Rosenkohl gefügig zu machen, damit man nie wieder sagen muss, dass er einem nicht schmeckt. Da kann man dann hinterher nur noch sagen, DEIN Rosenkohl schmeckt mir nicht, weil ich weiß wie es besser geht. Damit macht man sich viele Freunde 😉
Ich wünsche viel Spaß beim Nachkochen und einen guten Appetit.

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10 Kommentare

  • kochaddict

    Strike!! Ich kenn wirklich nur Leute die Rosenkohl lieben oder hassen…ähnlich ist es mit Sellerie und Fenchel..
    aber zumindest mit Rosenkohl ist es oft-wie bei dir- einfach die Erfahrung, dass er falsch zubereitet wurde.
    Als Kind habe ich Rosenkohl gehasst, nun ist es einer meiner Lieblingsgemüse (zumindest in den nicht sommerlichen Monaten)..ganz abgesehen davon ist Rosenkohl super gesund und reich an allem was wenige andere Gemüse so bieten.

    • sehe ich auch so bei gemüse. alles eine frage der zubereitung. seit ich meinen blog habe, habe ich mir schon ganz viele gemüse erkocht. sellerie ist dabei, fenchel ebenfalls. ich komme dabei immer wieder bei der schlechten kocherei raus, die einem irgendwann mal präsentiert wurde. viel zu wenig gewürzt und mit so miesen garpunkten. wenn gar nix geht, einfach panieren.

  • Rosenkohl als Basis für Kohlrouladen … Das wäre doch mal was.

    Zu oben: Jess! So geht Rosenkohl, aber die Bechermehl? Neeneenee, so gehört das nicht. Das Kochwasser wird gebunden, mit etwas Milch/Sahne/SaureSahne geebnet und abgeschmeckt. Zum Schluss noch ein paar Butterstückchen eingerührt und über die Salzkartoffeln gefüllt 😉

  • Sascha Wüstemann

    Das kannte ich schon immer so.
    Finde ich sehr lecker.
    Schön, dass bei dir zu lesen,
    wenn die Zubereitung sooo unbekannt ist!
    😀

    • ob das so unbekannt ist weiß ich nicht, aber mit dem anspruch irgendwie alles im blog zu haben, muss ich auch so ne schlichte variante dabei haben. ich bin ja ein großer freund von schlichtheit

  • Vivian

    Ich stäube am Ende noch im Topf etwas Mehl drüber und schwenke nochmal durch. So habe ich es von meiner Oma gelernt und so mögen wir das.
    Inwzischen gibt es aber immer öfter mal gebratenen Rosenkohl (Jerusalem-Kochbuch). Völlig anderes Geschmackserlebnis und so kriegt man sogar Rosenkohlhasser an dieses Gemüse 🙂

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