Birnen Bohnen und Speck

Die norddeutsche Küche erfährt außerhalb Norddeutschlands eher wenig Aufmerksamkeit und noch weniger Anerkennung. Ich kann das nachvollziehen, wenn zum unscheinbaren Äußeren, auch noch schlumpige Verarbeitung hinzu kommt. Die einzigen Küchen, die übergangslos genau so schlecht sind, oder noch schlechter, sind die in Brandenburg und Sachsen-Anhalt. Meistens Schwein, viel Wintergemüse, eher fettig und meistens totgegart as fuck. Da muss man entweder reingeboren worden sein, oder man erkocht sich das mit dem Alter. Ich hätte das früher nicht mit spitzen Fingern angefasst, schon wegen der Kombination nicht. Es ist aber ein traditionelles Herbstgericht aus Hamburg und dem alten Land und tradionellen Obstgegenden um den Elbe-Nordseebereich herum. Mittlerweile habe ich meinen Frieden damit gemacht und stecke viel Liebe in die Zubereitung, damit es garantiert schmeckt. Ausgangspunkt war dieses Mal mein Nachbar Enrico, der mir Birnen von seinem Birnenbaum gebracht hat. Somit hatte ich einen guten Grund, um damit etwas zu kochen.

Zutaten:

400 Gramm Bauchspeck
1 Zwiebel 500 Gramm
50 Milliliter Schmalz, Butter, oder neutrales Öl
500 Gramm grüne Bohnen
1,5 Liter Brühe (anklicken)
1 Kilo Birnen
2 Esslöffel Bohnenkraut
2 Esslöffel Kartoffelmehl mit Wasser aufgelöst
1 Teelöffel Salz
reichlich Pfeffer aus der Mühle

Beilage:

1 Kilo Salzkartoffeln
1 Esslöffel Salz
1 Stich Butter
Petersilie

Öl im Topf erhitzen

Zwiebel abziehen

Zwiebel zerkleinern.

Schweinebauch und Zwiebeln im Topf anschwitzen. Erstmal Vollgas geben.

Grüne Bohnen waschen

Zwiebeln und Bauchfleisch wenden

Selbst gemachte Brühe als Basis. Ich habe Gemüsebrühe genommen, aber eine Brühe vom Schwein wäre auch toll.

Wenn die Zwiebeln an den Rändern braun werden, kommt die Brühe in den Topf. Aufkochen lassen.

Bohnen an den Enden abschneiden

Kartoffeln abwiegen

Kartoffeln schälen

Kartoffeln kalt aufsetzen, einen Esslöffel Salz verwenden und dann 17 bis 18 Minuten in einem separatem Topf kochen. Könnte man auch mit den anderen Zutaten im Topf kochen, aber die Kartoffeln dämpfen den Geschmack und nachdem das bei meinem letzten One Pot Gericht so schlecht angekommen ist, fand ich die Kartoffeln separat besser und dann können die alle unkundigen die mit Quark essen, falls denen das Hauptgericht nicht passt.

Brühe köchelt leicht auf der anderen Platte

Bohnen in den Topf geben

Bohnen in die Brühe geben

Nicht sprudelnd kochen, damit der Bauchspeck nicht zäh wird.

Jetzt schnell die Birnen schälen, damit die auch in den Topf können.

Bohnenkraut in den Suppentopf geben

Das duftet total gut, wenn man es frisch hätte, natürlich noch besser

Birnen schälen und entkernen

Birnen in den Topf geben

10 bis 15 Minuten garen, die Birnen sollen nicht zerfallen

Kartoffelmehl mit Wasser auflösen

Mit Wasser klumpenfrei verrühren

Aufgelöste Stärke in den Topf geben

Aufkochen und dabei verrühren, damit sich keine Klumpen bilden.

Bauchspeck entnehmen

Bauchspeck mundgerecht schneiden

Bauchspeck kommt wieder in die Suppe.

Die Suppe hat eine schöne Konsistenz

Vor dem Servieren mit Pfeffer und Salz abschmecken

Kartoffeln sind auch gar

Petersilie einstreuen

Butter für den Geschmack

Im tiefen Teller serviert. Schmeckt ganz hervorragend nach frischem Gemüse, geräuchertem Bauchspeck, selbst gemachter Brühe und die Birnen geben eine angenehme Süße ab, die sehr gut dazu passt.

Lasst Euch darauf ein und erfreut Euch an dieser stimmigen Geschmackskombination für die kalte Jahreshälfte, oder macht es wie alle außer Margarete und lehnt es ab wegen Speck, wegen Dienstag, wegen Birne, wegen der Kombination, oder weil ihr ja nicht wisst, ob es schmeckt. Das findet man natürlich besonders gut heraus, wenn man es gar nicht erst probiert, weil es ja vielleicht nicht schmecken könnte. Den Rest hat dann Enrico bekommen, immerhin waren es seine Birnen. Der hat es ausdrücklich gelobt.

Ich wünsche viel Spaß beim Nachkochen und einen guten Appetit.

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10 Kommentare

  • Ute Franz

    Hallo und guten morgen aus Sachsen-Anhalt. Ich kannte dieses Gericht nicht. Aus der Anhaltiner Küche kenne ich weiße Bohnen mit Birnen und Speck süß-sauer sowie Birnen-Kartoffelsupe mit Speck. Für Sachsen-Anhalt kann ich nicht sprechen, aber für Anhalt. Dieser Landstrich zeichnete sich nicht durch Reichtum aus. Um weigstens etwas Obst für die Menschen zu haben, wurden auf Geheiß des Fürstenhauses Obstbäume an den Straßenrändern gepflanzt. In ländlichen Gegenden findet man noch solche Alleen. Einiges aus den Rezepten der Anhaltischen Küche koche ich gerne nach. Dieser Tage gibt es lose Leberwust lose Rotwurst (beides mit Salz-Dill-Gurken statt mit Sauerkraut). Dann wird es noch Linsensuppe süß-sauer mit Backpflaumen und Rotwurst geben. Allerdings sind das alles Gerichte, mit denen man Menschen jüngeren Alters nicht an den Tisch lockt. Dein Gericht wird definitv nachgkocht.

    • hallo ute, das finde ich im osten generell toll, dass da überall obstbäume am straßenrand stehen. davon habe ich jahrelang in marzahn-hellersdorf marmelade gekocht, als ich zu arm war, irgendwas zu kaufen. die in anhalt halten sich auch noch für norddeutsch. da gibt es jede menge schilder, dass es sich um norddeutsche backsteingotik handelt.

      • Ute Franz

        Da meinst Du sicher das Unesco Welterbe Dessau Wörlitzer Gartenreich. Wir wohnen am Rand eines Teils, dem Georgengarten. Aber Anhalt hat noch mehr Geschichte: Der alte Dessauer, die Philantropen, das Holzpantoffelgymnasium, Vater Franz, Fürstin Louise und auch das hochgelobte Bauhaus, Gropius usw, zu dem ich eine konträre Meinung zum öffentlichen Mainstream habe, auch durch Familiengeschichte. Aber leider gerät die Küche aus Anhalt immer mehr in Vergessenheit. Meine Schwiegermutter hat mir manches Rezept dazu hinterlassen.

        • nein, ich meine das jerichower land. ich hatte da mal einen quadkunden, der immer geschafft hat das teil zu killen. da musste ich dann immer mit dem sprinter in die pampa fahren und das teil einsammeln und wieder ausliefern. ist aber schon verjährt

  • Die Art der Zubereitung gefällt mir. Bisher kenne ich Gerichte mit diesem Namen nur vom Bild bzw. Bewegtbild, aber dies ist die Variante, die ich auch mal probieren würde. Wesentlicher Unterschied zu dem, was ich bisher sah: Hier bildet BBS eine Einheit, bisher sah ich das alles nur sehr getrennt auf dem Teller.
    Das ist ähnliche wie bei “Himmel und Erde”, die direkte Kombination von Kartoffeln und Äpfeln finde ich da auch besser als die getrennte Zubereitung und Servierung. Bei Deiner Variente von BBS bin ich gerade noch am überlegen, wie man das mit H&E kombinieren könnte. Vielleicht BBS nicht so flüssig, sehr viel weniger Wasser, und dann Brat-H&E als “Sättigungsbeilage”, statt nur der SK wie hier. 😀

  • Vivian

    Ich kannte das auch nicht bis ich einen waschechten Hamburger geheiratet habe. Das war sein Lieblingsessen (ist es vermutlich immer noch aber nicht mehr mein Problem)
    Also lernte ich wie man das zubereitet. Muss aber sagen, mein Geschmack ist es nicht. Ich mag nicht so gern Obst in herzhaften Gerichten. Mein Mann fand das aber exrem lecker und hat reingehauen.

  • Anne

    An normalen Tagen hätte ich meinem Nachwuchs mit sowas auch nicht kommen brauchen. Aber , wenn die im Winter bei minus zweistellig draußen aufm Bolzplatz waren und dann halb verhungert heimgekommen sind, und man denen dann so einen Eintopf hingestellt hat , haben die den ganzen Topf leergefuttert.
    Und beim Wandern war Gemüseeintopf auf Berghütten dann plötzlich Kult…

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