Eiersalat – aufgehübschter Klassiker

Jede Generation hat ihre eigenen Klassiker auf dem Tisch. Als ich klein war, gab es bei den ganzen Onkels und Tanten bei jeder Feier immer vom Schlachter zusammengestellte Platten zu Brot und Butter. Die Highlights waren immer vermeintlich hausgemachte Salate, mit viel Mayonnaise, ein bisschen Säure und viel Zucker. Das haben sie tapfer durchgehalten vom Fleischsalat bis zum Eiersalat. Das wurde in den Achtzigern dann von warmen Platten mit Braten abgelöst, aber die ganzen Siebziger hindurch, gab es diese retrospektiv ziemlich scheußlichen Salate, die höchstwahrscheinlich das Geschmacksempfinden ganzer Generationen geprägt haben. Meine ehrenwerteste Aufgabe ist es nun, diese alten Klassiker zu entmotten, zu entstauben und ins neue Jahrtausend zu überführen.

Zutaten

6 Eier hartgekocht
200 Gramm Bio Champignons
4 Lauchzwiebeln
1 Becher Saure Sahne
Salz
Pfeffer
Zucker
Essig
Pflanzenöl 

Ich kenne eigentlich keinen Schlachter, der seine Salate selbst macht, sonst hätten die nicht immer so komische 10 Kilo Eimer der üblichen verdächtigen Produzenten rumstehen. Das bedeutet dann auch, dass da mit Benzoesäure gearbeitet wird und dass alles auf Haltbarkeit und nicht auf Geschmack getrimmt wird. Schade eigentlich, dass wirtschaftliche Interessen immer mehr Einfluss auf das Produkt haben, als dass es dem der es konsumiert schmeckt und dessen Wohlbefinden dienlich ist. Von dem Zeug aus dem gleichen Stall, das im Supermarkt im Kühlregal steht, kann man dann auch im gleichen Atemzug reden. Das braucht auch keiner und das ist auch so ein Grund für das große Fleischereisterben seit Euroeinführung, dass dem Konsumenten so wie beim Bäcker, nicht klar ist, wieso er beim Möchtegernhandwerker in der Schlachterei mehr bezahlen soll, um dort für viel Geld, oder weniger Geld im Supermarkt, nur die gleiche Scheiße serviert zu bekommen. Schaffen wir die Salate jetzt ab, oder geben wir ihnen einfach mal Ihre Würde zurück? Wenn’s Dir nicht gefällt, mach neu!

Ich finde es ziemlich sexy, wenn man aus wenigen Zutaten einen vollen Geschmack zaubern kann. Mehr braucht es nicht. Saisonal kann man auch Spargel in den Eiersalat geben, aber eben nicht im Herbst, weil der Spargel dann von sonstwo kommt und nix kann. Also gar nicht erst verarbeiten, wenn irgendwas keine Saison hat.

Die sechs Eier mit dem Eierschneider zerkleinern

Danach die Champignons in dünne Scheiben schneiden. 

Ich hatte das Glück, dass ich die Bio Champignons im “Ausverkauf” am Samstag für 99 Cent bekommen habe. Die sind aber auch für € 1,99 ihr Geld wert. Nach dem Braten sind die deutlich fester als konventionelle Ware. Geschmacklich machen Pilze ja nichts anderes, als was man ihnen mit Gewürzen erzählt, aber im Mund fühlen sich Bio Champignons schon deutlich besser an. 

Ich habe in der Pfanne Pflanzenöl erhitzt. Ich finde das zu einem Eiersalat ziemlich neutral. Für Olivenöl möchte ich 1500 km weiter im Süden sein und das wäre mir in unseren Breitengraden zu dominant.

Die Champignons brate ich bei mittlerer Hitze.

Würzen mit Salz und Pfeffer, wenn sie schon ein bisschen Farbe und den richtigen Biss beim Kauen haben. 

Danach gleich vom Herd nehmen und aus der Pfanne, in die Salatschüssel zu den Eiern geben. Ansonsten würde das Salz, bei einer heißen Pfanne, die Flüssigkeit aus den Champignons ziehen und dann werden sie schnell lappig. Bei jedem gekauften Salat, wären die Champignons maximal gekocht und nicht mit Liebe gebraten. 

Jetzt haben wir zwei gegarte Komponenten in der Schüssel und ein Salat sollte auch eine frische Note haben. Wie pappige Fertigsalate schmecken, wissen wir ja alle, also adeln wir unseren Eiersalat, mit der entscheidenden frischen Zutat, die uns in eine andere Salatliga bringt, nämlich frischen Lauchzwiebeln. 

Lauchzwiebeln haben den Vorteil, dass sie optisch durch die Farbe schon Frische signalisieren, obendrein schmecken sie auch noch sehr dezent, im Vergleich zu einer Zwiebel. So einen dominanten Geschmacksbringer, können wir in einem Eiersalat nicht gebrauchen, deswegen ist die Lauchzwiebel unsere erste Wahl für Optik und Geschmack. 

Die zerkleinerten Lauchzwiebeln kommen auch in die Salatschüssel.

Wir würzen mit Salz, Pfeffer und Zucker.

Dann noch Essig, Öl und einen Topf saure Sahne dazu geben

Vorsichtig umrühren und keine hektischen Bewegungen. Das Eigelb löst sich weitestgehend aus den in Ringe geschnittenen Eiern und dickt das Dressing ein wenig an. Dadurch, dass wir saure Sahne statt Mayonnaise genommen haben, schmeckt der Salat sehr leicht.

Um dem Eiersalat eine angemessene Unterlage zu bieten, habe ich ein Dinkel Nussbrot gebacken. Natürlich kann ich auch ein fertig gekauftes Brot nehmen, aber ich zeige Euch in meinem Blog gerne die Kochtaliban Version, in Sachen Verweigerung und reiner Lehre. Wieso Industriemüll kaufen, wenn ich es ohne große Mühe auch selbst nach den eigenen Wünschen und Ansprüchen herstellen kann? Das läuft quasi nebenbei zum Fernsehprogramm, oder der Abendunterhaltung.

Hier bin ich dann irgendwie an meine Grenzen gestoßen, Eiersalat gut aussehen zu lassen. 

Wenn Ihr bislang nur fertigen Eiersalat kennt, werdet Ihr feststellen, dass diese unsinnige süß-sauer Geschmackskombi fehlt, die nur der Haltbarkeit dient. Der Geschmack ist total geradlinig auf die Eier ausgerichtet und es schmeckt auch nach gekochten Ei, mit dezenter Säure, leckeren Champignons, die für ein gutes Mundgefühl sorgen und dem Frischekick durch die Lauchzwiebeln.

Ich mag dieses Wortspiel eigentlich nicht, dass einem irgendwas so gut schmeckt, dass man sich hineinsetzen möchte, aber wer das unter Euch als Redewendung benutzt, weiß jetzt, wie es schmeckt. Einfach ganz toll und so unerwartet rund. Wenn man dafür noch Bio Eier vom Bauern nehmen würde, wäre es wohl gar nicht mehr zum Aushalten. 

Das hier ist meine absolute Empfehlung für ein rustikales Essen, das man gut vorbereiten kann, oder auch nur als Teil eines Menüs zu verwenden. Es muss nur in den Kontext passen. Futtern wie bei Muttern, Landküche, oder sowas in der Richtung würde auf jeden Fall gut dazu passen.  

Im Kühlschrank hält sich das auch ein paar Tage, Ihr habt also genug Gelegenheit Euch damit immer wieder selbst zu begeistern. 

Ich wünsche gutes Gelingen beim Nachkochen und einen guten Appetit.

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