Wo kann man in Deutschland eigentlich am rustikalsten Essen?
Schon mal in Thüringen gewesen? Wenn jemand noch nie dort war und ich dem Thüringen erklären sollte, würde ich sagen, Thüringen ist ungefähr so, als wenn man den Landstrich Franken in die Zone exportiert und dort ein paar Bayern ausgesetzt hätte, die sächsisch reden und von früh bis spät nur Bratwurst essen. Moment, ich gehe dann mal eben in Deckung 😉 .

Die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte. Landschaftlich ist es sehr schön, ähnlich wie Franken, die Thüringer sind so ein bisschen ruppig wie Bayern und haben in den meisten Gegenden einen Dialekt, den unkundige leicht für Sächsisch halten könnten.
Natürlich sind die auch ein Freistaat wie Sachsen und Bayern und eigentlich brauchen sie den Rest der Republik nicht und alleine würde es ihnen am besten gehen. Wenn das geklärt ist, kann man dort auch ausgezeichnet rustikal essen und die tolle Landschaft geniessen. Mein Lieblingsplatz in Thüringen ist seit fünfzehn Jahren das Panoramahotel Marienturm in Rudolstadt.
Zutatenliste für 4 Personen
1 Kilo Thüringer Bratwurst
Kartoffelpüree
5 Zwiebeln
1 Flasche dunkles Bier
Senf
Kümmel
Salz
Pfeffer
Zucker
Petersilie
Mehl
Sauerkraut

Vieles was ich seitdem über gut Kochen und Essen gelernt habe und worüber ich Euch heute berichten kann, verdanke ich meinem Lieblingswirt und Vorbild beim Kochen Stefan Neumann. Das habe ich ihm natürlich nie so gesagt, aber immer viel zugeschaut, probiert und analysiert. Nach fünfzehn Jahren, ist es irgendwie mal an der Zeit, für die Inspiration zu danken. Ich habe vorher noch nie jemanden gesehen, der so über Stunden seine Fonds einkocht und sein Fleisch so geduldig schmort und als Laie und Gast, muss Dir erstmal jemand überhaupt so einen EInblick gewähren. Ich würde heute höchstwahrscheinlich noch gekörnte Brühe nehmen, wenn er mir das nicht bei einem unserer extrem ausgedehnten und hochprozentigen Herrenabenden erläutert hätte, warum man so und nicht anders kocht, wie viel Liebe und Zeit man braucht und wie man respektvoll mit seinen Zutaten umgeht. Außerdem lernt man in Thüringen, dass man nicht gekocht hat, wenn kein Bier, keine Zwiebeln und kein Senf im Spiel ist. Zumindest nicht, wenn es eine Mahlzeit ist, die im Verdacht steht, auch gegrillt werden zu können.
Wenn jemand noch nie in Thüringen war und auch ansonsten nur wenig Interesse daran hat, von Thüringer Bratwurst, hat jeder schon einmal gehört. Die sollte man auch mal gegessen haben, denn ich kenne in Deutschland keine bessere.

Zwiebeln in Ringe schneiden
Zwiebeln in Mehl wenden. Damit schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe. Erstens nehmen die Zwiebeln so gut Farbe an und dann zweitens brauchen wir beim Binden der Soße weniger Stärke, wenn überhaupt. Ich habe die Soße am Ende nur über die Dauer eingekocht und mußte, nichts mehr zum Andicken dazu geben.
Sauerkraut in einem Topf erwärmen. Ich habe gekauftes Sauerkraut genommen, aber nachdem ich das als Produkt extrem langweilig finde, ist das eines meiner nächsten Projekte sowas selbst anzusetzen.
In einer Pfanne Pflanzenfett erhitzen
Zwiebeln in der Pfanne anbraten und mit Zucker, Salz und Pfeffer würzen
Temperatur auf mittlere Hitze runterdrehen
Wenn die Zwiebeln gut Farbe angenommen haben, die Flasche Bier zu den Zwiebeln in die Pfanne kippen.
Senf in die Soße geben. Senf brauchen wir für den typischen Geschmack und auch zum Binden der Soße.
Soße aufkochen
Soße auf kleinster Flamme einkochen lassen.
Wenn die Soße so schön sämig aussieht, dann kann man sie erst einmal vom Herd nehmen. Die kochen wir nur noch einmal kurz auf, wenn wir die Bratwürste servieren.
Na klar, eine Bratwurst ist vom Holzkohlegrill am besten. Habe ich aber leider nicht in meiner Küche und auch nicht vor der Tür, wenn ich um nach zwanzig Uhr am Kochen bin. Deswegen gibt es die Bratwurst aus der Pfanne und ich kann Euch glaubhaft versichern, dass man trotzdem nicht tot umfällt, wenn man sie so zubereitet. Echte Thüringer streiten sich mit einem auch darüber, ob die Bratwürste längs oder quer auf dem Rost liegen dürfen.Originalkommentar, längs machen nur Berliner. Die Bratwurst wird bei mittlerer Hitze von allen Seiten angebraten, bis sie rundherum eine ansprechende braune Farbe hat.
Zum Servieren Sauerkraut und Bierzwiebelsoße auf dem Teller drapieren.
Die Bratwurst legen wir auf den Soßenspiegel
Da ist sie wieder, die Stunde, die man immer braucht, wenn es Hand und Fuss haben soll.
Das ist die Abteilung Zeit, Liebe und Respekt und da ist nicht die Wurst schuld, dass es so lange dauert, sondern die eigene Annahme, wie lange man dafür braucht, die nicht auf frisch kochen basierend ist. Man kann die Beilagen und die Soße gut vorbereiten, wenn man die Wurst wenigstens vor dem Servieren frisch brät.
Deswegen schmeckt die Wurst auch besser als an der Frittenbude, das Püree nicht wie der Schrott aus der Packung und die Soße nicht, wie mit irgendwelchen dummen Verdickungsmitteln und dem Aromenschrott aus dem Labor.
So macht Ihr aus einem einfachen Alltagsessen, ein echtes Fest. Perfekt für den gemütlichen Abend mit Freunden und eine prima Unterlage für das ein oder andere Bier hinterher. Gutes Stichwort, ich muss dringend mal wieder nach Thüringen fahren.
Ich wünsche viel Spaß beim Nachkochen und wünsche einen guten Appetit.
Wir hatten vor kurzem Besuch aus Leipzig. Da hat der Mann hier auch Bierzwiebel gemacht. Lecker 🙂
Lieben Gruss
Alexandra
Was machen sie mit den Kümmel????
hallo henk, den kümmel streue ich in die soße ein. kann sein, dass ich den vergessen habe, zu erwähnen